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Mal angenommen, es gäbe eine Zuckersteuer, würde die Nahrungsmittelindustrie dann weniger Zucker in die Produkte mischen und wären wir alle gesünder?

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Mein Name ist Jesus Claes und ich bin Brite, sei Nießen und wir arbeiten im Team des ARD-Hauptstadtstudio in Berlin. Und jede Woche spielen wir hier im Podcast ein Zukunftsszenario durch. Diesmal schauen wir, was es bedeuten würde, wenn es eine Steuer auf Zucker gäbe.

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Dann könnte die Tagesschau in Zukunft vielleicht so klingen.

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Seit Einführung einer Zuckersteuer vor drei Jahren ist die Zahl der Übergewichtigen deutlich gesunken. Laut den Daten des Robert-Koch-Instituts ist auch die Zahl der an Diabetes erkrankten Kinder um 30 Prozent zurückgegangen. Auch die Lebensmittelindustrie zieht eine positive Zwischenbilanz. Nach Angaben der Branche gebe es keine Umsatzeinbußen. Am Anfang der Recherche habe ich gedacht Okay, Zucker reduction, das schaffe ich auch. Das lasse ich mal weg. Aber just in dem Moment, wo ich gedacht habe, das mit dem Zucker streiche ich jetzt, hab ich meinen Hunger auf Schokolade bekommen und da habe ich erst mal ein Stück gegessen, oder?

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Ja, letztes Stück auf die Zunge gelegt, so als letzte Versuchung. Aber seitdem bin ich echt ganz gut gefahren. Ich hab mir das gar nicht erst vorgenommen, ehrlich gesagt. Obwohl ich während der Recherche immer schlechtere Laune bekommen hab, dachte Oh Gott, Zucker. Aber was ich wirklich habe einen unglaublichen Ehapa auf so eine eiskalte Cola.

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Ich hab ja auch eine mitgebracht. Das ist ja hier. Ich würde sagen, das ist echt nur versuchen. Aber ich habe bislang keine getrunken. Aber daneben und das habe ich dir glaub ich eingebrockt sehe ich bei dir da Möhren.

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Genau geschälte Möhren. Du hast ja jemanden gesprochen, der gesagt hat, man kann auch mit Möhren Süße erreichen. Und das versuche ich. Genau das ist Anastasija Zamboni, der ist mit der hab ich gesprochen. Die lebt schon seit fast 15 Jahren ohne Zucker. Welcher Zucker da genau gemeint ist, warum sie keinen sogar mehr ist und wie das überhaupt gehen kann, das erzählt sie uns später noch hier im Podcast. Aber sie hat am Anfang schon mal ganz klar meiner Vorstellung widersprochen, dass so ein Leben ohne Zucker.

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So wie ich mir das vorstelle, ganz schön freudlos ist.

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Wir Menschen sind immer auf der Suche nach einem kleinen Stück mehr Glück. Und das kann ich tatsächlich versprechen, dass eine zuckerfrei Ernährung ein kleines bisschen glücklicher macht.

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Sie hat ja auch so ein Süßkartoffel Tipp, den hab ich auch ausprobiert. Aber dazu später. Ja, ich muss mal gucken, ob sie ihr Versprechen wirklich einhalten kann. Ich glaube, was uns allen klar ist. Jetzt ist klar, mir wahrscheinlich irgendwie allen das zu viel Zucker nicht gut ist. Was mir aber gar nicht klar war ist wie groß das Problem in vielen Ländern schon ist.

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Aber in Chili zB. Da kleben die sogar Warnhinweise auf die Süßigkeiten. Da ist ein dicker schwarzer Aufkleber drauf. Viel Zucker. Was ich aber tatsächlich noch krasser finde, ist die Geschichte aus Mexiko. Da gibts Regionen. Da stehen jetzt Cola, Süßigkeiten, Junk-Food mit viel Zucker. Im Prinzip in einer Reihe mit Zigaretten und Alkohol. Denn es gibt Regionen, da ist es gesetzlich verboten, dass du Cola und bestimmte Snacks an Minderjährige überhaupt verkaufen kannst. Und warum das Ganze?

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Weil mehr als zwei Drittel der Bevölkerung in Mexiko. Die gelten als übergewichtig. Ich finde es super krass.

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Das ist echt viel. Lass uns doch erst mal klären jetzt, wie Zucker und Übergewicht überhaupt zusammenhängen. Das wollte ich von dem Mediziner wissen. Andreas Michaelsen ist Professor und Ernährungs Mediziner und hat auch mehrere Bücher zum Thema Ernährung geschrieben. Und mit ihm habe ich erst einmal geklärt, warum wir Süßes so super finden.

