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[00:00:04]

Herzlich willkommen zu Handelsblatt Today. Wir sprechen von Montag bis Freitag über aktuelle Nachrichten und ihre Bedeutung für die Finanzwelt. Heute haben wir Montag, den 15. März und ich bin Mary Abdelaziz Deezer.

[00:00:22]

Ich habe mit Staunen gehört, dass die seit Monaten die Vorgänge bei Greenscreen prüfen, es keinerlei Hinweise dazu gegeben hat, nicht einmal in die öffentlichen Anleger. Eigentlich sollte man denken, die öffentliche Hand steht da auch zusammen. Das ist hier nicht der Fall. Man kann den Eindruck gewinnen, dass man die Kommunen ins offene Messer laufen lassen.

[00:00:40]

Private Anleger können im Moment wirklich erstmal beruhigt sein. Wir müssen jetzt natürlich erst einmal abwarten, was die BaFin Untersuchung ergibt. Aber im Zweifelsfall tritt die gesetzliche Einlagensicherung ein. Das bedeutet bis 100000 Euro ist auf jeden Fall alles safe.

[00:00:53]

Das ist hier so ein bisschen wie bei einem Fußballspiel der Koalition Ein Ball durch den Strafraum, fünf Verteidiger stehen rum, jeder denkt, der andere müsste ihn klären. Es macht aber keiner und am Ende kullert der Ball rein.

[00:01:03]

Und schon wieder ein Finanzskandal in Deutschland. Die Finanzaufsicht BaFin wird für die Bremer Green Cell Bank vermutlich noch in dieser Woche den Insolvenzantrag stellen. Die Hoffnung, dass der US Finanzinvestor Apollo den Mutterkonzern Green Capital übernimmt, sind am Freitag endgültig geplatzt. Damit wird dieses Fintech bald Geschichte sein. Das Geschäftsmodell der Bank bestand bekanntlich darin, für Unternehmen gegen eine kleine Prämie Lieferanten Rechnungen zu bezahlen. Dementsprechend viele Firmen werden jetzt auch von den Folgeschäden betroffen sein. Der Rechtsstreit zwischen Gläubigern, Investoren und Versicherern wird wahrscheinlich Jahre andauern.

[00:01:46]

Nach Wirecard ist der Skandal um Green Cell also der nächste große Fintech Kollaps in Deutschland. Wie konnte es so weit kommen? Wer trägt hier die Verantwortung und mit welchen Folgen werden Breen, Zielkunden, Gläubiger, Investoren und Versicherer zu rechnen haben? Darüber hat meine Kollegin Lena BoJack heute mit unserem Finanz Korrespondenten Andreas Kröner gesprochen.

[00:02:15]

Und wir starten die Sendung wie gewohnt mit unserem Markt Bericht. Der erste Handelstag in dieser Woche ist vorbei und was heute so los war an den Märkten, das erklärt uns jetzt meine Kollegin Mareike Müller in Frankfurt. Mareike. Der DAX hat ja letzte Woche schon wieder ein Rekordhoch nach dem anderen markiert. Wie sieht es diese Woche aus richtigen Mary?

[00:02:34]

Der Dax bewegt sich nach wie vor insgesamt auf einem hohen Niveau. Und letzte Woche ging es ja insgesamt über die 5 Tage verteilt 4 Prozent nach oben. Am Nachmittag ging es heute erst einmal ganz leicht bergab. Das konnte wieder ausgeglichen werden. Kurzfristig waren wir sogar auf einem Plus von 0,3 1 5 prozent. Doch dann vermeldeten die Agenturen am Nachmittag, dass Deutschland erst einmal das Impfen mit dem Impfstoff von Astra Seneca aussetzen wird. Und so eine Nachricht, die macht sich natürlich sofort an den Märkten bemerkbar.

[00:03:03]

Also das Plus vom Nachmittag, das Kleine. Das ist wieder weg. Nichtsdestotrotz ist das Tageslohn aber trotzdem bei vier und zehn tausend fünf hundert zwei und siebzig Punkten nur noch knapp unter dem letzten Rekordhoch von vier und zehn tausend fünf hundert fünf und neunzig Zählern.

