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Audio. Diese Folge von Spurensucher wird vom Ullstein Verlag präsentiert mit einem Buchtipp zum neuen Thriller von Bestsellerautor Marc Raabe. Die Hornisse Bret Galloway steht auf der Berliner Waldbühne, als plötzlich eine unbekannte Frau ins Scheinwerferlicht tritt und ihm einen Umschlag überreicht. Am nächsten Abend wird die Leiche des Rockstars im Gästehaus der Polizei gefunden. ECA Ermittler Tom Babylon wird daraufhin vom Babyschwimmen zum Tatort gerufen. Gemeinsam mit der Psychologin Sitta Johanns will er den Fall aufklären. Doch die Spur führt 30 Jahre zurück zu einer heimtückischen Kindesentführung mit dem Decknamen Hornisse.

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Der neue Thriller von Bestsellerautor Marc Rabe Die Hornisse.

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Wie überführt man einen Mörder? Warum werden Menschen zu Tätern? Und welche Abgründe können in jedem von uns stecken? Im Stern Crime Podcast Spurensuche erzählen Ermittler und Spezialisten über ihre spannendsten Fälle und die Herausforderungen ihres Berufes. In dieser Folge von Spurensuche unterhalte ich mich mit einem sehr erfahrenen Kommissar über die Ermittlungen in einem Milieu, in dem Frauen besonders gefährdet sind und in dem viele etwas zu verbergen haben. Es geht um den Mord an einer Prostituierten. Ich bin Bernd Volland von Stern Crime und spreche mit dem Gefahrenherd Ermittler Jürgen Schmidt.

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Ich freue mich, heute einen Gesprächspartner begrüßen zu dürfen, mit dem ich schon mal ein Interview für diesen Podcast geführt habe. Es ging damals um den Fund einer unbekannten Toten in einem Fluss. Das war ein Fall von Jürgen Schmidt, der 25 Jahre die Kripo im niedersächsischen Gifhorn geleitet hat.

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Hallo Herr Schmidt, hallo Herr Volland.

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Wir wollen heute über einen Fall sprechen, der in einem Milieu spielt, in dem auch Mord Ermittler verhältnismäßig häufig ermitteln müssen. Es geht um den Mord an einer Prostituierten.

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Wie häufiger Schmidt hatten Sie in ihrer Zeit mit Prostituierten, Morden oder auch Gewaltdelikten an Prostituierten zu tun, mit einer Prostituierten Mord zum Glück unmittelbar, nur einmal mittelbar, sodass es in der Nachbarschaft der Nachbar Zuständigkeitsbereiche passierte und man dann natürlich Verbindungen zu den Kollegen hatte. Durchaus mehrfach. Wir haben allerdings auch im Gifford Nahbereich häufiger durch Raubüberfälle auf Prostituierte und auch Vergewaltigungen von Prostituierten zu tun gehabt. War wie gesagt, zum Glück war es nur in einem Fall tatsächlich ein Mord.

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Also auch aus der Arbeit bei Crime Weise, dass Prostituierte verhältnismäßig häufig Opfer werden.

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Es kommt tatsächlich häufiger vor. Gerade auch im Bereich Raub kommt es häufiger vor. Aber eben auch Sexualstraftaten sind schon sehr, sehr häufig offensichtlich. Gerade was Sexualstraftaten anbelangt, glauben die Täter immer, sie haben es dort mit besonders willfährigen Opfer zu tun bzw. auch mit in Anführungsstrichen. Ich sage das ganz bewusst vorsichtig minderwertigen Opfern. Also da ist schon eine gewisse Verachtung, die bei den Tätern häufig eine Rolle spielt. Das ist schon fast menschenverachtend, weil sie sagen Na ja, eine Prostituierte kann ich ja eigentlich gar nicht vergewaltigen und von daher ist das alles nicht so schlimm.

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Was ich da tue, weil die wollen das ja eigentlich, die machen das ja mehr oder weniger beruflich und für Geld. Und ähnlich sieht es auch aus bei den Raubüberfällen. Wenn dann dort Gewalt angewandt wurde, dann haben die Täter das mehr oder weniger negiert. So nach dem Motto Die sind das ja gewohnt und für die ist das alles nicht so schlimm.

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Was wäre in dem Fall auch lernen werden, glaube ich, würde erfahren werden, dass es auch für die Polizisten sehr schwierig ist, in diesem Milieu zu ermitteln.

