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[00:00:01]

Mal angenommen, Corona ist vorbei, schütteln wir uns wieder die Hand. Oder müssen wir neu lernen, uns nahe zu sein? Ich bin Markus am Beale und ich bin Christin Becker.

[00:00:18]

Wir sind hier im ARD-Hauptstadtstudio und freuen uns, dass sie wieder dabei seid. Wenn wir wie jede Woche in diesem Podcast ein Gedankenexperiment machen. Wir wissen klar, viele haben wegen Corona echt ne harte Zeit und die Beschränkungen sind ja grad nochmal verlängert worden. Und die Lage in den Krankenhäusern ist auch weiter schwierig. Aber wir wollen doch mal das Szenario durchspielen, von dem wir so hoffen das es bald Realität wird, nämlich das Corona vorbei ist.

[00:00:45]

Und wenn das so wäre, dann könnte sich die Tagesschau in der Zukunft vielleicht so anhören.

[00:00:51]

Bundeskanzler Spahn hat das Ende aller Coruña bedingten Einschränkungen verkündet. Auf einer Pressekonferenz mit den Ländern erklärte Spahn, Deutschland habe das Virus in einer gemeinsamen Kraftanstrengung bezwungen. Der Bundestag hatte am Vormittag die epidemische Lage von nationaler Tragweite aufgehoben. Zuvor hatte das Robert-Koch-Institut mitgeteilt, in der Bevölkerung gebe es inzwischen eine ausreichende Immunität. Abstand halten und Maske tragen seien nun nicht mehr grundsätzlich erforderlich.

[00:01:21]

Tja, also wenn die Tagesschau dann mal so klingt, das wäre auf jeden Fall historisch. Und ich fände es auch spannend zu wissen, ob es irgendwann mal einen Bundeskanzler Spahn gibt, wie in unserer Meldung grad.

[00:01:31]

Naja, es sind alles Szenarien und unseres ist ja heute, dass wir mal durchspielen, wie es sich anfühlt, wenn die Coruña Zeit vorbei ist. Wenn wir z.B. andere Menschen wieder so ganz ohne Sorge in den Arm nehmen können. Und wir wollen schauen, ob wir sogar was lernen können aus der Pandemie und was eigentlich übrig bleibt im Alltag. Aber bevor wir das machen, lass uns mal kurz drüber reden, Kristin, wann das soweit sein könnte, denn diese Impfstoffe, die machen ja gerade vielen Hoffnung.

[00:01:58]

Und genau dazu hatten wir ja neulich eine eigene Podcastfolge. Hört da gerne auch mal rein. Später nach dieser Folge. Genau. Aber eine Erkenntnis aus dieser Folge war ja auch. Es wird leider noch dauern, bis genügend Menschen geimpft sind oder Coruña durchgemacht haben, bis z.B. das erreicht ist, was man Heerden Immunität nennt, damit nicht plötzlich doch noch eine nächste Corona Welle um die Ecke kommt, die uns dann wieder umhaut.

[00:02:20]

So ist es. Die Wahrheit ist halt leider. Im Moment kann niemand so genau sagen, ob wir Coruña nächstes Jahr schon so im Griff haben, wie wir das jetzt alle hoffen.

[00:02:28]

Global betrachtet ist es jedenfalls so. Die Weltgesundheitsorganisation, die WHO, die wird irgendwann das Ende der Pandemie ausrufen.

[00:02:37]

Könnte aber auch sein, dass wir in Deutschland schon vorhersagen können Korona ist hier kein Problem mehr.

[00:02:42]

Und was würden die Leute als erstes tun, wenn Korona dann sozusagen vorbei ist? Wir waren mal draußen und haben ein paar Leute gefragt.

[00:02:51]

Dann werde ich alle Leute sowas von fett umarmen und knuddeln.

[00:02:56]

Eine Reisebuch in den Flieger steigen und ab nach Jamaika. Ich würde mal wieder so richtig schön abtanzen.