[00:03:18]

Dann lass uns mal noch ein bisschen genauer drauf schauen. Welche Werte sind denn aktuell die Treiber dieser Entwicklung?

[00:03:24]

In erster Linie ist das die Tourismusbranche. Der Europäische Branchen Index kletterte heute um knapp 2,5 Prozent auf ein neues Rekordhoch 257 Punkte und die Papiere, die so eine Entwicklung möglich machen. Europaweit sind natürlich allen voran Airlines wie die Lufthansa, die gegen zwei Prozent nach oben. Ryanair legte ordentlich zu. Genauso Air France, KMS, E.L. Und sogar TUI mit einem Plus von 0,8 prozent am Nachmittag. Aber wie gesagt, spannend zu beobachten bleibt jetzt natürlich, wie sich die Impfstoff Neuigkeiten auch darauf auswirken werden.

[00:03:59]

Rückenwind erhalten die deutschen Aktienmärkte momentan aber auch aus Asien.

[00:04:03]

Richtig, genau. Und zwar aus China. Denn Chinas Industrieproduktion ist im Januar und Februar um einiges stärker gewachsen als noch im Dezember. Das meldete heute dort das nationale Statistikamt. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres verzeichnete China nämlich einen Anstieg um fünf und dreißig komma eins Prozent im Vergleich zu 2020. Zum Vergleich Die Nachrichtenagentur Reuters hatte im Vorfeld mal einige Analysten befragt, was sie denn für möglich halten in China. Und deren Antwort war. Na gut, vielleicht plus 30 Prozent.

[00:04:36]

Und das spiegelt sich natürlich auch auf den europäischen Märkten dann entsprechend wider. Analysten von der Commerzbank gehen sogar davon aus, dass das Wirtschaftswachstum Chinas in diesem Jahr acht Prozent betragen könnte. Zum Vergleich mit Deutschland Hier rechnet das Bundeswirtschaftsministerium nur mit einem Wachstum von drei Prozent. Aber wie gesagt, all das hängt sehr stark von den Infection Zahlen und dem Infektionen geschehen in beiden Ländern ab. Mareike, ganz herzlichen Dank für deinen Börsen. Update Sehr gerne Marry.

[00:05:13]

Und bevor wir uns dem nächsten großen Fintechs Skandal in Deutschland widmen, hier noch ein kurzer Hinweis auf ein weiteres spannendes Handelsblatt Produkt Altersvorsorge, Eigenheim, Finanzierung oder einfach der nächste Urlaub.

[00:05:26]

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[00:05:55]

Andreas Kröner ist einer unserer Finanzer Redakteure hier beim Handelsblatt und hat sich in den letzten Wochen ziemlich intensiv mit Green Cell auseinandergesetzt. Meine Kollegin Lena BoJack hat im Folgenden mit ihm über die neusten Entwicklungen rund um diesen Skandal gesprochen.

[00:06:10]

Der Greenkeeper Skandal ist erst ein paar Wochen alt, aber schon zu einem ziemlich komplizierten Informationswege war herangewachsen. Andreas, lass uns das einmal aufdröseln. Wir haben auf der einen Seite Lex Greenkeeper, den Gründer der auf Lieferketten Finanzierung spezialisierten Firmengruppe Green Capital. Die gehört zu den wertvollsten britischen Startups. Das Geschäftsmodell, um das einmal zu erklären, besteht darin, dass Greenkeeper die Rechnungen, die Zulieferer an Unternehmen stellen, zu einem früheren Zeitpunkt bezahlt und dafür von ihnen einen Rabatt auf den vollen Rechnungsprüfung erhält.

[00:06:49]

Später fordert Green sie vom Kunden dann die volle Summe zurück und macht so Gewinn. Jetzt ist aber das ganze Konstrukt zusammengebrochen. Andreas Was war der Auslöser dafür?

