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Mal angenommen, Donald Trump verliert die Präsidentschaftswahl in den USA. Was ändert sich dann? Und was vielleicht nicht?

[00:00:16]

Ich bin Marseiller Eberlein und ich bin Sophie von der Tann und wir spielen hier jede Woche ein Zukunftsszenario durch heute. Was wäre, wenn Donald Trump die Wahl verliert und Joe Biden Präsident wird?

[00:00:27]

Wenn es wirklich so kommt, dann könnte sich die Tagesschau in der Zukunft vielleicht mal so hier anhören.

[00:00:34]

Fast vier Jahre nachdem Joe Biden US-Präsident geworden ist, sind die USA Vorreiter beim internationalen Klimaschutz. Kein anderes Industrieland hat im vergangenen Jahr so viel CO2 eingespart. Unter dem Motto Make America great again arbeiten die USA nun beim Klimaschutz und in Handelsfragen eng mit China zusammen. Bei einem Besuch in Peking bezeichnete beiden heute Chinas Staatschef Xi Jinping als besten Freund.

[00:01:04]

Was wird aus den USA, wenn Donald Trump die Wahl verliert und beiden Präsident wird? Das wollen wir uns in dieser Folge anschauen. Und das ist natürlich muss man auch sagen, ein bisschen irre. Eigentlich werden wir uns alle Politikfelder vornehmen. Da können wir ja tagelang drüber reden. Deshalb picken wir uns heute einige wenige Themen raus Demokratie, Klimaschutz, Sicherheitspolitik und Handel. Was könnte sich in diesen Bereichen ändern, wenn beides gewinnt?

[00:01:31]

Ja, aber was eigentlich, wenn Biden zwar gewinnt, aber Trump erkennt das Ergebnis nicht an. Das könnte ja auch durchaus so kommen. Trump hat ja bisher offengelassen, ob er eine Niederlage überhaupt akzeptieren würde.

[00:01:40]

Da hätte man ja auch im Traum nicht gedacht, dass wir mal über so etwas sprechen würden. Aber ja, ob Trump das Ergebnis akzeptiert, ist unklar. Wegen Corona wählen ja viele Amerikaner jetzt per Briefwahl und Trump sagt Das wird zu massivem Wahlbetrug führen, obwohl alle Experten sagen Darauf gibt's absolut keine Hinweise bisher.

[00:02:00]

Es ist aber auf jeden Fall durch Coruña eine besondere Situation bei der Wahl. Diesmal, und das könnte Trump in die Hände spielen, wenn er Zweifel säen will am Wahlergebnis. Das hat mir ja Daniel Blatt erzählt. Der ist Politikprofessor in Harvard und hat ein extrem spannendes Buch geschrieben Wie Demokratien sterben. Definitiv eine Leseempfehlung. Und Daniel Siebert sagt Er macht sich große Sorgen, was passieren könnte, wenn Trump zwar verliert, aber dann das Ergebnis nicht anerkennt.

[00:02:25]

Ja, das ist ja kein Szenario. Der Krebs im Bett neigt. Das ist das Szenario, das mich nachts wach hält. Wegen der vielen Briefwahlstimmen wird es diesmal in der Wahlnacht kein Endergebnis geben. Und diese Unsicherheit, dass wir so eine Art Wahlabend nicht kennen. Das bietet eine perfekte Gelegenheit für jemanden wie Donald Trump zu sagen. A Wir wissen nicht, wer gewonnen hat. Könnte sagen, es gab allen möglichen Wahlbetrug und sich dann Storys dazu ausdenken. Das könnte sich dann bis zum nächsten Tag hinziehen.

[00:02:52]

Die Medien könnten sagen, es sieht so aus, als ob beiden gewonnen hat. Trump gesteht seine Niederlage nicht ein. Und dann würde es monatelange Rechtsstreits geben, die vor Gericht gelöst werden müssten.

[00:03:03]

So wie die sich ständig extended waren. Sarah Fuego Barrows HdB Reserve kurz ok.

[00:03:09]

Am Ende geht es vielleicht hoch bis zum Supreme Court, also zum Verfassungsgericht. Und das entscheidet dann für Trump. Ist so ein Szenario echt realistisch?