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Ja süß ist ja erstmal ein sehr wichtiger Geschmacks Faktor, der anzeigt, dass hier was leckeres und auch etwas hoch Kalorie Star ist. Das heißt also die Natur hat es schon so eingerichtet, dass wir hier quasi aufmerksam werden und wenn Süße sich ankündigt, dann durchaus auch bereit sind, viel davon zu verzehren. Süße. Gab es schon immer in Form von Früchten oder Honig und nur es war eben knapper und insofern ist dieser Alarm Mechanismus heute nicht mehr so ganz adäquat.

[00:03:44]

Wenn ich statt zwei Flaschen Cola am Tag jetzt umsteige auf zwei Flaschen Bio Apfelsaft, dann ist das für meinen Körper besser oder nicht?

[00:03:51]

Das ist ein bisschen besser. Also aber auch nicht ganz gut. Das wäre schon das Beste. Wäre natürlich auf Wasser oder Tee umzusteigen. Also Apfelsaft hat Frucht Süße jetzt im Gegensatz zu Cola, wo dann entweder Haushalts Zucker zugesetzt ist oder bei Cola Light dann Süßstoff und diese. Man weiß von den Fruchtsäfte mit Ausnahme von Orangensaft, das viel durch den hohen Fruchtzucker Gehalt doch letztlich fast zu negative Wirkungen haben wie Süßigkeiten, die man sonst ja auch eher meiden möchte. Also Apfelsaft ist kein guter Ersatz.

[00:04:31]

Okay, bei Getränk hab ich es verstanden. Was ist, wenn ich statt Zucker mit Honig oder Agave dick Saft süße? Ist das dann weniger schädlich für den Körper und macht das nicht einen Unterschied?

[00:04:40]

Nein, leider auch nicht. Und es ist auch durchaus auch ein bisschen ärgerlich, weil wir ja doch über viele Jahre erlebt haben, dass das beworben wurde mit der natürlichen Süße von Früchten oder Frucht. Süß und so. Das suggeriert ja, dass das dann gesünder wäre, als wenn da jetzt Haushalts Zucker drin ist und gerade auch Agave, Sirup und solche Stoffe, die enthalten einfach sehr, sehr viel Fructose, Fruchtzucker. Das ist angenehm, das ist sehr süß, aber es gibt einen enormen Nachteil von Fruktose und das ist das Fructose kann direkt in die Leber wandern, also braucht gar kein Umweg über die Aktivierung von Insulin.

[00:05:20]

Und das ist dann einfach ein Zuviel an Energie und zuviel an Energie wandelt der Körper immer in Fett um. Und das genau passiert heute bei fast einem Viertel der Menschen in Deutschland. Die das sind die Zahlen, die aktuell sind, die unter einer Fettleber leiden.

[00:05:34]

Fettleber ist das eine. Was gibt's denn noch für andere Krankheiten, die durch zu hohen Zuckerkonsum entstehen können?

[00:05:42]

Ja, es sind leider ne Menge Krankheiten. Also man hat es ja lange gar nicht so realisiert. Und natürlich hatte man immer schon gewusst, dass Zucker dick macht, weil er eben Kalorien träger ist und andererseits nicht sättigt. Aber jetzt haben wir doch zunehmend Hinweise, oder? Auch schon beweise, dass es klar ist, dass es die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch direkt verursacht. Wenn wir zu viel Zucker zu uns nehmen, also Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes Typ 2 sowieso und die erwähnte Fettleber auch.

[00:06:15]

Und Studien der letzten Jahre haben leider auch noch gezeigt, dass verschiedene Krebs Formen auch sehr viel häufiger auftreten bei Menschen, die viel Zucker verzehren. Und wenn man dann noch das Übergewicht hinzurechnet was ja wiederum auch ein Faktor für viele weitere Erkrankungen ist, wie Arthrose oder Entzündungen, so dann ist das schon eine Menge, was durch den Zucker an Schlechtem verursacht wird.

[00:06:40]

Wenn ich gleich nach Hause komme, glaube ich, schiebe ich den Zucker ganz weit nach hinten ins Regal und packe, wie ich jetzt gelernt habe, den Honig, den Ahornsirup Elders wahrscheinlich direkt daneben.

[00:06:51]

Das war jetzt echt viele schlechte Nachrichten. Aber der Ernährungs Mediziner sagt aber auch bewusst genießen ist ok.

[00:06:57]

Es kommt halt nur auf die Menge an!

