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Hintergrund Architektur und Sozialismus Vor 700 Jahren entstand Eisenhüttenstadt, eine Sendung von Christoph Richter.

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Im Auftrage der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik vollziehe ich die Namensgebung statt SED-Chef Walter Ulbricht am 7. Mai 1953.

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Die Stadt, um die es hier ging, war zuerst die sogenannte Wohnstatt des Eisenhütte Kombinats Ost. Dann also hieß sie Stalin statt 1961 umgetauft in Eisenhüttenstadt. Den Startschuss für diese erste sozialistische Plan statt, wie es damals hieß, lieferte ein Beschluss des dritten Parteitags der SED. Am 23. September 1950, also vor 700 Jahren, wurde im märkischen Kiefernwald mit dem Bau einer Baracken statt begonnen, dem Vorläufer von Eisenhüttenstadt.

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Es war die Geburtsstunde einer sozialistischen Idee Altstadt, eng verwoben mit dem Stahlwerk. Heute ist Eisenhüttenstadt in Brandenburg das größte Flächen Denkmal Deutschlands.

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Die DDR musste sich nach dem Krieg sozusagen für einen Wiederaufbau Konzept entscheiden, und das hat man in Ost-Berlin quasi repräsentativ mit Der Steinalte gemacht. Gleichzeitig ist aber jetzt hier quasi die ökonomische Grundlage, das Stahlwerk zu bauen gewesen, und da werden Arbeiter gebraucht. Der Stadt hier und da war es zeitgleich etwa so, dass man auch mit dieser Stadt was zeigen wollte, wo es lang geht, sagt der Architekturkritiker Wolfgang Kiel.

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Eisenhüttenstadt sei ein Repräsentation US-Modell der Ostberliner Machthaber und der gesamten SED-Diktatur gewesen, so Cahill.

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Was dann gezeigt wurde, klang verdächtig nach Einfluss aus Moskau. Das war zu der Zeit sozusagen die Mode.

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Eisenhüttenstadt ist keine gewachsene Stadt, sondern wurde am Reißbrett geplant und aus dem Boden gestampft. Gebaut wurde im Stil des sozialistischen Klassizismus. Andere sprechen etwas abschätzig vom Zuckerbäckerstil. Viele der monumentalen Gebäude sind mit Ornamenten verziert. Die einzelnen Stadtteile heißen hier Wohnkomplexe.

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Diese Stadt auch in großen Menschenmengen im Freien in Besitz zu nehmen und zu bespielen, das war damals schon ein wichtiges Anliegen, und deswegen gibt es hier relativ viel freie Flächen.

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Die freien Flächen waren als innerstädtische Aufmarsch Räume angelegt worden. Statt Marktplätzen und kleinen Gassen durchziehen breite Magistralen die Stadt. Das sieht so aus, als könnten hier Flugzeuge landen. Keiner der Bewohner damals sollte an die Not des Wohnungsmangel und die Zustände in dunklen, feuchten Mietskasernen des 19. Jahrhunderts erinnert werden. Die sozialistische Plan Stadt Eisenhüttenstadt sollte, so die Idee der SED-Genossen, den Aufbruch in eine neue Zeit symbolisieren.

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Plan statt heißt nicht arme Leute statt, sondern Plan statt heißer, eigentlich Paradies auf Erden. Und wenn man sich anguckt, was davon geworden ist, ist, zumindest was die grünen Innenhöfe angeht, hat schon ein bisschen was Paradiesisches, wenn man sich überlegt, wie wir über unseren Neubau der 70er, 80er Jahre heute stöhnen, hier stöhnen was. Die grünen Höfe gelten tatsächlich als sehr lebenswert.

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Bei einem Spaziergang durch Eisenhüttenstadt gibt es viel zu entdecken. Arkaden, Durchgänge, Grünanlagen, reich verzierte Fassaden, alles streng symmetrisch angeordnet. Auf den Rasenplätze hinter oder vor den Häusern stehen kleine Bronzeplastik, die immer etwas Heroisches ausstrahlen. Die Gaststätte Aktivist, die Kaufhalle, das Friedrich Wolff Theater. Es gibt die Gebäude alle noch. Der Masterplan für die erste Bebauung stammte vom Architekten Kurt Walter Leucht, der zuerst in der NS-Diktatur und nahtlos daran anschließend in der DDR Karriere machte.