[00:03:18]

Naja, Daniel Blatt sagt, wenn beiden die Wahl klar gewinnt, dann wird das Gericht nicht trotzdem Trump zum Präsidenten machen. Sonst wird es auch seine eigene Legitimation untergraben. Aber wenn es sehr knapp ist in paar Bundesstaaten, auf die es ankommt, dann könnte das schon sein, dass das höchste Gericht Trump hilft, sagt er. Es könnte z.B. um so eine Frage gehen Wie sollen die Stimmen nochmal ausgezählt werden? Oder wird die Briefwahl Stimme X Ypsilon noch gezählt, auch wenn sie relativ spät erst abgeschickt wurde?

[00:03:46]

Vor allem gibt's ja im Supreme Court jetzt auch eine Mehrheit an eher konservativen Richtern, die auf Trumps Seite stehen könnten.

[00:03:53]

Genau, und eine neue konservative Richterin will Trump ja auch jetzt kurz vor der Wahl noch durchsetzen.

[00:03:58]

Ok. Also wenn die Wahl nur knapp für beiden ausgeht und Trump erkennt das Ergebnis nicht an, dann gibt's kaum eine Chance, ihn aus dem Amt zu kriegen.

[00:04:08]

Naja, es gibt schon noch Möglichkeiten. Ich sage mal, es gibt schon noch Sicherheitsgurte der Demokratie, hat mir Daniel Sepp Blatter erklärt.

[00:04:15]

In der Theorie zumindest gibt's die, also die Republikaner z.B. oder da gibt's ja durchaus auch Trump Kritiker. Die könnten ihnen doch einfach fallen lassen.

[00:04:23]

Ja, wäre möglich, aber die letzten 4 Jahre haben sie das auch nicht gemacht. Egal welche Regeln Trump gebrochen hat. Deshalb hat Daniel Sibylla zumindest auch wenig Hoffnung, dass das jetzt nach der Wahl anders wäre. Durch Trump könnten die Republikaner ja auch einfach weiter an der Macht bleiben.

[00:04:38]

Also so richtig sicher sind viele Sicherheitsgurte der Demokratie nicht. Wenn beide nur knapp gewinnt, dann könnte das tatsächlich eine ganz schwierige Kiste werden. Trump aus dem Amt zu entfernen ja, so sieht es aus. Wahrscheinlich. Aber wenns klar ausgeht für beiden. Die Umfragen sprechen ja aktuell dafür. Was er dann ja auch. Dann könnte Trump sagen Ich gehe nicht.

[00:05:00]

Und dann würde dann das Militär eingreifen.

[00:05:03]

Der höchste General hat gesagt, dass sich das Militär raushalten wird. Aber es ist schon ziemlich krass, dass wir überhaupt über so eine Möglichkeit sprechen müssen.

[00:05:12]

Alternativ wäre es auch noch möglich, dass der Secret Service Trump aus dem Weißen Haus irgendwann rausschmeißt, weil spätestens ab Ende Januar, wenn der neue Präsident ins Amt kommen soll, dann wäre Trump ja quasi einfach ein Hausbesetzer dort, also der Secret Service, die Personenschützer des Präsidenten, die könnten am Ende quasi einfach raustragen.

[00:05:31]

Na ja, klingt irre, aber im Extremfall ja. Ich glaube, letztlich hängt da auch viel davon ab, wie klar der Sieg für beiden ist und auch, wie die Stimmung dazu auf der Straße ist.

[00:05:41]

Apropos Stimmung auf der Straße. Wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass das Ganze in Gewalt endet? Manche sprechen ja schon von einem möglichen Bürgerkrieg nach der Wahl.

[00:05:51]

Naja, die Wahlbeobachter zum Beispiel für Donald Trump. Die nennen sich Army vor Trump, also total militaristische Rhetorik. Und viele von denen sind auch bewaffnet. Aber Daniel Sibylla zumindest hofft, dass die Vernunft. Am Ende durchsetzt einige DnD the day of the victory is over warming. Der Pippo kam nie. Ich denke, wenn der Sieg überwältigend ist, dann werden sich die Menschen am Ende damit abfinden. Und ich hoffe zumindest, dass ein großer Teil der Rhetorik mehr Rhetorik ist und dass die Menschen erkennen, wie viel es zu verlieren gibt.