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Also die Zahlen aus Mexiko. Da hab ich mich schon echt erschrocken, muss ich sagen und ich habe auch gerade gelernt für Deutschland sehen die Zahlen, wenn wir uns genauer angucken, auch nicht viel besser auf. Ein Viertel der Deutschen sind adipös, also wirklich fettleibig ist ein hässliches Wort.

[00:07:19]

Aber das heißt ja, dass 20 Millionen Menschen in Deutschland zu dick sind, also gesundheitsgefährdend dick und der Ernährungs Mediziner mich halsen hat ja gesagt ein Viertel haben eine Fettleber verursacht durch zu viel Zucker, also auch durch zu viel Zucker.

[00:07:33]

Und in vielen anderen Ländern sieht das nicht anders aus, auch hier bei uns in Europa. Wir haben zum Teil darauf aber reagiert, uns eben eine Zuckersteuer eingeführt.

[00:07:42]

Da wusste ich von England Zuckersteuer. Aber danach kam ich mir so ein bisschen vor wie im Reisebüro Krasnaja Ja, mehr als 30 Länder, von Fidschi über Chili bis Europa.

[00:07:53]

Das hatte ich auch nicht auf dem Schirm, noch weniger auf dem Schirm. Aber tatsächlich wie viele Länder in Europa schon irgendeine Form von Zucker Besteuerung eingeführt haben, zum Teil auch nur in Teilen des Landes. Das gilt zum Beispiel für Belgien hat eine Frankreich, Portugal Teile von Spanien und in Finnland, da gab es sogar bis 2017 eine Steuer auf Süßigkeiten und Eiskrem Süßigkeiten. Steuer ist aber eine Ausnahme, oder? Ja, eigentlich stehen da immer die süßen Getränke im Fokus, weil die sind leichter zu besteuern.

[00:08:21]

Das ist organisatorisch viel leichter. Das hat mir auch Renke Schmucker erklärt. Er ist Wirtschaftswissenschaftler und hat sich intensiv mit Zuckersteuer beschäftigt.

[00:08:30]

Den meisten Ländern stehen Softdrinks und Limonaden im Fokus der Steuer. Das liegt, denke ich, hauptsächlich daran, dass es einfach verwaltungstechnisch deutlich leichter durchzusetzen ist. Und gerade in der EU ist so eine Steuer auch leichter mit den strengen Regeln des EU-Binnenmarktes zu vereinbaren. Softdrinks und Limonaden stehen außerdem im Fokus, weil sie in der Regel so gut wie keine Nährstoffe enthalten und kein Sättigungsgefühl beim Konsumenten erzeugen und deswegen einfach nur quasi ein zusätzlicher mehr Konsum von Zucker darstellt. Und was noch dazukommt ist, dass es besonders häufig von Kindern und Jugendlichen konsumiert wird.

[00:09:06]

Und hier nimmt man an, dass gerade Kinder und Jugendlichen die negativen Langzeitfolgen weniger berücksichtigen.

[00:09:12]

Jetzt ist es ja so, dass in Deutschland gerade gar nicht ernsthaft darüber diskutiert wird, eine Zuckersteuer einzuführen. Aber glauben Sie, dass die einen Effekt haben könnte?

[00:09:21]

Also grundsätzlich denke ich schon, dass das einen Effekt haben kann. Also die Vorteile von Zuckersteuer auf Softdrinks und Limonaden ist auf jeden Fall, dass es sehr zielgenau auf die wirklich schädlichen Produkte ist. Also man hat hier nicht die Probleme, dass man auch Produkte mit besteuert, die vielleicht einen hohen Nährwert haben oder wo man eigentlich den Konsum gar nicht so sehr reduzieren möchte. Und wenn man die Erfahrungen aus den anderen Ländern mal grob zusammenfasst, kann man sagen, dass eine so eine zehnprozentige Steuer führt auch ungefähr zu einem zehnprozentigen Rückgang im Konsum, also beispielsweise in Mexiko hat zu einem relativ starken Rückgang im Konsum von Softdrinks geführt.

[00:10:02]

Man muss allerdings auch sagen, dass das Problem des zu hohen Zucker Konsums und der ansteigenden Diabetes Prävalenz höchstwahrscheinlich nicht lösen kann. Also man braucht dann noch flankierende Maßnahmen, wie beispielsweise eine verpflichtende Lebensmittel Kennzeichnung.

[00:10:15]

Also er sagt im Prinzip eine Zuckersteuer aus ökonomischer Sicht. Das ist eine gute Sache, um gegen Übergewicht und Diabetes z.B. zu kämpfen. Aber so eine Steuer alleine reicht eben nicht.