[00:03:02]

Er abtanzen. Volle Clubs. Das könnte ich mich schon auch ganz gut vorstellen. Und es gibt ja tatsächlich Länder, wo das schon wieder möglich ist. Wo das schon fast wieder normal ist. Und da wollen wir nachher auch mal hinschauen.

[00:03:15]

Aber fangen wir jetzt erst mal bei uns an. Ich glaube ja, wenn ich Corona so im Alltag auf eine Sache reduzieren müsste, dann ist das echt dieses Abstand halten. Also diese eineinhalb Meter, die ich immer so im Kopf hab. Kein Körperkontakt, wenn es nicht gerade um den eigenen Partner, die Partnerin oder eigene Kinder geht.

[00:03:32]

Ja, das ist schon irgendwie krass, dass man ja, um sie zu schützen, nicht einmal mehr seine Eltern oder Großeltern oder auch enge Freunde umarmt. Und das ist auf Dauer auch ganz schön belastend, finde ich. Sagen ja auch viele, gerade auch für diejenigen, die z.B. alleine leben. Ja, eben.

[00:03:46]

Berührung ist ja auch super wichtig eigentlich, damit es uns körperlich und seelisch gut geht. Definitiv.

[00:03:52]

Da sagt auch Rebecca Böhme, die ist Neurowissenschaftler und forscht zum Thema Berührung an der Universität von Shaping in Schweden. Und sie habe ich als erstes Mal gefragt Werden wir uns nach Coruña zumindest mal wieder die Hände schütteln? Ich finde, es ist sehr schwer vorherzusagen, weil ich denke, dass wir so eine gemischte Situation haben werden. Einerseits haben wir die Leute, die wahrscheinlich diese Angst, die sie assoziieren, jetzt mit Berührungen weitertragen werden und dann werden wir gleichzeitig die anderen Leute haben, die sich so freuen, dass endlich alles wieder ganz normal sein kann.

[00:04:23]

Ich könnte mir vorstellen, dass wir eigentlich ein, sagen wir mal irgendwie komische Situationen kommen, wo Leute einerseits sich die Hand geben wollen, die anderen dann davor zurückschrecken. Ich könnte mir vorstellen, dass so ein gewisses Chaos ist.

[00:04:33]

Ich denke, es wird wild. Inwiefern könnte es denn tatsächlich sein, dass wir Berührungen nachholen, wenn Coruña vorbei ist? Also mehr kuscheln, körperlichen Kontakt intensivieren.

[00:04:45]

Das ist zumindest meine Hoffnung. Also es ist ja tatsächlich so. Und das hört man ja relativ viel im Moment. Jetzt, gerade in dieser Phase, wo wir uns eben nicht berühren dürfen. Dass da die Menschen eigentlich erst merken, wie wichtig Berührungen sind. Vorher war das ja so ein bisschen so eine Nebensache, wo man nicht so drüber nachgedacht hat. Und jetzt, wenn wir tatsächlich wissen, dass Berührungen was ist, was wichtig für den Menschen ist, für unser Wohlergehen, körperlich wie psychisch.

[00:05:08]

Dann denke ich, dass wir damit anders umgehen können. Dass wir einerseits Berührungen bewusster umsetzen können, aber vielleicht andererseits auch vorsichtiger damit sein. Denn gleichzeitig ist das ja auch eine andere Frage, über die man nachdenken muss. Dass Berührungen. Naja, eben oft auch grenzüberschreitend sein können. Dass andere Menschen oft gar nicht berührt werden wollen und dass teilweise die Rituale, die wir haben, so wie das Händeschütteln oder das Umarmen zur Begrüßung, manchmal auch nicht gewollt sind.

[00:05:33]

Und ich habe auch von vielen Leuten gehört, dass sie sich freuen, dass sie das nicht mehr machen müssen. Aktuell und insofern denke ich, ist es wichtig, dass wir so einen Weg finden, so eine Balance finden, danach, wo wir Berührungen wieder einführen und umsetzen können. Und zwar in einer Art und Weise. Eben die, die von allen gewollt ist und wo alle mit einverstanden sind.