[00:06:23]

Sogar die Republikaner Evan und Hawkins.

[00:06:26]

Puh. Also hoffen auf Vernunft. Ja, Trump hat die Demokratie einfach schon ziemlich beschädigt in den letzten vier Jahren. Daniel Sehr blah.

[00:06:34]

Zum Beispiel sind in seinem Buch vor allem die ungeschriebenen Regeln wichtig, die zum Funktionieren der Demokratie dazugehören und die Trump gebrochen hat. Also sowas wie dem politischen Gegner nicht die Legitimität absprechen, nicht komplett das ausreizen, was rechtlich gehen würde. Und Trump hat Gewalt geduldet und dazu ermutigt. Und so weiter und so fort. Da ist viel passiert.

[00:06:56]

Würde beiden sich denn wieder an diese ungeschriebenen Regeln halten?

[00:07:00]

Ja, sein erster Impuls wäre das wahrscheinlich. Beiden ist ja seit vielen Jahren im US-Senat. Er ist quasi ein Kind des Systems. Aber Daniel Blatt, der Demokratieforschung von der Harvard Uni da findet zumindest wenn die Demokraten jetzt die Zeit zurückdrehen wollen, das wäre keine so besonders gute Idee.

[00:07:18]

Buehne Sitznachbarin by the rules Wenn sich die andere Seite nicht an die Regeln hält, macht es wenig Sinn, sich selber an die Regeln zu halten. Wie bei einem Boxkampf. Wenn man ständig unter die Gürtellinie geschlagen wird, bindet man sich auch nicht eine Hand auf den Rücken und nimmt die Schläge weiterhin. Das ist ein Fehler. Aber ich halte es auch für einen Fehler, wenn die Demokraten auf die gleiche Weise reagieren. Ich glaube, es gibt noch eine dritte Möglichkeit, nämlich wenn die ungeschriebenen Regeln gebrochen werden, dann ersetzt man sie mit geschriebenen.

[00:07:46]

Also man macht neue Gesetze, man ändert die Verfassung.

[00:07:50]

New Constantia Junge Menschen, also Demokraten, sollten die Regeln ändern, besser machen, findet er ja, zum Beispiel beim Wahlrecht. Wir kennen das ja aus Deutschland. Da kriegt jeder, wenn er alt genug ist, die Wahlunterlagen einfach automatisch per Post zugeschickt. In den USA ist das ja oft komplizierter. In vielen Bundesstaaten ist man nicht automatisch als Wähler registriert, zum Beispiel. Auch Wahllokale gibt's da teilweise viel zu wenige. Da stehen ja jetzt gerade auch wieder riesige Schlangen von Menschen zum Wählen an.

[00:08:17]

Teilweise. Und ja, das hält natürlich vom Wählen ab. Das schreckt ab. Das beides könnten die Demokraten relativ einfach verbessern mit einem neuen Wahlgesetz, sagt Daniel Blatt. Dafür bräuchten sie auch nur einfache Mehrheiten im Repräsentantenhaus und im Senat.

[00:08:33]

Aber für viele grundlegende Veränderungen müsste man wahrscheinlich die Verfassung ändern, oder? Und das wäre ja dann nicht so einfach.

[00:08:40]

Nein, absolut. Sowas wie dass Wahlmänner System abschaffen zum Beispiel und einführen, dass einfach die Person Präsident wird, die in den ganzen USA insgesamt die meisten Stimmen gewonnen hat. Für solche Sachen müsste man die Verfassung ändern und das sind hohe Hürden. Das ist auch unrealistisch für die nächste Zeit.

[00:08:56]

Okay, also einige Regeln könnten die Demokraten schon ändern, aber das würde doch wahrscheinlich auch viel Gegenwind bei den Republikanern erzeugen.

[00:09:05]

Auf jeden Fall. Die Republikaner werden wahrscheinlich versuchen, alles zu blockieren. Und generell muss man sagen Die Polarisierung in den USA, dieses tiefe, tiefe Misstrauen, die Angst zwischen beiden Seiten, zwischen Republikanern und Demokraten, die wird bleiben, sagt ein Josey Blatt. Und für die Frage, was die Demokraten und Joe Biden überhaupt verändern können, dafür wird entscheidend sein, wie groß ihre Mehrheiten am Ende sind, ob sie überhaupt eine bekommen, z.B. im US-Senat. Vor allem das.

