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[00:00:04]

Hallo und herzlich willkommen bei Handelsblatt Today, Ihren Börsen täglichen Podcast direkt aus unserem Newsroom in Düsseldorf. Wir sprechen von Montag bis Freitag über wichtige Nachrichten und ihre Bedeutung für die Finanzwelt. Heute ist Mittwoch der zweite Dezember und mein Name ist Lena BoJack.

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Die, die er seit heute hat, aber ist heute dabei Bergbach, Cherson, Cyberkriminelle, Acker, Weinberg, Höcherl.

[00:00:41]

Ich habe mal und ein PROSANOVA. Stark war er still. Danke, Neuilly. Mobbing der Wahlkarte.

[00:00:57]

Wer Aktien an Warren Buffet Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway hält, der hält sie. Glaubt man dem Star Investor wirklich ganz, ganz fest Wort wörtlich und deshalb sei es auch so schwer für das Konglomerat, die eigenen Anteilsscheine von den Aktionären zurück zu erwerben. Schwer vielleicht. Unmöglich? Nein. Während andere Unternehmen ihr Geld in der Pandemie lieber beisammen halten, setzt Berkshire Hathaway immer mehr auf solche Aktienrückkäufe. Rund neun Milliarden Dollar, das sind fast 7,5 Milliarden Euro, hat die Holdinggesellschaft allein in den drei Monaten bis Ende September dafür ausgegeben, damit Sie eine Vorstellung von dieser Summe haben.

[00:01:41]

Lassen Sie mich Ihnen sagen So viel wie allein in diesem dritten Quartal wurde bislang noch nie in einem vollen Kalenderjahr aufgewandt. Kurs Pflege nennen das die einen als legalen Betrug verteufeln als die anderen. Ganz besonders jetzt in der Corona Krise. Aber was stimmt denn nun? Profitieren Anleger von solchen Aktienrückkäufe oder werden sie auf gut Deutsch einfach nur veräppelt? Unser Finanzmarkt Spezialist Ulf Sommer klärt uns über die Sinnhaftigkeit dieses umstrittenen Spielzeugs auf und vergeht. Welche deutschen Dax-Konzerne Berkshire Hathaway gleich tun?

[00:02:20]

Ebenso schwer wie Berkshire Hathaway angeblich an seine Aktien kommt, kommen die Behörden an Jane Marsha Lec, der ex Vorstand des Zahlungsdienstleister Wirecard, ist noch immer verschwunden auf der Flucht. Während sich das Loch aus Lug und Trug unter ihm immer weiter auftut. Lange nahm man an, es hätten 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz gefehlt. Doch das Handelsblatt Investigativ Team hat immer weiter recherchiert und so wird mein Kollege Sönke Iverson uns gleich verraten. Ist fündig geworden. Der Jahrhundert Betrug ist offenbar noch viel, viel größer als bislang angenommen.

[00:03:01]

Den Auftakt der Sendung machen wir wie immer mit unserem Markt bricht meine liebe Co-Moderatorin und Frankfurter Finanzprodukt Hörerin Mareike Müller übernimmt heute diese Aufgabe. Mareike Gestern waren Anleger erfreut über den positiven Start des DAX in den Dezember. Geht die Entwicklung denn heute genauso weiter?

[00:03:19]

Tja, Lena, also gestern hat der Dezember im DAX wirklich super angefangen. Denn es gab starke Wirtschaftsdaten aus China, gutgelaunte US in die CS. Im Endeffekt schloss der DAX dann mit einem Plus von 0,6 prozent. Das ist heute aber leider wieder passé. Denn der DAX verlor im Laufe des Tages über 100 Punkte und sank dann bis zum Nachmittag auf knapp drei und zehn tausend zwei hundert achtzig Punkte ab und das entspricht einem Minus von über 0,7 prozent, also dem Fortschritt von gestern.