[00:05:51]

Sie sind ja auch Neurowissenschaftler. Jetzt würde mich mal interessieren dieses Abstand halten, was wir jetzt eingeübt haben die Berührung losigkeit. Wenn man das die ganze Zeit durchzieht und auch noch länger durchzieht, passiert da was im Gehirn? Schreibt sich da was dauerhaft ein, dass auch über die Pandemie hinaus Bestand haben könnte, dass man Berührungen jetzt mit etwas Gefährlichem verbindet?

[00:06:12]

Insofern davor irgendwie zurückschreckt. Das gibt einem vielleicht so eine Art Alarmsignal, wenn jemand einem zu nahe kommt. Und das ist natürlich etwas, was. Auch neuronal im Gehirn vorhanden ist. Aber gleichzeitig können wir sagen, das ist nicht etwas, was sich da festgesetzt hat oder festgeschrieben hat. Denn das Gehirn ist super wandelbar, sehr plastisch, sagt man. Diese Plastizität besteht auch weiterhin im Erwachsenenalter. Und insofern ist es durchaus möglich, dass wir sozusagen diese verstärkten Assoziationen z.B. eben mit Berührungen, Gefahr oder Nähe und Gefahr, dass wir die auch wieder abbauen können danach.

[00:06:48]

Das ist ja schon mal erleichternd. Eigentlich eine gute Nachricht. Man also vielleicht nicht unbedingt ein Kuschel Training, ne Nähe Therapie machen, um das dann wieder zu lernen.

[00:06:56]

Also bei den meisten Menschen reicht es wahrscheinlich, wenn die sich einfach bewusst machen, dass Nähe wieder okay ist. Das sagt Rebecca Böhme. Und dann kommt es nach ein paar Begegnungen automatisch wieder, so wie man Fahrradfahren nicht verlernt.

[00:07:08]

Genau das habe ich auch gedacht. Ich habe sie übrigens auch noch gefragt Was können wir denn im Moment so tun? Also solange unser Szenario noch nicht Realität ist, solange Corona anhält, wie übersteht man diese Zeit der Berührung losigkeit oder der Berührung Armut?

[00:07:23]

Man muss sich schon darüber bewusst sein, dass es keinen richtigen Ersatz gibt. Ich glaube, das ist schon ganz wichtig, dass wir wissen, wir können die menschliche Berührung eigentlich nicht ersetzen. Aber natürlich können wir irgendwie versuchen, gewisse Teilaspekte davon auszugleichen. Zum Beispiel kann man eine warme Dusche nehmen. Das setzt dann vielleicht so ein bisschen die Wärme, die man in so einer Berührung erfährt. Oder man kann irgendwie versuchen, sich zu kuscheln mit einer dicken, warmen Decke auf der Haut, sich richtig schön gemütlich machen.

[00:07:48]

Das ist ja irgendwie auch ersetzt so ein bisschen dieses Gefühl von dem Druck, den man in einer Umarmung erfährt und auch wieder der Wärme. Dann kann man zwar Sport machen, das ist nochmal eine andere Art und Weise, wie man gewisse Teilaspekte ausgleichen kann. Und zwar weil ich in der Berührung ja auch immer die Grenzen meines eigenen Körpers wahrnehme. Und das ist etwas, was wir eben auch erfahren, wenn wir Sport machen.

[00:08:16]

Mal angenommen, Corona ist vorbei heißt unser Szenario heute und wir fragen uns, was passiert dann? Und wir haben uns gedacht, vielleicht kann man ja auch durch die Vergangenheit was für die Zukunft lernen.

[00:08:26]

Naja, Coruña ist ja nicht die erste Pandemie, die es in der Geschichte der Menschheit gab. Und da wir ja bislang nicht ausgestorben sind, also wir Menschen, heißt das, wir haben auch schon einige echt heftige große Gesundheits Krisen überstanden, z.B. im Mittelalter die Pest. Sehr dunkle Zeit, absolut.