[00:09:32]

Das könnte fast so wichtig werden wie die Frage, wer Präsident wird.

[00:09:44]

Jetzt gehen wir aber mal davon aus, dass Joe Biden tatsächlich im Weißen Haus landet. Was würde sich dann ändern?

[00:09:51]

Gehen wir doch mal ein paar Punkte durch. Erstmal Klimaschutz. Die USA waren da ja nie ein Vorreiter. Aber jetzt ist mit Trump jemand Präsident, der leugnet, dass der Mensch überhaupt was mit dem Klimawandel zu tun hat. Das Pariser Klimaabkommen, das die ganze Welt mühevoll verhandelt hat, jahrelang. Das hat Trump aufgekündigt. Trump will mehr Strom aus Kohlekraftwerken in Schutzgebieten nach Öl bohren und verbreitet z.B. auch die These, dass Windräder Krebs verursachen. Wow!

[00:10:20]

Was würde sich denn unter einem US-Präsidenten beiden ändern?

[00:10:23]

Beim Thema Klimaschutz eine Menge vermutlich. Beiden will dem Pariser Klimaabkommen wieder beitreten und auch viel mehr Geld in Klimaschutz stecken. Also auch, weil er da richtig Druck kriegt vom linken Flügel seiner Partei bei dem Thema. Das hat mir Laura an Viola erzählt. Sie ist Professorin für Außenpolitik an der Freien Universität Berlin. Beiden hat ein Programm angekündigt, was ungefähr 2 Billionen Dollar kosten würde. Das ist ungefähr so zehnmal mehr als die Kosten von Obamas Klimapolitik. Also ist es deutlich viel mehr Geld, was beide investieren möchte.

[00:11:01]

Er hat auch schon angekündigt, dass er würde versuchen, das Land auf Elektroautos umsteigen zu lassen, wie z.B. in Kalifornien neulich angekündigt. Und er würde z.B. auch Clean Energy Regulierungen wieder einführen. Und er hat auch gesagt, dass er würde diese Klimapolitik auch viel mehr in sein Außenpolitik mit reinnehmen.

[00:11:23]

Ok. Also da kann man schon Hoffnung haben, dass sich beim Klimaschutz in den USA wirklich etwas bewegt mit beiden.

[00:11:29]

Ich meine, die USA sind verantwortlich für 13 prozent aller Treibhausgase weltweit Platz 2 hinter China. Also wenn die USA wirklich umsteuern würden, dann könnte das dem Klima richtig was bringen.

[00:11:42]

Wäre beides Plan denn wirklich ein großer Schritt beim Klimaschutz oder eher so ein ganz kleiner erster?

[00:11:48]

Naja, schon ein größerer beiden will z.B. bis 2035 allen Strom in den USA aus erneuerbaren Energien beziehen.

[00:11:56]

Ok, das war schon eine radikale Forderung. Radikales Ziel.

[00:11:59]

Ja und es soll auch klare ein Sparziele für CO2 geben. Nur wie hoch die sind, dazu hat beiden bisher nichts gesagt. Darauf werden aber andere Staaten ihn festnageln, wenn die USA wieder ins Pariser Klimaabkommen einsteigen wollen.

[00:12:12]

Ok, lass dann mal zum nächsten Thema kommen Sicherheitspolitik, also Krieg und Frieden. Was könnte sich da unter einem Präsidenten beiden ändern?

[00:12:20]

Für Trump war ja ein großes Thema Truppen zurück nach Hause holen, aus Afghanistan, aus dem Irak. Die USA nicht mehr in dieser Rolle als Weltpolizei, sondern man will sich zurückziehen aus internationalen Konflikten. Ich habe Laura an Viola gefragt, ob beiden diese Politik dann auch so weiterführen würde.