[00:03:50]

Innerhalb der letzten Tage macht sich das natürlich im direkten Vergleich bemerkbar. Auf lange Sicht betrachtet, würde ich jetzt aber mal sagen, ist das natürlich nur eine kleine Delle.

[00:03:59]

Erstmal eine kleine Delle, sagst du. Was ist denn jetzt die nächste wichtige Marke auf dem Weg nach oben?

[00:04:05]

Ich glaube, da hilft ein kleiner Vergleich, ein kleiner internationaler Vergleich, denn der S p 500 und auch der Nasdaq erreichten beide gestern ein neues Allzeithoch. Und dagegen verglichen fehlte dem DAX dann doch leider die Kraft, das Hoof vom September nochmal zu erreichen. So wie gestern schon scheiterte jetzt eben der DAX an der Marke von drei und zehn tausend vier hundert vierzig Punkten und kommt daran momentan nicht so richtig vorbei. Das kann sich aber schnell auch wieder ändern, denn einige Analysten gehen jetzt davon aus, dass der Index bald die Marke von drei und zehn tausend fünf hundert ins Visier nehmen dürfte.

[00:04:42]

Und wenn dann diese Lücke geschlossen wird, so die Hoffnung eben bei vielen Anlegern, könnte der Druck der Bären an der Börse wieder weiter zunehmen.

[00:04:50]

Dann lass uns jetzt noch zum Schluss über die Corona Nachricht des Tages sprechen. England lässt als erstes Land den Impfstoff von Bayer und Teck und Feisal zu. Wie macht sich das an der Börse bemerkbar?

[00:05:01]

Richtig. Damit impfen die Engländer ja noch vor Deutschland und die Aktie von Bayer Montague bedankt sich bzw. deren Anleger. Die Aktie legte schon am Vormittag um mehr als 7 prozent zu und notierte dann bei 102 Euro. Jetzt ist es wieder ein kleines bisschen runtergegangen. Bleibt zu beobachten, wie sich das langfristig noch entwickelt. Mareike, herzlichen Dank für deine Infos. Danke dir, Lena.

[00:05:30]

Gleich geht es los mit dem großen Interview. Vorab habe ich aber noch eine Empfehlung für Sie, denn das Handelsblatt bietet neben der Zeitung, der Website und natürlich den Podcasts auch noch andere spannende Produkte an. Treffen Sie bessere Entscheidungen zu Ihren Finanzen.

[00:05:46]

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[00:06:11]

In der Regel ist es so Unternehmen gehen an die Börse und geben Aktien aus, um damit frisches Kapital einzusammeln. Jetzt gibt es aber auch den umgekehrten Fall. Dabei gehen sie zwar auch wieder an die Börse, tauschen diesmal aber das Geld zurück in ihre eigenen Aktien. Das Wort erklärt sich eigentlich selbst. Aktienrückkäufe nennt man das. An dieser Stelle. Ein großes Dankeschön an unseren Hörer, der uns diesen Themen Vorschlag zugesandt hat. Als ich jedenfalls zum ersten Mal davon gehört habe, war ich erst ein bisschen stutzig.

[00:06:43]

Ich habe mich gefragt, warum Unternehmen das machen und weil man häufig auch liest, das sei alles eine miese Masche von den Konzernen, wo ich als Aktionär bei der ganzen Sache bleibe, wenn es ihnen auch so geht. Dann sollten Sie jetzt gut zuhören, denn genau darüber spreche ich mit unserem Finanzmarkt Spezialisten Ulf Sommer Also Ulf, sag uns bitte welchen Sinn haben solche Aktienrückkäufe nun aus Sicht der Aktionäre das viel und großen Sinn.