[00:08:45]

Aber auch da gab's am Ende ein Ende.

[00:08:47]

Auch die Pest war irgendwann vorbei und dann wurden Freudenfeuer angezündet. Der Kaiser, der Papst haben große Ansprachen gehalten.

[00:08:55]

Das hat da eher schleichend aufgehört. Da gab es nicht den einen Moment, wo die Pest offiziell vorbei war. Und die WHO gabs auch noch nicht. Aber es gab was anderes, nämlich spezielle Erinnerungsorte. Von denen hat mir Karin Nolte erzählt. Die ist Medizin. Historikerin in Heidelberg.

[00:09:12]

In Venedig wurden zum Gedächtnis Kirchen gebaut, zum Gedächtnis an die Pest. Pandemie als Dank sozusagen. Dass die Pandemie vorüber gegangen ist und als Dank von den Menschen, die die Pandemie überlebt haben. Da kann man sagen, das ist vielleicht ein sichtbares Zeichen gewesen für so ein Ritual am Ende einer Pandemie. Also das heißt, da hat man gar nicht verdrängt, sondern man sah, dass da dann schon auch offensiv im Stadtbild hinterher. Genau bis heute. Eigentlich sieht man das und bis heute steht das ja auch in den Reiseführern und ist nur ein sichtbares Zeichen einer vorübergegangen.

[00:09:44]

Pest, Pandemie jetzt ist die Erinnerungskultur das eine. Hat die Pest auch noch andere Auswirkungen gehabt? Langfristig ja.

[00:09:50]

Also bei der Pest kann man sagen, dass Medizin historisch betrachtet, dass die Pest Pandemie im 14. Jahrhundert die entscheidende Zäsur von der Vormoderne zur Moderne darstellt, weil mit der Pest so etwas wie ein öffentliches Gesundheitswesen entstanden ist. Also einmal durch die Maßnahmen staatlicherseits, also von der Obrigkeit wie Quarantäne, aber auch die Einrichtung von Isoliere Häusern und Pest Krankenhäusern.

[00:10:18]

Also während der Pest wurde vieles erfunden, sag ich mal, wovon wir heute noch profitieren. Wenn wir jetzt mal in die neuere Geschichte schauen wie haben sich denn Gesellschaften nach solchen Gesundheits Krisen weiterentwickelt?

[00:10:29]

Am deutlichsten haben die Gesellschaften sich weiterentwickelt, was den Umgang mit Infektionskrankheiten angeht. Also es gibt da verschiedene Beispiele. Einmal nach der spanischen Grippe kann man ja sagen, dass dann die Forschung begonnen hat, also die Viren Forschung. Aber auch was Hygienemaßnahmen angeht, kann man aus früheren Pandemien oder auch endemischen wie der Tuberkulose lernen. Also bei der Tuberkulose gab es eine Hygienemaßnahmen, die sehr wichtig war. Das war eben die Einführung von Spuck's Knöpfen und damit auch die Erziehung der Bevölkerung dahingehend, dass man nicht mehr auf den Boden spuckte.

[00:11:10]

Warum war das ein Problem mit dem auf den Boden spucken? Also das auf den Boden spucken war insofern ein Problem, als das der Tuberkulose Erreger sich sehr lange halten konnte, unter anderem auch auf Staubkörner und dann eben durch Windzug oder durch Fegen usw. aufgewirbelt werden konnte. Und dadurch konnten sich Menschen anstecken. Und wie war das jetzt mit den Spucknapf? Und da hatte man über Jahrzehnte hinaus jeder einen Spucknapf oder wie stelle ich mir das vor? Also es gab einmal einen persönlichen Spucknapf für Menschen mit offener Tuberkulose.

[00:11:40]

Und dann gab es aber überall im öffentlichen Raum auch Knöpfe. Wobei man sagen muss, diese Erziehung nicht mehr auf den Boden zu spucken, hatte auch irgendwann Wirkung gezeigt.