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Das ist sicherlich richtig. Wir haben es da eigentlich immer fast mit zwei Seiten zu tun. Auf der einen Seite tritt man uns auch von der Opferseite nicht ganz offen gegenüber. Dort wird viel verschleiert, viel verheimlicht. Man ist misstrauisch der Polizei gegenüber, man belügt uns teilweise sogar, was die Fakten zu den Taten anbelangt, weil man selbst manchmal befürchtet, vielleicht in den Strudel der Ermittlungen zu geraten und eigene Straftaten dabei preisgeben zu müssen. Zum anderen ist es hier natürlich auch die Anonymität, die Diskretion, die in diesem Bereich eine Rolle spielt.

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Man möchte nicht gern, dass Außenstehende etwas erfahren, was sich dort im Detail abspielt. Und das macht es für uns als Polizei in diesem Milieu immer besonders schwierig, die Ermittlungen zu führen.

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Der Fall, über den wir heute sprechen, geschah im Jahr 1994. Wie kam es zur Meldung des Falles? Wie kam der Fall zu Ihnen?

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Ja, 1993, also fast auf den Tag 26 Jahre ist es her, dass gegen 0 Uhr 45 zwei Prostituierte auf der Wache der Polizeiinspektion Gifhorn erschienen und dort meldeten, dass sie kurz zuvor eine Kollegin in einem sogenannten LÃwen mobil tot aufgefunden hätten. Die Kollegen von der Wache sind natürlich sofort vor Ort gefahren und haben den Sachverhalt bestätigt gefunden und haben dann die Kriminalpolizei hier in dem speziellen Fall auch mich als ersten informiert. Nun, nachts um 0 Uhr 45 liege ich normalerweise in meinem Bett und das war natürlich auch so.

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. Wir haben dann aber sehr schnell die erfreulichen Kollegen informiert.

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Da gibt's Kalender mäßig vorbereitet eine Mordkommission, also Love Mobile, das sind diese Themen, die man auch vom Vorbeifahren an Landstraßen kennt. Diese VW Bullis sind das oft der rotes Licht vorne drin und wo die Prostituierten am Straßenrand ihrer Arbeit nachgehen.

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Ich muss das vielleicht ein wenig ergänzen. Für den Landkreis Gifhorn war das damals schon etwas.

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Auffällig ist An den Bundesstraßen im Landkreis standen zu diesem Zeitpunkt etwa 15 meistens VW Busse, die so als ob Wohnmobil hergerichtet waren, in denen Prostituierte ihrem Gewerbe nachgingen. Das war insgesamt insbesondere an der Bundesstraße 188 der Fall. Das ist die sogenannte Spargel Route, eine Ost-West Verbindung, die von Hannover dann über Gifhorn Wolfsburg nach Sachsen-Anhalt und nach Brandenburg führt. Recht stark befahren und hier auf Parkplätzen standen diese Busse, wobei man sich Parkplätze auch nicht so vorstellen muss wie eine Parkbucht an der Straße, sondern wirklich man bog von der Straße ab auf einen durch einen Grünstreifen abgetrennten Parkplatz und dort standen eben diese Busse und die Damen gingen in diesen Bussen die ihrem Gewerbe nach.

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Sie wurden also zu diesem Tatort gerufen. Was fanden Sie vor? Ja, wir sind mit den beiden Prostituierten dann zunächst an den Bus gefunden. Die Prostituierten berichteten uns, dass die Kollegin nicht an einem vereinbarten Treffpunkt in der Nacht entschieden. Erschienen war, weil man von dort aus wieder gemeinsam nach Braunschweig fahren wollte. Sie hatten dann letztlich eine kleine Seitenscheibe an dem VW-Bus eingeschlagen und waren so in den Bus gelangt und hatten dort auf der Liege Städte, die damals 36-Jährige Ilona K.

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tot aufgefunden. Man muss sich das so vorstellen, dass diese Busse umgebaut sind, d. h. die hinteren Sitzbänke sind aus den Bussen entfernt und an dieser Stelle ist eine große Riege Städte eingerichtet. Vor dieser liege Staedte dann ein kleiner Zwischenraum zu der Fahrerkabine, in dem ein Ofen aufgestellt ist. Dort ist ein bisschen was an Wasch Utensilien und auch ein kleines Schränkchen aufgestellt gewesen und eben auf dieser liege staedte lag in Rückenlage die Leiche. Wenn ich sage in rückenlage, dann ist das auch so gewesen, dass die Füße noch auf dem Fußboden aufstanden, so als hätte sich jemand hingesetzt und ist dann nach hinten gekippt worden.