[00:07:09]

Die Unternehmen kaufen eigene Aktien zurück, um ihren Aktionären zu gefallen. Das ist wohl der Hauptgrund, nämlich weniger Aktien verknappen das Angebot und treiben so den Kurs. Das ist ein Grund, warum Unternehmen ihre eigenen Aktien zurückkaufen. Der andere Grund ist der Gewinn und die Dividenden, also der künftige Gewinn. Die künftigen Dividenden verteilen sich auf weniger Aktien, wenn die Unternehmen ihre Aktien zurückkaufen und sie anschließend vernichten, was meistens bei Aktienrückkäufe der Fall ist.

[00:07:40]

Hast du dann Unternehmens Beispiel aus der Vergangenheit für wie Aktienrückkäufe den Kurs beeinflussen?

[00:07:46]

Ja, so ganz wirklich nicht. Ich glaube, es gibt die auch nicht so ganz konkret, denn ich weiß ja nie, ob der Kurs ohne Aktienrückkäufe nicht genauso stark gestiegen wäre. Oft reicht allerdings schon allein die Ankündigung zu einem Aktienkauf, dass der Kurs steigt. Beispielsweise Apple in den USA oder auch Linde in Deutschland. Wenn Milliarden des Unternehmens in Aktienrückkäufe fließen, so wie es die Unternehmen einst angekündigt haben, dann treibt das am selben Tag schon den Kurs und ganz sicher auch anschließend.

[00:08:18]

Nur das lässt sich nie so richtig beweisen, weil es dann müsste es ja praktisch ein zweites Apple oder ein zweites Linde geben, die keine Aktien zurückkaufen. Dass man die vergleichen könnte und das geht natürlich nicht.

[00:08:31]

Jetzt werden Aktien Rück Käufe ja häufig auch als legaler Betrug bezeichnet. Dementsprechend muss das ganze ja auch irgendwo extreme Nachteile haben. Welche sind das?

[00:08:42]

Ja, die Frage mit dem legalen Betrug, die ist, die ist spannend. Zum einen Betrugs und Aktienrückkäufe ganz sicher nicht. Auch kein legaler Betrug. Und doch glaube ich zu verstehen, was mit diesem Vorwurf des Betrugs gemeint ist. Wenn nämlich Unternehmen ihre eigenen Aktien zurückkaufen und anschließend genauso viel Gewinn erwirtschaften wie meinetwegen im Vorjahr, als sie die Aktie noch nicht zurückgekauft haben, dann sieht es so aus, dass der absolute Gewinn zwar gleich bleibt, aber der Gewinn pro Aktie steigt aufgrund der zurück gekauften Aktie.

[00:09:13]

Und dieser Gewinn pro Aktie, der ist nun mal eine ganz wichtige Kennzahl an den Finanzmärkten. Anleger und Analysten schauen mehr auf diesen Gewinn pro Aktie als auf den absoluten Gewinn. Experten gehen inzwischen davon aus, dass mehr als ein Viertel aller Gewinnsteigerung in den USA allein darauf beruhen, dass der Gewinn pro Aktie steigt, also auf auf Grund von Aktienrückkäufe werden, nämlich der absolute Gewinn gar nicht steigt oder sogar sinkt. Bei den Dividenden ist es ähnlich. Es sieht oft so aus, dass die Unternehmen ihre Dividende erhöhen.

[00:09:46]

Das liegt aber nur daran, weil sie ihre Aktien zurückkaufen, nämlich die Dividenden Summe, also die gesamt Ausschüttung. Somit bleibt oft gleich, aber wenn die Unternehmen Aktien zurückkaufen, dann steigt Jahr für Jahr die Dividende pro Aktie. Also Betrug ist das natürlich alles nicht. Aber Bilanz Kosmetik ist das schon.

[00:10:05]

Jetzt lass uns mal ein Beispiel anschauen Warren Buffett Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway setzt in der Corona Krise immer stärker auf Aktienrückkäufe. Allein in den drei Monaten bis Ende September hat Berkshire Hathaway rund neun Milliarden US-Dollar in die Hand genommen, um eigene Aktien zurückzukaufen. Währenddessen sind andere Unternehmen diesbezüglich wesentlich zurückhaltender. Die halten ihr Geld in der Pandemie lieber beisammen. Was ist denn dieser Tage nun sinnvoller?