[00:11:51]

Also sprich das hat dann auch dazu geführt, dass sich gesellschaftliches Verhalten langfristig geändert hat, also sehr langfristig. Wenn Sie bedenken, dass das heute noch so ist. Also es gibt natürlich heute auch Menschen, die auf die Straße spucken, aber es wird doch als ein höchst unangemessenes Verhalten angesehen.

[00:12:06]

Da frage ich mich jetzt Natürlich ist quasi die Maske aus unserer Zeit also der neue Spucknapf.

[00:12:11]

Na, zumindest könnte es ja sinnvoll sein, wenn wir in der Erkältung Eiszeit auch in Zukunft eine tragen. Also zumindest wenn es irgendwie enge Räume sind oder wenn man Bahn fährt. In Japan oder China war das ja auch schon vor Coruña gar nicht ungewöhnlich. Also könnte auch sein, dass das bei uns bleibt.

[00:12:27]

Und vielleicht gibt's ja noch ein paar andere Sachen, die auch bleiben, einfach weil sie praktisch sind.

[00:12:31]

Also das könnte ich mir durchaus vorstellen, gerade was das Thema Digitalisierung angeht. Und ich meine jetzt mal nicht nur, dass die Gesundheitsämter endlich vom Fax auf Email umstellen und das digitale Meldesystem sich durchsetzen, sondern auch so Dinge in der Alltags Digitalisierung.

[00:12:47]

So nenne ich das jetzt mal nur, weil du beim Einkaufen nicht mehr analog in der Schlange stehen will. Genau das hat mich schon Vorkehrung total genervt. Und mit Girona hat es ja zum Teil noch zugenommen, weil nicht zu viele Leute gleichzeitig ins Geschäft dürfen. Und statt dass dann alle dumm rumstehen, gibt's ja digitale Ansätze, das besser zu lösen. Das wäre dann so ein virtuelles Schlangestehen quasi. Naja, das ist doch super.

[00:13:10]

Da hat man dann über eine App einen festen Platz in der Schlange und muss nicht in. Da rumstehen, sondern wird dann abgemurkst, wenn man dran ist. Funktioniert vielleicht noch nicht so gut im Supermarkt um die Ecke, aber am Flughafen oder im Shoppingcenter. Da wird das jetzt auch schon getestet.

[00:13:26]

Und es gibt ja, was den Supermarkt angeht, auch diese Kassen losen Systeme, wie man die nennt, das die sich durchsetzen, also dass man alles einfach in seinen Wagen packt. Das wird dann mit Video und Sensoren überwacht und dann zahlt man per App, ohne dass man sich nochmal anstellen muss und dann kann man wieder gehen.

[00:13:40]

Ich finde, das klingt praktisch, aber es stellt sich natürlich schon auch die Frage Was wird denn dann aus diesen Jobs? Was wird aus den Supermarktkassiererin und Kassierin? Sind die dann alle in Zukunft Einkaufs, Berater und Techniker Betreuerin?

[00:13:53]

Tja, zumindest können die Leute, die in den Läden arbeiten, nicht einfach alle so Homeoffice machen.

[00:13:58]

In vielen anderen Jobs geht das aber schon. Das heißt leider auch, dass die endlosen Videokonferenzen und digitalen Meetings uns wahrscheinlich erhalten bleiben.

[00:14:08]

Und das Fraunhofer-Institut für Arbeits Wissenschaft hat dazu sogar eine Umfrage gemacht bei knapp 500 deutschen Unternehmen. Und man hat sie gefragt, wie die durch die Korona Zeit kommen und was sie danach beibehalten.

[00:14:19]

Okay, jetzt lass mich raten Alle wollen jetzt für immer Homeoffice. Nicht ganz.