[00:12:38]

Beiden hat schon angekündigt, dass er viel Wert auf eine multilaterale Politik legt und auf Diplomatie und auf Zusammenarbeit mit Alliierten. Aber er ist auch hier unter Druck von die eher liberale progressive Teil von seiner Partei. Viel vorsichtiger zu sein mit die militärische Macht der USA und z.B. der Berater außenpolitische Berater für Bernie Sanders. Matthus hat neulich ein Interview gegeben, indem er gesagt hat Vielleicht sollten wir überlegen, ob wir so viele Truppen überall auf der Welt haben sollten. Vielleicht sollten wir überlegen, was die Zukunft der NATO wirklich ist.

[00:13:20]

Ist das wirklich nachhaltig, dass die USA diese Zahl an militärische Engagement überall hat?

[00:13:27]

Also kann es sein, dass diese Linie sich zurückziehen, es da auch fortgesetzt wird und z.B. die Truppen, die Trump ausziehen möchte aus Deutschland? Wenn die einmal abgezogen sind und woanders hin kommen? Es wird auch logistisch sehr schwierig sein, sie wieder einzusetzen, z.B. wieder zurückzubringen nach Deutschland. Und ob beiden das dann vornimmt? Also ich glaube, das könnte man anzweifeln, ob das wirklich zu eine Rückkehr zum Status quo ante kommt.

[00:13:57]

Also sie denkt, es wird auch mit beiden als Präsidenten nicht mehr alles wie vorher.

[00:14:02]

Wie steht Joe Biden denn eigentlich zur NATO? Da haben ja gerade schon kurz was zugehört. Also zu diesem Verteidigungsbündnis, in dem unter anderem auch Deutschland ist.

[00:14:10]

Naja, Trump sagt ja aktuell wenn wir hier in so einem gemeinsamen Bündnis sind, dann müsst ihr Europäer, ihr Deutschen auch mehr Geld fürs Militär ausgeben. Bei Trump ging das dann so weit, dass er damit gedroht hat, aus der NATO auszutreten. Ich habe Laura und Viola gefragt Würde beiden da anders auftreten und wieder stärker auf die NATO setzen? Ja, beiden hat er schon angekündigt, dass er das machen wird. Also man muss auch dazu sagen, das beiden ist sehr, sehr viel Erfahrung in der Außenpolitik.

[00:14:37]

Das war sein Schwerpunkt. Auch als Vizepräsidenten war und er sieht auch NATO. Eine wertvolle Allianz für die USA. Anders als Trump und beiden wird vieles dafür tun, dass die Beziehungen zur NATO repariert wird. Allerdings. Man muss auch sagen, dass beide NATO und Europa nicht weniger unter Druck setzen.

[00:15:02]

Der Politikstil unter beiden würde sich wohl ändern, weniger konfrontativ. Aber auch er würde darauf bestehen, dass die NATO-Staaten, also auch Deutschland mehr für Militär ausgeben. Und auch er würde wohl viele Truppen zurückholen. Da hat sich einfach grundlegend etwas geändert in den USA.

[00:15:18]

Jetzt haben wir über internationale Zusammenarbeit gesprochen. Da würde mich natürlich nochmal interessieren, was es eigentlich mit dem Atomabkommen mit Iran.

[00:15:26]

Ja, das war die vielleicht größte außenpolitische Errungenschaft von Barack Obama in seiner Zeit als Präsident. Damals haben viele Staaten, auch Deutschland, das Abkommen über Jahre ausgehandelt und es war der Versuch, Iran mit friedlichen Mitteln davon abzuhalten, eine Atombombe zu entwickeln.

[00:15:43]

Und Trump hat den Deal dann einfach aufgekündigt. Ja, Trump hat gesagt, er glaubt nicht, dass das Abkommen was bringt. Und jetzt gibt's wieder heftige Sanktionen aus den USA und Iran reichert wieder Uran an. Und die Gefahr für einen Krieg steigt damit wieder.

[00:15:58]

Und jetzt in unserem Szenario wieder gedacht. Wenn beiden Präsident wird, wird der Atomdeal dann nochmal wiederbelebt? Hat er nochmal eine Chance?

[00:16:05]

Ja, da würde beiden wohl alles daran setzen. Aber Laura und Viola, die Politologin meint, man kann die Zeit da auch nicht einfach zurückdrehen. Die Lage ist jetzt eine andere. Bei Deals ist Verlässlichkeit sehr wichtig. Iran ist damals davon ausgegangen, dass der Deal bleibt, auch nach Obama. Dann kam Trump und hat ihn einfach gekippt.