[00:10:26]

Er hat ja auch Lebensmittel Kennzeichnungen gesagt. Da gibt's ja die Zutatenliste drauf. Aber ehrlich gesagt, da brauche ich immer eine Lupe und da mache ich mir auch nur, weil du so schlecht sehe und manchmal auch ein Taschenrechner, weil ich so schlecht rechnen kann. Aber eine Ampel wäre da vielleicht wirklich leichter, dass man besser sehen kann, was da drin ist. Da sind wir wieder dabei. Wie komplex dann am Ende alles ist und so eine Zuckersteuer, die kann auch einen großen Nachteil haben, nämlich dass sie die trifft, die eh schon wenig Geld haben.

[00:10:49]

Und es ist unklar, ob die dann auch gesundheitlich davon profitieren würden.

[00:10:53]

Unter den ganzen Beispielen, die wir jetzt gesehen haben Deutschland hat ja keine Zuckersteuer. Gibt's denn ein Land, von dem Deutschland sich etwas abgucken kann? Der Ökonom Renke Schmucker, der sagt, so wie die Briten das mit ihrer Zuckersteuer machen, das findet er ziemlich vielversprechend, weil diese Zuckersteuer, die nimmt sowohl die Konsumenten in den Blick, also dich und mich, damit wir weniger Zucker trinken, aber auch die Unternehmen. Für die gibt's nämlich einen Anreiz, einfach weniger Zucker in ihre Getränke zu messen.

[00:11:18]

Wie funktioniert das genau bei den Briten? Ja, da werden im Prinzip Softdrinks besteuert. Und streng genommen ist das auch keine Steuer, sondern nur eine Abgabe. Aber was klar ist Es gibt so ein Stufenmodell. Einfach gesagt für Softdrinks mit einem hohen Zuckergehalt. Da fällt auch eine hohe Abgabe ab. Und bei Drinks mit einem mittleren Zuckergehalt musst du dann Mittel viel bezahlen. Da gibt's so Berechnungen, die sagen So eine Cola-Dose ist ungefähr neun Cent teurer geworden.

[00:11:43]

Okay, also Grundprinzip in Great Britain hab ich verstanden. Also je mehr Zucker, desto höher die Steuern. Aber man bringt das wirklich was. Ja, das hab ich besprochen mit Thomas Spek Hoven.

[00:11:51]

Er ist unser Kollege im ARD-Studio in London und ihn hab ich erst einmal gefragt, ob ich das im Supermarkt merken würde. Beim Blick durch die Regale, dass die da eine Zuckersteuer haben oder ob ich auch da ein bisschen genauer hingucken müsste.

[00:12:03]

Die Hersteller haben neue Rezepte. Das. Da muss ich schon wirklich sehr genau hingucken. Sie wollten eben die höheren Preise vermeiden, also haben sie neue Rezepte mit weniger Zucker drin. Das steht dann auf dem Etikett drauf, das muss ich mir angucken. Es gibt aber noch die zweite Variante. Es ist eben die alte Flasche, so viel Zucker drin wie vorher. Dann ist die Zuckersteuer fällig. Da haben dann ein paar Hersteller die Flaschen einfach kleiner gemacht, sodass der Preis zwar geblieben ist, jetzt aber ein bisschen weniger Limo dafür bekomme.

[00:12:27]

Aber lässt?

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Klingt doch erst einmal gut. Also wenn jetzt weniger Zucker zuckeln so tatsächlich in der Limo ist oder nicht?

[00:12:32]

Klingt super. Wie gesagt, es gibt halt noch die alte Limo, in der immer noch ganz normal Zucker drin ist. Und es gibt die neuen Rezepte und es gibt inzwischen so ein paar Untersuchungen, was das für den Verkauf bedeutet hat. Ich habe die letzten Zahlen im Herbst letzten Jahres mal gesehen. Da hieß es, es wurden zwar mehr Drinks verkauft, auf denen Zuckersteuer lag, aber insgesamt wurde weniger Zucker konsumiert. Klingt rätselhaft, ist aber so, weil die Konsumenten greifen eben auf die reduzierten Drinks zurück, auf denen immer noch Zuckersteuer drauf ist, aber in denen weniger Zucker verbraucht wird.

[00:13:06]

Und eine Zahl.

[00:13:07]

Das klingt doch jetzt so, als wäre das der Effekt, den man vorher haben wollte. Die Leute konsumieren weniger Zucker oder nicht.

[00:13:13]

Genau das ist auch genau der Effekt. Das ist übrigens auch der Grund, warum viele Kampagnen Leute sagen. Dann müssen wir diese Zuckersteuer auch auf andere Lebensmittel z.B. Brot oder so drauflegen oder auch auf Fastfood, weil es scheint ja zu wirken. Ja, es gibt Zahlen, die belegen, dass weniger Zucker konsumiert wurde. Ob das Ganze jetzt wirklich langfristig die Folge hat, dass die Leute weniger fettleibig sind, muss man sehen. Es gibt's ja ganz viele Fettleibigen in Großbritannien.