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Der Unterkörper der Leiche war unbekleidet, ein Slip und ein Boxershorts lagen auf einem Fuß. Am Oberkörper war die Leiche, bekleidet mit einem hellen Pullover und einem BH. Der Pullover war hochgeschoben, der BH war nur ganz leicht hochgeschoben und unterhalb der linken Brustwarze fanden wir einen Einstig, auch nur einen relativ kleinen Einstich von etwa einer Breite von 1,5 Zentimetern.

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Und die Leiche war ganz offensichtlich seit relativ kurzer Zeit noch tot, weil wir konnten noch deutliche Körperwärme feststellen und es gab jetzt auch nicht den Eindruck einer exzessiven Gewalt bzw. eines eines Kampfes im Bus.

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Es gab keine Kampfspuren im Bus, es gab auch keine Abwehr Verletzungen. Auffällig waren allerdings noch sogenannte ein Blutungen in den Augen. Binder heuten. Das sind so kleine punct förmige ein Blutung, die wir nicht nur in den Binder heuten der Augen fanden, sondern auch noch hinter den Ohren und in der Mund feilte. Das sind deutliche anzeichen für einen Erstickung Vorgang, d. h. dass jemand stranguliert, gewürgt oder sonst in die Atemwege verlegt wurden. Wir haben nicht korrespondierend entsprechende Verletzungen im Halsbereich gefunden, sodass für uns recht schnell klar war hier hat nicht jemand gewürgt oder stranguliert, sondern es muss irgendwo müssen die Atemwege verlegt worden sein oder mit einem ganz breitflächig Werkzeug eben der Hals abgedrückt worden sein.

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Das hat sich später bei der Obduktion auch so bestätigt.

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Okay, aber das sehen Sie als erfahrener Ermittler dann auch ohne den Gerichtsmediziners.

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Dass da noch etwas anderes gewesen sein muss als nur der Stich, das kennt der today's Ermittler diese punct förmigen Blutungen aus vielen entsprechenden ermittlungs fällen. Und das sieht man schon vor Ort.

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Und in diesem Fall war es auch besonders auffällig, wenn sie an so einen Tatort kommen. Ich als als interessierter Laie würde mir dann aus Verdränger käme Macht. Sie versucht sich gleich mal den ersten Reim daraus zu machen, aus dem was man da vorfindet. Machen Sie das als Ermittler auch oder gehen Sie da einfach erst einmal offen rein und sagen Ich weiß jetzt erst mal noch gar nichts? Ich nehme das jetzt alles auf und dann mache ich mir ein Bild.

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Das erste Vorgehen an einem solchen Ort ist natürlich, dass man sich einen Überblick verschafft und dann in die Details geht. Hier muss man sich das dann so vorstellen. Okay. Wir haben natürlich einen ersten Überblick gehabt und haben dann die Kriminaltechniker in erster Linie ihre Arbeit machen lassen. Das heißt Spurensuche und Spurensicherung am Tatort. Und in dieser Phase macht man sich natürlich auch schon Gedanken Was könnte sich dort eigentlich abgespielt haben und welche Hypothesen hat man zum Tathergang, um darauf fußend auch die Ermittlung, Schritte vorzubereiten und vorzunehmen, auch die nächsten?

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Das ist so ein ineinander übergehen. Erster Überblick, aber natürlich auch schon erste Hypothesen zum Tathergang. Und in einem solchen Fall, wenn man dann ich habe ja geschildert, dass der Unterkörper unbekleidet war, denkt man natürlich in erster Linie an ein Sexualstraftat. Da haben wir aber auch recht schnell Zweifel gehabt, weil auf der anderen Seite die Oberbekleidung noch mehr oder weniger fast regelgerecht saß. Und dann der Einstieg auch sehr zielgerichtet war. Es gab keine Kampfspuren. Also das deutete wiederum nicht so unbedingt auf ein Sexualdelikte, denn dann wäre man davon ausgegangen, dass die Prostituierte sich zur Wehr gesetzt hat.

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Auch die Bekleidung, die auf ihrem Fuß lag, sprach eigentlich ein wenig dagegen, dass da unmittelbaren Sexualdelikt stattgefunden hat. Aber das war so in der ersten Phase man, dass die ersten Überlegungen. Wir haben natürlich auch immer gleich an einen eine Raub Straftat gedacht, weil das waren die Taten, die es vorher in dem Milieu gegeben hat. Aber bei einem Tötungsdelikt muss man auch im.

