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[00:00:04]

Herzlich Willkommen zu Handelsblatt Today, dem Börsen täglichen Podcast direkt aus unserem Newsroom in Düsseldorf. Mein Name ist Mareike Müller. Ich bin Redakteurin im Handelsblatt Finanzressort und wir sprechen von Montag bis Freitag über aktuelle Nachrichten und deren Bedeutung für die Finanzwelt. Heute ist Donnerstag, der 19. November.

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Ich finde es ja schade, dass man aus der Schule gehen kann und da so reingeworfen wird, noch nie eine Steuererklärung geschrieben hat und sowas.

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Ich war total überfordert. Ich wusste nicht, was ein richtiges Girokonto ist. Ich hatte keine Ahnung, wo es da irgendwie Unterschiede gibt, was ich machen muss, was ich machen kann.

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Ja, hab ich. Ich würde ja in unserem Schulsystem so essentielle Dinge fürs Leben ausgelassen, weil man ja sonst nie lernt.

[00:00:52]

Irgendwo hatte ich noch nie so finanzmann so, aber interessiert mich heute einfach schon.

[00:00:57]

Ich habe nicht das Gefühl, dass wir in der Schule etwas lernen, was uns persönlich im Leben weiterbringt. Ich weiß ganz grob, was ich machen will. Wir kriegen auch gute Studienberatung, aber uns wird nichts über Finanzen beigebracht.

[00:01:07]

Wenn Sie diese Schülerinnen und Schüler hören, fühlen Sie sich dann nicht auch ein wenig zurückversetzt in die eigene Schul oder Studienzeit? Wenn Sie also nicht gerade BWL, VWL oder Finanzen studiert haben, stehen die Chancen gut, dass Sie es durch Schule und Studium geschafft haben, ohne je über Finanzen aufgeklärt worden zu sein. Während in vielen anderen EU-Staaten Finanzbildung auf dem Stundenplan steht, ist es in Deutschland jedem und jeder selbst überlassen, sich fortzubilden. Und das hat Auswirkungen auf unsere Wirtschaft.

[00:01:37]

Im internationalen Vergleich wird Deutschland von Staaten wie Slowenien, Österreich oder von Hongkong abgehängt. Das ergab die neueste Untersuchung der OECD zur Finanzbildung bei Erwachsenen und bei der allseits bekannten Pisa-Studie nimmt Deutschland im Bereich Finanzbildung gar nicht erst teil. Vielleicht aus Angst vor den Ergebnissen. Darüber sprechen wir heute mit Sven Schumann. Er ist ziehen, ja, weiß President bei der Deutschen Börse und Co-Vorsitzender des deutschlandweiten Bündniss Ökonomische Bildung. Was muss in Deutschland passieren, damit das Finanz Bildungsniveau in der Bevölkerung steigt?

[00:02:11]

Welche Auswirkungen hat ein geringes Level an Finanzbildung auf die Wirtschaftsentwicklung? Und warum sollten wir das Thema auch während der Pandemie nicht vernachlässigen? Für alle, die jetzt denken Finanzen kann ich schon hat Sven Schumann garantiert noch ein paar Denkanstöße. Und im Anschluss daran blicken wir nach Brüssel. Dort geht es heute politisch heiß her, denn heute tagen die EU-Regierungschefs Coruña bedingt virtuell. Es geht neben dem Umgang mit der Pandemie noch um eine zweite Krise. Mit meinem Kollegen Hans-Peter Siebenhaar spreche ich darüber, wieso Ungarn und Polen den EU-Haushalt blockieren wollen.

[00:02:50]

Bevor wir uns aber dem Thema Finanzbildung zuwenden, blicken wir erst wie gewohnt auf die wichtigsten Börsennachrichten. Und dafür ist jetzt meine Kollegin Andrea Können aus Frankfurt zugeschaltet. Andrea Zum ersten Mal seit einer Woche fallen die Kurse an den Börsen. Heute sind denn die Corona Ängste zurück?