[00:16:24]

Also die USA haben da auch viel an Glaubwürdigkeit verloren. Ja und die kann beiden jetzt auch nicht so einfach wieder aufbauen. Er kann ja auch nicht versprechen, dass z.B. nach ihm nicht wieder ein Republikaner an die Macht kommt und dann wieder alles anders ist.

[00:16:37]

Also um nochmal kurz diesen Teil zusammenzufassen Beim Klimaschutz hat Biden vor, echt was zu bewegen. Er will international auch wieder mehr zusammenarbeiten, aber z.B. beim Iran-Deal könnte das schwierig werden, wieder das zu kitten, was Trump mal kaputt gemacht hat und das die USA Soldaten nach Hause holen wollen. Das ist ein Trend, der wahrscheinlich auch unter beiden bestehen bleiben würde.

[00:16:59]

Und das ist natürlich auch der Bundesregierung bewusst, auch unter einem Präsidenten. Beiden würden wir nicht einfach wieder in die guten alten Zeiten zurückkehren. Aber man erwartet sich da, dass die USA und Deutschland wieder offener miteinander sprechen, dass beiden einfach ein verlässlicher Partner wäre.

[00:17:22]

Die zentralen Slogans von Donald Trump sind ja Make America Great again und America first, also Amerika zuerst und das gilt auch für die Wirtschaftspolitik. Das heißt dann, dass amerikanische Produkte sich besser verkaufen sollen. Und das macht man, indem man auf ausländische Produkte Zölle drauf schlägt. Und weil das so kam, gibt's vor allem Streit mit China. Ein richtiger Handelskrieg ist da ausgebrochen von Zöllen und gegen Zöllen zwischen den USA und China. Wenn Joe Biden jetzt Präsident würde, würde dieser Handelskrieg dann zu einem Ende kommen?

[00:17:55]

Herr, darüber habe ich mit Stormy Annika Milner gesprochen. Sie leitet die Abteilung Außenwirtschaftspolitik beim Bundesverband der Deutschen Industrie in der China-Politik.

[00:18:03]

Da denke ich, dass in den beiden sehr viel fortführen wird, was Trump auf den Weg gebracht hat. Mit einem anderen Stil, weil auch er sehr China kritisch ist und diese Politik nicht nur vom Kongress mitgetragen wird, sondern auch von weiten Teilen der Bevölkerung.

[00:18:19]

Denn bei diesem Konflikt, sagt Milner, geht es um mehr als Wirtschaftspolitik.

[00:18:24]

Es ist ein tiefer ideologischer Konflikt zwischen der Idee und dem Ideal einer Demokratie mit Meinungsfreiheit und marktwirtschaftlichen Strukturen und einem chinesischen Modell, einem hybriden Modell mit eingeschränkter Demokratie, mit Menschenrechtsverletzungen usw.. Auf der anderen Seite und dieser System Wettstreit, letztendlich der Wettstreit um Einflusssphären in der Welt, der ändert sich nicht, ob wir ein Präsident Trump oder ein Präsident beide haben.

[00:18:58]

Es geht bei diesem Konflikt mit China also um viel mehr als Handel und da würde beiden gar nicht so viel anders machen als Trump. Und das bedeutet konkret Wenn es um Zölle geht, aber auch um Technologiepolitik, also um so Fragen Wie soll der chinesische Netzwerk Ausrüster Huawei die 5G Netze mit ausbauen dürfen in den USA? Oder darf man die chinesische App Ticktack in den USA noch benutzen? Da wird auch beiden sehr vorsichtig und kritisch sein gegenüber China.

[00:19:24]

Die USA haben ja jetzt nicht nur gegen China Zölle verhängt, sondern auch gegen Produkte aus der EU. Würde sich da was ändern unter beiden?

[00:19:33]

Ja, da könnte sich schon was ändern, z.B. bei den Zöllen auf Aluminium und Stahl. Man muss ja auch einfach sehen Deutschland verbindet mit den USA eigentlich eine jahrzehntelange Partnerschaft. Kein System Krieg wie mit China. Aber dann gibt es eben auch noch Zölle, die auf einen Streit über die Flugzeughersteller Airbus und Boeing zurückgehen.