[00:07:01]

Einer der Hauptgründe ist, dass die Versicherungen nicht mehr mitgespielt haben. Grenell hat nämlich Ausfall Versicherungen für seine Forderungen abgeschlossen. Und damit galten diese Forderungen dann als so sicher, dass viele Investoren sie gekauft haben. Allein Credit Swiss, die Schweizer Großbank, hat mehrere Forke aufgelegt, über die Investoren Forderungen in Milliardenhöhe aufgekauft haben. Und als dieser Versicherungsschutz Anfang März weggefallen ist, hat Credit Suisse die Forke geschlossen. Rinnsal ist somit am Ende also das Geld weggebrochen.

[00:07:34]

Einer der wichtigsten Kunden von Greenkeeper, dessen Schulden, das Fintech vorfällt, beglichen hat, war das Unternehmen Liberty Stiehl von San Yew Gupta. Er spielt auch eine große Rolle in diesem Skandal. Welche ist da?

[00:07:48]

Ja, wie du gesagt hast. Viele Forderungen, die Greenscreen aufgekauft hat, waren Forderungen von Gupta. Es gab also innerhalb dieses ganzen Konstrukts ein großes Klumpenrisiko. Das ist irgendwann dann auch der deutschen Einlagensicherung und der deutschen Finanzaufsicht BaFin aufgefallen. Die sind nämlich zuständig für die Überwachung der Bremer Green Bank, die auch zu diesem Konglomerat gehört. Und die Einlagensicherung hat deshalb im April 2019 eine Prüfung der Green Bank gestartet und hat die Bank dann später aufgefordert, ihr Engagement gegenüber Gupta zurückzufahren.

[00:08:23]

Die Bank hat das aber anscheinend nicht gemacht, sondern hat weiter Geschäfte mit Gupta gemacht oder hat diese in einigen Fällen verschleiert. Und ab einem bestimmten Zeitpunkt haben die BaFin und die Einlagensicherung der Bank dann verboten, weitere Forderungen von Green Cell und Gupta aufzukaufen. Denn es war so, dass Greenkeeper in einigen Fällen nicht einmal belegen konnte, dass die Forderungen Anguckte tatsächlich bestanden haben.

[00:08:47]

Und die Green Bank, die Green Kiel erst 2017 übernommen hat. Damals war das noch die Bremer Nord Finanz Bank ist auch der Grund dafür, warum der Skandal in Deutschland solche Wellen schlägt. Es ist ja schon beschrieben, was da schon passiert ist. Wie geht es jetzt mit der Bank weiter?

[00:09:06]

Die BaFin hat Anfang März ein Moratorium über die Bank verhängt. Das heißt, dass alle Kilt, Eingänge und Geld Ausgänge gestoppt sind. In aller Regel ist es so, dass nach so einem Moratorium relativ zeitnah dann auch die Insolvenz erfolgt. Die meisten Beteiligten gehen davon aus, dass das jetzt auch in den nächsten Tagen passieren wird. Parallel mit der Insolvenz stellt die BaFin dann normalerweise den Stützung fall fest. Das heißt, dass Privatanleger, die bei Greenes viel Geld angelegt haben, dann innerhalb von sieben Tagen von der Einlagensicherung entschädigt werden.

[00:09:38]

Das gilt allerdings nicht für institutionelle Investoren und Gebietskörperschaften, also die rund 50 Kommunen, die nach unseren Informationen Geld bei Greenville angelegt haben. Die schauen dann wahrscheinlich in die Röhre, denn ihre Einlagen sind seit 2017 nicht mehr geschützt durch die Einlagensicherung.

[00:09:55]

Okay. Aber das sind ja an dieser Stelle dann erst erstmal auf der einen Seite gute Nachrichten für Privatanleger, denn die, so wie ich dich verstanden habe, haben erst einmal nichts zu befürchten. Richtig, das ist richtig gut. Dann haben wir auf der anderen Seite das hast du auch angesprochen, die Kommunen, bei denen sie das schon ganz anders aus. Und die Liste der Kommunen, die bei Greenkeeper Millionen versenkt haben, die wird auch immer länger. Unter anderem gehören dazu die Städte Osnabrück, Monheim, Schwalbach, Eschborn und Weißbach.

[00:10:27]

Andreas Wird das für die Bürgermeister und Kämmerer Konsequenzen haben? Das könnte durchaus sein.