[00:03:07]

Gewissermaßen ja. Wobei diese Ängste gemessen an der Börse Entwicklungen nicht dramatisch sind. Der Dax hat heute in der Spitze gut ein Prozent verloren. Er hält sich aber über der Marke von 13000 Punkten und liegt auch jetzt schon wieder über seinem Tagessieg tief. Gestern hatten schon SNB und Dow Jones an der Wall Street über anderthalb Prozent an Wert eingebüßt. Sie geben heute im frühen Handel weiter leicht nach. Überraschend sind diese Rückschläge allerdings nicht. Die Infektion auszahlen rund um den Globus steigen weiter.

[00:03:39]

Und jetzt nehmen auch in den USA die Sorgen vor einem Lockdown zu. Dennoch notieren die Börsen immer noch deutlich höher als vor zwei Wochen. Das heißt, die seither verkündeten Fortschritte bei der Impfstoff Entwicklung stützen die Märkte noch. Aber die erste Euphorie ist verflogen und zeigt sich diese verflogen. Eine Euphorie auch bei Einzelwerte.

[00:03:58]

Ja, das tut sie, Mareike. Die sogenannte Sector Rotation. Die hat heute mal wieder eine Pause eingelegt. Das heißt die Aktien aus zyklischen Branchen, die in den vergangenen beiden Wochen im Zuge der Impfstoff Hoffnungen stark zugelegt haben. Sie gehören heute mal wieder zu den größeren Verlierern. Im DAX sind es z.B. die Triebwerks, Bauer, MTU, Aero Engines, Heidelberg, Zement oder Continental. Auf der anderen Seite ist die Aktie von Delivery Hero, einem der größten deutschen Coruña Profiteure mit einem Plus von mehr als 2 prozent der größte DAX Gewinner.

[00:04:33]

Lass uns jetzt noch einen Blick auf einen anderen Einzelwerte werfen, nämlich ThyssenKrupp.

[00:04:38]

Ja, das ist eine traurige Geschichte. ThyssenKrupp kommt aus dem Krisenmodus nicht heraus. Der Konzern hat heute für sein vergangenes Geschäftsjahr 2019/2020 ohne die Erlöse, die der Verkauf der Aufzugs sparte brachte, ein Verlust von 5,5 Milliarden Euro ausgewiesen. Der Konzern versucht jetzt, das Ruder herumzureißen, indem er in den kommenden drei Jahren weitere 5 000 Stellen streichen will. Zusätzlich zu den schon geplanten 6000 Stellen und häufig reagierend kühl kalkulierende Investoren auf solche Stellenstreichungen positiv. Nicht so bei ThyssenKrupp.

[00:05:14]

Die Aktie verläuft in der Spitze mehr als 9 Prozent. Und seit Januar 2018 haben Anleger mit der Aktie mehr als 80 Prozent verloren.

[00:05:23]

Das sieht ja wirklich ernst aus. Vielen Dank für deine Einschätzung, Andrea. Ich danke.

[00:05:36]

Jetzt folgt ein kurzer Beitrag unseres Sponsors. Wir sind gleich wieder da. Der Handelskonflikt bleibt ein wesentliches Thema Euro Dollar, Tankwarte kein Trend, aber wie großartige Elyse erwarten jetzt handeln muss wieder anziehen. Alles, was wir tun, basiert auf zwei zentralen Werten verantwortliches Handeln und Respekt für unsere Umwelt und unser Gegenüber. Als Bank stehen wir für Nachhaltigkeit auch und gerade im Investment. Und als Menschen geht es uns bei den Begegnungen mit unseren Kunden, unseren Partnern und unseren Mitarbeitern um langfristige Verlässlichkeit und Vertrauen.

[00:06:09]

Ich bin Philipp Stakes und ich bin Chef Anlagestrategie bei der HypoVereinsbank. Die Börse und die Märkte sind meine Leidenschaft und die werde ich jeden Tag in die Waagschale, wenn es um ihr Geld und um ihre Zukunft geht oder um die Zukunft Ihrer Familie oder Ihres Unternehmens. Meine Mitarbeiter und ich sind immer für Sie da. Also schauen Sie doch mal vorbei. Persönlich oder gleich hier in den Shownotes.