[00:14:24]

Nicht alle. Aber schon ein Großteil der Firmen sagt, dass sie nach den Coruña Erfahrungen künftig mehr Homeoffice möglich machen wollen. Oder zumindest drüber nachdenken. Und fast 60 Prozent sagen auch Videokonferenzen statt Dienstreisen ist auch weiter eine gute Idee.

[00:14:39]

Ja klar, da können die Firmen ja auch richtig Geld sparen. Gilt übrigens auch für die Büros. Die Allianz hat das für sich schon mal überschlagen. Wenn die Leute nach Coruña weiter regelmäßig im Homeoffice arbeiten, dann braucht der Konzern in Zukunft bis zu 30 prozent weniger Büroflächen.

[00:14:55]

Es wäre ne ganze Menge. Und abgesehen davon Es wäre auch eine Chance für Regionen in Deutschland zum Beispiel, die abgehängt sind, wo es kaum Jobs gibt derzeit. Das hat mir ja Josephine Hofmann vom Fraunhofer-Institut auch erzählt, die an dieser Studie mitgearbeitet hat.

[00:15:10]

Gab's ja auch schon vor Coruña, diese Trends in den Speckgürtel jetzt wieder auf einmal. So auch neue Kombinationen aus Leben und Arbeiten möglich zu machen, mit einem hohen Maß an digitaler Arbeit. Und ich gehe schon davon aus, dass das definitiv einen Schub geben wird. Setzt natürlich voraus, dass es in diesen entlegenen Gebieten dann aber natürlich zumindest mal eine gute digitale Infrastruktur gibt.

[00:15:32]

Und damit sind wir bei den Problemen und den kritischen Punkten, die diese neuen Formen auch bringen könnten. Wo muss man denn aufpassen, wenn man quasi Homeoffice mobiles Arbeiten ausweitet?

[00:15:43]

Dann gibt es natürlich eine breite Debatte rund um das Thema Entgrenzung. Dass das möglicherweise auch dazu führen kann, dass Leute anfangen, zu viel zu arbeiten bzw. auch zu Arbeitszeiten zu arbeiten, die nicht mehr gesund sind, die vielleicht auch jenseits dessen liegen, was heute qua Arbeitszeitgesetz schlicht und ergreifend erlaubt ist, dann beschäftigten wir uns schon auch mit einer Frage Was macht es auf lange Sicht auch mit einem Zusammenhalt von der Firma? Also kann man so was wie ein tolles Team Feeling wie dieses Miteinander.

[00:16:14]

Gefühl ist es auf die Art und Weise dann tatsächlich noch aufrechtzuerhalten.

[00:16:20]

Wenn ich quasi dezentral, mobil, flexibel arbeite. Was ist mit so Sachen wie Flurfunk gemeinsam in die Kantine gehen? Gemeinsam an einem Ort sein? Haben Sie da Konzepte, wie man das vielleicht nicht ersetzen, aber sich dem doch auch digital annähern könnte?

[00:16:36]

Absolut. Also dieses Thema Formalität ist natürlich ein großer Gestaltungs Bereich, aber auch da muss ich sagen, man kann da auch mit einer fantasievollen Nutzung und ein bisschen ein bisschen Ideenreichtum kann man durchaus auch schaffen. Es gibt mittlerweile virtuelle Feierabend Biere, es gibt die virtuelle Kaffeeklatsch Runde. Also es gibt da schon durchaus auch ganz gute Ansätze, auch mit einer intelligenten Nutzung von Technik und einem breiten Raum für Ideen, Leute eben auch auf andere Art miteinander im Gespräch zu halten.

[00:17:05]

Und klar ist das alles kommt natürlich wie schon gesagt, nur für Jobs infrage, bei denen Homeoffice überhaupt möglich ist.

[00:17:12]

Also bei der Pflege, im Handwerk, in Fabriken. Da wird sich wahrscheinlich auch nach Coruña gar nicht so viel ändern. Wahrscheinlich nicht.

