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Herzlich Willkommen zu Handelsblatt Today, dem Börsen täglichen Podcast direkt aus unserem Newsroom in Düsseldorf. Mein Name ist Mareike Müller. Ich bin Redakteurin im Handelsblatt Finanzressort und wir sprechen von Montag bis Freitag über aktuelle Nachrichten und ihre Bedeutung für die Finanzwelt. Heute ist Montag, der 14. Dezember.

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Und der Talen wegen Lumpi. 90 Mäuse. Geh alleine weiter. Jetzt steh die ganze auf da! Ich fühle mich so abseits jeder oh Telefax der Creditreform. Ich habe einen Eintrag bei der Schufa.

[00:00:57]

Jetzt stehe ich ganz umsonst mit schlechtem Ruf da. Diese Zeilen dichtete das Berliner Musik, Cabaret, Hans und Gina und das schon vor fast zehn Jahren. Eigentlich ging es in ihrem Schufa Song damals um die Auswirkungen der Finanzkrise. Doch auch heute, fast ein Jahrzehnt später, ist die Auskunftei Schufa nicht weniger wichtig. Im Gegenteil. Egal ob es um einen Kredit geht, den Handyvertrag oder um den Umzug in eine neue Mietwohnung. Die Schufa entscheidet mit und weiß unter Umständen mehr über ihre Finanzen als ihre eigene Familie, also ihr Partner oder ihre Vermögensverwaltern.

[00:01:33]

Ende November wurde nun bekannt, dass die Schufa künftig sogar noch weitaus tiefere Einblicke in ihr Leben und ihre Finanzen werfen könnte. Künftig könnte sie sogar auch Kontoauszüge auswerten. Die Schufa weiß viel über uns, aber wissen wir auch genug über die Schufa? Gemeinsam mit meinem Kollegen Frank Rost, der sich als Handelsblatt Berlin Korrespondent mit der Schnittstelle zwischen Finanzwelt und Politik auseinandersetzt, werfen wir einen Blick auf die Macht der Schufa, auf ihr Geschäftsmodell und auf wichtige Neuerungen für Bürgerinnen und Bürger.

[00:02:07]

Und im Anschluss daran schauen wir Richtung Norden, und zwar nach London. Denn gestern am Sonntag lief eigentlich die Frist für ein Brexit-Deal ab. Bis dahin hieß es Wenn der nicht zustande kommt, ist es wirklich vorbei mit den Verhandlungen. Die Folge Ein No Deal Brexit und eine harte Landung für das Vereinigte Königreich. Carsten Voll Kerim, unser Handelsblatt Korrespondent in London, erklärt uns, warum jetzt doch alles anders kam.

[00:02:39]

Als erstes werfen wir aber immer einen Blick auf die Märkte, um ihnen die wichtigsten Börsennachrichten des Tages zu liefern. Dafür ist jeden Tag ein Kollege aus dem Handelsblatt Finanzressort zugeschaltet. Heute übernimmt diese Aufgabe mein Kollege Christian Schnell in München. Christian. Deutschland geht ab Mittwoch wieder in den Lockdown. Das öffentliche Leben wird weiter heruntergefahren. Wie hat sich diese Nachricht, die am Sonntag bekanntgegeben wurde, zum wachen Auftakt auf die Börse ausgewirkt?

[00:03:07]

Eigentlich gar nicht. Zumindest nicht negativ, wie man es befürchten musste. Stattdessen nutzten die Anleger jede Schwäche momentan sofort wieder zum Wiedereinstieg. Durch die Entscheidung der EZB in der vergangenen Woche zur weiteren Unterstützung der Wirtschaft kam natürlich auch hier wenig Alternativen zu Aktien raus. Wir bleiben bei diesen Negativzinsen. Deswegen gehen aber trotzdem die Anleger sehr differenziert vor. Werte aus dem Bereich Tourismus, Lufthansa, Fraport oder auch TUI waren heute überhaupt nicht gefragt. Sie verloren deutlich. Auf der Gegenseite hat beispielsweise dieser Koch Boxen Versender Hello Fresh besonders gewonnen.