[00:10:33]

Ja, das Geld in der Krise zusammenzuhalten, ist ganz sicher wichtiger und besser, als es für den Rückkauf eigener Aktien auszugeben und so die Bilanz zu belasten. Aber wenn ich als Unternehmen mit dem Bargeld nichts anzufangen weiß und dafür womöglich auch noch Strafzinsen zahlen muss, ja dann können Aktienrückkäufe durchaus sinnvoller sein, als das Geld zusammenzuhalten. Ich bin kein großer Freund von Aktienrückkäufe, aber vor einiger Zeit hatte ich die linde Rückläufer. Linde macht sehr große Rückläufer, hatte ich hätte heftig kritisiert.

[00:11:04]

Mein Vorwurf Linde weiß mit dem Geld nichts anzufangen, investiert nicht, sondern kauft nur eigene Aktien zurück. Anschließend. Mich Aufsichtsratschef Reitzle in recht heftiger, deftiger Form. Aber wie ich finde, zurecht darauf hin, dass das Geld für die Rückläufer, die Linde verwendet, aus den Erlösen von Beteiligungs Verkäufen nach der Praxis der Übernahme resultierten. Und auch das müsse ich sehen und beurteilen. Wenn nämlich diese Erlöse aus dem Beteiligungs Verkäufen negativ verzinst auf dem Konto brachliegen und nicht anderweitig für Neuerwerbung und Investitionen genutzt werden können, ja dann können Aktienrückkäufe aus Sicht des Unternehmens und des Aktionärs durchaus sinnvoll sein.

[00:11:46]

Sehr viel sinnvoller als negativ verzinst ist Guthaben, die gerade in der Krise sind.

[00:11:51]

Aktienrückkäufe? Ja nochmal ziemlich. Nochmal mehr in Verruf geraten. Da steht es ja vielen Übel auf, wenn Unternehmen erst Aktien zurückkaufen und dann aber Finanzhilfen beanspruchen oder Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Ich glaube, Adidas ist hierfür ein ganz gutes Beispiel. Dürfen Unternehmen, die in der Pandemie finanzielle Unterstützung bekommen, überhaupt ohne weiteres Aktienrückkäufe betreiben?

[00:12:13]

Nein. Das dürfen sie nicht in eine Krise der Rückläufer und Dividenden kritisiert, wenn Unternehmen Staatshilfe in Anspruch nehmen. Richtig so, wie du es gesagt hast. Adidas kaufte tatsächlich in den vergangenen Jahren eigene Aktien zurück. Aber dann kam erst die Coruña Krise und aufgrund vieler geschlossener Läden des Lockdown erst in Asien und dann in Europa. Das sind die zwei mit Abstand wichtigsten Regionen für Adidas. Dann gerät Adidas in Finanznot und beantragte Staatshilfe. Man muss Adidas aber zugutehalten. Niemand konnte 2018 oder 2019 als Adidas seine Aktien zurück kaufte.

[00:12:45]

Wissen ja, dass Corona 2020 kommt. Und vor allen Dingen konnte niemand voraussehen, wie sich das auswirkt und auch nicht, wie die Regierung mit diesen Maßnahmen umgehen und wie sie darauf reagieren würden. Adidas hat also in der Krise, so wie andere Unternehmen auch, ihre Aktienrückkäufe eingestellt und danach Staatshilfe beantragt. Es ist also nicht nicht so, dass sie mit Staatshilfe Aktien zurückgekauft oder gar Dividenden bezahlt haben.

[00:13:11]

Okay, gut, dann lass uns mal auf den aktuellen Stand schauen. Gibt es denn derzeit Dax-Unternehmen z.B., die ihre eigenen Aktien zurückkaufen?