[00:17:20]

Aber ich fand es interessant. Josefine Hofmann glaubt schon, dass man auch in Berufen, für die man definitiv raus muss, dass man da zumindest Orga Sachen auch öfter von zuhause machen kann in Zukunft und das auch zeitlich flexibler.

[00:17:38]

Also der Berufsalltag nach Coruña, das ist sicher ein großes Thema, aber auch generell frage ich mich ja. Wie verhält sich eigentlich eine Gesellschaft nach so einer Krise? Wir haben ja vorhin schon gehört, wie es in der Geschichte so war. Aber wie wird sich das für uns anfühlen? Also wenn man mal wieder bedenkenlos irgendwo hingehen kann, mit vielen Leuten feiern kann. Also im Moment kann ich mir das gar nicht so richtig vorstellen.

[00:17:58]

Nee, diese Vorstellung ist echt weit entfernt für uns hier. Aber anderswo auf der Welt ist es heute schon wieder Realität. Und ausgerechnet da, wo es alles losging mit Corona. Nämlich in China. Da hat man es ja geschafft, mit einem harten Lockdown, mit strenger Quarantäne und auch mit viel staatlicher Überwachung das Virus quasi zu vertreiben. Und deshalb gibt's da in China jetzt wieder volle Clubs. Menschen dicht an dicht auf einer Tanzfläche.

[00:18:27]

Okay, das ist zugegebenermaßen nicht so ganz meine Musik. Nee, meine auch nicht und trotzdem bin ich ein bisschen neidisch, denn das ist kein alter Mitschnitt, sondern ganz aktuell aufgenommen in einem Club in Peking. Und diesen Mitschnitt gemacht hat Tamara Anthony. Sie ist ARD-Korrespondentin in Peking und lebt auch da. Und Tamara hat mir erzählt, wie das war, als sie das erste Mal nach langer Zeit wieder in den Club gehen konnte.

[00:18:50]

Das hat sich sehr gut angefühlt. Es fühlte sich so ganz normal an, weil bei uns die Veränderung so schleichend kam. Und als dann die Clubs geöffnet Warnern ich zum ersten Mal wieder in einen Club gegangen bin, hatte ich eigentlich schon fast vergessen, dass wir in einer weltweiten Pandemie sind. Auch dadurch, dass ich mich daran gewöhnt habe, dass man überall seine Daten preisgeben muss, zum Beispiel am Eingang zum Club, muss man halt erst mal so eine Gesundheits App scannen und da werden dann ganz viele Daten abgefragt.

[00:19:19]

Und im Club selber ist es aber dann ganz wie früher, also eng gedrängt, keine Masken, die Menschen singen und feiern. Im Club ist es wie früher eng gedrängt. Die Leute schwitzen nebeneinander, tanzen und grölen nebeneinander. Niemand hat eine Maske, niemand hält irgendwie Abstand. Es ist einfach dichtes Gedränge und die Welt, wie sie mal war. Du hast eben schon gesagt, das Gefühl ist, Corona ist ganz weit weg. Das heißt, wie redet ihr denn so im Alltag noch viel über Corona?

[00:19:51]

Also einerseits gibt es ja sowas wie den Club, wo alle normal feiern und als wär Coruña vergessen. Und dann gibt es aber die große Mehrheit, die eher Coruña immer noch im Hinterkopf hat und darum ganz viel mit Maske rumläuft. Wenn man im öffentlichen Verkehr ist, dann trägt man auf jeden Fall eine Maske. Man findet es auch normal, dass es Leute gibt, die nicht Leute treffen wollen, die vor einem Monat im Ausland waren. Also insofern ist Corona schon auch noch präsent.

[00:20:24]

Und gibt ihr euch wieder die Hände? Umarmst du Leute, wenn du sie triffst wie früher?

[00:20:29]

Ja, diese Alltags Sachen, die sind hier wieder ganz wie früher. Also eigentlich schon. Im Mai haben wir uns wieder umarmt und geben uns die Hand und treffen uns in großen Gruppen. Du hast vorhin gesagt, wenn du den Club gehst, musst du deine Daten am Eingang lassen. Insgesamt ist China ein autoritär regiertes Land. Es gibt Überwachung und Kontrolle. Welche Rolle spielt das bei der Bekämpfung von Coruña?

