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[00:00:04]

Herzlich willkommen bei Handelsblatt Today. Wir berichten von Montag bis Freitag über aktuelle Nachrichten und ihre Bedeutung für die Finanzwelt. Heute ist Freitag, der 26. März und mein Name ist Maximilian Nordfront.

[00:00:25]

Hey deutsche Wirtschaft, wie geht's dir denn eigentlich so? Diese Frage lässt sich natürlich auf viele Arten beantworten, aber eine der genauesten Bestandsaufnahmen, die liefert das Münchner Ifo-Institut. Dort bitten die Ökonominnen und Ökonomen rund 9000 Unternehmen aus Branchen wie Industrie, Dienstleistungen, Handel und Bau jeden Monat darum, ihr wirtschaftliches Wohlbefinden zu bewerten und zwar mit einem Wort gut, befriedigend oder schlecht. Außerdem wird noch auf die Erwartungen für das kommende Halbjahr geschaut und der Mittelwert dieser Befragungen, der ergibt dann den sogenannten Geschäftsklima Index.

[00:01:03]

Und über die aktuellsten Ergebnisse sprechen wir heute im Podcast mit Clemens Fuest. Der Ifo-Chef wird Ihnen im großen Interview verraten, warum die deutschen Unternehmen trotz der dritten Welle mit Zuversicht in den Frühling starten. Wie sie dabei auch vom Aufschwung in den USA und in China profitieren. Und ich werde ihn mal fragen, wie sich eigentlich sein persönliches Vertrauen in die Politik entwickelt hat. Übrigens Neben der Bund Länder Konferenz in Deutschland gab es in dieser Woche ja auch noch einen zweitägigen EU-Gipfel.

[00:01:34]

Was dabei rumgekommen ist, vor allem mit Blick auf die Impfungen und den Euro. Das besprechen wir gleich mit unserem Europa. Korrespondenten Hans-Peter Siebenhaar.

[00:01:48]

Wie immer werfen wir aber zuerst einen Blick auf die Finanzmärkte und schauen, was die Börsen an diesem Freitag bewegt hat. Dafür ist mir jetzt unsere Frankfurter Finanz Redakteurin Kerstin Leiter zugeschaltet. Kerstin Heute kam ja der neue Ifo-Geschäftsklimaindex raus, über den wir gleich noch ausführlich sprechen. So viel schon mal vorweg. Das Ergebnis davon war ziemlich überraschend positiv. Wie ist das denn, die Stimmung an der Börse beeinflusst? Ja, wie du sagst, der Ifo-Index ist unerwartet gut ausgefallen.

[00:02:15]

Und so hören Aktionäre natürlich gern. Das hat die Stimmung aufgehellt und der DAX ist nach oben gezogen. Allerdings muss man dazu sagen, dass die Umsätze nicht besonders hoch waren. Also es halten sich trotzdem noch viele Anleger zurück. Vermutlich wegen des ganzen Hickhack um den Coruña im Prozess.

[00:02:35]

Wenn wir uns mal so die Einzelwerte anschauen, dann sticht deutsche Wohnen raus. Die sind einer der größten Tages Gewinner im DAX heute. Woran liegt das?

[00:02:44]

Das Unternehmen hatte gestern Zahlen vorgelegt und die sind sehr gut ausgefallen. Ja. Coruña hin oder her. Wohnen muss man immer und deswegen ist ein Immobilien Konzern natürlich davon wenig betroffen. Heute gab es ein paar Analysten, Studien zu der Aktie und die fielen positiv aus. Deswegen haben die Aktionäre da wohl zugelangt.