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Eisenhüttenstadt ist auch ein Ergebnis des Kalten Krieges. Die DDR brauchte Stahl vom Ruhrgebiet, weil man wegen der Teilung Deutschlands abgekoppelt. Die wirtschaftliche Selbstversorgung war obendrein eine sowjetische Doktrin.

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Aus logistischen Gründen entstand das Stahlwerk in der Nähe des mittelalterlichen örtchens Fürstenberg an der Oder an der Einmündung des Oder-Spree Kanals. Was fehlte, waren Wohnungen, weshalb man mitten in die Märkische Heide eine Stadt baute.

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Für die jungen Fachkräfte die Stahlkocher, die man in den tiefen Osten holte. Es entstand eine Siedlung nach dem Vorbild ähnlicher Industrie und Wohnstätte in der Sowjetunion. Der Ort Fürstenberg wurde später eingemeindet. Begleitet wurde der Bau von einer gehörigen Portion Propaganda.

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Lassen wir den.

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Schmidt Vom Besuch einer westdeutschen Delegation berichten, dass ich meine Wohnung wie meine Wohnung ansehen und haben Miete zahlen, 36 Mal hier, mal da sind die Menschen unseres Hütten Kombinats Eisenhüttenstadt als Plan Stadt war auch ein Paradebeispiel für den Wettbewerb der Systeme im Kalten Krieg, der sich eben auch in der Architektur und im Städtebau manifestierte.

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Es entstand eine eigene sozialistische Architektur, auch als Gegenmodell zur Nachkriegsmoderne im Westen. Eisenhüttenstadt war ein politisches Projekt mit ideologischem Anspruch. Die sozialistische Stadt sollte das kollektivistische Miteinander fördern. Das Individuum hatte sich unterzuordnen. Abweichler hatten es schwer, erzählt Ben Kaden. Der studierte Bibliothekar, Wissenschaftler und Blogger verbrachte seine Kindheit und Jugend in Eisenhüttenstadt.

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Eisenhüttenstadt ist sehr kollektivistische ausgelegt, das heißt, die Hausgemeinschaft zum Beispiel. So nannte man das alle Leute, die in einem Aufgang standen, sich mehr oder weniger verordnet als Verband und haben gemeinsame Aktivitäten. Man hat immer ein bisschen unter Beobachtung gelebt, und das war Eisenstadt eigentlich so in vielen Ecken ins Programm eingeschrieben. Man musste sehr viel Energie investieren, um sich zu individualisieren. Viele Leute wollen gerade in einer sehr homogenen Gesellschaft wie Eisenhüttenstadt war es eigentlich eine sehr willkommene Sache, weil man sich auf der anderen Seite auch nicht so sehr viele Gedanken machen musste.

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Wohnen, Freizeit und Arbeit standen in einem engen Zusammenhang, erläutert Andreas Ludwig, Historiker und Gründer des Dokumentationszentrums Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt. Eine Sammlung, die DDR-Geschichte als Erinnerungskultur zusammen prägt.

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Man hat eine kompakte Stadt gewollt, im Gegensatz zu dem Bauhaus, Ideen einer flächigen Stadt, die sich sozusagen zersiedelt. Man wollte auch eine Stadt, die natürlich ganz klar nach den entsprechenden sozialistischen Vorzeichen ist. Es gibt kein privates Geschäfte in Stalins Stadt damals. Aber dafür gibt es eine gute Versorgung mit Kinderkrippen, Kindergärten und Schulen. Kulturhaus ist nicht gebaut worden, aber ein Kino, was als Kulturhaus genutzt worden ist. Man wollte sich ganz bewusst vom bürgerlichen Gesellschaftssystem natürlich abgrenzen.