[00:13:37]

Ob das wirklich langfristig eine Folge ist, das muss man erst mal sehen.

[00:13:40]

Vielleicht kannst du nochmal erzählen, warum sie überhaupt eingeführt wurde. Warum hat man sich dafür entschieden?

[00:13:45]

Weil es hier eine Untersuchung gab, der zufolge die Briten einfach für sich viel zu süß ernähren. Ich erlebt das ja selbst. Ich erlebe, ich habe alles Mögliche an Säften, an Wurst und sogar Brot ausprobiert, wo ich immer gemerkt habe, es ist echt verdammt süß. Und die haben festgestellt, dass über die Hälfte der Erwachsenen als fettleibig gilt. Zwei Drittel der Kinder in die Tendenz gehen. Und dann haben sie gesagt Wir müssen da was machen.

[00:14:07]

Fazit Diese Form der Zuckersteuer führt dazu, dass die Briten weniger Zucker zu sich nehmen. Erste Studien zeigen jetzt der Zuckergehalt in den Getränken. Der ist um 30 Prozent gesunken. Also die Hersteller mischen da einfach ein bisschen weniger Zucker rein. Gleichzeitig kaufen die Menschen aber mehr 40 Prozent mehr Wasser und Getränke mit weniger Zucker drin. Was aber unklar ist, ob die Briten jetzt auch gesünder sind. Da gibt's noch nicht so viele Studien. ONS Überraschung! Corona hat auch da in der Forschung einiges durcheinander gebracht, weil wir haben ja schon gelernt weniger Zucker durch Softdrinks muss nicht automatisch bedeuten, dass man auch gesünder ist, denn wir haben ja von Dr.

[00:14:42]

Michaelsen schon gelernt. Der Umstieg von Cola auf Bio Apfelsaft wäre jetzt auch nicht unbedingt gesünder. Ja, das stimmt.

[00:14:49]

Also wenn man sich das nochmal genau anguckt der Bio Apfelsaft hat ja viel Fruchtzucker und der umgeht ja alles und geht direkt in die Leber. Und wenn das nicht als Energie umgewandelt wird, dann macht die Leber da einfach mal Fettzellen draus. Und man darf ja nicht vergessen 200 Milliliter Apfelsaft, das sind 20 Gramm Zucker auch nicht so gut. Wenn man die dann trinken würde. Spannend finde ich übrigens auch, wenn wir nochmal ein bisschen in Großbritannien bleiben. Der britische Premierminister Boris Johnson, der war eigentlich total gegen den Zuckersteuer, wollte die auch wieder abschaffen und schwupps eine Covert Erkrankung später.

[00:15:19]

Und das Ganze sieht ganz anders aus wie so was, was er sagt. Er selber war ja erkrankt oder er hatte nur so einen schweren Krankheitsverlauf, weil er ebenso übergewichtig ist, sagt er. Und er sagt Da bin ich ja nicht alleine. Das geht vielen Briten so. Also wir müssen gesünder werden, da muss sich was ändern. Deswegen könnte es sein, dass die Zuckersteuer in Großbritannien sogar noch verschärft wird, meint unser Korrespondent in London.

[00:15:39]

Das kann ich mir gut vorstellen, weil Boris Johnson da eine ganz klare Linie fährt und ja tatsächlich auf seine Erfahrungen im vergangenen Jahr mit seiner Crone Erkrankung verweisen kann. Und weil es auch jedem klar ist, dass hier die Lebensmittel zu süß sind und weil nun nachweislich die Zuckersteuer eine Wirkung erzielt hat und die Freiwilligkeit Zielvereinbarung, die man für feste Nahrungsmittel geschlossen hat, nicht die Wirkung erzielt hat. Also ich kann mir schon vorstellen, wenn mal andere politische Themen tatsächlich wieder diskutiert werden können, dass das relativ weit oben landet.

[00:16:20]

Also mir ist schon klar, wenn ich einen Kuchen backe, dann ist da eine Menge Zucker drin. Wenn ich ihn selber backe, weiß ich nämlich auch, wie viel in der Limo. Finde ich auch ziemlich offensichtlich. Bei anderen Lebensmitteln ist das aber nicht immer so klar, wie viel Zucker da wirklich drin steckt. Also das berühmte Beispiel Ketchup. Da ist unglaublich viel Zucker drin. Oder die Gewürzgurken.