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An eine Beziehungstat denken. Gab's denn Hinweise darauf, dass das Wertgegenstände verschwunden waren oder Geld verschwunden war?

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Also zunächst mal gab es keine Hinweise darauf, weil wir haben Geld vorgefunden.

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Es gab unter anderem einen Mülleimer, der vor dieser Liege Stetter abgestellt war. Dort lag ein wenig Geld darauf und es gab ein sogenanntes kleines Kondom Kästchen. In diesem Kästchen hatte das Opfer die Kondome aufbewahrt und dort steckten an der Seite auch noch Geldscheine, die aber ich sage mal nicht auf den ersten Blick sichtbar war. Aber wenn man nach Geld gesucht hätte, auch auf jeden Fall sichtbar waren, so haben wir dort in diesem Bereich rund 200! Damals gab es noch D-Mark D-Mark gefunden.

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Was allerdings fehlte und das war dann wieder etwas, was eine Robb Theorie stützte, war die Handtasche des Opfers.

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Sie sagten, dass sie aufgrund der Temperatur der Leiche den Eindruck hatten, die Tat liegt noch nicht so lange zurück. Könnten Sie das näher eingrenzen, wann es geschehen war? Wir sind jetzt. Ihre Ankunft dürfte so ungefähr nachts um eins gewesen sein.

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Na ja, es war etwas später. Ich wohne etwa 20 Kilometer von diesem Ort entfernt. Also es war so etwa 0 Uhr 130, als ich vor Ort war. Wir gingen zu dem Zeitpunkt davon aus, dass die Tat etwa so zwischen 22 Uhr und Mitternacht passiert sein musste. Das konnten wir nachher durch Zeugenvernehmungen und auch durch weitere Gutachten der Rechtsmedizin noch weiter einschränken.

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Was haben Sie über das Opfer in Erfahrung bringen können? Sie hatten ja auch die Option einer Beziehungstat doch im Auge gehabt.

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Auch hier vielleicht noch erläutern. Das gehört zu jedem Mordfall dazu, möglichst viel auch über das Opfer herauszufinden, gerade wenn es ungeklärte Morde sind, weil die Persönlichkeit. Die Verhaltensweise des Opfers lässt wiederum Rückschlüsse auf den Täter zu. So im Sinne eines Profiling. Wir haben unter anderem die Eltern vernommenen Schwestern vernommen und natürlich auch Kolleginnen des Opfers vernommen und wussten deshalb, dass sie aus dem Ruhrgebiet stammt. Großgeworden in Dortmund war das dritte Kind von insgesamt vier Töchtern ihrer Eltern.

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Allerdings hatten die Eltern seit 15 Jahre keinen Kontakt mehr zur Tochter. Sie war relativ frühzeitig in das Rotlichtmilieu abgerutscht, nachdem sie vorher eine Friseurs Lehre abgebrochen hatte und sich auch noch als Gastronom in versucht hatte, dabei gescheitert war. Sie hat dann in jungen Jahren mit 21 geheiratet und war da dann schon ins Prostitution Milieu abgerutscht, offensichtlich auch durch Mitwirken ihres Ehemannes. Von dem hat sie sich aber zwei Jahre später getrennt. A. Da soll es auch zu entsprechenden Gewalttaten gekommen sein.

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A. Und hat sich an einen, ja durchaus auch an eine bekannte Milieu Größe in Hamburg gewandt. Den hatte sie in Dortmund auch im Milieu kennengelernt und er hatte sich mal angeboten, ihr zu helfen, wenn sie mit ihrem Mann Probleme hatte. Und an denen hat sie sich gewandt. Da hat sie in Hamburg auf der Reeperbahn untergebracht, wo sie dann auch als Prostituierte gearbeitet hatte. Und als der wiederum eine Lebensgefährtin kennenlernte, hat er sie nach Braunschweig in die Bruch Straße vermittelt.

