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Antenne Bayern Geheimakten Peggy Kohelet KS Willkommen zur letzten Episode unseres Podcasts. Der Fall Peggy Nach fast 20 Jahren ist der Fall eingestellt. Er ist jetzt ein Cold Case. Und bei mir ist wieder Christoph Lemmer, der Journalist, dabei Antenne Bayern seit vielen Jahren über den Fall Peggy berichtet, der ein Buch über diesen Fall geschrieben hat, der für diese Podcast Serie mit dem deutschen Radio Preis prämiert wurde.

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Genau jetzt ist der Fall Peggy zu Ende. Jetzt bringen wir in dieser letzten Episode den Abschluss dieses Falls nach fast 20 Jahren Ermittlungen, nach fast 20 Jahren, die dieses Mädchen verschwunden ist. Und zum Schluss, da hab ich mir ein Experiment ausgedacht. Zugegebenermaßen ein ziemlich krasses Experiment. Das möchte ich mit dir am Ende machen. Und dieses Experiment hat mit diesem Fall zu tun, hat mit den Ermittlungen zu tun und das hat mit dieser Art der Ermittlungen in diesem Fall zu tun.

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Und vielleicht auch nicht nur in diesem Fall. Es hat auch damit zu tun, wie schnell urplötzlich völlig unschuldige Menschen ganz blöd dastehen können und nicht nur sie, sondern auch z.B. Frau und Kinder, wenn Menschen unter Verdacht geraten, die dann plötzlich Leben in Trümmer gehen sehen. Ja, darum geht's in diesem Experiment, das ich mit dir machen möchte. Okay. Du wirst dich nicht wohlfühlen. Ich bin gespannt.

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Aber jetzt lass uns zuerst einmal klären, was hier eigentlich passiert ist und warum das so viele Leute auch so stark beschäftigt.

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Cold Case Fall eingestellt und das nach 20 Jahren.

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Christoph, wie beurteilst du das denn als gigantische Niederlage für die Polizei und die Staatsanwaltschaft? Denn sie haben alles mögliche probiert über diese fast 20 Jahre, um den Fall Peggy zu lösen. Sie haben. Sie haben natürlich viel ermittelt. Sie haben mit einem unfassbaren Aufwand auch ermittelt oder nach diesem Mädchen gesucht. Sie haben einen Unschuldigen vor Gericht gestellt. Sie haben hinnehmen müssen, dass zehn Jahre nach diesem Urteil dieser Unschuldige dann freigesprochen worden ist. Sie haben andere Spuren fallen lassen, die sie besser nicht hätten fallen lassen.

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Und sie haben zum Schluss dann sogar noch einmal versucht, auf diese erste falsche Spur zurückzukommen. Denn nichts anderes ist das gewesen, was in den letzten zwei Jahren an Ermittlungsarbeit stattgefunden hat und am Ende daneben nach dieser ganzen Mühe, Durchsuchungen und eben auch menschlichen Schicksalen, die da dran hängen. Haben sie einräumen müssen. Sie haben den Fall nach fast 20 Jahren nicht lösen können. Und das nenne ich tatsächlich eine krachende Niederlage.

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Man fragt sich an der Stelle natürlich auch Was sagt Peggy S. Mutter zu alledem? Die hat ja jetzt damit überhaupt keine Hoffnung mehr, dass der Mörder ihrer Tochter jemals gefasst wird, während sie denn reagiert.

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Ja. Entsprechend ist die Erklärung, die sie hat abgeben lassen, sag ich einmal. Sie hat sich selber öffentlich nicht geäußert, sondern sie hat eine Anwältin, mit der sie persönlich befreundet ist. Und diese Anwältin Theaterleben Tag, an dem die Staatsanwaltschaft bekannt gegeben hat, dass das Verfahren eingestellt ist, eine Erklärung herumgeschickt. Und diese Erklärung lautet, dass sie die Anwältin für die Mutter jetzt prüfen werde, ob dieser Einstellungs Beschluss tatsächlich zulässig ist oder ob sie ihn anfechten möchte.

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Das Ergebnis ist natürlich noch offen, aber ich denke eine große Chance darauf, dass sie noch einmal weitere Ermittlungen erzwingen kann. Die dürften wohl eher klein sein.

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Zuletzt gab es ja eben auch nur noch diese eine Spur auf Manuel Schmidt. Die war dann auch der Anlass für Polizei und Staatsanwaltschaft, das Verfahren im Fall Peggy in Gänze einzustellen. Hören wir uns das doch nochmal an. Diese Aufnahme klingt ein bisschen merkwürdig wegen der Tonqualität. Und dazu sagen wir dann auch noch was.

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Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir dürfen Ihnen die gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Bayreuth und des Polizeipräsidiums Oberfranken zum Abschluss des Ermittlungsverfahrens bekannt geben. Im Fall B wird es keine weitere Anklage geben. Das Ermittlungsverfahren gegen den letzten Beschuldigten Manuelles wurde eingestellt. Der unterkomplexe BG ist damit insgesamt beendet.

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Diese Aufnahme ist ja ungewöhnlich. Wie haben die Behörden selber und in Eigenregie aufgezeichnet und so hört sie sich auch an und so sieht sie aus. Normalerweise hätte die Staatsanwaltschaft zusammen mit der Polizei vermutlich in Bayreuth eine Pressekonferenz veranstaltet. Da wären dann eben der Staatsanwalt und die Polizeisprecherin auf der Bühne gewesen und die Journalisten hätten auch Fragen stellen können. Aber das ist eben ausgefallen. Das hat leider auch unangenehmen Nebeneffekt, das muss man dazusagen, jetzt nicht gar nicht wertend, sondern es ist schlicht eine Tatsache.

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Diese Corona bedingte Einschränkung bedeutet eben auch, dass niemand hat Nachfragen stellen können. Ich finde, die Erklärung, die die Staatsanwaltschaft und die Polizei abgegeben haben, geht so nicht. Sie erklärten nicht, was die in den letzten zwei Jahren tatsächlich eigentlich untersucht haben. Sie haben ja über die letzten zwei Jahre immer wieder Details zu dieser Ermittlungsarbeit angekündigt und immer gesagt, zum gegenwärtigen Zeitpunkt könnten sie nix sagen. Jetzt ist der Zeitpunkt. Da jetzt stellen sie sich selber hin und sagen eben auch nur naja, gerade mal das Allernotwendigste und man kann halt nicht nachfragen mit der Begründung wegen Coruña.