[00:06:44]

Ich in der Schule.

[00:06:49]

Das bedeutet für die meisten von uns Deutsch, Englisch, Mathe. Dabei wünschen sich 84 Prozent der Deutschen, dass die Themen Geld und Finanzwissen in der Schule vermittelt werden. Das hat das Deutsche Institut für Altersvorsorge ermittelt. Aber dieser Wunsch dürfte so schnell nicht in Erfüllung gehen. Denn es gibt zwei schulische Angebote, die in Richtung Finanzen gehen. Aber meist fehlt das Thema bei anderen Fächern in den Unterrichts Plan und das auch nur in wenigen Bundesländern. Einer, der sich dafür einsetzt, dass sich das ändert, ist Sven Schumann.

[00:07:20]

Er ist Senior Vice President bei der Deutschen Börse, Ko-Vorsitzende des bundesweiten Bündnis Ökonomische Bildung und moderiert an eigenen Finanz Podcast. Wir sprechen jetzt über die Frage, warum Deutschland in Sachen Finanzbildung noch immer hinter anderen Staaten zurückliegt und welchen Einfluss das auf die wirtschaftliche Entwicklung hat. Herr Schumann, für viele Entscheidungen im Alltag brauchen wir Finanzbildung. Aber was genau steckt eigentlich hinter diesem Begriff?

[00:07:46]

Es geht im Grunde um die Befähigung, eigenverantwortlich tragfähige Zukunfts Entscheidungen mit Bezug zu Finanzen zu treffen. Das impliziert die Befähigung zu vernünftigen Konsumentscheidungen, zum effektiven Management der eigenen Finanz Ressourcen, aber auch die Beurteilung von Finanzdienstleistungen. Themenschwerpunkte sind, um das mal plakativ zu machen, der Umgang mit Geld. Mit Lebensrisiken. Hier insbesondere mit Versicherungen, Vermögensaufbau und Altersvorsorge, Darlehen und Kredite, nur um Beispiele zu nennen.

[00:08:18]

Jetzt gibt es im internationalen Vergleich eine Reihe von Staaten, die etwas besser dastehen als Deutschland z.B. Slowenien, Österreich, Hongkong. Wenn man jetzt auf die neuesten Zahlen der OECD blickt, sagen wir so Es ist noch Luft nach oben. Warum ist Deutschland da noch nicht auf Platz eins?

[00:08:37]

Gut, die Vermittlung von Finanzwissen erfolgt in Deutschland in der Regel in der Familie. Mit anderen Worten Es gibt keinen institutionalisierten Ort, an dem Finanzbildung wie beispielsweise in der Schule vermittelt werden würde. Und die Familie hat natürlich gewisse Wertvorstellungen und Erfahrungen mit dem Thema Finanzen und gibt diese dann weiter. Da gibt's inzwischen auch gute Studien, die das analysieren. Das heißt, unter dem Strich findet die Vermittlung von Finanzbildung oder auch weiter gefasst ökonomischer Bildung nicht im hinreichenden Umfang und verpflichtend im Schulunterricht statt.

[00:09:16]

Das ist für mich einer der Kern Gründe, warum wir im internationalen Vergleich beim Thema Finanzbildung eben nicht an der ersten Stelle stehen.

[00:09:25]

Die Pisa-Studie Vergleich der Schülerinnen und Schüler in OECD Staaten in Sachen Finanzbildung. Deutschland ist da bei dem Ranking aber nicht dabei. Warum eigentlich?

[00:09:35]

Genau genommen geht es dabei um einen Anhang zur Pisa-Studie, bei dem die teilnehmenden Länder wählen können, ob sie daran sich beteiligen möchten. Deutschland nimmt regelmäßig an diesem Anhang zum Thema Financial Literacy nicht teil, scheut also auch hier den Vergleich.