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Die Hochstraße in Braunschweig ist eine Bordells Straße, in der also mehrere Law Häuser sind und sie hat es 1993 dort in der Hochstraße als Prostituierte gearbeitet. Und die letzten drei, vier Monate dann auch im Bereich Gifhorn, eben in einem LAF Mobil in ihrem Gewerbe. Ihre Kollegin und auch ansonsten eigentlich alle Leute, die wir befragt haben, haben sie als hat sie als haben sie als sehr, sehr vertrauensselig geschildert, die sich von den Männern immer hätte ausnutzen lassen, die auch Freiern gegenüber eigentlich keinen keine Bitte abschlug und sich aber auch äußerst korrekt verhalten hatte.

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Das heißt, sie war hat da nie irgendwo hochgeschoben. Was das Geld anbelangte. Oder hat ihr Geld auch recht offen liegen lassen? Sehr vertrauensselig, sehr naiv. Eigentlich auch, was so der Umgang, den Umgang mit Männern anging.

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Das waren so die Schilderungen, die wir bekamen, aber zugleich auch jemand, der sich es gibt ja dann auch Regeln und Absprachen im Milieu, insbesondere dann regionale, auch wie man sich irgendwie die Preise ausschauen, wie die, wie man sich den Freiern gegenüber verhält, was man macht, was man nicht macht.

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Und da war sie, galt sie als sehr gewissenhaft, da galt sie als sehr gewissenhaft und äußerst korrekt, hätte sich da an alle Absprachen auch immer gehalten. A Also von daher glaubte man in dem Zusammenhang auch nicht, dass sie irgendetwas mit einem Freier da angefangen hätte, was sie nicht wollte oder was nicht den Regeln entsprach, sondern sie wurde insgesamt als in ihrem Beruf, ihrem Gewerbe auch korrekt beschrieben.

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Sie hatte. Also ein sehr weites Feld an Möglichkeiten, an Thad Motiven und entsprechend natürlich eine sehr umfangreiche Personengruppe, die als Täter in Frage kam. Wie? Wie konnten Sie es ein bisschen besser eingrenzen?

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Es kam am Tag nach dem Fund der Leiche ein Umstand hinzu, der unsere Ermittlungen in eine weitere Richtung eigentlich brachte. Bereits am vierten, elften, an diesem Nachmittag gegen 14 Uhr, haben Spaziergänger am Ahrendt See das ist ein See in Sachsen-Anhalt so gut 100 Kilometer von Gifhorn entfernt. Eine Handtasche im Wasser gefunden. Und zwar sind die dort am Ufer des Sees spazieren gegangen, haben so im seichten Wasser eine Tasche schwinden sehen, haben die auch angelandet und fanden dazu korrespondierend einen Henkel, der zu dieser Tasche gehörte.

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Am Ufer im Sand. Diese Tasche war zum Teil mit Sand befüllt und in der Tasche fanden sie unter anderem auch Personal Papiere. Sie haben diese Tasche am Nachmittag des 4. November bei der Polizei abgegeben und die Kollegen wussten natürlich zu dem Zeitpunkt noch nichts von unserem Mordfall. Aber am nächsten Tag haben sie davon erfahren und haben uns in Kenntnis gesetzt. Wir wussten jetzt also, dass offensichtlich der Täter oder jemand, der mit der Tat zu tun hatte, noch unmittelbar nach der Tat in Richtung Arwen See und an den Arend See gefahren sein musste.

[00:18:30]

Und wir haben natürlich auch versucht, Zeugen zu ermitteln, die uns vielleicht irgendetwas sagen konnten, wer die Tasche dort entsorgt hatte. Dabei sind wir auch auf ein Gastprofessur Ehepaar gestoßen, die in der Nacht bzw. in den frühen Morgenstunden ein Fahrzeug beobachtet hatten, was sie noch vage beschreiben konnten. Das war auch eine Örtlichkeit, die nicht so einfach zu finden war, sodass für uns der Schluss nahe lag, das könnte jemand gewesen sein, der zumindest eine gewisse Ortskundig dort vor Ort hatte.

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Also spielte fortan bei den Ermittlungen Arend See als Bezugspunkt auch eine gewisse Rolle.

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Was schlossen Sie aus dem Fund in Bezug auf Ihre auf die Ihre Tathergang?

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Hypothese Hinsichtlich des Tatmotiv war natürlich damit eine Hauptthese ein wenig gefestigt. Aber wir lassen uns da eigentlich nicht so sehr festlegen und leiten, weil das kann auch ein Zufallsprodukt sein, selbst wenn ich eine Sexualstraftat begehe und das Opfer töte. Das ich dann noch irgendwelche Gegenstände anschließend mitnehme, ist auch nicht ganz ungewöhnlich. Also eine eindeutige Schlussfolgerung, dass wir es hier mit mit einer Haupthaar zu tun hatten, ließ sich daraus nicht ableiten.