[00:03:02]

Ja wohl muss man immer Auto fahren. Auch Volkswagen steht heute auch mal wieder ziemlich weit im Plus. Über die hatten wir ja auch schon diese Woche im Podcast gesprochen. Warum dieser große Kursanstieg heute? Ja, ganz genau weiß man das natürlich nicht. Aber das Unternehmen hat jetzt angekündigt, dass es gegen seinen früheren Chef Martin Winterkorn und ex Audi-Chef Rupert Stadler Schadenersatz verlangen möchte. Und wer weiß, ob da was bei rumkommt. Aber das ist natürlich eine Nachricht. Aktionäre freuen sich natürlich immer, wenn es die Aussicht auf Schadenersatz gibt.

[00:03:36]

Martin Winterkorn hat über seine Anwälte aber schon mitteilen lassen, dass er der Auffassung ist, sich korrekt verhalten zu haben. Die Aktie stieg um gut ein Prozent und war damit einer der größeren Gewinner in Frankfurt. Und der DAX insgesamt steht ja aktuell auch so bei fast einem Prozent im Plus. Das heißt ein Minus. In den roten Zahlen gibt es nur ganz wenige Titel, darunter aber der von der BASF. Und bei dem Chemiekonzern war ja heute Kapitalmarkts Tag. Was hat denn die Erwartungen dort derart enttäuscht?

[00:04:05]

Naja, Bayer, BASF Chef Martin Bruder Müller hat angekündigt, dass er stärker auf Klima, auf das Klima achten möchte. Bis 2030 soll der Chemiekonzern seine CO2-Emissionen um ein Viertel im Vergleich zu 20 18 senken. Das sind natürlich gute Vorsätze, aber die kosten vermutlich. Der BASF Chef selbst hat das als riesen Kraftakt bezeichnet. Das ist das eine. Aber zum anderen dürfte wohl auch ein bisschen die Stimmung drücken, dass der Manager in einem Interview erklärt hat, dass im zweiten Halbjahr die Deutschen wohl mehr Geld für Freizeit und Restaurantbesuche ausgeben dürfen, wenn sie denn endlich wieder raus dürfen.

[00:04:45]

Und hat deswegen, wie er selbst sagt, ein kleines Fragezeichen hinter seiner Geschäfts Prognose. Und das hören Aktionäre natürlich nicht so gern. Kerstin, vielen Dank dir für diesen Überblick. Danke.

[00:05:02]

Bevor wir jetzt ins große Interview starten, hab ich noch eine Empfehlung für Sie, denn das Handelsblatt hat neben der Zeitung, der Website und den Podcasts noch weitere spannende Produkte im Repertoire.

[00:05:14]

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[00:05:47]

In einer Woche ist Ostern und ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber für mich ist der gefühlt einzige Unterschied zu den Feiertagen im vergangenen Jahr, dass ich mich jetzt vor dem Treffen mit Familie und Freunden selbst testen kann, um zumindest so ein bisschen Sicherheit gegen das Virus zu bekommen. Aber ansonsten ist die Lage doch echt frustrierend, oder? Ich meine, wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass wir immer noch nicht in Restaurants gehen können, dass ein Konzertbesuch undenkbar ist und das auch sehr erlösende Imps Termin für die meisten von uns überhaupt nicht in Sicht ist.

[00:06:21]

Wie geht es vor diesem Hintergrund den Menschen in Deutschland, die ein Unternehmen führen? Genau das misst der Ifo-Geschäftsklimaindex und wie die konjunkturelle Großwetterlage gerade aussieht. Darüber sprechen wir jetzt mit dem Chef des Instituts, Professor Clemens Fuest. Herr Fuest, als Sie Ende Oktober bei uns das letzte Mal im Podcast zu Gast waren, da schlitterte Deutschland gerade in die zweite Welle der Pandemie. Jetzt befinden wir uns schon mitten in der dritten. Wie ist es denn? Sind die Unternehmerinnen und Unternehmer in Deutschland mittlerweile genauso frustriert wie die Bürger?