[00:09:52]

Dabei wäre der ja total wichtig, denn das Ganze hat ja durchaus Auswirkungen. Die Deutsche Börse sagt ja, dass das Level an finanzieller Bildung Auswirkungen auf Wachstum, Beschäftigungsmöglichkeiten und Wohlstand in Deutschland hat. Welchen ökonomischen Nutzen hätte unser Land denn von einem höheren Level an Finanzbildung?

[00:10:09]

Gut, grundsätzlich steigt durch mehr Bildung der Wohlstand an. Das ist begründet in der sogenannten Bildungs Rendite, wo man also klar feststellt, dass zwischen einem höheren Bildungsabschluss und dem späteren Einkommen ein klarer Zusammenhang festzustellen ist. Was den Wohlstand in unserem Land angeht, kann man sagen, dass finanz oder nichtvorhandene Finanzbildung letztendlich Geld kostet. Also Nichtwissen kostet an dieser Stelle Geld. Es gibt ein konkretes Beispiel, an dem man das festmachen kann. Das ist das Thema Altersvorsorge in Deutschland. Ein Thema, das oder ein Bereich, der durch die demografische Entwicklung zunehmend unter Druck gerät.

[00:10:54]

Nochmal um eine eine Einschätzung zu geben Die Deutsche Rentenversicherung erhält jährlich heute schon jährlich aus dem Bundeshaushalt eine Überweisung von rund 100 Milliarden Euro pro Jahr. Um das mal im Verhältnis einzuwerfen Das ist rund ein Drittel des Bundeshaushalts. Das heißt, da man weiß, dass die demografische Entwicklung in die Richtung weitergeht, dass die Zahl der Empfänger aus der Rentenversicherung im Verhältnis zu der Zahl derjenigen, die einzahlen, steigen wird, muss die Politik an der Stelle handeln. Sie hat aber relativ wenig Handlungsmöglichkeiten.

[00:11:33]

Also es gibt eigentlich drei Stellschrauben, an denen die Politik. In diesem Bereich drängen kann länger arbeiten wäre eine Möglichkeit weniger auszahlen. Das Rentenniveau absenken oder eben höhere Beiträge einfordern. Alle drei Punkte werden wahrscheinlich in irgendeiner Weise in einer Kombination möglich, aber alle drei Punkte zusammen sind politisch nicht vertretbar. Das heißt, es wird kaum ein Politiker auf die Idee kommen, das Thema in die Hand zu nehmen. Also wir laufen hier auf eine Situation zu, die man vermutlich mit Finanzbildung am ehesten lösen kann.

[00:12:10]

Denn Finanzbildung bringt die Menschen in die Position, eigenverantwortlich Altersvorsorge zu betreiben und damit das Dilemma ein wenig aufzulösen.

[00:12:21]

Was machen andere Staaten denn da besser? Andere Staaten? Und da gibt's nicht nicht wenige. Die OECD erhebt das in regelmäßigen Studien, haben das Problem erkannt. Anders als wir politisch und haben sich nationale Strategien für ökonomische Bildung gegeben. Deutschland gehört zu den wenigen entwickelten Staaten, die das eben nicht haben. Und um da mal ein paar Beispiele zu geben Das Nachbarland Niederlande fällt mir da auf. Die haben eine nationale Strategie, um Finanzbildung in der gesamten Breite der Bevölkerung stärker zu verankern.

[00:12:59]

Und die haben eine starke Protagonistin, die das Thema vorantreibt. Es ist nämlich die Königin Maxima von den Niederlanden, die sich an die Spitze der Bewegung gesetzt hat, auch als Wirtschaftswissenschaftlerin und das Volk dazu motiviert, sich mit Finanzbildung auseinanderzusetzen. Andere Länder wie Großbritannien beispielsweise haben sich auch eine nationale Strategie gegeben und Plattformen etabliert, die in allen Bevölkerungsschichten Finanzbildung vermitteln sollen.

[00:13:25]

Und wen sehen Sie da jetzt in der Verantwortung? Also alleine die Politik oder z.B. auch Unternehmen.