[00:10:34]

Nein. Es ist so, dass in vielen Gemeinde Verordnungen festgeschrieben ist, dass das Geld der Gemeinden, was ja letztlich das Geld der Steuerzahler ist, dass das risikolos angelegt werden soll. Und wenn man es bei Privatbanken anlegt, dann ist es eben seit Oktober 2017 nicht mehr risikolos. Denn damals hat die Einlagensicherung des privaten Bankenverbandes. Beschlossen, dass Einlagen von Kommunen nicht mehr geschützt sind. Das hat sie auch nicht geheim gemacht, sondern damals gab's viele Veranstaltungen, wo die Gemeinden darauf hin gewiesen worden sind.

[00:11:05]

Und es stand auch breit auf der Homepage der Green Sill Bank, von dem er kann sich da keiner rausreden und sagen, er hätte das nicht gewusst. Es gibt jetzt auch schon einige Fälle, wo Kämmerer und Bürgermeister konkret unter Druck geraten. Der Bürgermeister der Stadt Monheim, die du schon angesprochen hast, die hat bei Greenes 38 Millionen Euro angelegt und gegen den es bereits eine Strafanzeige eingegangen. Der Bürgermeister heißt Daniel Zimmermann und wir haben mit dem auch gesprochen. Und er hat uns auch ganz anschaulich die Motivation seiner Stadt erklärt, warum sie das Geld zu Greenkeeper gebracht haben.

[00:11:39]

Und das sind die Negativzinsen. Denn auch Städte und Gemeinden müssen immer mehr Negativzinsen bezahlen, wenn sie Geld bei ihrer Hausbank parken. Im Fall Monheim war es so, dass die Stadt ungefähr 180 Millionen Euro anlegt. Und bei der Hausbank der Stadtsparkasse Düsseldorf musste sie ab einem Betrag von 20 Millionen Euro Negativzinsen bezahlen. Und um das zu vermeiden, hat die Stadt ungefähr die Hälfte ihrer Mittel bei Privatbanken angelegt, unter anderem bei Green Sell und ist damit sozusagen bewusst ins Risiko gegangen.

[00:12:10]

Ja, klar. Also ich meine, verlockend war das schon bei den Zinsen, mit denen die Green Bank geworben hat. Das ist vor allem passiert über Vergleichsportale wie Zins, Pilot oder Weltsprachen. Darüber hat die Bank Geld von Sparern und Kommunen eingesammelt. Auf Festgeld konnten bot die Bank Zinsen von bis zu 0,2 5 Prozent an und wenn ein Dollar Konto eröffnet hat, der hat sogar bis zu 0,9 Prozent Zinsen erhalten. Das ist natürlich wahnsinnig viel in einem Null oder sogar Negativzins Umfeld.

[00:12:44]

Muss man da nicht eigentlich schon stutzig werden?

[00:12:47]

Aus meiner Sicht ist die Antwort da eindeutig ja. Wenn eine Bank Zins Konditionen anbietet, die deutlich über dem Markt EU-Durchschnitt liegen, dann ist das auch immer ein klares Zeichen, dass die Risiken höher sind. Man muss auf der anderen Seite sagen, dass die Gelder, die Privatanleger über diese Vergleichsportale angelegt haben, natürlich durch die Einlagensicherung geschützt sind. Das steht ja auf diesen Portalen und auf den Internetseiten der Banken auch meist relativ prominent. Das heißt, die Schieflage von Grenouille hat vielen Sparern, die ihr Geld dahin gebracht haben, sicherlich jetzt erst einmal einen großen Schrecken eingejagt.

[00:13:21]

Aber sie werden ihre Gelder am Ende des Tages zurückbekommen. Und das ist jetzt auch der große Unterschied zum Wirecard Skandal. Denn Menschen, die in Wirecard Aktien investiert haben, die haben dieses Geld für immer verloren.