[00:06:53]

Das Bild ist geteilt, würde ich sagen. Wir haben eben die Unternehmer, die betroffen sind von der Pandemie, die Geschäfte haben, bei denen viele Menschen zusammenkommen, die Infektionsgefahr groß ist. Das sind eben die Branchen Gastronomie, Reise, Teile des Präsenz, Einzelhandels. Die sind mit Sicherheit sehr frustriert. Dieses hinein in den Lockdown, dann Hoffnung darauf, dass man wieder öffnen kann. Und da kommt die nächste Infection Quelle. Das ist sehr schwierig. Es gibt einen Bereich der Wirtschaft, der nicht sonderlich betroffen ist und da läuft es auch gut.

[00:07:23]

Das ist die Industrie und die Bauwirtschaft etwa. Da ist die Entwicklung viel stabiler.

[00:07:29]

Sie schreiben ja sogar in dem heute erschienenen Geschäftsklima Index, dass die deutsche Wirtschaft mit Zuversicht in den Frühling startet. Wo vor allem sieht man denn diese Zuversicht? Ja, man sieht sie genau in diesen Branchen, also in der Industrie insbesondere da laufen die Exporte nach Asien eher in die USA, auch in andere Länder sehr gut. Dort ist ja die wirtschaftliche Erholung auch weiter vorangeschritten in Asien, weil dort es den Ländern gelungen ist, die Pandemie zu unterdrücken und in den USA, weil der Fortschritt weiter vorangeschritten ist.

[00:08:00]

Und das nützte ihm auch der deutschen Industrie. In der Bauwirtschaft hatten wir einen kleinen Einbruch im Januar Februar, aber nicht wegen der Pandemie, sondern wegen des schlechten Wetters. Und da wird es jetzt auch wieder besser. Selbst in den Dienstleistungen haben wir Bereiche, in denen läuft, sehr gut. IT Services natürlich. Das wird niemanden wundern. Aber auch Logistik, Ingenieurbüros. Also alles, was Industrie nahe ist, läuft ziemlich gut und deshalb ist das Gesamtbild nicht so schlecht.

[00:08:25]

Dem stehen dann eben die Verlierer Branchen gegenüber, die nach wie vor stark beeinträchtigt sind, also die Kulturschaffenden, Gastronomie, Reisebüros. Die leiden natürlich immer noch.

[00:08:37]

Aber wenn man sich jetzt mal die positiven Ergebnisse anschaut, kann man dann vielleicht sogar zugespitzt sagen, dass der aktuelle Lockdown gar nicht so schlimm ist wie z.B. die vorherigen.

[00:08:46]

Wir hatten einen wirklich schlimmen Lockdown im Frühjahr, wobei es da auch nicht die staatlichen Lockdown Maßnahmen waren, sondern wirklich die Unterbrechungen der Wertschöpfungsketten, die dadurch zustande kam, dass aus China vieles nicht mehr geliefert wurde und die Grenzen teilweise zu waren. Das ist jetzt doch anders. Das ist in der zweiten Welle anders gewesen. Der Lockdown hat nach unseren Schätzungen letztlich etwa drei Prozent der Wertschöpfung, die sonst Stanko stattgefunden hätte, verhindert. Mehr ist es nicht. Das ist dann doch recht begrenzt.

[00:09:21]

Was wünschen sich denn die Unternehmer aktuell von der Politik, um noch mehr Zuversicht zu kriegen für das, was in diesem Jahr noch kommt?

[00:09:28]

An allererster Stelle steht meines Erachtens der Prozess. Wir müssen die Impfung beschleunigen und wir müssen zusehen, dass wenn jetzt hoffentlich im Laufe des April mehr Impfungen zur Verfügung stehen, dass die dann auch verteilt werden können. Das bedeutet, die Hausärzte müssen einbezogen werden, die Betriebs Ärzte. Das Ganze muss schneller vorangehen. Ich denke diese Botschaft ist auch angekommen. Das hat man verstanden. Was man sich außerdem wünscht, ist sicherlich eine überzeugendere Gesamtstrategie und nicht immer dieses Hin und Her.