[00:03:45]

Hier rechnen die Anleger einfach damit, dass mit den Ausgangs Beschränkungen, wie wir sie momentan in Deutschland erleben werden, aber wohl auch einem deutlich anderen Weihnachten und Silvester die Nachfrage deutlich steigen wird.

[00:03:58]

Besonders gefragt waren am Montag die Aktien von Daimler. Was gab es denn an Neuigkeiten von den Stuttgartern?

[00:04:05]

Hier nimmt die angekündigte Elektro Offensive mittlerweile konkrete Züge an. Es sollen sechs rein elektrisch betriebene Modelle bis 2022 vom Band rollen. Und gerade die sogenannten Product Anläufe sind in der Autoindustrie immer besonders heikel. Da muss alles akribisch geplant werden, welches Werk welches Modell bekommt und für welchen Markt dort produziert wird. Nun kommt natürlich die spezielle Herausforderung mit Elektroautos dazu. Da hat man doch nicht die ganz große Erfahrung wie bei Verbrenner natürlich. Deswegen ist die Aufgeregtheit im Konzern besonders groß. Jetzt steht aber fest, dass in den nächsten zwei Jahren insgesamt acht reine Elektroautos an sieben Standorten auf drei Kontinenten weltweit gebaut werden.

[00:04:50]

Einige wenige Verlierer gab es zum Wochen Auftakt dann aber trotzdem, zum Beispiel Infineon oder SAP. Ausgerechnet zwei Werte, die zuletzt eigentlich stark gefragt waren. Was war bei denen los?

[00:05:02]

Ja, das liegt weniger an den Unternehmen selbst als an der veränderten Einstellung der Anleger zu Aktien. Die galten ja in der Pandemie lange Zeit als die großen Gewinner, weil man sagte Alles muss plötzlich schneller werden, digitaler werden, noch mehr technisiert werden. Das ist auch weiterhin ein Trend. Nur die Aktien der Teck werde die haben so stark zugelegt in den vergangenen Wochen und Monaten, dass man sagt, da ist vielleicht auch eine gewisse Überbewertung mittlerweile zu spüren. Und da könnte es jetzt vielleicht auch zu einer Konsolidierung zum Ende des Jahres kommen.

[00:05:34]

Christian Ich danke dir für diese Einschätzung und den Blick auf die Märkte gerne.

[00:05:45]

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[00:06:20]

Da wird man gelistet, wenn man a Einträge hat, also laufende Kredite und ich glaube, wenn man sie nicht bezahlt hat. Landläufig, den verbindet man damit Schulden.

[00:06:31]

Man weiß, dass es die Schufa gibt und dass ich da Auskünfte eingeholt werden. Aber nähere Informationen wurden einem ja nie gegeben.

[00:06:38]

Ob sie einen Kredit aufnehmen wollen, einen neuen Handyvertrag abschließen oder auch in eine neue Mietwohnung ziehen möchten. Eine ist immer mit dabei, die bei alledem mitentscheidet und vor allem ihre Finanzen ganz schön gut kennt die Schufa. Richtig gleichberechtigt ist diese Beziehung nicht, wie wir gerade gehört haben. Denn die Schufa weiß viel über uns. Aber wir wissen nicht genau, was die Schufa weiß oder woher all die Daten stammen. 1927 gegründet, steht die Abkürzung für Schutzgemeinschaft für allgemeine Kredit Sicherung.

[00:07:10]

Das Unternehmen soll also dazu beitragen, dass Kredite tatsächlich getilgt werden und könnte so auch zum Schutz vor Überschuldung beitragen. Doch sind die Mittel dafür auch verhältnismäßig? Und funktioniert das System so, wie es soll? Und über welche Neuerungen sollten Bürgerinnen und Bürger Bescheid wissen? Um diese Fragen zu klären, sprechen wir heute mit Frank Rost. Er ist Handelsblatt Korrespondent in Berlin. Er erklärt uns, was genau wir über den gut gehüteten Schufa Algorithmus wissen, ob die neueste Kritik an der Auskunftei bezüglich des Umgangs mit Kontodaten berechtigt ist und wie es eigentlich um das Unternehmen selbst steht.