[00:13:33]

Vorher hat man später vielleicht nochmal kurz eingehen. An dieser Stelle erst einmal ein anderer Aspekt. Manche Politiker haben gefordert, die Sparer mehr in die Verantwortung zu nehmen und selbst haftbar zu machen. Das finde ich wahnsinnig. Also ich mein klar, ein bisschen Risikobewusstsein seitens der Sparer darf man und sollte man vielleicht verlangen. Aber wie soll denn ein Sparer die Zuverlässigkeit einer Bank beurteilen, wenn sich damit schon die BaFin und die Einlagensicherung schwertun?

[00:14:05]

Ich gebe dir grundsätzlich Recht. Für Privatanleger ist es schwierig zu überblicken, wie die Risiken im Einzelnen aussehen. Ich glaube dennoch, grundsätzlich können Privatanleger alleine am Zins sehen, ob eine Bank riskant ist oder nicht. Denn wenn der Zins höher ist, ist auch das Risiko höher. Ich denke, wenn man über die Rolle der Zins Portale spricht, gibt's da positive und negative Aspekte. Grundsätzlich sorgen diese Portale ja für mehr Transparenz und machen es Sparern leichter. Konditionen zu vergleichen.

[00:14:34]

Das ist sicherlich gut, wenn man auf die Zins Plattform vor dem Blickwinkel der Finanzstabilität sieht. Ist das Ganze jedoch durchaus problematisch, denn über diese Plattformen können sich gerade Banken, die Probleme haben, relativ schnell mit Geld vollsaugen und das dann oft noch mit Konditionen, die ihnen selbst auch nicht gut tun. Und am Ende muss dann zumindest bei den Privatanlegern die Einlagensicherung bezahlen. Das ist insgesamt kein gutes System.

[00:15:02]

Ist es denn realistisch, man an dieser Stelle die Zwischenfrage, dass man die Sparer in die Haftung nimmt, wie es einige Politiker vorschlagen?

[00:15:10]

Ich glaube nicht, dass das passiert. Zumindest nicht im Bereich bis zu 100 000 Euro. Da gibt's ja die gesetzliche Einlagensicherung. Ich denke, es gibt andere Wege, wie man dieses Problem vielleicht adressieren kann. Beispielsweise könnte man Banken verpflichten, dass sie höhere Beiträge an die Einlagensicherung bezahlen für die Gelder, die sie über diese Plattformen ein nehmen oder einsammeln. Und man könnte es sich auch überlegen, ob man diese Einlagen vielleicht regulatorisch etwas anders behandelt als eine Einlage, die jetzt die Deutsche Bank, die Commerzbank oder die Sparkasse einfach direkt von Kunden bekommen, die schon seit vielen Jahren bei ihnen sind.

[00:15:46]

Jetzt steht ja noch die Schuldfrage wie der berüchtigte Elefant im Raum. Fangen wir mal vielleicht bei der BaFin. An. Warum hat die BaFin denn jetzt erst reagiert, wenn sie die Green Bank schon seit Sommer 2020 beobachtet?

[00:16:02]

Ich muss grundsätzlich vielleicht vorausschicken, dass im Gegensatz zu Wirecard der Fall noch relativ frisch ist. Es gibt keinen Untersuchungsausschuss. Wir haben noch nicht alle Unterlagen und Dokumente, von dem er kann ich jetzt nur mal so einen vorläufigen Eindruck schildern. Es ist so Die BaFin hat sich mit der Einlagensicherung relativ eng abgestimmt. Die hat ab April 2019 geprüft. Da ging es allerdings vor allem um Klumpenrisiko, also darum, ob die Bank zu viele Kredite an Herrn Gupta vergeben hat und die Zweifel, ob die Forderungen wirklich existieren.

[00:16:36]

Die sind dann erst im Sommer 2020 aufgekommen. Im September hat die BaFin dann auch eine forensische Sonderprüfung in Auftrag gegeben. Und im Rahmen dieser Überprüfung ist dann immer deutlicher geworden, dass diese Forderungen gar nicht existieren oder ob es, dass es zumindest keine Belege dafür gibt. Man muss sagen, es ist grundsätzlich so, dass die BaFin natürlich handfeste Beweise braucht, bevor sie so eine Bank schließt. Und die hatte sie aus ihrer Sicht anscheinend erst jetzt, im März 2021 zusammen.