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Dann gehen wir doch nochmal zurück in den Fall und die wichtigsten Ereignisse. Der eine, der erste, der größte, der auch jahrelang den ganzen Fall Peggy dominiert hat. Das war eben der Ermittlungsstand Ulvi Ulvi. Das ist dieser geistig minderbemittelte Mann aus Lichtenberg, der dann irgendwann unter Verdacht geriet. Wobei dieser Verdacht offensichtlich zum ersten Mal damit zusammenhing, dass einem Polizisten erzählt hat, er hätte einen Hilferuf gehört, der hinten aus dem Haus der Familie Knobloch, also da Voli Peggy gewohnt hat, gekommen sei.

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Das hat ihm der Polizist nicht geglaubt. Das hat doch niemand nachgeprüft auf das Mögliches, aber der Hilfe, der war damit irgendwie auf der Liste. Und dann haben sie angefangen, auch diesen Strang zu ermitteln und und zu versuchen, da Details und Material heranzuführen. Und dann ist es so gewesen, dass der Ulvi, weil er aufgrund seiner Behinderung einfach so ein Entwicklungssprung Problem hatte, wo Körper und Geist nicht so ganz zusammengepasst sind. Da kann man die Pubertät.

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Der Geist war immer noch sehr kindisch und infantil und der Körper, der war naja, eben da, wo pubertäre Körper so sind, wo sie sich auch beginnen für Dinge zu interessieren, für die sich Kinder eigentlich nicht interessieren. Und das hat dazu geführt, dass er eben einige sonderbare Verhaltensweisen, was das Sexuelle betrifft, an den Tag gelegt hat. Und da ist er z.B. Exhibitionist, hat vor Kindern und ähnliches mehr. Dafür war er dann in Bayreuth in der geschlossenen psychiatrischen Abteilung und dort in dieser Psychiatrie.

[00:06:42]

Da hat dann die Polizei einen V-Mann aufgetan, tatsächlich ein V-Mann. Da machen wir jetzt einfach nochmal einen kleinen Rückblick. Denn das ist eine ganz entscheidende Passage, die dazu geführt hat, dass der Ulvi dann später ein Geständnis abgegeben hat, mit ganz fatalen Folgen für ihn selbst und auch für die Ermittlungen in diesem Fall. Dieser V-Mann, der hatte mich behauptet, der ÖFI hätte ihm gegenüber in dieser geschlossenen Psychiatrie gesagt, er hätte die Peggy umgebracht. Der Uffe hat ihm auch gesagt, wo er die Leiche versteckt habe.

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Und er, dieser V-Mann Peter Hoffmann, hieß er. Er lebt nicht mehr. Dieser Peter Hoffmann hat sich dann angeboten, dass er vom Ulvi weitere Details in Erfahrung bringen mit ihm redet. Die Polizei ist darauf angesprungen. Das hatte auch damit zu tun, dass dieser Peter Hofmann früher, als er noch in Freiheit war, immer mal wieder als V-Mann für die Polizei tätig gewesen war in der Drogenszene, so rings um Bayreuth. Und dann hat dieser Peter Hofmann angefangen, den Ulvi, ich sage mal, durchaus in die Mangel zu nehmen.

[00:07:36]

Ich habe selbst den Peter Hoffmann gesprochen, und der hat dann viele Jahre nachdem aufgrund seiner Arbeit und des von ihm erdachten Geständnisses, der Ulvi verurteilt worden war, klar Schiff gemacht und zugegeben, dass er den Ulvi falsch beschuldigt hatte, dass er sich dieses Geständnis ausgedacht hatte und dass der Ulvi tatsächlich nie ein Geständnis ihm gegenüber abgelegt hatte, mit dem die Polizei dann aber eben weiter ermittelt hat und mit dem die Polizei dann noch den Ulvi unter Druck gesetzt hatte.

[00:08:08]

Naja, das war eigentlich eine Falschaussage gewesen, weil die so gegen ich damals ich angestiftet hat, die Falschaussage zu machen, unter dem Vorwand, dass wir dann zur Staatsanwaltschaft gehen und da ein gutes Wort einlegen für mich.

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Und als ich dann rauskam, gleich anschließend Ulvi, mit dem ich eben auch über diesen Peter Hoffmann gesprochen habe und ihn gefragt habe, wie er den eigentlich erlebt hat.

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Wurden Sie denn Freunde oder Bekannte oder haben sie sich häufiger miteinander geredet und miteinander geredet? Was haben Sie denen erzählt? Ich sollte jetzt kann von dem Gefühl bekommen, dass sie die BW gewählt haben. Ich meine das mal irgendwo. Sollte wer das jetzt gesagt, hätte Herr Hoffmann Sie jetzt so gefragt, dass Sie das sagen sollten? Oder haben Sie ihm des Versicherers erzählt? Das hat man gesagt, dass ich Ihnen das gesagt.

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Dieses Geständnis hatte ja noch eine weitere Konsequenz.

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Die Polizei hat nämlich alle anderen Ermittlungen daraufhin eingestellt und das war zumindest das eine Spur betrifft möglicherweise fatal auf einen jungen Mann, der dann Jahre später mehrfach wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt worden ist. Dieser junge Mann, der kam etwa ein Dreivierteljahr vor Peggy verschwinden und mutmaßlich auch per GUIs Tod in das Leben von Peggy. Und zeitlich, mit diesem Moment, nämlich den Sommerferien des Jahres 2000, hat die Peggy auch begonnen, sich zu verändern, und zwar zum Schlechten.