[00:07:45]

Frank Wie errechnet die Schufa denn eigentlich unsere Bonität? Und was hat es mit diesem berüchtigten Schufa Algorithmus auf sich?

[00:07:53]

Ja, das ist eine gute Frage, weil das weiß keiner so genau, dass sie mich ein Berufsgeheimnis. Der Bundesgerichtshof hat 2014 entschieden, nachdem sich ein Verbraucher beklagt hat über seinen schlechten Score wert, dass die Schufa keine Auskunft geben muss darüber, wie dieser Algorithmus zustande kommt. Und das ist natürlich etwas misslich, weil mittels dieses Algorithmus wird ja ein Score Wert im mittelt. Und dieser Score Wert gibt Auskunft über die Bonität des Verbrauchers. Das ist eine ganz entscheidende Größe, weil die Höhe des Scoreboard, desto größer die Bonität und die Wahrscheinlichkeit, dass man ja sein Handyvertrag bekommt, seinen Mietvertrag unterschreiben kann oder auch einen Kredit bekommt.

[00:08:37]

Das heißt, die Schufa hat sehr viel Macht über uns als Verbraucher. In welchen anderen Bereichen ist denn ein positiver Schufa Score noch entscheidend?

[00:08:46]

Ja, also in unserem wirtschaftlichen Leben spielt die Schufa eine entscheidende Rolle. Denn egal ob wir jetzt einen Kredit oder ein Leasing Vertrag abschließen oder ein Girokonto eröffnen bzw. so eine Kreditkarte beantragen oder auch Mobilfunkvertrag. Es gibt ja immer so ein Häkchen sozusagen, das man ankreuzen muss. Und dann passiert folgendes Es findet so eine Abfrage, eine sogenannte Bonität Abfrage bei der Schufa statt. Und dort erkundigt sich denn das Unternehmen, inwiefern denn der Verbraucher, der diesen entsprechende Vertrag abschließen will, überhaupt in der Lage ist, seinen Verpflichtungen nachzukommen.

[00:09:24]

Also ohne Schufa gibt's eigentlich oder andere Wirtschafts Auskunfteien? Kommen wir eigentlich in unserem wirtschaftlichen dem schlecht zurecht?

[00:09:32]

Gerade im Hinblick auf den Datenschutz stößt das Verfahren immer wieder auf Kritik. Aber bevor wir uns dieser Frage zuwenden, würde ich sagen, werfen wir noch kurz einen Blick auf die Zahlen. Wie steht es eigentlich um die Schufa als Unternehmen? Frank?

[00:09:47]

Die Schufa Holding ist ja eine AG, eine Aktiengesellschaft und die Anteilseigner sind in der Regel ich zu von 70 80 Prozent Banken. Also in unserem Fall private Banken, Sparkassen, Genossenschaftsbanken, aber auch Versorgungs, Konzern und Telekommunikations Konzern Handelsgesellschaften.

[00:10:05]

Ja, wenn man wenn die ÖH Holding an der Börse notiert wäre, würde ich sagen, man sollte sie unbedingt kaufen, weil die Schufa ist ein kerngesunde Unternehmen. Die macht jetzt nicht gerade große Reklamen in Zahlen. Aber wenn man mal in den Bundesanzeiger guckt, dann erfährt man, dass der Umsatz beispielsweise im Jahr 2019 neuere Zahlen liegen noch nicht vor ist um 12 prozent auf 212 Millionen Euro gestiegen. Der Jahresüberschuss, also wirklich das, was übrigbleibt in der Cassel gar von um 18 Prozent auf einundvierzig Millionen Euro.

[00:10:37]

Und dann hab ich mir mal kurz die Umsatzrendite ausgerechnet und die liegt bei über 9 10 Prozent. Also das gibt's eigentlich bei deutschen Unternehmen kaum so eine hohe Umsatzrendite. Die liegt vielleicht bei bei Drogerien, liegt bei einem Prozent. Und die Schufa macht mit den Daten Geschäft. Ja, also wirklich liefert sie herausragende Zahlen ab, um zu solchen Ergebnissen zu kommen.