[00:13:21]

Ja, die gibt es. Es sind wenige, aber ich habe mal genauer nachgeschaut. Also das erwähnte schon erwähnte Aktien Rückkauf Programm bei Linde. Das läuft immer noch zwischen 2019 und Februar 2020. Drei Jahre. Kauft Linde eigene Aktien für bis zu 6 Milliarden US-Dollar zurück? Das sind mehr als 5 Milliarden Euro. Was ist das? Soviel ich weiß das größte Rückkauf Programm in der deutschen Geschichte. Deutsche Wohnen, das ist auch ein DAX wert. Wohnungsgesellschaft hat bis zum 14.

[00:13:51]

September dieses Jahres immerhin eigene Aktien zurückgekauft, einem dreiviertel Jahr für 600 000 Euro. Nun, deutsche Wohnen leidet jetzt überhaupt nicht unter der Coruña Krise. Im Gegenteil, deutsche Wohnen erwirtschaftet Rekordgewinne. Interessanter ist noch das Programm vielleicht von Siemens. Die kaufen. Zwischen November 2018 und November nächsten Jahres wollen sie eigene Aktien für drei Milliarden zurückkaufen. Wobei man dazu sagen muss, dass Siemens im Sommer Kauf Pause machte. Und seit diesem Herbst kaufen sie bislang zumindest nur in sehr, sehr geringem Umfang zurück.

[00:14:24]

Im Oktober waren es 4 Millionen, im November auch vier Millionen. Aber davor waren es Monat für Monat für mehrere 100 Millionen Euro. 2,4 Milliarden. Diese angekündigten 3 Milliarden hat Siemens im Übrigen schon bereits zurückgekauft.

[00:14:39]

Das sind ja schon ganz ordentliche Beispiele. Heißt das aber umgekehrt, dass in Deutschland abgesehen von den von dir genannten Unternehmen keine weiteren Unternehmen in größerem Stil Aktien zurückkaufen?

[00:14:50]

Ja, das stimmt. Also ich konnte keine weiteren finden. Also in ganz kleinem Stil sicherlich. Das sind dann aber oft Aktien für für Mitarbeiter oder für Vorstände, die nicht vernichtet werden. Aber nein, ich habe sonst keine gefunden.

[00:15:03]

Dann kommt jetzt die obligatorische Frage an der Wall Street Sieht es da anders aus?

[00:15:07]

Ja, da erleben wir ganz, ganz andere Dimensionen. Ein bisschen neige ich mich jetzt nicht auf Zahlen fest. Ich hoffe, ihr gebt sie alle so wieder. Ich hoffe, ich habe sie behalten. Aber allein Apple kaufte im zweiten Quartal. Wie gesagt, allein im zweiten Quartal für sieben und zehn komma sechs Milliarden Dollar Aktien zurück. T-Mobile US. Das ist die die Tochter der Deutschen Telekom. Da waren es sieben und zehn komma zwei Milliarden Dollar Alphabet. Die Mutter Holding von Google.

[00:15:33]

Waren es 6,9 Milliarden Dollar bei Microsoft 5,8 Milliarden Dollar. Und das alles nur im zweiten Quartal dieses Jahres.

[00:15:42]

Das sind schon mal andere Dimensionen. Kannst du erklären, warum das so ist?

[00:15:46]

Ja, in den USA. Um es nochmal deutlich zu sagen Da kaufen etliche Unternehmen einem Quartal mehr eigene Aktien zurück als alle deutschen Unternehmen in einem Jahr zusammen. Ich glaube, an der Wallstreet spielen einfach Aktienrückkäufe schon immer eine sehr, sehr viel größere Rolle als hier in Deutschland, sogar eine größere Rolle als Dividenden. Die Unternehmen geben in an der Wallstreet mehr Geld für den Erwerb ihrer eigenen Aktien aus als. An Dividenden ausschütten. Da sind vor allem steuerliche Gründe für verantwortlich, dass es auch Anleger wollen es im Grunde so, dass die Aktien zurückgekauft werden und dass das noch Vorrang und Priorität genießt gegenüber Dividenden, nämlich wenn Unternehmen Dividenden ausschütten, dann müssen sich Aktionäre damit stellen Aktionäre sich damit schlechter, als wenn die Unternehmen eigene Aktien zurückkaufen und so die Kurse treiben, den Gewinn pro Aktie erhöhen und auch die Dividende pro Aktie erhöhen.