[00:13:31]

Am Ende ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Aber wir brauchen jemanden, der inhaltlich vorweg geht. Das heißt, was wir zunächst einmal brauchen, ist der politische Wille, das Thema in einer nationalen Strategie voranzutreiben. Das erleben wir heute. Wenn Sie gerade das Thema Unternehmen nennen. Es gibt kaum ein Unternehmen der Finanzwirtschaft, das auf der eigenen Website nicht irgendwo eine Ecke für Finanzbildung hat. Aber es läuft eben nicht koordiniert. Was fehlt, ist eine eine koordinierte Vorgehensweise bei der Implementierung von Finanzbildung in unserem Bildungssystem.

[00:14:12]

Die Leute, die sich in ihrer Freizeit dann auch noch an Finanz Podcast anhören, sind wahrscheinlich schon ganz gut informiert und sicherlich auch finanziell einigermaßen gebildet. Wie steigere ich denn mein Wissen noch, wenn ich schon ein bestimmtes Level erreicht habe? Und warum ist das Thema Finanzbildung auch für Leute interessant, die schon ein recht hohes Niveau erreicht haben?

[00:14:35]

Zuviel Bildung gibt es nicht. Das gilt auch für das Thema Finanzbildung. Das heißt, man lernt eigentlich nie aus, wenn man wirklich der Meinung ist, dass man am Ende seiner Lernkurve angekommen ist bei den Finanzbildung, dann sollte man sich die Frage stellen, ob man das Wissen nicht sogar weitergeben möchte. Die Personen, die sich sehr breit und tief mit dem Thema befasst haben, sind aus meiner Sicht ideale Multiplikatoren für das Thema. Letztendlich braucht man ein breites Wissen, um es für den Einzelnen soweit reduzieren zu können, dass man es ordentlich vermitteln.

[00:15:11]

Und warum ausgerechnet jetzt? Also ist nicht Finanzbildung ein bisschen zweitrangig, wenn die Schulen gerade mit Coruña und der Digitalisierung genug zu kämpfen haben?

[00:15:21]

Das ist, glaube ich, das große Problem. Finanzbildung ist immer irgendwo in offenen Priorität Level B oder C. Nur ab dem Zeitpunkt, wo die Finanzbildung in ihrer Bedeutung eine Priorität A gewinnt, ist es vermutlich zu spät. Also es ist nicht gerade sehr vorausschauend, wenn man sagt, man wartet ab bis Finanzbildung. Ich nenne hier nochmal das Stichwort Altersvorsorge, bis Finanzbildung auf Priorität A steht. Natürlich, wenn Sie die aktuelle Situation ansprechen, wie die Pandemie, wo es ad hoc darum geht, Schülern auf digitalem Wege Wissen zu vermitteln.

[00:16:00]

Dann gilt hier First things first. Dann muss das akute Problem gelöst werden. Aber das heißt nicht, dass man Themen, die auf der Prioritätenliste weiter unten stehen, auf Dauer zurückstellen kann.

[00:16:12]

Und Sie selbst, Herr Schumann, Sie arbeiten jetzt seit vielen Jahren schon für die Deutsche Börse. Und viele derer, die sich für Finanzbildung einsetzen, sind eben biografisch auch, ich sage jetzt mal weit weg von denen, deren Finanzbildung Level viel weiter unten angesiedelt ist. Denn das hab ich jetzt auch in Studien erfahren Gerade junge Frauen, junge Menschen mit Migrationshintergrund schneiden in Finanzplätzen. Oft schlechter ab. Wie holt man die denn mit rein? Also an der Stelle ist der Ansatz, den das Bündnis Ökonomische Bildung verfolgt, nämlich die Finanzbildung oder im weiteren Sinne die ökonomische Bildung verpflichtend dort hinreichend im Schulunterricht zu verankern.

[00:16:55]

Einer der am ehesten zielführende Weg, weil hier erreichen Sie die Breite aller Schichten in Deutschland und können Sie im Sinne einer einer Chancengerechtigkeit gleichmäßig mit dem Zugang zu diesem Wissen versorgen.