[00:10:59]

Mit welcher Menge an Daten haben wir es denn da zu tun, die offensichtlich so wertvoll sind?

[00:11:04]

Die Schufa selbst Nach eigener Einschätzung führt sie Daten von 68 Millionen Deutschen und sechs Millionen Unternehmen. Das ist natürlich unwahrscheinlich viel. Und ganz offensichtlich Ja, mit diesen Daten kann man ein gutes Geschäft machen. Es gibt noch eine. Reihe von Auskunfteien. Mir kam jetzt spontan Creditreform in den Kopf. Wie sieht denn die Wettbewerbssituation gerade für die Schufa aus?

[00:11:28]

Es gibt auch andere Bewerber, aber die Schufa ist natürlich da der Platzhirsch. Keine Frage. Und Tavern gerade eher die die übrigen genannten Griff. Bürgel gibts auch noch. Die sind da, haben eine wichtige Position. Aber ich glaube nicht, dass man es unbedingt sagen kann, dass mehr Wettbewerb jetzt dafür sorgen könnte, dass die die Machtposition der der Schufa da irgendwie beeinträchtigt wird. Ja, die hat einfach auch Grund ihrer Geschichte und der in den wichtigen Anteilseigner. So eine herausgehobene Position hier dürfte sie auch in Zukunft weiter behalten.

[00:12:00]

Jetzt wurde in den vergangenen Wochen ja viel diskutiert über das neueste Angebot der Schufa, dieser sogenannte Check no Service. Frank Was bezweckt die Schufa damit?

[00:12:10]

Ja, das ist auf jeden Fall ein äußerst interessantes Geschäftsfeld für die Schufa. Natürlich. Bislang wird sie immer gefragt, wie die Bereitschaft der Kunden ist oder wie die Fähigkeit der Kunden ist, Verbindlichkeiten zu bedienen. Und jetzt, in einem Kooperationsprojekt mit Telefonica Outro ging es darum, dass die Schufa auch Einblick bekommt in Kontodaten. Das ist eine ganz neue Qualität, weil ich aus Kontodaten kann man ja eine ganze Menge ablesen. Und in diesem konkreten Fall ging es darum, dass ihn zum Beispiel interessierte Verbraucher keinen Vertrag mit Telefonica bekommen haben aufgrund ihres schlechten oder relativ schlechten Score Wertes bestand die Möglichkeit in diesem Projekt, dass man der Schufa bzw.

[00:12:58]

einem Tochterunternehmen erlaubt, doch mal die Kontodaten durchzugehen mit der Chance, eventuell ein ein bisschen Score Wert eine bessere Bonität zu erhalten. Und da stellen sich natürlich viele Fragen.

[00:13:12]

Aber wenn man anders nicht an einen Kredit kommt oder an den Handyvertrag in diesem Fall sollte man das dann nicht wahrnehmen.

[00:13:18]

Also mir ist ehrlich gesagt nicht klar, welchen zusätzlichen Mehrwert das bieten soll. Ich also ich würde persönlich auch davor warnen, wenn ich unter Nutzung der bisherigen Daten keinen Vertrag bekomme. Warum soll ich dann eigentlich jetzt Fremden einen Blick in mein Konto gewähren und Verstehender für Daten? Da steht vielleicht drin, dass ich gerne Glücksspiele spiele, dass ich vielleicht ein körperliches Handicap habe, dass ich also diese Kontodaten geben ganz viel preis über mein Leben im die bekommen auch mit, was das für Daten sind.

[00:13:53]

Die sagen zwar, die werden nicht gespeichert und so weiter, aber keiner kann ausschließen, ob mit diesen Daten aus den Kontoauszügen nicht doch irgendwas gemacht wird. Also da würde ich wirklich aus Sicht des Verbrauchers für für größte Vorsicht plädieren.