[00:09:59]

Denn das führt doch zu sehr, sehr viel Unsicherheit. Wirkt ja teilweise wirklich desolat.

[00:10:04]

Ich habe mir in Vorbereitung auf unser Gespräch mal Ihren Twitter-Account angeschaut. Da gibt's einen Tweet von von paar Tagen. Der beginnt mit dem Satz, dass Sie sprachlos sind. Und Sie beziehen sich darin auf einen kleinen Ausschnitt einer Rede von Armin Laschet, der darin sagt, er war überrascht von den steigenden Infection auszahlen aktuell. Sie dagegen sagen Na ja, das hätte man ja sehen können. Wie ist das? Ist Ihr persönliches Vertrauen in die Politik so ein bisschen erloschen in den letzten Tagen?

[00:10:30]

Ist das wirre Über überzogen, erloschen wäre überzogen? Es gibt in der Politik wirklich viele und das würde ich auch Herrn Laschet keineswegs absprechen, die ehrlich bemüht sind, die Sache in den Griff zu kriegen. Aber man kann sich nicht hinstellen und sagen, diese infection Quelle sei überraschend. Denn schon im Grunde im Februar ist das so prognostiziert worden und man hat gewarnt, wenn man öffnet ohne Vorkehrungen, dann kriegen wir die nächste Infektion auswähle. Und da kann man sich jetzt nicht hinstellen und sagen Das ist aber überraschend und deshalb sind wir nicht vorbereitet.

[00:11:04]

Nun muss man auch nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Jeder haut mal daneben und das muss man auch Politikern zugestehen. Ich erlebe wirklich viele Politiker, der ehrlich bemüht sind, was zu fehlen scheint. Das ist die Bereitschaft, wirklich auch mal Verantwortung zu übernehmen und ins Risiko zu gehen mit der Möglichkeit des Scheiterns. Aber das muss man schon in der Pandemie. Also wir brauchen jetzt etwa Politiker, die sich an die Spitze der Bewegung stellen, die Tests, Strategien massiv auszubauen, die Impfungen voranzutreiben.

[00:11:34]

Da passiert immer noch zu wenig und man hat den Eindruck, dass es zu wenig Politiker gibt, die wirklich bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und das Ganze vorantreiben. Die Entschlossenheit fehlt.

[00:11:45]

Sie sagen, die Entschlossenheit fehlt. In meinen Augen fehlt doch vielleicht aktuell auch, dass die Politik einfach mal auf sie, auf die Wissenschaft hört, oder? Denn Sie fordern ja zum Beispiel schon seit Monaten einen Novakovic Strategie. Vielleicht können Sie einmal erklären, was Sie genau damit meinen und warum es Ihnen nicht gelingt, damit in die Politik durchzudringen, dass das in Deutschland vielleicht auch mal umgesetzt wird.

[00:12:05]

Janukowitsch Strategie bedeutet zunächst mal, dass wir das Management nicht so durchführen können, dass wir die Infektionen außer Kontrolle geraten lassen, sondern eine Antithese ist. Eine wirtschaftliche Erholung wird es nur geben, wenn wir die Infektionen herunterbringen. Der zweite Punkt ist Wir müssen Öffnungen an überzeugende Test Strategien binden. Wir können nicht Stufen Pläne umsetzen, wie es jetzt teilweise wieder geschehen ist, bei denen, wenn die Inzidenz und ein gewisses Niveau sinkt, man einfach aufmacht und sonst nichts tut.

[00:12:34]

Denn dann steigen eben die Inzidenz einfach wieder an! Man hat überhaupt nichts gewonnen. Das heißt, man braucht eine konsistente Strategie Öffnungen binden an Tests, Strategien. Dann sind sie auch nachhaltig und sicher. Wir müssen regional differenziert handeln. Das heißt, dort, wo die Infektion niedrig sind, kann man anders vorgehen als dort, wo die Infektion sehr hoch sind. Und das muss man eben entschlossen vorantreiben. Und daran fehlt es einfach, insbesondere an der Strategie des Testens und Nachverfolgung.