[00:17:08]

Aber natürlich werden wir in den nächsten Wochen und Monaten die Frage noch intensiv beleuchten, ob die BaFin nicht auch hätte früher einschreiten können. Da gibt's einige Banker, die durchaus der Ansicht sind, das wäre geboten gewesen. Zumal ja auch das Vorgänger Institut der Green Bank schon ein Problemfall war.

[00:17:27]

Jetzt haben wir auf der anderen Seite die Einlagensicherung. Da stellt man sich die Frage, ob die nicht irgendwo auch selbst schuld an dem Verlust ist, den sie jetzt macht, indem sie für die Einlagen der Sparer haftet. Hätte sie vielleicht sorgsamer prüfen müssen, was hinter der Green Bank steckt, bevor sie dies in den Haftungs Topf aufgenommen hat?

[00:17:47]

Das kann man sicher so sehen. Die Green Bank ist ja jetzt schon relativ lange Mitglied in der Einlagensicherung und sie hat dann nach der Übernahme der Bank natürlich ihren Charakter deutlich verändert. Es ist so, dass die Aufnahmekriterien der Einlagensicherung jetzt nicht ganz locker sind. Es zeigt sich beispielsweise daran, dass die HSH Nordbank, die gerade vom öffentlich rechtlichen in den privaten Einlagensicherungsfonds wechselt, da einen mehrjährigen Prozess durchlaufen muss und viele Kriterien erfüllen. Aber natürlich könnte die Einlagensicherung härtere Vorgaben machen.

[00:18:21]

Sie muss jedoch auch aufpassen, dass die Vorgaben nicht zu hart sind. Denn damit würde sie sich dann dem Vorwurf aussetzen, dass sie bestehende Mitglieder beschützt, um gegen neue Konkurrenten abschirmt. Und wenn eine Bank mal Mitglied ist in der Einlagensicherung, dann kann die Einlagensicherung der Bank zwar Auflagen machen, aber der Fall Grinser zeigt dann auch doch recht deutlich, dass sie wenig Durchgriffsrechte hat, wenn sich die Bank daran nicht hält. Oder wenn die Bank die Einlagensicherung täuscht.

[00:18:48]

Denn die Einlagensicherung kann die Bank zwar theoretisch aus der Sicherung rausschmeißen, aber faktisch wäre ein solcher Rauswurf natürlich der Auslöser eines Bank Runs. Das heißt, die Bank würde dann relativ schnell pleite gehen und die Einlagensicherung würde damit quasi selbst einen Schadensfall provozieren.

[00:19:07]

Ja, verstehe, wenn wir das mal alles als Gesamtbild betrachten. Wer also ist verantwortlich für den Zusammenbruch der Green Bank? Das Management, die BaFin, die Zins Platformen, die Einlagensicherung oder die Wirtschaftsprüfer? Das lässt sich wahrscheinlich gar nicht abschließend beantworten, oder?

[00:19:26]

Am Ende ist es vermutlich so, dass jeder eine Teilschuld trägt. Ich denke, die größte Schuld trifft auf jeden Fall das Management und den Aufsichtsrat. Da werden wir jetzt sicher in den nächsten Wochen und Monaten noch ein bisschen mehr lernen. Ob das ein bewusster Betrug war, wer da genau involviert war und wie dann auch die strafrechtlichen Konsequenzen aussehen werden. Zudem gehe ich davon aus, dass die Rolle des Wirtschaftsprüfer das noch sehr genau beleuchtet werden wird. Das ist ja im Fall Wirecard by the way auch schon passiert.

[00:19:57]

Bei Green beginnt der ganze Prozess jetzt. Die Wirtschaftsprüfer Aufsicht Harpers prüft nun, ob der Abschluss Prüfer der Green Silbermann bei der Prüfung der Bilanzen auf die Unregelmäßigkeiten hätte aufmerksam werden müssen. Dabei geht es um Ebner Stolz. Und diese Prüfung wird sicher jetzt auch sehr aufmerksam von allen verfolgt werden.

[00:20:20]

Was bedeutet denn der Zusammenbruch der Green Bank für den Finanzplatz Deutschland nach Wirecard? Ist das jetzt immerhin schon der zweite große Finanzskandal innerhalb kurzer Zeit?