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Grundlage dafür waren die sogenannten 16 Grundsätze des Städtebaus, in denen die stadtplanerischen Prinzipien der SED-Diktatur formuliert waren. Eines davon, die sozialistische Stadt hatte ohne kirchliche Einrichtungen auszukommen, während andernorts Kirchen gesprengt und abgerissen wurden. In Potsdam die Garnisonkirche, in Leipzig die Universitätskirche beispielsweise. Sollte in Eisenhüttenstadt eine Kirche erst gar nicht entstehen.

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Ja, wir werden Türme haben, zum Beispiel einen Turm fürs Rathaus, einen Turm fürs Kulturhaus.

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Andere Türme können wir in der sozialistischen Stadt nicht gebrauchen, so SED-Chef Walter Ulbricht am 7. Mai 1953 in seiner berühmten Thurm Rede. Deutlich wird an dieser Stelle der von der SED betriebene Kirchenkampf. Daher durfte in der Topographie der ersten sozialistischen Plan Stadt auch kein Symbol der christlichen Kirche stehen. Den Kirchturm gibt es bis heute nicht. Stattdessen steht ein großes Stahlgerüst mit drei Glocken neben dem Gemeindehaus der Evangelischen Friedens Gemeinde. Christel Janning ist Gemeindemitglied. Seit Anfang der 1960er Jahre.

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Sie erinnert sich erst in einem Zelt, dann in einem Zirkuswagen. Und dann ist eine Baracke auf diesem Platz gebaut worden, eine Kirche, Baracke. Es war voll, war immer voll. Eisenhüttenstadt hat sich ja Personen mäßig, Bevölkerungsgröße zusammengesetzt aus Bürgern aus der ganzen DDR. Da waren ja auch Christen dabei. Es waren ja nicht nur Atheisten.

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Aber es war ein sehr schwerer Kampf, sehr schwer. Und die Katholiken zum Beispiel? Die durften dann auch irgendwann eine Baracke bauen. Die wurde dann über Nacht wieder eingerissen, weil die Leute aufgewiegelt wurden gegen die Christen, gegen die Kirche, ergänzt die 59 jährige Marion Kaufmann.

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Dass es überhaupt etwas wurde mit der Kirche in Eisenhüttenstadt, das lag vor allem am Engagement des evangelischen Pfarrers Heinz Breuer, dem ersten Pfarrer der Friedens Gemeinde. 2007 ist er gestorben, als Ehrenbürger von Eisenhüttenstadt. Doch zu DDR-Zeiten musste er für seine Gemeinde kämpfen. Er habe sich permanent mit den Genossen angelegt, berichtet Christel Janning.

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Aber die Kirche hat sich durchgesetzt, und Pfarrer Breuer hatte ja unheimlich viele Christen gesammelt. Da hat ja Türklinken. Von Haus zu Haus, von Wohnung zu Wohnung gegangen und hat alle Leute begrüßt, die hierher gezogen sind und hat eine richtig starke, gute Gemeinde aufgebaut.

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Ende der 1980er Jahre hatte die Gemeinde 5000 Mitglieder. Heute sind es etwas mehr als 1000. Ab 1976, im Rahmen des Programms für Kirchen in Neubaugebieten entstand in Eisenhüttenstadt ein Gemeindezentrum. 1981 wurde es eingeweiht. Kosten 1,8 Millionen D-Mark, bezahlt von der Bundesrepublik.

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Es war ja auch so, dass Ende der 70er Jahre die DDR dringend Valuta brauchte. Da hatte man sich doch mit der West Kirchenleitung geeinigt, dass in Neubaugebieten Kirchen gebaut werden durften im Austausch dafür, dass jede Menge von Luther noch in die DDR floss.

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Aber gut sichtbar ist das Gemeindezentrum bis heute nicht, sondern es liegt versteckt am Rand der Stadt. Die Genossen hätten immer mit Argwohn geschaut, wenn auf dem Gelände Gemeindefest stattfanden, berichtet Marion Kaufmann.

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50 000 Einwohner hatte Eisenhüttenstadt 1989. Heute sind es nur noch halb so viele, Tendenz weiter sinkend. Keine Stadt in Brandenburg schrumpft schneller. 2030 werden in Eisenhüttenstadt nach einer Schätzung des Landes nur noch gut 20 000 Menschen leben. Junge Leute sieht man so gut wie gar nicht. Jeder zweite Einwohner ist über 55, die Straßen sind leer.