[00:13:05]

Wir müssen die Daten, die wir erheben, mit jedem Test besser nutzen. Das sind Dinge, die sind eigentlich machbar. Aber es fehlt die Entschlossenheit in der Politik, das wirklich umzusetzen. Und deshalb taumeln wir von einem Lockdown in den nächsten. Und deshalb haben wir dann auch Politiker, die tatsächlich sagen Ich bin überrascht von dieser dritten Infektion. Quelle Obwohl wir etwa in der Nordkurve Gruppe schon Mitte Februar ziemlich klar gezeigt haben, dass mit der Mutante eine weitere Infektion wieder zu erwarten ist, wenn man nicht sehr entschlossen dagegenhält.

[00:13:38]

Und das hat man verpasst. Und woran liegt das? Glauben Sie, liegt das daran, dass sie nicht laut genug sind von Wissenschaft Seite her? Oder dass die Politik zu wenig auf die Wissenschaft hört?

[00:13:48]

Wir hatten schon sehr viel Austausch, auch mit der Politik, auch aus dieser Gruppe. Man hat uns durchaus gehört, Herr Söder. Beispielsweise hat er gesagt, dass er das noch Corbett Programm unterstützt. Viele andere haben das auch getan. Hier und da wird es auch lokal schon umgesetzt. Das Problem scheint mir zu sein, dass die Politik sehr, sehr stark von kurzfristigen Überlegungen getrieben ist und viele eben die Sorge haben, dass wenn sie sagen das ist jetzt mein Ziel, beispielsweise die Tests Strategie grundlegend zu verändern, dass wenn sie dann nicht liefern können, wenn das vor Ort nicht richtig umgesetzt wird, dass man ihnen dann Vorwürfe macht und dass sie in Schwierigkeiten geraten.

[00:14:27]

Viele scheinen es attraktiver zu finden, zu sagen Na ja, da sind andere verantwortlich. Also die Verantwortung zu verwischen und eher darauf zu hoffen, dass man mit Durchwursteln das Problem lösen kann. Ich denke, viele haben auch gehofft, dass die Impfung schneller kommen und das Problem so gelöst wird. Aber diese Krise wird sich nicht von selbst lösen. Da ist entschlossenes politisches Handeln gefordert. Jetzt ist eben mit der Bevölkerung der Eindruck entstanden, dass die Politik wirklich völlig desorientiert ist.

[00:14:53]

Man muss fairerweise auch sagen, dass aus der Wissenschaft natürlich sehr unterschiedliche Empfehlungen kommen. Das ist immer so. Die Politik kann sich und soll sich auch nicht hinter der Wissenschaft verstecken, sondern soll sich die Wissenschaftler anhören, nachdenken und sich dann entscheiden. Aber genau dieser nachdenk Prozess, der ist sicherlich noch steigerungsfähig.

[00:15:12]

Lassen Sie uns noch einmal ein bisschen auf die Wirtschaft schauen, Herr Fuß. Es ist ja so in den kommenden Wochen, dass bis Ende April noch die Anthrax Pflicht für Insolvenzen ausgesetzt ist. Da gar nicht mehr so lange hin. Was glauben sie werden wir demnächst vielleicht auch gerade im Gastro Bereich Hotel Bereich die große Pleitewelle noch erleben? Ja, so eine genuine Pleitewelle wahrscheinlich nicht. Die Pleiten gehen immer hoch in den Spätphase von Konjunkturzyklen. Das wird natürlich dieses Mal auch sein.