[00:16:38]

Ja, da ist auch, aber ein bisschen wenig. Aber man findet ja Zucker sogar in Leberwurst, wenn auch nicht so viel. Aber auch da ist Zucker drin und sogar im Brot, absolut im Brot.

[00:16:47]

Und da reden wir jetzt nicht von süßem Gebäck irgendwie, sondern vom Vollkornbrot, damit es eben aussieht, wie es aussieht und damit auch irgendwie schneller gebacken werden.

[00:16:54]

Ich hab das heute morgen mal noch kurz abgecheckt, war beim Bio Bäcker und hab gesagt das Brot, was wir da mal kaufen ist eigentlich Zucker drin. Und damit hat er erst mal die Zutatenliste rausgekramt. Hat ein bisschen gedauert, aber ich hab dann tatsächlich keinen Zucker bei unserem Brot gefunden und auch kein Honig und auch keine versteckten Zucker, die irgendwie anders heißen. Das ist aber die Ausnahme, denn genau das steckt eigentlich in vielen Produkten drin. Deswegen frage ich mich Was sagen denn eigentlich die dazu, die genau diese Produkte Zucker in verschiedener Form da rein mischen?

[00:17:18]

Die Lebensmittelindustrie findet die dann eigentlich auch, dass Zucker ein Problem ist?

[00:17:22]

Die Kurzform? Nein, natürlich nicht. Ein bisschen länger. Deren Position ist vereinfacht gesagt, es sei nicht der Zucker, es sei die gesamte Kalorien Aufnahme. Und das hab ich besprochen mit Christoph Minor. Er ist Hauptgeschäftsführer beim Lebensmittel Verband in Deutschland und ich habe ihn gebeten, mal zu überlegen, was ich verändern würde in den Supermarktregalen, wenn es eine Zuckersteuer geben würde.

[00:17:44]

Es wird sich was verändern, weil wir ja auf diesem Weg schon unterwegs sind, seit einigen Jahren. Wenn Sie die Werte anschauen, wie sie sich verändert haben, dann werden Sie feststellen, dass ohnehin immer häufiger Zucker, reduzierte Fett, reduzierte, Salz, reduzierte Produkte am Markt gibt. Und ich glaube, dieser Trend wird anhalten. Wir haben zusammen mit der Politik eine Redaktions und Innovation Strategie beschlossen. Die ersten Ergebnisse liegen vor. Die sind sehr ermutigend, sehr positiv, dass Max Rogner Institut hat festgestellt, dass die Branche hier auf einem guten Weg ist, und ich glaube, dass wir in fünf Jahren noch sehr viel weiter sein werden und hier andere Produkte am Markt haben, die vom Verbraucher genau so akzeptiert und gewünscht und geschätzt werden, die dann aber eine andere Zusammensetzung haben als die Produkte des heutigen.

[00:18:36]

Was halten Sie denn von der dahinterstehenden Idee, mit der Einführung einer Zuckersteuer das Risiko der Fettleibigkeit zu senken?

[00:18:43]

Wir versuchen immer gerne, die Dinge zu vereinfachen. Der Glaube daran, dass ein Inhaltsstoff verantwortlich sei oder herausgehoben verantwortlich sei für eine Übergewichts Entwicklung, die halte ich für kaum haltbar.

[00:18:57]

Also nur am Zucker liegt es nicht aus Sicht der Lebensmittelindustrie. Aber da wir im Podcast ja auch schon andere gehört. Es gibt ja auch Experten, die sagen, dass man von Zucker süchtig werden kann. Der Mediziner, den ich für den Podcast gesprochen habe, der sieht das ein bisschen anders.

[00:19:11]

Zucker, Feinde, die machen ja manchmal den Vergleich, dass sie sagen die Belohnungssystem wie bei Zucker, die erinnern in denen von Heroin. Das ist sicherlich ein bisschen überspitzt.

[00:19:21]

Also das sagt der Ernährungs Mediziner Andreas Michaelsen, den wir am Anfang ja schon gehört haben. Führt denn Zucker wirklich zu einer Sucht wie harte Drogen?

[00:19:30]

Das Maß der Aktivierung ist natürlich schon sehr unterschiedlich. Bei Heroin und Zucker. Aber es ist schon was dran. Das heißt also, dieser Kick, den Zucker auslöst, der führt auch bei uns zu einem Sucht haften Verlangen. Und das sind diese Belohnungssystem, die sind aktiviert und deswegen muss man die auch ein bisschen mit Disziplin durchbrechen. Da kommt man nicht so einfach raus.