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In meinem Alter, Mitte 40, fühlt man sich noch so als einer der Jüngeren. Da ist schon krass, man findet immer einen Parkplatz.

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Sabine Relevanz ist Autorin und Journalistin bei der Berliner Zeitung. In Eisenhüttenstadt ist sie zur Schule gegangen, sollte zur Elite ausgebildet werden. Dann kam der Mauerfall. Seitdem beobachtet Sabine Relevanz, wie die Stadt sich verändert.

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Das Gefühl von etwas, was zu Ende geht, ist schon schon deprimierend. Sabine Fans dreht sich um. Wo sie auch hinschaut Leere. So wirke die sozialistische Architektur mit den breiten Straßen und den repräsentativen Fassaden noch bombastischer, sagt sie. In der Haupteinkaufsstraße, der Lindenallee früher Lenin Allee, sind nur wenige Läden geöffnet. Andere sind ganz geschlossen. Viele haben die Schaufenster mit Folien abgedeckt. Ab 17 Uhr sind in Eisenhüttenstadt außer im Einkaufszentrum alle Geschäfte geschlossen. Samstags macht kaum ein Laden auf.

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Mein Vater ist ja hier ganz in der Nähe aufgewachsen, in den Häusern hinter dieser Ladenstraße. Meine Oma hat da drüben im Schreibwarenladen gearbeitet, und da war halt einfach in dieser Straße die Hölle los. Wie alle Läden voll, und es waren viele Leute auf der Straße. Das war natürlich ein anderes Gefühl.

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Ganz besonders blute ihr das Herz, wenn sie das Hotel Lunik sieht, sagt die Journalistin. Wie ein hohler Zahn steht es mitten in Eisenhüttenstadt, ein Zeugnis des Verfalls. Die Scheiben sind eingeschlagen, der Putz blättert ab. Ganz oben hat jemand auf die Scheiben HFC gepinselt. Ich liebe Eisenhüttenstadt. Eine Ruine unter Denkmalschutz.

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Mein Onkel, meine Tante haben wir geheiratet und fanden immer Familien feiern statt. Das war so ein schickes Hotel eigentlich. Und jetzt steht es schon seit gefühlten Ewigkeiten, seit vielen Jahren leer und verfällt so vor sich hin. Es ist eine Schande eigentlich.

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Wer mit dem Zug nach Eisenhüttenstadt kommt, darf sich nicht abschrecken lassen. Das Bahnhofsgebäude ähnelt ebenfalls einer Ruine. Die Unterführung ist voller Graffiti, es riecht streng. Der Vorplatz ist zugig. Kein Ort zum Verweilen. Kürzlich hat das einzige Kino der Stadt geschlossen. Es hat die Coruna Pandemie nicht überstanden.

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Deutlich wird Das Schicksal der Stadt hängt am Stahlwerk. Einst arbeiteten hier 12 000 Menschen, heute sind es noch 2700. Wenn das Werk allerdings schließen müsste, dann dürfte es auch mit Eisenhüttenstadt aus sein, der ersten sozialistischen Stadt der DDR. Doch genau mit diesem Szenario kann der SPD-Bürgermeister Frank Balzer wenig anfangen. Ein schlaksiger Typ gebürtiger Eisenhüttenstadt, der immer noch an der Vision einer Industriemetropole festhält.

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Einerseits bleiben wir metallurgische Zentrum mit dem Stahlwerk. Andererseits haben wir einen Fokus, dass wir auch die medizinische Versorgung hier voranbringen wollen in der Richtung. Wir haben hier eine sehr gut ausgerichtete Schule für Gesundheitsberufe, und das ist ja allgemein bekannt, dass in Deutschland, aber auch in Europa Engpässe im Pflege sind. Und wir wollen dieses als Schwerpunkt Projekt nehmen, um dadurch auch jungen Menschen die Chance zu bieten, hier zu lernen, hier zu studieren, um die Stadt noch etwas jünger zu machen.