[00:14:07]

Da stellt sich natürlich auch die Frage Ist das denn alles legal? Also die Schufa, die macht jetzt nichts Illegales. Ja, das muss man schon betonen, wie z.B. bei diesem Projekt jetzt. Das haben sie ganz legal ausgenutzt, weil Ihre Tochter Unternehmen diese in Abie kann diese Konto Schnittstelle abfragen mit Zustimmung des Verbrauchers. Das ist natürlich essentiell. Das ist die absolute Voraussetzung. Aber wenn der Verbraucher sagt ja, dann kann in AB die Tochter von Schufa die Konto Belege durchleuchten und daraus Schlüsse ziehen.

[00:14:40]

Das ist legal. Das dürfen auch andere Anbieter.

[00:14:43]

Und trotzdem beschäftigt das Thema auch die Politik. Die Linke will beispielsweise ja sogar ein Verbot erreichen. Dementsprechend dürfte die Schufa dann in vielen Fällen keine Bonität Auskünfte mehr erteilen. Wie schätzt du das ein? Ist dieser Antrag aussichtsreich? Ähm, ja, das war es.

[00:15:00]

Zeitliche Koinzidenz. Weil das war gerade als dieses Projekt der Schufa, dieses neue Projekt, hoch floppte, wurde auch dieser Antrag der Linken behandelt. Wobei die Linke natürlich schon sehr weit gegen die sagen Die Schufa hat so viel Macht auf unser privates Leben und musste eigentlich diese Macht einschränken und nur im Falle von Krediten auf die Schufa setzen. Alles andere Handyverträge und so weiter. Da sollte die Schufa nicht mit herangezogen werden oder bei Mietverträgen all das einfach ein zu großer Eingriff in die Privatsphäre der Leute ist.

[00:15:36]

Das hat allerdings politisch wird es glaube ich nicht durchkommen. Die Bundesregierung hat gesagt Die Schufa erfüllt eine wichtige Funktion, weil sie sorgt ja nicht nur dafür, dass die Unternehmen wissen, dass ihre Kunden ihren Verpflichtungen nachkommen können, sondern Verbraucher, wenn ihr auch geschützt in Anführungsstrichen, dass sie sich vielleicht übernehmen und dann so eine Verschuldung die Folge ist. Angesichts dieser Diskussion glaube ich, dass es ein Antrag, der diskutiert wird, aber er wird mit Sicherheit nicht durchkommen.

[00:16:07]

Siehst du dann langfristig die Gefahr, dass wir in einem System von Social Scoring oder GEOS Scoring leben, das wir im Ausland wie in China ja oft kritisieren? Es gab ja in der Vergangenheit den Vorwurf, die. Nutze beispielsweise Daten aus sozialen Medien oder auch Geodaten, wo ich wohne. Keiner weiß, wie der Score für den einzelnen Verbraucher zustande kommt und durch welche Positionen er vielleicht auch noch negativ oder positiv beeinflusst wird. Da kann z.B. die Schufa versagt. Wir haben die Adresse des Verbrauchers.

[00:16:39]

Mehr nicht. Ist es diskriminierungsfrei? Aber wenn in der Ecke vielleicht schon in der Vergangenheit häufiger Leute ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen sind, kann es durchaus sein, dass sich das negativ auswirkt. z.B. Der Verbraucher Beirat des Bundes Verbraucher Ministeriums hat dafür plädiert, möglichst große Transparenz walten zu lassen. Die Schufa sollte schon sagen, wie der Score Scoreboard zustande kommt damit. Das wäre ja auch eigentlich sehr positiv. Damit man selbst diesen Score beeinflussen kann. Aber da man nicht weiß, wie der zustande kommt, weiß man auch nicht, wie man ihn positiv beeinflussen kann.

[00:17:16]

Das heißt, wenn ich meinen eigenen Schufa Bonität Score steigern will, stehen mir gar keine Optionen zur Verfügung. Nicht?