[00:09:38]

Sie hat sie ihre. Sie wurde in der Schule schlechter. Sie hat angefangen wieder einzunisten. Sie hat sich abgekapselt von anderen Kindern. Sie hat manchmal ewig lang vor dem Fernseher auf dem Sofa gesessen und das Licht nicht angemacht, was sie früher nie getan hatte, dass es dem Stiefvater von ihr damals aufgefallen. Und dieser junge Mann, der eben im Sommer 2000 ins Leben von Peggy. Treten ist er hat ja eigentlich an jeder Stelle die Unwahrheit gesagt, an der man es ihm hat nachweisen können, als er es nach Alibis gefragt wurden.

[00:10:10]

Er hat mehrere genannt. Alle waren falsch. Die Polizei hat sie jeweils auch alle widerlegen können. Am Ende hat die Polizei trotzdem und zwar falsch in den Abschlussbericht geschrieben. Der hätte ein Alibi gehabt. Das stimmt schlicht nicht. Und das kam eben zustande, nachdem der Ulvi gestanden hat. Und hier kommt für mich ein ganz bestimmter Effekt zum Greifen, der einfach auch mal vielleicht zu untersuchen wäre, was diese Polizeiarbeit betrifft. Vielleicht haben sie einfach einen Tunnelblick gehabt.

[00:10:37]

Vielleicht wollten sie einfach, dass das jetzt stimmt mit diesem Geständnis, weil sie viel Druck hatten, auch von der Politik. Der Fall war ja auch schon einige Jahre her. Es waren die Ermittlungen schon zwei oder drei Jahre am Laufen, bis das Innenministerium in München hatte den Chef der Sonderkommission ausgewechselt gehabt, damit endlich etwas vorangeht. Und dann kommt eben dieses Geständnis. Da haben sie eben auch diese Spur fallen lassen, die sie wahrscheinlich nicht hätten fallen lassen sollen.

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Das war der vielleicht größte Fehler in dieser ganzen fast 20 Jahre währenden Ermittlungsarbeit.

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Und dann kam aber ja die Wiederaufnahme vor Gericht im Jahr 2014.

[00:11:15]

Und das betrifft eben wieder den Ulvi. Der war 2004 wegen Mordes an Peggy verurteilt worden zu lebenslanger Haft, wobei er dann eben nicht ins Gefängnis gekommen ist, sondern er war immer noch zur Therapie in der geschlossenen Psychiatrie in Bayreuth. Aber ihm drohte Gefängnis für den Fall, dass er da irgendwann aus therapiert wäre. Und dann haben aber über die Jahre sich Unterstützer gefunden. Auch viele Lichtenberger, die nicht geglaubt haben, dass der Ulvi tatsächlich fähig gewesen wäre, dieses kleine Mädchen Peggy zu ermorden.

[00:11:47]

Und es waren eben auch viele Lichtenberger, die als Zeugen in diesem Verfahren ausgesagt haben, z.B. zwei Boum, die ganz genau wussten, dass sie die Peggy nachmittags um 15.30 mitten im Ort gesehen haben und andere Kinder, die dasselbe gesagt haben. Es gab letztlich Aussagen, die die Peggy bis 19 Uhr gesehen haben. Kein einziger dieser Zeugen hat es in das erste Verfahren und das erste Gerichtsverfahren geschafft. Sämtliche dieser Zeugen sind zwar von der Polizei gehört worden, die Aussagen finden sich auch in den Ermittlungsakten.

[00:12:15]

Sie sind aber nicht in die Anklage der Staatsanwaltschaft aufgenommen worden und sie sind vor Gericht nicht gehört worden. Dorfi ist im Grunde genommen auf einer ganz verkürzten Faktenlage verurteilt worden, und die beruhte darauf, dass man gesagt hat Der muss die Peggy zwischen etwa 13.15 und 13.45 dieses Tages umgebracht haben und dafür gesorgt haben, dass sie verschwindet. Was schon sehr ambitioniert ist, gerade für jemanden, der geistig nicht so ganz auf der Höhe ist. Aber anders ging es nicht, weil er für vorher ein Alibi hatte und für nachher ein Alibi hat.

[00:12:45]

Und die waren nun eindeutig diese Alibis. Es musste diese halbe Stunde sein. All diese Aussagen. Lotte, in die Peggy am Abend noch gelebt hat, die haben da gestört. Und deswegen, und das ist meine Unterstellung aufgrund der Faktenlage hat die Polizei sie weggeräumt und die Staatsanwaltschaft hat sich nicht in die erste Anklage aufgenommen. Sie existierten, aber sie wurden vor Gericht nicht verhandelt. Das ist jetzt keine Unterstellung, sondern das ist eine Tatsache. Und das haben dann ja ein Rechtsanwalt und die vom Gericht bestellte Betreuerin vom Elphi auf die Tagesordnung gebracht.

[00:13:17]

Der Rechtsanwalt hat ein Wiederaufnahmeverfahren angestrengte als damit auch durchgekommen. Dann ist der Fall neu verhandelt worden. Das war dann eben im Jahr 2014, zehn Jahre nach dem ersten Urteil. Und dass der ÖFI dann tatsächlich freigesprochen worden.

[00:13:30]

Naja, und als all das dann schon passiert war Ermittlungen, falsches Urteil, Wiederaufnahme, unfassbar viele Pannen. Du hast gerade einige geschildert oder viele geschildert. Tatsächlich auch ein skandalöses Verhalten im Umgang mit Zeugen. Erst danach wird dann überhaupt Peggy Leiche gefunden.

[00:13:48]

Zweiter Juli 2016 13.30 Bei Ronacher Bundes ist ein kleiner Weiler in Thüringen der südlichste Ende von Thüringen, direkt an der Grenze zu Bayern, zu Franken. Da war ein Pilzsammler unterwegs. Da haben wir in unserer Episode 2 unseres Podcasts Der Fall Peggy diese Szene nachgespielt, die dann im Wald spielt. Als der Pilzsammler bei Rudere Bron Pilze sucht und da hören wir nochmal rein.

[00:14:17]

Hallo! Was ist das? Oh mein Gott. Er findet Knochen, Teile eines menschlichen Skeletts. Der Mann alarmiert die Polizei. Die rückt schnell an und sperrt das Gelände weiträumig. Die Beamten werden nach und nach den kompletten Oberkörper mitsamt Schädel und Armen. Der Unterkörper, also Beckenknochen und Beine, fehlt bis heute.