[00:17:10]

Wir lernen also Externe Initiativen sind gut, aber letztendlich muss das Thema in der Schule stattfinden. Ganz herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Schumann.

[00:17:18]

Ganz herzlichen Dank! Von Bildungsfragen in Deutschland kommen wir jetzt nach Brüssel zu meinem Kollegen und EU-Experten Hans-Peter Siebenhaar, denn heute Abend noch tagen die Regierungschefs der EU. Es geht um die Corona Krise, aber auch um die Pläne aus Polen und Ungarn, den EU-Haushalt zu blockieren. Hans-Peter, du selbst lebst in Brüssel. Belgien ist von Coruña auch sehr hart getroffen. Wie ist aktuell dort die Stimmung?

[00:17:45]

Ja, die Stimmung ist wie in einer Geisterstadt. Wenn in Brüssel und in Belgien herrscht eine Ausgangssperre von 24 Uhr bis sechs Uhr morgens. Und ich habe mein Büro mitten im europäischen Viertel, also zwischen der EU-Kommission, dem Europäischen Parlament. Und derzeit gibt es direkt vor unserem Büro Parkplätze. EMAS Weil alle von zuhause Arbeit. Die belgische Regierung ist auch verboten hat, vom Büro zu arbeiten, und das heißt für Europa, die das Europäische Parlament ist derzeit verwaist. Das soll aber demnächst wieder aufmachen.

[00:18:17]

Aber auch die EU-Kommission arbeitet sozusagen mit einer Minimums Besatzung, dass das Gros der Beamten arbeitet von zuhause aus und nicht zuletzt heute Abend, für den eben das Treffen der Staats und Regierungschefs nicht wie sonst in Brüssel statt, sondern eben virtuell per Video schaltet.

[00:18:35]

Jetzt haben zwei Staaten ja schon vor Beginn des Gipfels für Aufregung gesorgt. Polen und Ungarn sind offensichtlich nicht einverstanden mit den EU Haushaltsplänen. Warum nicht?

[00:18:45]

Ja, also Polen und Ungarn haben ihre Blockade angekündigt. Ihnen geht es vor allem darum, den Rechtsstaat Mechanismus zu verhindern. Dieser neue Mechanismus sieht vor Wenn einzelne EU-Mitgliedsstaaten gegen demokratische Werte, gegen Grundwerte wie z.B. Unabhängigkeit, Justiz oder Freiheit der Medien verstoßen, gibt es finanzielle Sanktionen durch die EU-Kommission. Und das wollen Ungarn und Polen auf keinen Fall akzeptieren. Und ihr Hebel ist eine Blockade des EU-Haushaltes und des Coruña. Wieder Aufbauphase in der Höhe von zusammen 1,8 Billionen Euro.

[00:19:23]

Und heute geht es darum, diese Blockade aufzulösen und aufzubrechen. Und darüber unterhalten sich die 27 Staats und Regierungschefs auf dem virtuellen Gipfel.

[00:19:34]

Wie schätzt du denn die Lage ein? Wie stehen die Chancen, dass der Haushalt trotzdem verabschiedet wird?

[00:19:39]

Also was ich aus Budapest vernehme, gibt es in der Position der Regierung unter dem Rechtspopulisten Viktor Orbán derzeit keinen großen, war kein großes Verlangen auf einen Kompromiss? Die Folgen sind relativ festgefahren. Aber das ist nichts Neues in der Europäischen Union. So ist es schon häufig gewesen. Und Krisen sind auch nicht. Es ist auch nicht die erste. Also es wird. Es könnte durchaus eine Lösung geben. Die muss aber für erfindungsreich sein, damit man doch noch die beiden rechtskonservativen Regierungen in Polen und in Ungarn ins Boot bekommt.

[00:20:19]

Jetzt beginnt der Gipfel ja erst heute Abend. Glaubst du, dass sich das in die Nacht hineinziehen wird? Und wann können wir da mit einer Entscheidung rechnen?