[00:16:37]

Aktienrückkäufe sind in den USA einfach beliebter als Dividenden. Das muss man so sagen. Hierzulande ist es einfach umgekehrt. Der Aktionär will hier was Handfestes haben, nämlich nicht irgendwie erwartete Kurssteigerungen aufgrund der Rückläufer, sondern handfeste Dividenden. Ja, das ist hier einfach beliebter, als dass die Unternehmen ihre Aktien zurückkaufen.

[00:16:57]

Ja, ganz, ganz spannendes Thema. Auch eins meiner Lieblingsthemen, wie du mir verraten. Vielleicht haben wir nochmal was anders die Gelegenheit weiter drüber zu reden. Für heute danke ich dir aber erstmal für deine Infos.

[00:17:08]

Ja, ganz sicherlich im nächsten Jahr, wenn die Konjunktur tatsächlich anspringt. Und dann werden auch hierzulande die Aktienrückkäufe wieder anspringen.

[00:17:15]

Ich komme auf dich zurück. Was haben das Handelsblatt und das ZDF gemeinsam? Na, kommen Sie drauf. Ich meine jedenfalls nicht das leuchtende Orange im Logo. Nein, die Rede ist vom geteilten Interesse am gleichen Wirtschaftskrimi.

[00:17:36]

Ja. Du sollst dir auf Kosten von Wirecard Geld geliehen haben. Echtes Geld für deinen Privatkonto, von dem bislang niemand was wusste. Es gibt auf jeden Fall eine ziemlich eindrucksvolle Liste mit geheimen Konten und den Namen deiner Freunde und der Unternehmen, mit denen du gemeinsam Geld beiseite geschafft haben sollst. Du weißt was? Eiweiss? Was? Komm her! Was soll der Scheiß? Die Liste hauen wir einfach mal raus. Veröffentlichen. Gemeinsam mit dem Handelsblatt. Ich meine, was soll passieren?

[00:18:01]

Flüchten kannst du ja nicht mehr. Bisher schon. Wir haben extra eine Website für dich gebaut. Jan www. Jan Marsha Lec 007 Punct cash. Wenn ich auf diesen Barten drücke, ist die Liste mit all den Konten und all den Namen und allen Unternehmen online. Achtung fertig und.

[00:18:20]

So einfach geht das. Guckt doch mal rein, Jan ist auch bestimmt keine Falle. Ja, wenn du gerade schlechten WLAN empfangen, das weiß ja nicht, wo du bist. Am Montag gibt's das alles nochmal ausgedruckt im Handelsblatt in einfacher Sprache nur für dich.

[00:18:35]

Jetzt gehen Sie aber bitte nicht gleich auf die Suche nach dieser Webseite oder dieser Liste. Denn spontan muss man dazu sagen, haben sich die Kollegen doch dagegen entschieden, die zu veröffentlichen, weil die Inhalte so sensibel sind. Den Artikel, den gibt's aber wirklich, versprochen. Naja, und wenn schon Satiriker Jan Böhmermann in seiner Show ZDF-Magazin Royal über den großen Handelsblatt Report spricht, wollen wir uns das natürlich auch nicht nehmen lassen. Ich habe mir deshalb Anke Iverson ins Studio eingeladen.