[00:15:40]

Vielleicht sogar etwas mehr, weil wie Sie sagen ja die Insolvenz Pflicht unter bestimmten Bedingungen ausgesetzt war. Ich denke allerdings, dass wir hinter den tatsächlichen Insolvenzen einen weiteren Bereich von Firmen haben. Gerade kleine und mittelständische Firmen, die ganz große Probleme haben, aber nicht in eine Insolvenz geraten. Das sind eher Situationen, in denen die Unternehmer etwa oder die Unternehmerinnen mit dem eigenen Haus, mit der eigenen Immobilie oder Ersparnissen gehaftet hat. Und diese Menschen verlieren diese Ersparnisse jetzt.

[00:16:15]

Es gibt also nicht wirklich eine Insolvenz, aber sehr, sehr harte Schicksale und dann auch eine schwierige weitere Entwicklung des des Sektors. Weil wenn man kein Eigenkapital mehr hat, wenn man vielleicht sein Haus verloren hat, dann wird man nicht ins eigene Hotel, ins eigene Unternehmen investieren. Also ich fürchte, wir haben Probleme, die sich jenseits einer klar sichtbaren Insolvenz Welle abspielen. Und Sie haben vorhin ja schon die Rolle der US-Wirtschaft und auch von China angesprochen, die erst einmal gut ist.

[00:16:45]

So habe ich das gehört für deutsche Unternehmen, die international aktiv sind und dann natürlich davon profitieren. Aber mal umgekehrt gefragt Hat das nicht vielleicht auch Nachteile, wenn jetzt amerikanische und chinesische Firmen sich schneller erholen als die deutschen, dass für deutsche Firmen da vielleicht Marktanteile verloren gehen?

[00:17:01]

Ja, es ist ja eher so, dass die deutschen Firmen erhebliche Marktanteile und wachsende Marktanteile in diesen Ländern haben und dass wir überhaupt in einer einigermaßen vernünftigen wirtschaftlichen Lage sind. Das liegt in der Tat daran, dass die deutschen Firmen eben in diese Märkte exportieren können. Umgekehrt ist es ja nur begrenzt so also die amerikanischen Firmen, weil die chinesischen, die hätten gerne, dass wir in Europa auch einen Aufschwung hätten und sie dort ihre Produkte absetzen können. Das ist nicht der Fall und die Bereiche, die von der Pandemie stark betroffen sind, also Gastronomie und diese Dinge sind ja nicht Bereiche, in denen jetzt Gränze.

[00:17:37]

Überschreitend gehandelt wird im Bereich des Tourismus spielen Reisen natürlich eine große Rolle. Und klar, da wird auch Asien betroffen sein und die USA dadurch, dass man eben weniger Touristen aus Europa hat. Aber ich sehe jetzt kein Problem für die deutsche Wirtschaft, dass die anderen die Pandemie schneller überwinden. Ganz im Gegenteil. Ich denke, das hilft uns sehr.

[00:18:01]

Vielen Dank für diese Einordnungen, Herr Fuest und schon mal ein schönes Wochenende für Sie. Danke schön!

[00:18:09]

Vor lauter Diskussion über die Ergebnisse der Bund, Länder, Konferenz und diesen Hickhack bei der Oster Ruhe. Da konnte man ja in dieser Woche fast vergessen, dass es noch einen anderen wichtigen Gipfel gab, nämlich ein zweitägiges Treffen der europäischen Staats und Regierungschefs, worüber die 27 Köpfe getagt haben. Das berichtet uns jetzt unser Europa Korrespondent Hans-Peter Siebenhaar Hans-Peter, heute geht in Brüssel die Sitzung des Europäischen Rats zu Ende. Was sind denn aus deiner Sicht die wichtigsten Ergebnisse?

[00:18:40]

Ja, ein freundliches Hallo aus Brüssel. Der Gipfel soll der Backs tatsächlich zwei Tage gehen, aber die Staats und Regierungschefs haben bereits am Donnerstag nach dem Gipfel beendet ist. Heißt also, heute gab es keinen zweiten Tag, sondern es ging alle viel schneller über die Bühne, wie man ursprünglich geplant hatte. Vielleicht haben auch alle sehr, sehr viel zu tun und haben sich deshalb gespiegelt. Gestern in der Nachtsitzung zu Ergebnissen zu kommen.