[00:19:51]

Ja, die Europäische Union unterstützt ja den eigenen Flugzeughersteller, nämlich Airbus mit staatlichen Hilfen. Und die USA macht das ihrerseits auch mit Boeing. Und das ist nicht ok. Hat die Welthandelsorganisation jetzt entschieden? Das geht so nicht. Es verstößt gegen die Regeln. Und deshalb dürfen sowohl die USA als auch die Europäische Union gegenseitig Strafzölle einführen, also Zölle auf Produkte, wo es dem jeweils anderen besonders weh tut.

[00:20:15]

Herr, die USA haben zum Beispiel Zölle erhoben auf deutschen Wein und deutsche Marmelade, auf Olivenöl aus Spanien und Parmesan aus Italien.

[00:20:25]

Könnten diese Zölle auf europäische Produkte denn wegfallen? Wenn es jetzt einen US-Präsidenten beiden gäbe, also mit beiden, könnte man auf jeden Fall Erdogan reden.

[00:20:35]

Aber erst einmal würden die Zölle wahrscheinlich bleiben aus diesem Airbus Boeing Konflikt. Und auch das Institut für Weltwirtschaft in Kiel erwartet nicht, dass beiden einen totalen Kurswechsel macht beim Handel weg von America first, hin zu Globalisierung und Freihandel. Auch beiden hat demnach auf der Agenda, dass mehr im eigenen Land produziert werden soll und weniger aus dem Ausland importiert wird.

[00:21:02]

So, jetzt haben wir viel besprochen, was sich unter einem Präsidenten beiden ändern könnte und was nicht. Lass uns nochmal zusammenfassen, was das im Extremfall bedeuten könnte, wenn Joe Biden wirklich die US-Wahl gewinnt.

[00:21:14]

In einem Extremfall könnte es so laufen.

[00:21:19]

Beiden gewinnt nur knapp. Trump erkennt die Wahl nicht an und es gibt Gewalt auf den Straßen. Über Monate Unklarheit, wie es weitergeht. Trump wird schließlich gegen seinen Willen aus dem Weißen Haus entfernt. Für viele Republikaner bleibt er ein Held und sein Politikstil richtig. Beiden wird dann zwar Präsident, aber ihm fehlen die klaren Mehrheiten, um viel zu verändern. Die Republikaner blockieren z.B. Investitionen in den Klimaschutz. Die Konflikte mit China und Iran spitzen sich auch unter beiden weiter zu.

[00:21:49]

Er redet zwar sanfter als Trump, aber viel anders machen kann er nicht.

[00:21:54]

Das wäre eine Möglichkeit. Aber es könnte auch so kommen.

[00:21:59]

Beiden gewinnt die Präsidentschaftswahl deutlich. Trump muss seine Niederlage eingestehen. Auch im Kongress gibt es eine klare Mehrheit für die Demokraten. Deshalb können sie große Projekte durchsetzen zum mehr Klimaschutz. Und die Demokraten machen Wählen einfacher. Außerdem setzt beiden wieder mehr auf internationale Zusammenarbeit. Er tritt dem Pariser Klimaabkommen bei, lässt den Iran Atomdeal wieder aufleben und unterstützt die NATO. Aber auch beiden macht Druck, dass Deutschland mehr für Verteidigung ausgibt. Und er sieht China als zentralen Gegner. Irgendwann frühmorgens.

[00:22:31]

Am Mittwoch, den 4. November, wissen wir schon ein bisschen mehr, welches Szenario eher eintreten könnte. Am Tag davor ist nämlich die Wahl. Und dann gibt's eben an diesem ganz frühen Morgen, am 4. November, die ersten Ergebnisse. Da könnten wir wahrscheinlich immerhin absehen. Hat einer von den beiden klar gewonnen oder ist es am Ende knapp?

[00:22:49]

Wir hoffen, euch hat unser Podcast ein paar Denkanstöße gegeben. Wenn ihr noch welche für uns habt. Ideen für neue Folgen, Feedback, dann schreibt uns an. Mal angenommen tagesschau.de.

[00:22:59]

Vielen Dank fürs Zuhören und bis nächste Woche. Mach's gut. Tschüss.

[00:23:02]

Tschüss.