[00:19:56]

Einfach ist es nicht, aber diese Disziplin aufgebracht hat Anastasija Zamboni Das mit der hab ich gesprochen. Die ist nämlich schon seit fast 15 Jahren zuckerfrei. Also nicht komplett. Ein bisschen sogar nimmt sie noch zu sich. Zum Beispiel unverarbeiteten Fruchtzucker, also Obst, da steckt da ja drin. Das ist sie zum Beispiel noch. Aber sie sagt über sich selbst Ich war ganz klar Zucker süchtig. Ich brauchte die Dosis jeden Tag, und wenn sie nicht da war, hab ich schlechte Laune bekommen.

[00:20:22]

Also Leute kenne ich auch. Es sind ihr, die schon mal begegnet. Ja, Anastasija hat mir erzählt, wie der Verzicht auf Zucker ihr Leben verändert hat. Sie sagt, sie ist jetzt gesünder. IZA. Ihre Haut ist besser. Sie hat weniger Falten, weniger graue Haare. Das sind alles schöne Nebeneffekte. Aber sie sagt, sie ist vor allem glücklicher. Und das hat sie mir auch nicht irgendwie so missionarisch erzählt. Also müsste ich jetzt auch aufhören, Zucker zu konsumieren, sondern sie wollte mich überzeugen, dass das eben der Weg ist, den sie eingeschlagen hat.

[00:20:53]

Und der hat ihr Leben verändert, aber auch ihren Geschmack. Für mich ist halt ein Glas Orangensaft oder Apfelsaft so abartig süß, dass ich das gar nicht pur trinken könnte. Ich trinke auch gar keinen Saft, weil ich esse ja lieber ein Apfel. Und wenn ich auf einer Party bin und es mal richtig krachen lassen will, dann trinke ich eine Apfelschorle. Und auch das ist noch wahnsinnig süß für mich. Also das ist eine reine Konditionierung und der Geschmack ändert sich.

[00:21:19]

Generell also ich esse, ich schmecke alles viel lustiger, fruchtiger, kerniger, voller so ähnlich wie eben das, wenn ein Raucher aufhört zu rauchen, der schmeckt ja dann auch alles ganz voller und anders. Also wenn ich z.B. eine Süßkartoffel im Backofen grille oder ein Hokkaido Kürbis, ist das für mich so extrem süß wie früher eine Tafel Schokolade.

[00:21:44]

Das muss man sich mal vorstellen. Ich habe also dieselben Glücksgefühle. Da kommen wir wieder zum Ausgang. Wie viel Spaß macht das? Ich befriedige meine Lust auf Süßes. Mit dem Unterschied, dass ich eben nicht nach einer halben Stunde wieder weiter machen will, weil man Insulin Pegel sinkt, sondern ich bin stundenlang satt.

[00:22:01]

Hab dazu noch ganz viele Nährstoffe. Zucker ist ja total leer. Leere Kalorien und freue mich des Lebens.

[00:22:09]

Das habe ich meinem Kollegen Justus erzählt, dass sie heute Süßkartoffeln oder Karotten genauso glücklich machen wie früher Schokolade. Und seit wir diese Folge machen, versucht Justus zumindest ein bisschen weniger Zucker zu essen. Und der bringt jetzt immer Karotten zur Arbeit.

[00:22:23]

Also das Problem mit der Zucker Reduktion. Also zum einen ist es natürlich toll für den Organismus. Die inneren Organe müssen weniger ächzen, wenn weniger Zucker kommt. Das ist klar. Ich persönlich halte es bloß für schwierig, das auf Dauer durchzuhalten, weil ja irgendwann der Körper und vor allem auch das Gehirn sich meldet und sagt Ey, wo bleibt denn hier mal eine extra Ladung Dopamin? Da fehlt doch was. Und dann wird man danach vielleicht noch schlimmer zurückgreifen, greifen und dann nicht nur einen Riegel, sondern drei Riegel essen.

[00:22:52]

Ich erinnere mich sehr gut an die Zeiten und ich halte es persönlich einfacher, wenn man sich Zeit lässt und gut vorbereitet ist, aber dann komplett weglässt, weil dann setzen ja diese Effekte auch wirklich ein. Und man hat keinen Heißhunger mehr. Wenn man ein bisschen Zucker ist, bleibt der Heißhunger. Und ich finde, das ist so eine Rumgeeiere.

[00:23:10]

Also ich habe verstanden, Sie sagen ganz oder gar nicht, aber ich z.B. ich brauche gar nicht viele Süßigkeiten, ab und zu mal ein gutes Stück Schokolade oder auch mal zwei. Aber dann ist auch gut. Also ich muss wirklich nicht die ganze Tafel essen, aber das ist doch toll. Also es geht ja gar nicht darum, dass ich jetzt hier mich für Gott halte und sage, was richtig und falsch ist. Zu mir kommen ja die Leute, die genauso drauf waren wie ich.