[00:14:44]

Fassen wir das bis hierher noch einmal zusammen. Peggy verschwindet im Mai 2001. Drei Jahre später wird Ulvi wegen Mordes verurteilt. 2014 wird Ulvi in der Wiederaufnahme dann freigesprochen und das erste Mord Urteil als falsch entlarvt. Und noch einmal zwei Jahre später, nämlich 2016 wird überhaupt erst PGS Leiche gefunden bzw. Teile davon 2016 und dann weitere zwei Jahre darauf, im Jahr 2018. Da nehmen die Ermittler einen letzten Anlauf. Sie beginnen Ermittlungen gegen einen Mann, der früher in Lichtenberg gelebt hat Manuel S.

[00:15:21]

Eigentlich kennen wir den Namen her vollständig sagen.

[00:15:23]

Manuel Schmidt heißt er. Der kam nochmal unter Verdacht, wobei die Spur oder die Ermittlungen gegen Manuel Schmidt eben keine eigenständige Ermittlung war, sondern im Grunde genommen ging es wieder um die erste Spur, die aus dem falschen Urteil die gegen den Ulvi Der Manuel Schmidt ist nie als Mörder von Peggy bezeichnet worden von der Polizei. Ein Polizeisprecher hat aber tatsächlich wirklich sachlich falsch davon gesprochen, der Manuel Schmidt habe Mittäterschaft gestanden. Was definitiv wirklich richtig falsch ist. Er hatte etwas anderes, ich sage mal gestanden, in Anführung und Anführungsstrichen, in einer sehr langen Vernehmung, nämlich dass er in Lichtenberg an dem Tag, an dem Peggy Verschwundenes mit seinem Auto unterwegs gewesen sei, dass er an einem Bus Wartehäuschen vorbeigekommen sei.

[00:16:13]

Dass dann da der Ulvi gesessen hat. Und jetzt können wir das auch so offen sagen, weil ich tatsächlich von allen Beteiligten weiß Ja, er hat gesagt, der Wolfi hätte da in diesem Bus Wartehäuschen gesessen, der habe zufällig die tote Peggy dabei gehabt, der hätte ihn angehalten, der hätte ihn gefragt. Thomas Blöde, kannst du für mich die tote Peggy irgendwo hin verstecken? Der Manuel habe dann gesagt Klar, mach ich. Da sei er ausgestiegen, hätte sein Kofferraum geöffnet, der eine Decke rausgeholt.

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Dann hätte er noch versucht, die Peggy wiederzubeleben. Das sei misslungen. Dann hätte er die Peggy in diese Decke eingewickelt. Die hätte er dann in den Kofferraum gelegt und dann wäre es wieder in sein Auto eingestiegen. Wird sie zum Ulvi gesagt, Schuss und sei losgefahren nach rudere Brunn, um die Pegida zu verscharren in dem Waldstück, das hat er gesagt.

[00:17:02]

Was aber ja auch, wie wir heute wissen, nicht so ganz richtig war. Ja, ich hab mich gefragt Warum hat er das gesagt? Diese Aussage so was kann ich, will ich das nennen? Soll. Schwachsinnig. Unglaubwürdig. Haben sich viele gefragt. Wie kommt man dazu, sowas a zu gestehen und erst recht Faiz dieses Geständnis wahr sein sollte zu tun. Also hab ich Sie gefragt.

[00:17:26]

Jetzt schauen Sie zwei Jahre lang unter diesem Verdacht. Jetzt muss ich ja mal direkt fragen. Stimmt der Verdacht? War da was dran? Haben die richtig gelegen? Gab irgendeine Spur oder irgendetwas? Was das stimmte? Oder was muss man davon halten? Also Stimme tut überhaupt nichts dran. Ich hab mit dem Foll überhaupt nichts zu tun. Ich habe mit den Mädchen nie irgendwas gemacht. Ich habe sie nie angefasst. Ich weiß nicht, wie sie es so auf mich komme.

[00:17:49]

Nachdem Atommülllager Mittel sofort um mich gelaufen ist. Es ist für mich unerklärlich, dass das jetzt noch einmal gewagt, Tom und mein Leben geplatzt sind. Hier mit meiner Familie mir alles auf den Kopf zu stellen. Bis dahin, dass er mich in Untersuchungshaft gebracht. Dann müssen wir noch vorgehen, wie das funktioniert. Es gibt keinerlei Beweise oder Gründe, mir das überhaupt anzulasten. Es ist ein Unding.

[00:18:16]

Sie haben bei einer Vernehmung damals eine Aussage gemacht, die bis heute immer noch zitiert wird, die als Teil, Geständnis oder Geständnis immer zitiert wird, wo Sie eben gesagt haben, Sie seien an dem Tag, an dem die P&G verschwunden ist, mit dem Auto durch Lichtenberg gefahren. Das sagen Sie einem Busfahrer sind vorbeigekommen, da sei ein Mann gewesen. Dieser Mann hätte die tote Peggy dabei gehabt, hätte er gefragt, ob sie das Mädchen für ihn wegbringen würden.

[00:18:40]

Sie hätten gesagt Ja, das tun sie. Warum haben Sie diese Aussage getroffen? An dem Tag, wo die das vorher war, wo ich Auto durch mündig mein Leben gewesen war das Wolff voll durch blondiert abgewiesen. Dann würden wir vor der Polizei auf der Straße mitgenommene nur wird konfrontiert mit den Fall Peggy muss da was zu tun haben und und und. Das Modell geschockte so eine innere Schulglocke argumentiert und und dann kriegt Moka Hilfe. Also mir ist K. Anwalt zukommen lassen wollen.

[00:19:16]

Das ist eine Lüge. Wie muss sowas als Geständnis bewerten oder als Teil Geständnis ist fraglich. Für mich haben die nichts in der Birne, die Lage des Mondes wie das ist reine Maure gegen mich. Es wird nur gegen mich benutzt. Haben Sie, die Polizisten in dieser Vernehmung gesagt, dass das, was Sie da erzählen, nicht stimmt? Ich habe mehrmals. Ich kann euch doch nicht einfach eine Geschichte erzählen und man muss halt ja erzählen usw.. Ich bin ständig animiert, wurden weiter weiterzuerzählen und dann irgendwann habe ich gedacht Nee, oder natürlich ihnen halt irgendetwas selbst noch eine Pause bin ich nun, da komme ich.