[00:19:05]

Er ist der Leiter unseres investigativ Teams und hat gemeinsam mit einigen Kollegen monatelang recherchiert, um am Freitag die schier endlose Geschichte um den Zahlungsdienstleister noch weiter zu drehen. Der Betrug im Fall Wirecard übersteigt alle bisher erahnten Dimensionen. Sönke, erzähl doch mal bitte, was ihr herausgefunden habt.

[00:19:27]

Ja, ich glaube der Betrug und der ganze Fall wird uns noch eine ganze Weile begleiten. Es ist schon einiges bekannt, aber, aber halt doch noch nicht alles. Man dachte z.B. bisher, dass auf diesen Treuhandkonto, von denen jetzt viel die Rede war, dass da 1,9 Milliarden Euro verschwunden sind. Es sind aber wohl tatsächlich nochmal 800 Millionen mehr geworden. Das sind. Das sind einfach Gelder. Die OPEC hat nicht nur nicht auf eigenen Konten hatte, sondern behauptete, dass sie auf Treuhänder Konten gelegen hätten.

[00:19:59]

Lange Zeit wusste man nicht, ob das stimmt, woher Kartelle immer immer behauptet das, dass es sie gäbe und dann aber zugeben müssen vor einem Jahr das 1,9 Milliarden doch nicht da waren. Jetzt haben wir nochmal 800 Millionen mehr auf auf solchen Konten gefunden bzw. Buchungen, die hätten da sein sollen, aber wahrscheinlich gar nicht da sind, sodass der Insolvenzverwalter jetzt damit rechnen muss, dass das Loch wohl nicht nur 1,9 Milliarden, sondern gleich 2,7 Milliarden groß ist.

[00:20:26]

Das ist Wahnsinn. Das hört sich alles so irreal an. Man kann das gar nicht glauben. Eigentlich Hauptfigur des ganzen Wirtschaftskrimi sagt man ja immer so schön ist und bleibt natürlich XOR Harcourt Vorstand Jan Marsha Alek, ein Mann, über den eigentlich bisher nicht ganz so viel bekannt war. Ihr habt aber ein bisschen in seiner Vergangenheit gestöbert und ihr wart sogar bei ihm zuhause, richtig? Ja, genau.

[00:20:51]

Also der Herr Marshall Lec ist sozusagen der der James Bond des Konzerns, der Dr. No. Aber gleichzeitig auch als ehemaliger Asien Chef dafür verantwortlich. Was da in Asien geschah oder nicht geschah, ist derzeit flüchtig. Das hat man natürlich selten. Dass ein Vorstand jetzt vom Vorstand zum Geflüchteten wird, wird international gesucht. Und natürlich wollten wir wissen wer ist das eigentlich? Und haben deshalb versucht, mit Leuten aus seiner Vergangenheit zu sprechen. Und das ist auch gelungen, bis hin zu seiner Mutter sogar, die unter anderem sagte, dass es nicht schön ist, einen solchen Sohn in einer Familie zu haben, ist ja auch eine Aussage, die wir noch von keinem anderen Vorstand in Deutschland gehört haben.

[00:21:33]

Und mein Kollege Felix Holtmann war tatsächlich bei ihm zuhause oder dort, wo er mal sein Zuhause war. In einer riesigen Villa im Nobelviertel in München. Monatsmiete 50 000 Euro gegenüber der russischen Botschaft, nahe beim Restaurant Käfer. Und Felix ist da mal vorbeigegangen. Da waren einem Bauarbeiter, die haben dies und das gemacht. Und einer von ihnen hat ihn dann einfach reingelassen. Okay.

[00:21:57]

Und so hatte Felix praktisch einfach mal Zeit, sauer ein bisschen hin und her zu wandern. Die Villa ist halt riesig und nun konnte sich da umgucken muss man hier gang mal dahin, mal hochgegangen runter und hat dann auch unter anderem Unterlagen gefunden, die ich weiß nicht, ob die Staatsanwaltschaft sie nicht angucken wollte oder liegen lassen hat. Oder vielleicht komme ich später nochmal. Jedenfalls haben wir die dann auch mit großem Interesse angeguckt.