[00:17:24]

Nicht wirklich. Man kann natürlich banal argumentieren, ja immer schön die Rechnung bezahlen und so weiter. Aber es gibt immer wieder Fälle, in denen nicht nachvollziehbar ist, warum dieser Mensch nun einen deutlich schlechteren Wert erzielt hat oder nicht. Ob oder ob. Wenn man jetzt, was er sich gesetzt, an Mondmann bediente 6 7 Kredite. Und der andere bedient kein Kredit. Dann könne man ja auf die Idee kommt, dass dir da keinen Bedienten besseren Score wert hat.

[00:17:53]

Muss aber nicht sein. Die Fähigkeit denn seinen Schuldendienst nachzukommen, wird dann im Zweifelsfall höher gewertet, als wenn man überhaupt keine Verpflichtungen hat.

[00:18:03]

Das macht eigentlich keinen Sinn, fließt in den Score, wird ein also mangelnde Transparenz ist das große Problem dieses Score Wertes.

[00:18:11]

Ganz herzlichen Dank für diese Einblicke und deine Einschätzung, Frank.

[00:18:19]

Gestern lief für Boris Johnson eine wichtige Frist ab. Es geht mal wieder um den Brexit. Nach langem Hadern und schier endlosen Verhandlungen zwischen beiden Seiten sollten jetzt eigentlich die Konditionen feststehen, zu denen das Vereinigte Königreich die Europäische Union verlässt. Aber die vermeintlich letzte Frist wurde jetzt doch wieder verlängert. Ich spreche jetzt mit meinem Kollegen Carsten von Ciri in London darüber, wie es bis Ende des Jahres weitergeht. Carsten, kannst du uns erklären, warum es dazu kam und wann wir jetzt mit einem Ende der Verhandlungen rechnen können?

[00:18:53]

Oder ist das noch gar nicht absehbar?

[00:18:55]

Ja, es war nicht die erste Deadline, die jetzt verlängert wurde. Das geht ja schon seit Wochen so, dass alle paar Tage wieder eine neue Deadline verlängert wird. Und jetzt haben beide Seiten auch keine neue Deadline gesetzt, wohl in dem in der Erkenntnis, dass es ein bisschen albern wirken würde. Von daher bleibt die Deadline der 31. Dezember. Dann steigt Großbritannien aus dem Binnenmarkt aus und das ist dann wirklich eine harte Deadline.

[00:19:22]

Das bedeutet, wenn am bis zum 31. Dezember jetzt kein Deal zustande gekommen ist zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich, dann kommt es zum harten Brexit und dem Rückfall auf die WTO Richtlinien. Richtig. Genau so ist das Dann treten ab dem 1. Januar die Zölle in Kraft auf den Handel zwischen Großbritannien und der EU. Und macht das Leben insgesamt teurer und schwieriger für beide Seiten.

[00:19:51]

In welchen Punkten tun sich die Verhandlungspartner denn momentan noch besonders schwer, zusammenzukommen? Der schwierigste Punkt ist der Streit um den fairen Wettbewerb. Die EU will sicherstellen, dass Großbritannien auch in Zukunft nicht die EU-Regeln unterwandern kann. Untergraben kann und dadurch bessere Wettbewerbsbedingungen für die eigenen Unternehmen schaffen kann. Und besteht deswegen auf gewissen Garantien und einem Mechanismus mit Sanktionen, der diese Regeln auch in Zukunft sicherstellt. Großbritannien sagt Das verstößt gegen die Souveränität. Und darauf können sie sich auf keinen Fall einlassen.

[00:20:29]

Das ist immer noch der größte Knackpunkt. Allerdings gab es da offensichtlich genug Fortschritte am Wochenende, sodass Ursula von der Leyen und Boris Johnson gesagt haben Dann können wir doch noch weiter weiterreden.

[00:20:40]

Und ein zweiter Punkt, der den Briten offenbar besonders wichtig ist, ist die Fischerei. Carsten Warum ist da eine Einigung so schwierig?