[00:19:07]

Und was wurde bei diesem Blizz Gipfel nennen wir ihn mal so in der kurzen Zeit beschlossen?

[00:19:11]

Ja, also im Mittelpunkt standen natürlich nochmal der Mangel an Impfstoffen. Bekanntlicherweise gab es ja diese Woche diesen spektakulären Fund von Impfdosen von Assads Hanika. Und die Überlegungen, Diskussionen der Staats und Regierungschefs der 27 Mitgliedsstaaten war, wie man darauf reagieren soll. Und ein Ergebnis ist, dass in Zukunft die Europäische Union keine Impfstoffe mehr nach Großbritannien liefern wird. Von was für ständiger solange eben Großbritannien Videoblog keine Impfstoffe des schwedischen Konzerns nach Europa, sprich in die EU liefern. Darüber hinaus stand aber auch noch andere Themen im Mittelpunkt, wie z.B. dieTürkei.

[00:19:55]

Da gibt hier so eine Art Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche wir Nachbarn der Europäischen Union rund um, ja um Streitpunkte wie den Agca, Streit zwischen Griechenland und Türkei, aber auch nochmal mangelnde Rechtsstaatlichkeit und Verletzung der Menschenrechte.

[00:20:10]

Ein Thema, das auf der Agenda stand, waren ja auch die Exportbeschränkungen für den Impfstoff. Was würde das eigentlich bedeuten? Für Nicht-EU-Staaten, also andere Teile der Welt, wurde das auch in Brüssel diskutiert.

[00:20:22]

Also ein wichtiges Ergebnis des EU-Gipfels am Donnerstagabend, der übrigens virtuell nur stattfand und nicht physisch hier in Brüssel war. Es wird kein Exportverbot geben seitens der Europäischen Union. Die EU ist weiterhin solidarisch mit den Schwellenländern und Entwicklungsländern. Das heißt also, aus Europa werden weiterhin Vakzine lachen und Afrika, Mittleren Osten, aber auch Länder wie Kanada oder Mexiko exportiert. Also alles läuft im Rahmen der sogenannten Kovacs Initiative seinen ganz normalen Gang.

[00:20:55]

Verstehe. Und dann war ja noch ein Streitpunkt die Lieferungen innerhalb der Europäischen Union. Da hatte speziell Österreichs Regierungschef Sebastian Kurz sich beschwert, dass die anscheinend zu kurz gekommen sind. Im wahrsten Sinne des Wortes. Was ist da der neueste Stand?

[00:21:08]

Ja, als eine Reihe von Ländern Österreich, Bulgarien, Kroatien, Lettland, Slowenien und Tschechien. Die haben sich natürlich beklagt über die ungleiche Verteilung von Impfstoff. Aus ihrer Sicht. Das Problem Diese Länder hatten ursprünglich zu wenig Impfstoffe bestellt und haben jetzt natürlich ein Problem. Und da hat man nicht unbedingt nachgegeben, trotz der massiven Gedicht der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz im Kreis der sieben und zwanzig Staats und Regierungschefs vorgetragen hat. Aber in der Schlusserklärung wurde festgehalten, dass künftig weiterhin der Impfstoff nach Bevölkerungszahl verteilt werden soll.

[00:21:45]

Es ist der Mechanismus, den wir schon bisher hatten, aber bei der vorgezogenen Lieferung von den vier Millionen Dosen, die von Bayern, Denk und Preiser kommen, da soll es sozusagen eine solidarische Gavi für diese Länder geben, die ihr unter dem Mangel leiden. Also ein ja, ein typisch europäische Kompromiss ist eben der kleinste gemeinsame Nenner, um sozusagen für einvernehmlichen Ende zu kommen.