[00:19:46]

Soll ja immer in die Kamera sprechen und hab dann gesagt Mir leid, ich kann euch doch nicht irgendetwas erzählen. Jetzt hier nochmal auf Dolomit und doch nicht hauen. Jetzt bin ich würde auch mehr animiert worden und und das weitergeht. Und ob ich ihnen dann wirklich dazu. Und ja, es war eine Schulglocke aus meiner Konten, aus den Augen heraus, da irgendwie rauszukommen, obwohl ich mir immer wieder mit Aussicht elektron. Ja, wenn ich das Ziel. Und wie, wenn das dann beendet wird, was ich dann haben kann.

[00:20:11]

Und so war es irgendwie. Was ist denn für Sie in dieser Zeit, in der das Ermittlungsverfahren lief, mit Ihrem Leben passiert? Also Familie, Vereine et cetera. Naja, das Leben ist natürlich eingeschränkt, wenn andere Leute glauben, irgendein Verbrechen begangen, da wird man natürlich ausgegrenzt, spielt das natürlich. Wir wurden zum Teil Schulfreunde für die Kinder, die dann zu uns auf den Hof promovierende, wo die Eltern informiert haben, dass sie ja dürfen. Ich wurde einmütig engagiert, da bin ich natürlich zum Austritt genötigt worden und sonst nur ich wollte bei Feinstofflichkeit ich bin ja denn viele Freunde in Grenzen halten wollen.

[00:20:50]

Traut sich also selber nirgendwo mehr hin.

[00:20:52]

Das ist einfach so. Und jetzt, wo es vorbei ist? Was erwarten Sie für die Zukunft? Wie es weitergeht? Naja, ich hoffe, dass ich mich schon wieder in die Gesellschaft integrieren konnte, es die Leute sind. Ich bin auch anständig. Okay, wie das immer so in meinem Leben. Ich bin zuverlässig, bodenständig. Ich hab noch nie irgendwie irgendwelche kriminellen Handlungen gemocht und ich hoffe einfach, dass da mal Gras über die Sache wächst.

[00:21:15]

Also dieser letzte Verdächtige. Wir haben ihn gerade gehört. Manuel Schmidt Christoph, warst du überrascht, dass bei den Ermittlungen gegen ihn nichts herausgekommen ist?

[00:21:23]

Ganz ehrlich? Nein, überhaupt nicht. Nicht die Bohne. Und das ist jetzt nicht so dahergesagt, weil man halt immer irgendwie hinterher schlauer ist als vorher und hinterher sagen kann Ich hab's vorher auch schon gewusst. Ich hab jetzt von Anfang an nicht geglaubt. Ich hab das schon nicht geglaubt, als 2018 die Pressekonferenz von Staatsanwaltschaft und Polizei in Bayreuth stattfand und diesen Verdacht da bekanntgegeben haben. Ich hab den auf dieser Pressekonferenz ja auch sehr viele, auch sehr kritische Fragen dazu gestellt in dieser ernsten Situation, weil eben einfach klar war, dass das nur einen Rückgriff auf die falsche Spur Ulvi ist.

[00:21:54]

Und sie haben damals in dieser Pressekonferenz auch noch nicht einmal andeutungsweise sagen können, was konkret der gemacht haben soll. Sie haben nur das formale Delikt dargestellt. Also Sie haben gesagt, Sie ermitteln wegen Mordes. Okay, was anderes geht auch gar nicht, weil alles andere verjährt gewesen wäre. Dieses angebliche Geständnis, das wäre und das hat die Polizei zum Schluss ja auch selber gesagt, es wäre Strafvereitelung gewesen. Sie haben ja auch die schriftliche Erklärung zur Einstellungs Verfügung dazugeschrieben, dass die Strafvereitelung verjährt gewesen wäre, als hätte sie stattgefunden.

[00:22:28]

Das ist so irrwitzig. Das ist so das Gegenteil von im Zweifel für den Angeklagten. Das ist einfach zu sagen ja, ich halte den Verdacht jetzt nochmal aufrecht, weil wir haben ihn ja nicht widerlegt. Aber der Punkt ist der ist nicht zu widerlegen, sondern wer ein Verdacht äußert und anklagen will, der muss den Beweis haben, dass die Schuld zutrifft. Die Schuld muss bewiesen werden und nicht die Unschuld. Und mit dieser Erklärung hat die Staatsanwaltschaft in höchstem Maße eine Instanz der Rechtspflege.

[00:22:55]

Diesem Land das Bindeglied zwischen zweiter und dritter Gewalt erklärt, dass sie den Beweis für die Unschuld nicht gefunden haben. Ich finde das unglaublich, dass es zum Schluss letztlich eigentlich noch einen Skandal obendrauf und ich finde, man muss das auch in dieser Klarheit einfach mal sagen, diese Pannen und Fehler, die da passiert sind.

[00:23:13]

Kesser waren die eigentlich eine Ausnahme? War der Fall Peggy für die Behörden einfach nur Pech, oder? Man wagt es ja kaum zu denken.

[00:23:21]

Ist das möglicherweise normal oder zumindest passiert öfter mal eins dass im Fall Peggy anders als in den meisten anderen Kriminalfällen also fundamental anders kann ich die Art und Weise, wie die Polizei ermittelt, auch nicht, wie die Staatsanwaltschaft vorgeht, auch nicht, wie sie mit Zeugen umgehen. Es ist alles mehr oder weniger im Rahmen des Üblichen und der üblichen Praxis. Auch die Art und Weise, wie z.B. Vernehmungen protokolliert werden.

[00:23:47]

Ich habe wirklich in vielen Fällen schon Vernehmungsprotokolle gelesen und ich staune immer, wie relativ schlampig deutsche Polizei Behörden Vernehmungen protokollieren.