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Was ergaben die Zeugenaussagen? Sie haben ja ganz, ganz viele Leute, auch Kolleginnen befragt.

[00:19:48]

Also es gab jetzt in der ersten Phase noch mehrere Ermittlungs Richtungen. Das eine war die Ermittlung der möglichen Tatzeit. Das ist eigentlich in jedem Mordfall etwas sehr, sehr wichtiges, weil wir natürlich Tatverdächtige oder überhaupt verdächtige Alibi überprüfen. Und wenn ich ein Alibi überprüfen will, ist es immer gut, wenn ich die Tatzeit so eng wie möglich eingrenzen kann. Weil dann fällt es auch leichter, ein solches Alibi zu überprüfen. Da haben wir eine ganze Menge unternommen, haben noch am Punt Tag selbst eine Radio Durchsage gestartet, indem wir Zeugen gebeten haben, sich zu melden.

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Dazu haben sich eine ganze Menge Zeugen auch gemeldet und insbesondere eine Zeugin konnte sich erinnern, weil sie an diesem Tag aus Hannover von einem Geburtstag zurückgefahren ist und noch Nachrichten im Radio hörte, als sie die Prostituierte Ilona passierte. Und sie sagte uns, dass sie dort etwa gegen 23 Uhr vorbeigekommen sei und das Opfer noch auf dem Fahrersitz gesessen hätte. Das war schon für uns von Bedeutung und will nur mal so ein bisschen schildern, wie komplex solche Ermittlungen dann sind und was wir alles tun, um um solch eine Zeugenaussage abzusichern.

[00:21:06]

Bei Zeugenaussagen, das wissen wir, müssen wir auch immer ein bisschen Vorsicht genießen. Das heißt, wir haben dann also in Hannover ermittelt. Bei diesem Geburtstag war die Frau tatsächlich an dem Tag da. Zu welcher Zeit ist sie dort weggefahren? Wir sind die Strecke nochmal abgefahren mit ihr, um festzustellen, wann kann sie tatsächlich unser Opfer passiert haben. Wir haben bei dem Radiosender nachgeforscht Wann ist die entsprechende Sendung genau gelaufen? Damit konnten wir die Tatzeit ganz, ganz erheblich nochmal weiter eingrenzen.

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Das heißt, Sie haben ein Fenster von einer Stunde 23 bis 0 Uhr. Ja, wir hatten das Zeitfenster, war dann sogar noch kleiner. Aber das ergab sich erst im späteren Verlauf der Ermittlung, weil einige der Zeugen aus dem Milieu uns anfangs angelogen hatten. Und später konnten wir die Tatzeit wirklich eingrenzen auf etwa 23 Uhr bis 23 Uhr 30 23 Uhr 40 Ja, zu den Zeugenaussagen der Kolleginnen kommen wir ja später noch.

[00:22:07]

Wann hatten Sie den ersten Tatverdächtigen im Visier?

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Wir haben sämtliche Prostituierten, die dort in dem Bereich, in ihren Bussen, ihrem Gewerbe nachgegangen sind. Befragt, ob es an dem Abend irgendwelche auffälligen Freier gegeben hätte. Tatsächlich haben drei Prostituierte dann auch berichtet, dass im Laufe des Abends sie alle Begegnung mit einem Freier offensichtlich handelt es sich dabei um ein und dieselbe Person hatten, die etwas auffällig waren. Eine Prostituierte konnte ihnen auch sehr gut beschreiben, konnte insbesondere eine Tätowierung beschreiben, die er auf dem Oberschenkel hatte.

[00:22:46]

Und das gab so einen ersten Verdacht für uns, weil der sich eben auffällig verhalten hatte. Das war so eine erster Verdacht. Hinweis manches Kenners. Der könnte dann anschließend auch noch bei unserem Opfer gewesen sein. Und weil es vorher alles nicht so richtig geklappt hätte, könnte es dort zu dieser Tat gekommen sein. Die Zeugin konnte uns auch noch sagen, bei der er vorher war, dass er mit einem roten Kleinwagen da war. Mit dem gefrorener Kennzeichen. Hatte auch noch zwei Buchstaben, von denen sie meinte, dass dieses Kennzeichen diese Buchstaben hatte.