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Das weltweit einzigartige Erbe, die erhaltene Wohnstadt im Stil der sogenannten nationalen Baud Tradition der DDR, kommt in der Aufzählung von Rathaus-Chef Balzer nicht vor. Für ihn kein Aushängeschild. Zudem wolle er aus Eisenhüttenstadt keine Museumsstück machen. Wohl auch deshalb gibt es bis heute nur wenige Informationstafeln oder Schilder über das Besondere dieser Stadt. Andere Städte werben für ihre würdige Architektur oder geschichtsträchtige Baudenkmäler. Nicht so in Eisenhüttenstadt.

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Menschen wohnen nicht gerne in einem Museum. Man will auch Attraktivität haben, und wir werden natürlich beides versuchen zu verquicken. Vernünftig, dass wir zeigen, wie man eine ideale Modellstadt aussah. Aber andererseits sollen die Menschen attraktiv wohnen.

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Aber ein Freilichtmuseum werde er nicht aus Eisenhüttenstadt machen. Wenn Architekturkritiker Wolfgang Kiel diese Worte hört, treibt es ihm die Zornes Falten ins Gesicht.

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Das ist für mich total unverständlich, und an dieser Stelle muss ich sagen versagt. Als Bürgermeister sollte viel mehr Stolz entwickeln, weil das Material für eine. Wäre da schon weiter. Er muss sich keine Freunde machen und Eintritt erheben. Aber dass hier Leute hier herkommen, weil sie das sehen, wurde zwar aus der ganzen Welt. Zumindest ist das ganz Europa. Das ist normal. Das passiert schon seit vielen Jahren und ist so wünschenswert.

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Und Kiel erinnert an den Besuch von Tom Hanks in Eisenhüttenstadt. 2011 hat der Schauspieler ihn, wie Hanks sagt. Aron hat City und hat die Werbetrommel gerührt.

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In der Fernsehshow von David Letterman erreichte er 2014 bei einem weiteren Besuch von Tom Hanks. In der Musterstadt kaufte der Hollywoodstar einen Trabbi.

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So war es immer wieder gegeben. Im Kampf um die Prager Straße in Dresden mussten, ob irgendwelche Rockstars aus London kommen und die dort Open air auftreten und dann plötzlich der Rest der Welt auf die Prager Straße. Und genauso ist das hier. Das passiert immer wieder mal mit dem Pfund, mit dem man wuchern kann.

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Bis heute fehlten allerdings tragfähige Leitlinien, wo sich die Stadt in 20, 30 Jahren sieht, meint Eisenhüttenstadt Kenner Wolfgang Kee. Denn ob das Stahlwerk auf lange Sicht in Eisenhüttenstadt bleibt, ist ungewiss. Die Coruna Pandemie hat auch am Standort Eisenhüttenstadt tiefe Einschnitte hinterlassen. Man rechne im Stahlgeschäft mit Umsatzeinbußen von 30 Prozent, heißt es in einer Mitteilung.

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Die Grundstimmung in der Stadt sei depressiv, sagt der gebürtige Eisenhüttenstadt da Bin Laden, und es ist für mich jetzt nicht so Das große Feuerwerk der Signale sehe hier eine große neue Interpretation der Erzählung für die Stadt zu schaffen, die zukunftsgerichtet ist.

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Bürgermeister Frank Balzer hingegen gibt sich zuversichtlich. Er setzt auf Elon Musk, den Tesla und das Autowerk in Grün Haide. Sozialdemokrat Balzer glaubt, dass auch Eisenhüttenstadt davon profitieren werde. Die einstige sozialistische Musterstadt Eisenhüttenstadt. Sie sei auch nach 70 Jahren noch lebendig.

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Meine Hoffnung ist natürlich, dass sich die Stadt als Wirtschaftszentrum auch genauso weiterentwickelt. Wir sind ja ein Industriestandort, einer der wenigen, die es noch gibt in Deutschland. Die Stadt stirbt nicht.

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Das war der Hintergrund Architektur und Sozialismus. Vor 700 Jahren entstand Eisenhüttenstadt, eine Sendung von Christoph Richter, Redaktion Monika Dittrich.