[00:22:23]

Das kann ich mir vorstellen. Dem Handelsblatt liegt ja auch eine Liste von Unternehmen vor, mit denen Marsha Neque seine Geschäfte gemacht hat. Was sind das für Firmen?

[00:22:33]

Es sind insgesamt 24 Firmen, die mehr als 100 Millionen Euro von Waka bekommen haben. Aber es ist völlig unklar, was das für Firmen sind, was die eigentlich gemacht haben, ob sie was gemacht haben. Eine handelt an einem Tag mit Rohöl, dann am nächsten Tag hat sie ihren Geschäftszweck plötzlich geändert und war für Online Zahlungen zuständig. Bei vielen fehlenden Umsätze oder überhaupt irgendwelche Tätigkeiten. Drei von ihnen haben dieselbe Adresse, die die Villa von Herrn Marshall Lec in München hat.

[00:23:07]

Okay, also das ist dubios, würde ich sagen. Für unsere Hörer ist natürlich auch immer spannend, wie ihr bei so einer Geschichte eigentlich vorgeht. Was passiert da? Was macht ihr?

[00:23:17]

Also wir kommen ja meistens dann. Zum Thema Wenn irgendwas schief gelaufen ist. Wenn, wenn es irgendwelche Probleme gibt. Und dann versuchen wir als erstes mit Leuten zu sprechen, die halt im Unternehmen waren, die mit dem Unternehmen Geschäfte gemacht haben, die die Leute kennen, die da handelnden Personen waren. So hangelt man sich von einem zum anderen.

[00:23:37]

Einfach mal dauert das Wochen, bis man den ersten gefunden hat, der wirklich was weiß oder bereit ist, was zu sagen. Mal geht es schneller, mal kriegt man USB-Stick einfach kopiert. Das hört sich dann einfach an. Es muss aber nicht so sein, weil da werden teilweise Gigabyte von Daten unsortierten Daten drauf sind, die man dann erst alle angucken muss. Und das teilen wir uns dann auf und tauschen uns laufend aus. Natürlich auch mit den Fachkollegen vom Handelsblatt.

[00:24:07]

Das ist eine sehr enge Kooperation, die da entstanden ist, sodass wir uns gegenseitig unterstützen, helfen und alle zum Ergebnisse beitragen und das möglichst ideal ist. Und üblicherweise ist es dann auch so, dass wenn ein großer Artikel erscheint, der dann auch wieder neue Türen öffnet. Also so ein so ein Produkt wie jetzt am Wochenende müsste dazu führen, dass wir wieder mit zahlreichen anderen Leuten ins Gespräch kommen, weil die Leute sich gerne mit denen unterhalten, von denen sie wissen, dass sie sich schon ganz gut auskennen in der Materie.

[00:24:34]

Denn da geht dir ganz herzlich für deine Einblicke, für deine Infos. Und wenn Sie, liebe Zuhörer, noch mehr lesen wollen und noch mehr über jene Mechanik und seine Machenschaften erfahren wollen, dann finden Sie den gepoppt auf Handelsblatt.com und den Link dazu in unseren Shownotes. Danke.

[00:24:57]

Redaktionsschluss war heute wie gewohnt um 16 Uhr. Mein herzlichen Dank möchte ich an dieser Stelle gerne an unsere Producer Christian Heinemann und Alexander Vorst richten und auch an Sie, liebe Zuhörer, ein großes Dankeschön fürs Einschalten, sollten Sie Fragen. Themen, Wünsche, Anregungen, Lob oder Kritik für uns haben. Schreiben Sie uns doch gerne eine E-Mail. Die Adresse lautet Today at handelsblatt.com. Ich verabschiede mich und wünsche Ihnen einen schönen Feierabend oder einen guten Start in den Tag. Je nachdem, wann Sie uns hören.

[00:25:27]

Bis morgen um 2!