[00:23:55]

Es gibt offensichtlich keine wirkliche Form, ob Leerung dabei sind z.B. mal steht's drin, mal steht es nicht drin. Also mit Belehrungen meine ich, ob man z.B. demjenigen, der vernommen wird, sagt, ob das jetzt der beschuldigten Vernehmung ist oder ob es eine Zeugenvernehmung ist. Was ja nun wirklich einen riesigen Unterschied machen kann. In meinem Fall kann halt einfach den Mund halten und sagen Ich will einen Anwalt. Das geht nie aus diesen oder ganz selten aus Protokollen hervor.

[00:24:17]

Also alles das. Da ist der Fall Peggy erst mal nicht ungewöhnlich, aber an einer Stelle ist er. Ungewöhnlich. Man weiß wahnsinnig viel über diesen Fall.

[00:24:28]

Ich meine damit, man kennt wahnsinnig viele Interna, man kennt sehr viele Details, man kennt sehr viel Material, man kennt die Akten. Ich kenne jedenfalls den größten Teil dieser Akten. Ich kenne Zeugenaussagen. Ich kenne auch Zeugenaussagen, die dem widersprechen, was Polizisten bekannt gegeben haben oder Polizeisprecher bekannt gegeben haben. Und der Umstand, dass so viel über diesen Fall bekannt ist, der macht ihn ungewöhnlich. Man kann die Polizei bei Fehlern ertappen, wie man das eigentlich sonst nie kann.

[00:25:01]

Und man kann zeigen, wie die Polizei am Ende nur noch in eine einzige Richtung ermittelt hat, koste es, was es wolle und gebe es auch Anlässe, vielleicht nochmal woanders hinzuschauen. Man hat es gelassen und das lässt sich zeigen.

[00:25:14]

Und das ist eben das Ungewöhnliche in diesem Fall.

[00:25:16]

Aber warum? Was ist denn das Motiv der Polizisten? Warum tun die das? Ich glaube gar nicht aus bösem Willen. Ich glaube, das liegt tatsächlich zum einen daran, dass sie unter Druck stehen. Also die Staatsanwaltschaft kann Druck machen. Hat sie auch in diesem Fall gemacht. Die Politik hat Druck gemacht. Es gab eben, wie gesagt, den Austausch der Leitung bei der Sonderkommission Peggy durch den damaligen Innenminister, der dazu ja auch steht. Das hat er uns ja auch gesagt.

[00:25:40]

Für diesen Podcast. Ich sehe das auch daran, dass heute übrigens auch kein Interview Mögliches mit den beiden zuständigen Ministern Eisenreich und Herrmann, Justiz und Inneres, die sich schlicht kategorisch weigern, zum Fall Peggy was zu sagen. Auch jetzt, nachdem man Kauch jetzt nachdem vorbei ist. Aber ich glaube, das Motiv, das wichtigste Motiv oder der wichtigste Grund, warum das so schiefgegangen ist und warum die Polizei solche Dinge tut, ist etwas. Das nennen Psychologen den Confirmation Bias.

[00:26:07]

Also das müssen wir ja, das ist eine eine Wahrnehmungs Verzerrung. Man erwartet sich etwas, weil man mit einem bestimmten Bild rangeht. Man könnte sagen, es gibt schon so ein vorgefaßte Urteil. Und alles, was dann da rein prasselt an Details und weiteren Ermittlungsergebnissen, die sortiere ich in dieses schon vorgefasste Bild als glaubwürdig oder nicht glaubwürdig. Manchmal mag das stimmen, dass der Eindruck richtig ist und jemand einfach sich irgendwas ausdenkt und man das auch tatsächlich zu gutem Recht weg buchen kann.

[00:26:39]

Aber manchmal gibt es eben auch Verdachtsmomente, die stimmen. Aber die sagen mir dann eben, meine bisherigen Ermittlungen gingen in die falsche Richtung. Und wenn ich schon zwei Jahre irgendwo lang ermittle und dauernd Druck bekomme, dann nochmal die Kraft aufzubringen und zu sagen Hey, ich hab womöglich zwei Jahre einfach das Falsche gemacht und mir die falsche Spur angeschaut und muss immer von vorne anschauen. Das ist offensichtlich menschlich schwierig, auch für Ermittler. Und ich glaube, das ist der hauptsächliche Grund.

[00:27:08]

Also lautet die Erkenntnis Der Staat bekommt keineswegs immer die Täter. Der perfekte Mord passiert womöglich häufiger, als man denkt.

[00:27:19]

Und es könnte im Extremfall reichen, einfach am falschen Ort gewesen zu sein, um unschuldig ins Gefängnis zu kommen.

[00:27:26]

Ja, und solche Fälle gibt es ja, die gibt es ja auch nachweislich. Weiß nicht, ob dir der Fall des Bauern Rupp noch etwas sagt. Es würde mich der krasseste Fall von wirklich schlimmer, falscher Arbeit der Ermittlungsbehörden. Der Bauer Rupp, der war am letzten Tag oder am letzten Abend seines Lebens in einer Wirtschaft und hat ordentlich gezecht.

[00:27:44]

Und dann isser halt ziemlich strotzend besoffen nach Hause gefahren in seinem Mercedes und kam aber nicht mehr an. Der Bauer Rupp kam nicht an, weil er verschwunden war oder weil er irgendwo tot gefunden wurde.

[00:27:56]

Nee, der kam nicht an und war verschwunden. War verschwunden. Einfach weg mit seinem Mercedes, war weg mitsamt seinem Mercedes Bergkamen schlicht nicht an und kein Mensch wusste bis zum Urteil und auch noch einige Zeit danach, was wohl mit ihm geschehen sein könnte. Aber dann kam ein schneidiger Staatsanwalt, der praktisch in Eigenregie den Ober Ermittler spielte und dann auch ja sehr breitbeinig und lautstark selber die Vernehmung zum Teil übernahm. Und dann ist irgendwann die Familie Frau, Töchter, Schwieger Kinder angeklagt worden.

[00:28:28]

Und mit diesen wirklich ihm vollkommen unterlegenen leuten der Familie des Bauern Rupp unfassbar rubik umging, um das mal ein kleines wortspiel zu benutzen.