[00:23:31]

Also Zucker drauf. Und wenn jemand sagt, ich schaffe das und mir geht's gut. Dann gibt's ja auch keinen Grund, etwas in seinem Leben zu ändern. Also man braucht ja immer einen guten Grund.

[00:23:41]

Halten Sie denn eine Zuckersteuer in Deutschland für sinnvoll? Oder muss das am Ende jeder und jede für sich entscheiden, wie viel Zucker gut ist?

[00:23:49]

Das ist nur der Verbraucher in der Hand hält. Das halte ich für sehr unfair. Wir brauchen schon die Unterstützung der Industrie und der Politik. Und das, was jetzt aktuell wieder passiert, also auf freiwilliger Basis, soll die Industrie reduzieren. Das funktioniert nicht. Das haben wir auch schon aus der Vergangenheit gelernt.

[00:24:12]

Also wir haben jetzt ganz viel gehört, was Zucker alles mit uns anstellen kann. Auch gelernt, wie ein Leben mit weniger Zucker oder ganz ohne Zucker aussehen kann. Und wir haben auch gelernt, in wie vielen Ländern ist schon eine Zuckersteuer gibt und was sie bringen kann. Deswegen lass uns doch mal das alles mal zusammenfassen. Ja, im besten Fall könnte es mit einer Zuckersteuer so laufen.

[00:24:33]

Die Zuckersteuer führt tatsächlich dazu, dass die Menschen gesünder werden. Es gibt weniger stark Übergewichtige. Vor allem Kinder erkranken seltener an Diabetes. Erwachsene haben weniger Herzinfarkte, Schlaganfälle und erkranken seltener an Krebs. Die Lebensmittel Unternehmen verändern ihre Rezepturen und verwenden weniger Zucker. Das gefällt auch den Konsumenten. Die Menschen kaufen auch die Produkte mit weniger Zucker, sodass die Industrie weiter Geld verdient. Die zusätzlichen Steuereinnahmen sorgen dafür, dass der Staat mehr Geld investiert, damit Kinder und Erwachsene besser über Ernährung Bescheid wissen.

[00:25:06]

Es gibt zum Beispiel Programme, die Bewegung und Sport fördern und das Essen in Kitas und Schulen gesünder machen.

[00:25:13]

Es könnte aber auch ganz anders laufen.

[00:25:16]

Im schlechtesten Fall führt die Zuckersteuer nicht dazu, dass die Fettleibigkeit deutlich abnimmt und die Menschen gesünder werden. Um keine Zuckersteuer zahlen zu müssen, verwendet die Lebensmittelindustrie mehr Süßstoffe, von denen noch nicht klar ist, was sie im Körper langfristig auslösen können. Weil es nicht genügend gesundheitliche Aufklärung gibt, verändern die Menschen zwar ihr Verhalten, wollen aber weiter, dass vieles süß schmeckt und ersetzen den Zucker nur durch Honig oder Süßstoffe, die den Körper auch belasten können. Und die Zuckersteuer trifft vor allem die Einkommensschwachen.

[00:25:47]

Diese verändern ihr Verhalten nicht und kaufen trotzdem weiter gesüßt Getränke. Justus. Die Folge ist vorbei und damit auch ein Experiment weniger Zucker. Liegt irgendwo auch das Schoko Cresson schon bereit?

[00:26:00]

Hier liegt die Schokolade neben den Karotten. Ich überlege noch, wie ich es mache, aber ich glaube, ich bleibe mal ein bisschen Zucker reduction. Aber zu Hause freuen sich schon. Wann ist dieser blöde Podcast endlich vorbei? Papa, du sagst immer bei den Packungen guck mal, wie viel Zucker da drauf ist. Lies mal, lies es mir mal vor. Besser wissen wirst du auch wenn es nicht um Zucker geht nach Hause. Ich hatte das auch irgendwie Auswirkungen auf deine Stimmung.

[00:26:18]

Wieso war ich jetzt übellaunig? Nee, gar nicht. Bist du ja eigentlich nie. Und deswegen hab ich auch keine Hemmungen, dich an unser. Mal angenommen. Postfach zu lassen. Da wirst du wie immer allen freundlich antworten. Genau. Wir freuen uns über eure Themenvorschläge, Kritik oder auch Feedback. Und wie immer an die mal angenommen ARD-Tagesschau die Adresse des nächste Woche.

[00:26:35]

Da gibt's nämlich eine neue Folge. Bis dahin mach's gut, Tyrus.