[00:20:49]

Das ist deswegen schwierig, weil beide Seiten, also sowohl die französischen, belgischen, niederländischen Fischer als auch die britischen Fischer die gleichen Fischgründe als ihre beanspruchen. Und die überlappen dann im Ärmelkanal auch zum großen Teil. Deswegen haben da beide Seiten Ansprüche, historische Ansprüche und wären auch stark getroffen, wenn sie dort nicht mehr fischen dürften in den jeweils anderen Gewässern. Deswegen ist das so umstritten. Also es geht auch. Zwar ist es wirtschaftlich die die Branche extrem unbedeutend 0,1 prozent der Wirtschaftsleistung in allen beteiligten Ländern, aber es ist halt ein sehr symbolischer Bereich, politisch sehr aufgeladen, weil die Brexit Anhänger in Großbritannien die Fischerei so als als Totem fast schon vor sich hertragen und sagen Wir brauchen die Kontrolle über unsere Küstengewässer.

[00:21:43]

Das ist sozusagen das sichtbare Zeichen des Brexit.

[00:21:46]

Eine Person, die jetzt natürlich durchgehend wieder unter Beobachtung steht. Wenn wir darauf blicken, wie es ausgeht mit dem Deal oder eben keinem Deal, ist Boris Johnson wie Carsten wird er denn momentan im Vereinigten Königreich wahrgenommen? Der Neben dem Brexit sind ja noch ganz andere Themen dort ziemlich wichtig. Aktuell z.B. Coruña Ja, genau.

[00:22:06]

Sein Coruña Management stand ja stark in der Kritik. Auch weiterhin die Großbritannien hat ja die höchsten Todeszahlen in Europa zusammen mit Italien und die Infektionsrate steigen weiterhin an. Außerdem wird die britische Wirtschaft dieses Jahr voraussichtlich am stärksten schrumpfen von allen führenden Industrienationen. Die Bilanz sieht also schlecht aus insgesamt, wenn man sich die Zahlen anguckt. Und deswegen sind die Beliebtheitswerte von Boris Johnson auch runtergegangen. Der Brexit allerdings ist jetzt nicht mehr so das Riesenthema. Erstaunlicherweise in Großbritannien, weil die Leute einfach Brexit müde sind und sich sagen Leute, macht es einfach egal wie macht es einfach, was soll vorbei sein?

[00:22:55]

Das ist so die vorherrschende Haltung. Aber klar, jetzt auf Dezember hin und dann im Januar wird das natürlich doch wieder großes Thema werden auf der Seite der EU.

[00:23:06]

Wie schätzt du die Lage ein? Denn wenn man das Ganze oberflächlich betrachtet, könnte man meinen Na gut, es gibt 27 EU-Staaten auf der einen Seite, es gibt UK auf der anderen Seite oder Großbritannien. Und obwohl die EU ja eigentlich recht geschlossen dasteht, wird dieses Verhandlungs Ende immer weiter hinausgeschoben. Lässt man sich da von Großbritannien an der Nase herumführen?

[00:23:29]

Naja, es ist so, dass die EU natürlich auch ein Interesse hat an einem Deal und genauso wie Großbritannien. Deswegen will keine Seite diese Gespräche abbrechen. Das ist der Grund, warum sie immer weiter gehen. Niemand möchte dafür verantwortlich gemacht werden, dieses Wirtschafts Chaos dann hinterher verschuldet zu haben. Und offensichtlich glauben beide Seiten auch, dass es möglich ist, eine Einigung zu finden. Und die EU hat gesagt, sie wird auf keinen Fall aufstehen. Wenn jemand abbrechen soll, dann ist es Großbritannien und damit dann auch die Schuld eindeutig dort liegt.

[00:24:00]

Vielen Dank für deine Einschätzung der Lage nach London.

[00:24:03]

Karsten, danke dir. Das war heute unsere Sendung. Redaktionsschluss war wie gewohnt um 16 Uhr. Wie hat Ihnen unsere heutige Folge gefallen? Falls Sie Anmerkungen haben, Lob oder Kritik äußern möchten, dann freuen wir uns auf Ihre Nachricht. Schreiben Sie uns gerne an Today ert handelsblatt.com. Jetzt wünsche ich Ihnen aber erst einmal einen wunderbaren Feierabend. Und falls Sie uns am Morgen hören einen tollen Start in den Tag.