[00:28:39]

Und dann sind die angeklagt worden, von denen und verurteilt wurden wegen Mordes, Totschlags und andere Dinge. Und er hat sich frei ausgedacht, dass die den umgebracht haben, weil er ein Tyrann gewesen sein soll. Deswegen hätten sie ihn loswerden wollen. Und die Leiche, die hätten sie so weggeschafft, dass sie die den Hunden zum Fraß vorgeworfen hätten. Oh Gott! Und dann kamen die halt alle ins Gefängnis. Szenenwechsel Eines Tages ein Bagger bei Neuburg an der Donau.

[00:29:10]

Der Bagger schaufelt das Hafenbecken aus. Von Neuburg an der Donau. Und wie der Bagger eine Schaufel voll Schlick hochzieht, hängt da ein Meds jedes dran. Von Bauern ob naja, jetzt hast du die Pointe schon vorweggenommen, aber ich meine Entschuldigung, was? Natürlich hing natürlich so dran, dass der hing an der hinteren Stoßstange. Der Bagger Führer hievte diesen Mercedes Richtung Kaimauer, dann flog die Windschutzscheibe heraus, diese nur rein geklebt. War die Last von drinnen einfach zu groß, war der ganze Schlick klatschnass und das Wasser klatschte auf die Mauer.

[00:29:53]

Und mittendrin ein Gerippe, bekleidet mit den Kleidern, dem Hemd und der Hose des Bauern Rupp. Und der Mercedes stellte sich als der Mercedes des Bauern heraus. Demnach konnte die Familie den Bauern Rupp nicht an die Hunde verfüttert haben. Das war schon mal klar. Dann hat sich ein Rechtsanwalt gefunden. Der hat die Wiederaufnahme beantragt und ist tatsächlich vom Landgericht Ingolstadt gescheitert.

[00:30:20]

Das Gericht meinte Könnte ja sein, dass die Familie den Bauern Rupp dann eben anders umgebracht hat und dann wieder ins Auto gesetzt und das alte Urteil hatte Bestand.

[00:30:30]

Aber wie das dann funktioniert haben soll, das ist nun wirklich eine schon sehr hochgezüchtete Form von ich sag mal Confirmation Bias, dass dann auch ein anderes Gericht zu seiner vollkommen abseitigen Beurteilung kommt und dann auch nicht mal im Ansatz sagen kann, wie's denn dann gewesen sein soll. Und um's abzukürzen sind die immer noch. Nein, diese nicht. Es gab da eine zweite Wiederaufnahme. Dieses Mal wurde der Antrag beim Landgericht München gestellt. Das hat den Pfeilern zur Wiederaufnahme angeordnet und dann wurde die Familie selbstverständlich freigesprochen.

[00:31:01]

Der Bauer Rupp ist schlicht und ergreifend betrunken nach Hause gefahren und darüber hat er dann eben übersehen, dass die Straße zu Ende war und die Donau begann. So ist das gewesen mit dem Bauern Rupp. Aber sowas kann passieren, wenn man zum falschen Zeitpunkt am falschen Ortes und dann womöglich an den falschen Ermittler gerät, der der Meinung ist, das seien jetzt ins Gefängnis bringen will. Und damit komme ich jetzt zu dem kleinen Experiment. Oh, jetzt bist du dran.

[00:31:28]

Okay, denn jetzt solltest du mir mal erklären, wo du am 7. Mai 2001 warst.

[00:31:34]

2001 bitte. Das ist. Das ist Peggy verschwinden, oder? Das müsste ich natürlich inzwischen wissen. Nach Mitternacht, nach diesen langen Podcastfolge mit dir. Okay, das solltest du wissen.

[00:31:46]

2001. Das ist vor 19 Jahren. Das heißt, da hatte ich gerade vor fünf Monaten ein Kind geboren.

[00:31:59]

Da war ich also, junge Mama. Dann dürfte ich im Mai. Da hab ich schon wieder ein bisschen angefangen zu arbeiten.

[00:32:08]

Also ich war auf jeden Fall in München da. Das kann ich schon mal von mit Sicherheit sagen. Ich bin. Ich bin nicht irgendwo im Urlaub gewesen, ich hab nicht irgendwo anders gearbeitet.

[00:32:18]

Ich war in München. Ich müsste jetzt noch nachgucken, was das vielleicht für einen für einen Wochentag war.

[00:32:24]

Als Alibi tox es bisher noch nicht so richtig. Aber wenn ich, wenn ich wüsste, was es für ein Wochentag war, weil ich nämlich immer nur mittwochs.

[00:32:31]

Okay. Keine Ahnung. Dann könnte man natürlich in alten Dienstpläne bei Arbeitgebern nachschauen, weil ich zum Teil da schon wieder angefangen hatte zu arbeiten. Aber nur ganz wenig. Vermutlich aber nicht. Die wohnt aber schon gerne auch über Beer. Mittwochs hab ich immer deswegen, da war das Kind immer bei meiner Mutter. Mittwoch. Mittwoch. Ich weiß es nicht.

[00:32:53]

Keine Ahnung. Also ich müsste. Ich. Ich. Ich müsste lange suchen. Warst du schon mal Lichtenberg?

[00:33:00]

Nein, noch nie. Bist du sicher? Ich bin ganz sicher. Tja, da wurde jetzt aber jemand gesehen. Der sieht dir ähnlich.

[00:33:07]

Weiß ich auch nicht. Ich war definitiv noch nicht in Lichtenberg. Da war eine Frau mit einem Kleinkind. Und diese Frau, die ist eine Wiese runtergegangen.

[00:33:15]

Das ist tatsächlich so gewesen. Das steht in der Akte ja auch drin. Diese Frau, die hatte längere Haare, dunklere kommt bei dir noch passen. Warst du damals auch längere Haare?

[00:33:24]

Ungefähr die gleichen wie jetzt? Passt ja. Blöd halt. Ich. Ja. Noch blöder wäre es, wenn ich jetzt ein Mittler wäre und das ernst nähme. Ja, ja. Und dann bist du drin. Na, kommst du da nicht mehr raus?