[00:20:32]

Für den Ruf des Finanzplatzes Deutschland ist es auf jeden Fall eine Katastrophe. Ich glaube jetzt nicht, dass der Skandal Green Sill so groß ist wie der bei Wirecard. Und man muss bei Green ja auch schon sagen, dass viele Akteure auch in anderen Ländern betroffen sind, allen voran in Großbritannien und in Australien und auch in der Schweiz, wo die Kreditwesen als Geldgeber eine. Zentrale Rolle gespielt hat, aber unter dem Strich bleibt natürlich hängen, dass es jetzt in Deutschland innerhalb kurzer Zeit zwei Skandale gab und das muss auf jeden Fall besser werden.

[00:21:04]

Nun, vor allem, glaube ich, bleibt unterm Strich die Frage wo bleibt denn die versprochene Reform der Aufsichts Strukturen?

[00:21:11]

Die soll jetzt zeitnah beschlossen werden. Nach dem Wirecard Skandal hat das Finanzministerium ja angekündigt, die BaFin massiv aufzurüsten. Das wird jetzt auch passieren. Da wird jetzt demnächst über die neuen Stellen verhandelt. Das Ganze muss dann auch noch vom Bundestag beschlossen werden. Was Gesetzesänderungen angeht ich glaube ein ganz zentraler Punkt dabei ist die Focus Aufsicht. Das heißt, dass die BaFin Konglomerate wie Wirecard oder wie Greenkeeper künftig noch enger beaufsichtigen wird. Und ich glaube, ein Punkt, der sicher im Fall Green Sill auch zeigt ist, dass ja häufig Skandale auch im Schattenbanken Bereich passieren.

[00:21:50]

Also Grenouille Kapitel. In Großbritannien war eben gerade keine Bank. Und da muss man sicherlich einen besseren Durchgriff bekommen. Auf der anderen Seite zeigt der Fall Green sind aus meiner Sicht auch, dass es jetzt alleine mit einer Aufrüstung der Finanzaufsicht wird man das Problem nicht lösen. Das ist sicher ein zentraler Punkt. Aber sowohl bei Wirecard als auch bei Greenspan haben viele Beteiligte nicht gut gehandelt. Und da waren die Wirtschaftsprüfer dabei. Da waren die Aufsichtsräte dabei. Das heißt, um solche Skandale zu verhindern, braucht es mehr als nur eine Finanzaufsicht mit Biss.

[00:22:27]

Was könnte dieses mehr sein?

[00:22:29]

Ich glaube, es wird. Gerade bei den Wirtschaftsprüfern wird sich da auch ein Bewusstseinswandel einstellen. Denn die Fälle Wirecard und Greenes sind ja doch recht große Warnsignale. Gerät jetzt gerade im Zuge von Wirecard sehr unter Druck. Also ich nehme an, dass die Wirtschaftsprüfer da auch viel genauer hinschauen werden. Und das ist auch in Aufsichtsräten mehr Mitglieder braucht, die kritische Fragen stellen. Das ist ja auch schon länger bekannt.

[00:22:57]

Andreas Ihr haltet uns auf dem Laufenden, auch in Zusammenarbeit mit unserem investigativ Team. Ich wette da kommt noch einiges auf uns zu. In den nächsten Wochen die erst einmal ganz herzlichen Dank für deine Infos.

[00:23:08]

Vielen Dank. Und das war's für heute von Handelsblatt Today. Redaktionsschluss war wie gewohnt um 16 Uhr. Diese Sendung wird produziert von Christian Heinemann und Alexander Voss. Haben Sie Fragen, Anmerkungen, Lob oder Kritik für uns? Dann schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an Today at handelsblatt.com. Und wenn Ihnen die Folge heute gut gefallen hat, dann bewerten Sie uns doch gerne auf Ihrer Podcast Plattform. Vielen Dank fürs Zuhören. Ich wünsche Ihnen jetzt einen schönen Feierabend oder wenn Sie uns morgens hören, einen guten Start in den Tag.

[00:23:49]

Bleiben Sie gesund.