[00:20:27]

Eine gute Frage, bereite. Wir haben im Juli gesehen einen Gipfel, der vier Tage gedauert hat. Insoweit werde ich den Teufel tun und eine Prognose geben. Es gibt viele Überraschungen. Ich persönlich glaube nicht, dass es sich heute für in die Nacht hinein ziehen wird. Ich glaube, dass es eher eine Austausch von Positionen sein wird und die die Brücken müssen gebaut werden, jetzt hinter den Kulissen. Also der große Durchbruch, an denen glaube ich, heute Abend nicht dafür ist.

[00:21:03]

Ja, dafür ist die Aufgabe zu groß und vor allem die Lösung zur Lösung, die zu komplex. Das heißt, es wird sich noch vermutlich eine Weile hinziehen.

[00:21:14]

Wenn wir da jetzt nochmal aus einem anderen Blickwinkel drauf schauen, nicht nur, was jetzt heute und die nächsten Tage angeht glaubst du, dass diese Frage des Haushalts das Potenzial hat, die EU weiterhin langfristig zu spalten?

[00:21:28]

Da ich glaube, dass das alle 27 EU-Länder ein Interesse haben, eine EU-Haushalt zu bekommen, die schwächeren EU-Haushalt von 21 bis 2027 und natürlich auch die Kuroda Wiederaufbau, von denen viele Länder, nicht zuletzt Polen, aber auch Ungarn profitieren davon. Aber die Frage ist wie hoch wird der Preis sein? Also kann man tatsächlich den Rechtsstaat Mechanismus, wie er zuletzt vor deutschen Ratspräsidentschaft vor dem Europäischen Parlament auf ausgehandelt wurde, wirklich durchsetzen? Muss es da noch Abstriche geben oder oder andere Gegenmaßnahmen?

[00:22:03]

Das ist offen. Aber ich glaube, es gibt durchaus den Willen dazu, einen Haushalt zu kommen. Unter den Coruña Wiederaufbauhilfe. Weil daran hat am Ende des Tages jedes einzelne Land trotz dieser großen politischen Differenzen ein zentrales Interesse.

[00:22:20]

Die Pandemie ist sicherlich. Was die Bürgerinnen und Bürger in den 27 Mitgliedsstaaten am meisten interessiert momentan wird denn in Brüssel heute Abend auch inhaltlich noch über die Pandemie, z.B. über weitere Maßnahmen diskutiert? Oder geht es da nur um die Finanzierung der Pandemie Bekämpfung?

[00:22:37]

Nein, die Pandemie hat für Europa zahlreiche Facetten. Wir sehen die derzeit größte Wirtschaftskrise seit Gründung der Europäischen Union. Und natürlich muss es eine koordinierte Maßnahmenkatalog geben, um beispielsweise den Binnenmarkt, also der freie Verkehr von Waren und Kapital und Personen sicherzustellen, weil die ja die Grundlage auch für den Wohlstand Europas oder anderes Thema ist. Natürlich auch nochmal der gemeinsame Einkauf von Impfstoffen. Wir haben ja zuletzt noch zwei Verträge gesehen und zum anderen natürlich auch nochmal eine stärkere, ein stärkeres gemeinsames Vorgehen insgesamt in der Gesundheitspolitik.

[00:23:21]

In der vergangenen Woche hatte dazu ja die EU-Kommission eine Reihe von Vorschlägen vorgelegt, um sozusagen die EU Gesundheits Union, die ja bislang nur in sehr rudimentär vorhanden ist, zu stärken.

[00:23:35]

Hans-Peter, du bleibst dran für uns an der Entscheidung der EU-Regierungschefs. Vielen Dank! Das war's für heute mit unserer Sendung Redaktionsschluss war wie gewohnt um 16 Uhr hat Ihnen die heutige Folge gefallen. Haben Sie Anmerkungen, Lob oder Kritik für uns? Dann schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an Today at Handelsblatt Punct kommen jetzt aber erst einmal einen schönen Feierabend für Sie und für alle, die uns am Morgen hören. Einen wunderbaren Start in den Tag.