[00:33:38]

Na ja, und dann wird wahrscheinlich die Frau mir gegenübergestellt. Und dann sagt sie Vielleicht haben sie früher so ausgesehen.

[00:33:44]

Die könnte sein, weil auch sie dieses Phänomen kennt. Auch Zeugen haben das, wenn man ihn lang und breit sagt, was der und der. Also ja nein Fragen stellt. Also Fragen, wo man nur ja oder nein drauf sagen kann. Und dann schaut er den für Nieman. Ja, dann überlegen die sich halt, was möchte der vielleicht hören und und und und halten sich. Ja, das gibt's. Es gibt viele Studien, die auch genau dieses Verhalten belegen.

[00:34:10]

Der Punkt ist einfach der folgende. Wäre ich jetzt ein Polizist, hätte ich ein anderes Bedrohungspotenzial. Aber ich könnte dich jetzt schon weiter in die Enge treiben und dich auf fragen Beweist mir doch mal, dass du da nicht warst.

[00:34:21]

Ja, da müsste ich natürlich. Dann müsste ich minutiös ein. Einen Tag vor x Jahren nachstellen. Nee, du sollst mir beweisen, dass du da nicht warst. Aber das kann ich ja nur eventuell durch Kalender. Beweise mir, dass du das nicht warst.

[00:34:36]

Naja, da müsste ich halt gucken, wo ich sonst war. Das müsste ich halt herausfinden. Dann könnte ich das wahrscheinlich beweisen.

[00:34:41]

Dann hättest du mir aber nur bewiesen, dass du woanders warst. Genau das hast du mir nicht bewiesen, dass du da nicht warst.

[00:34:47]

Aber muss ich dir denn wir haben doch vorhin eigentlich gelernt, dass nicht ich dir beweisen muss, dass ich da nicht war, sondern du musst mir beweisen, dass ich da war.

[00:34:56]

Das steht so in der Rechtsordnung. Aber stell dir mal vor, ich würde jetzt ein formelles Ermittlungsverfahren wegen Mordes gegen dich einleiten. Willst du das? Wenn man deine Familie, die Eltern deiner Kinder, der anderen Kinder, deiner Klasse et cetera et cetera, die wüssten es alle. Da hättest du aber nicht das Problem. Beweise jetzt, dass du unschuldig warst. Solche versagen. Das geht gar nicht. Das geht denk logisch gar nicht. Man kann nur beweisen, was ist.

[00:35:22]

Man kann nie beweisen, was nicht ist und jeder nicht Beweis einer Straftat ist nur der Beweis für etwas anderes.

[00:35:29]

Also das Alibi, ja, das ist schon irre.

[00:35:34]

Also ja, ich kann mir schon vorstellen, das macht einem schon Angst. Fissner Ja, es ist fies. In der Tat. Und ich möchte nicht in so eine Situation kommen. Niemals. Ja, und damit jetzt den Schlusspunkt zu setzen. Doch nochmal eine versöhnliche oder ein kleines bisschen das Ganze wenigstens in eine etwas zuversichtliche Richtung bringende Erkenntnis. Es gibt in unserem Strafrecht das Prinzip der Öffentlichkeit und das ist auch gut so.. Der Fall Peggy ist deswegen eigentlich gut ausgegangen für diejenigen, die zu Unrecht beschuldigt waren, weil dieser Fall so in der Öffentlichkeit steht, weil eben Journalisten sich mit diesem Fall beschäftigt haben.

[00:36:14]

So welche wie du. Und weil aber auch Ulvi Unterstützung gefunden hat damals was ein Fehlurteilen, was aber auch nur ging, weil der erste Prozess öffentlich war, wobei der die entscheidenden Teile waren es nicht. Was wiederum bedenklich ist. Im ersten Prozess gegen ÖFI sind Videos gezeigt worden, die die Polizei aufgezeichnet hat. Da haben sie vermeintlich nachgestellt, wie der Ulvi die Peggy umgebracht und versteckt haben soll. Im ersten Prozess heißt es, hätten Leute, die drin saßen, geweint, weil sie so betroffen gewesen seien über diese Aufnahme.

[00:36:47]

Der zweite Prozess im Jahr 2014 ist komplett öffentlich gewesen. Da sind diese Videos auch gezeigt worden. Da hat niemand geweint. Da gab's eher Gelächter über die auch für meinen Geschmack wirklich an den Haaren herbeigezogene Inszenierung, mit der die Polizei diese Videos produziert hat. Wir haben aber im Grundsatz die Öffentlichkeit in jedem Strafverfahren. Und das ist gut so, weil die Öffentlichkeit auch ein Gradmesser ist und eine Kontrollinstanz, die jeder Richter spürt, der da vorne sitzt und die Sitzung leitet.

[00:37:21]

Wenn er weiß, da sind viele Zuschauer dabei. Dann gibt es selten Gründe, die zum Beispiel Anlass wären, Befangenheit zu beantragen oder ähnliche Pannen mehr, sondern da geht es schon eben auch nach Plausibilität und irgendwo gesundem Menschenverstand. Die Gesetze und das Prinzip des Rechtsstaats sind eigentlich gut, aber man muss aufpassen, dass sie ernst genommen werden und das es im Fall Peggy der eigentliche Skandal. Die Ermittler haben die Regeln gebrochen. Der Staat insgesamt hat Regeln gebrochen und darum ist dieser Fall schief gegangen.

[00:37:55]

Ich glaube, dass das der Grund dafür ist, dass nach fast 20 Jahren kein Täter gefunden worden ist und dass man so viel gegen Falsche gemacht hat, dass man noch so viele Schicksale wirklich ungünstig beeinflusst hat. Aber auch hier gibt es etwas Gutes die Ermittler. Der Staat ist dabei erwischt worden. Also ich konnte z.B. jahrelang darüber berichten und zwar außerordentlich kritisch. Das ist eine gute Nachricht. Das gibt's für mich auch nur im Staatswesen wie unserem. Da hast du recht.

[00:38:27]

Der Fall Peggy Ultimativer letzte Folge. Dankeschön, Christoph. Gerne.