[00:22:13]

In den vergangenen Wochen ist ja, gelinde gesagt, der Optimismus in der Bevölkerung ein bisschen abhandengekommen. Wie ist denn deine persönliche Einschätzung jetzt nach diesem Gipfel? Ist es der Politik gelungen, so ein bisschen Vertrauen zurückzugewinnen, Vertrauen zurückzugewinnen?

[00:22:27]

Das funktioniert nicht mit einem virtuellen Videoclip an einem Abend, sondern die EU als Briefmarke kann ihr vertrauen, das Verlorengegangene. Ich glaube, in allen Mitgliedsländern aus meiner Wahrnehmung nur wiedergebe, wenn es tatsächlich das Versprechen des EU-Kommissionspräsidenten in Ursula von der Leyen erfüllt wird von der Leyen versprach bis Ende des Sommers, dass mindestens 70 Prozent aller EU-Bürger eine Impfung erhalten können. Und wenn dieses Versprechen erfüllt ist? Ich glaube, da ist auch wieder mehr Vertrauen da. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch zu früh zu glauben, dass das Vertrauen der EU-Bürger in die Kommission schon wiederhergestellt sei.

[00:23:11]

Da bin ich mal gespannt, wie sich das entwickeln wird. Kommen wir mal zur letzten Frage, Hans-Peter Nämlich parallel zum Thema Corona müssen wir auch nochmal über den Euro reden, denn es gab ja auch noch den Euro-Gipfel, wo es vor allem um die Frage ging, ob der Euro künftig weltweit mehr Gewicht haben soll. Wie ist da deine Einschätzung zu?

[00:23:28]

Ja, ich glaube, dass der Euro auf gutem Weg ist, weltweit Mehrgewicht zu bekommen. Das hat auch damit zu tun, dass ja bekanntlich Europa den Coruña Wiederaufbau vor der Ehe intern Next Generation EU genannt wird, aufgelegt hat und ein Teil dieses wieder vom Fonds sollen ja über Bonds, also Anleihen funktionieren. Es wird natürlich in Euro ein ganz anderes Gewicht geben, wenn sozusagen europäische Anleihen, teilweise auch sozial Anleihen auf die Märkte kommen. Und die erste Reaktionen von den Platzierungen dieser Anleihen waren ja sehr positiv.

[00:24:04]

Darüber hinaus ist das erklärte Ziel der EU-Kommission, allen voran des Haushaltskommissar Johannes Hahn, tatsächlich den Euro mehr Gewicht zu geben in dieser Krise, die im Grunde genommen auch eine Chance darstellt für die Europäische Währungsunion.

[00:24:22]

Alles klar? Hans-Peter, vielen Dank für dieses Gespräch.

[00:24:25]

Herzlichen Dank für den Anruf. Schöne Grüße. Zurück nach Düsseldorf.

[00:24:34]

Das war's für heute von Handelsblatt Today. Der Redaktionsschluss war wie immer um 16 Uhr. Unsere Sendung wird produziert von Christian Heinemann und Alexander Foss. Wir sind sehr gespannt zu erfahren, wie ihn unsere Arbeit gefällt und freuen uns über Ihre Nachricht. Schreiben Sie uns gerne eine Email mit Fragen, Anmerkungen, Lob oder Kritik an Today at Handelsblatt.com. Ja, und wenn Sie diese Folge mit Gewinn gehört haben, dann würden wir uns sehr freuen, wenn Sie uns Ihre Stimme schenken.

[00:25:04]

Denn unser Podcast ist für das Publikum das Voting des Deutschen Podcast Preises nominiert. Wir haben den Link dazu in die Folgen Beschreibung gepackt. So können Sie ganz einfach für uns abstimmen. Ich danke Ihnen sehr fürs Zuhören und wünsche Ihnen ein wunderbares Wochenende.