[00:20:57]

Überwachung spielt schon eine große Rolle. Das Problem ist Wir wissen gar nicht, welche Daten alle abgefragt werden und welche wo zusammenlaufen. Aber sicher ist, dass Mobilfunk Daten abgefragt werden, weil wir müssen überall eintragen, wo wir waren in unsere App. Und diese App dann scannen, wenn wir irgendwo reingehen. Und das ist auch tatsächlich überall. Also wenn man hier in ein Café geht oder in ein Fitnessclub oder ähnliches, überall muss man diese Gesundheits App scannen. Und wenn man dann eben in einer Region war, wo gerade ein Mini Virus Ausbruch war, dann würde die nicht grün anzeigen und dann kommt man halt nicht rein.

[00:21:37]

Viel Alltag also wieder in China. Aber klar, die Menschen da, die zahlen auch einen Preis. Einmal die Überwachung und es ist so, wenn dann doch mal einzelne Corona Fälle irgendwo auftauchen, dann gibt's regional weiterhin einen massiven Lockdown und Zwangs Tests und die Grenzen, die hält China ja auch weitgehend geschlossen.

[00:22:03]

Eine neue Normalität nach Coruña. Tja, wie wird sich das anfühlen? Naja, wir haben ja viel darüber geredet, was sein könnte, wenn Coruña vorbei ist.

[00:22:11]

Vielleicht tragen wir das nochmal zusammen. Kristin Es könnte zum Beispiel darauf hinauslaufen.

[00:22:19]

Nach Coruña ist Homeoffice nicht nur eine Möglichkeit, sondern wird in vielen Bereichen zur Pflicht. Firmen bieten oft keine Büros mehr an. Fast jeder muss von zuhause arbeiten. Die meisten Meetings sind virtuell. Wir tun uns schwer mit Nähe, weil wir Angst vor der nächsten Pandemie haben. Hände schütteln bleibt ein No go. Und wenn wir ins Restaurant oder in einen Club wollen, geht das nur noch mit einer App, in der wir unsere Daten hinterlegen.

[00:22:43]

Es könnte aber auch anders kommen. Nämlich so Wenn Corona vorbei ist, dann fallen wir uns als erstes in die Arme und genießen es, unseren Freunden wieder nahe zu sein. Gleichzeitig passen wir besser auf, gesund zu bleiben, tragen in der Erkältung Auszeit mal freiwillig eine Maske im Zug und gehen mit Schnupfen nicht mehr zur Arbeit. Weil wir Homeoffice machen können, ist es sowieso kein Problem. In Geschäften, Behörden und am Flughafen müssen wir nicht mehr anstehen, weil auch dort digital vieles besser organisiert ist.

[00:23:17]

So, das waren jetzt natürlich heute nur ein paar Punkte zu der Frage, wie wir nach Coruña vielleicht leben werden. Es gibt viel, viel mehr. Und wenn ihr mal in unsere Podcastfolge aus den vergangenen Monaten rein hört, da findet ihr noch ganz andere Aspekte. Zum Beispiel, wie sich unser Reisen verändern könnte oder unsere Mobilität, wie es mit der Globalisierung aussieht und wie das mit der digitalen Schule so ist. Und wir spielen bestimmt auch demnächst nochmal andere Szenarien durch, wie die Welt nach Corona aussehen könnte.

[00:23:46]

Wenn ihr Vorschläge habt oder auch Feedback zur Folge heute, dann schreibt uns gerne an. Mal angenommen.

[00:23:52]

Tagesschau.de: Für dieses Mal war es das jetzt mit unserem Tagesschau Zukunftsplan. Kast Danke euch fürs Zuhören. Die nächste Folge gibt's natürlich wieder nächste Woche. Bis dann. Tyrus.