[00:23:16]

Nur um das mal so am Rande zu schildern. Wir haben insgesamt tausend Fahrzeuge überprüft, bis wir wirklich dahin gekommen sind, diesen Mann dann auch im Dezember, etwa vier Wochen später zu ermitteln. Weil wir haben uns dann diese in Frage kommenden Fahrzeughalter natürlich immer angeguckt und die mussten auch ein bisschen die Hosen runterlassen. Und da war es dann die Tätowierung, die besonders auffällig war und zu ihm führte.

[00:23:39]

Hatte der Mann irgendwelche Vorstrafen? War der vorher auffällig gewesen?

[00:23:43]

Nein, der Mann hatte keinerlei Vorstrafen. War uns polizeilicher Seits nicht bekannt. Er war verheiratet, wohnte im Landkreis Gifhorn, hatte auch einen zwölfjährigen Sohn. Wir haben bei ihm durchsucht und haben ihn natürlich auch sehr umfangreich vernommen. Er hat auch was hat er gesagt?

[00:24:04]

Er hat eine entsprechende Aussage gemacht. Er hat auch zugegeben, dass er an diesem Tag Abend unterwegs war, bei Prostituierten, in Bussen. Allerdings hat er bestritten, bei unserem Opfer gewesen zu sein und hat auch recht detailliert die Begegnung mit den anderen Prostituierten geschildert. Es deckte sich zumindestens, dass er angab, auch bei einer Prostituierten gewesen zu sein, bei der wir unter anderem auch die Kondome sichergestellt hatten. Also nicht unser Opfer, sondern wir haben auch bei den anderen Prostituierten, die eben über diesen verdächtigen Menschen berichteten, die Kondome sichergestellt.

[00:24:45]

Und wir fanden tatsächlich ein Kondom, was auch zu seinem Sperma, zu seiner DNA passte, sodass für uns sicher war, er war tatsächlich bei dieser Prostituierten und war dort auch zum Ziel gekommen. Und wir fanden auch am Tatort selbst und auch bei ihm ansonsten keinerlei Beweismittel, die für einen Aufenthalt im Bus unseres Opfers sprachen. Darüber hinaus gab er an, dass er an diesem Tag Abend auch bereits gegen 22 Uhr wieder zuhause war, also vor der Tatzeit wieder zu Hause war.

[00:25:23]

Diese Aussage wurde auch von seiner Ehefrau und letztlich auch von seinem Sohn bestätigt, sodass er dann für uns als Tatverdächtiger letztlich auch ausschied.

[00:25:33]

Wie geht man an so eine Befragung ran? Sie haben den Verdacht gegen diese Person. Es besteht aber auch die Möglichkeit, die sich da ja auch bestätigt hat, dass er unschuldig ist. Und sie befragen zu einem dann doch sehr intimen persönlichen Thema, das auch die ganze Familie zerrütten kann. Sie befragen die Frau, sie befragen den Sohn. Es ist klar, der Papa hat jetzt irgendwie den halben Land Straßenstrich abgefahren im Kreis gefahren und steht im Verdacht, eine Prostituierte ermordet zu haben.

[00:26:01]

Wie? Wie geht man solche Befragungen an?

[00:26:04]

Das ist ein schwieriges Feld. Und Sie können uns glauben, dass wir auch in solchen Situationen darauf bedacht sind, so wenig wie möglich von der Sache preiszugeben, aber auch so wenig wie möglich Unfrieden in die Familie zu bringen. Das heißt, man geht schon sehr, sehr vorsichtig vor. Aber auf der anderen Seite ist es natürlich auch im Interesse des zu diesem Zeitpunkt Beschuldigten gewesen, sein Alibi möglichst zu stützen. Also man sagt nun nicht unbedingt im Detail, was er da alles gemacht hat und bei welchen Prostituierten war und wie viele.

[00:26:38]

Sondern es ging in erster Linie um die Uhrzeit. Aber es ließ sich natürlich nicht verheimlichen, dass diese Befragung im Zusammenhang mit dem Mord an der Prostituierten stattfand. Und dadurch ließ sich auch nicht gänzlich verheimlichen, dass er da irgendwo gewesen sein musste.

[00:26:54]

Aber wir versuchen das schon gerade auch was das Kind anbelangte, so vorsichtig wie möglich zu machen, so wenig Rückschlüsse wie möglich zuzulassen. Auf der anderen Seite für uns aber auch so viel Erkenntnisse wie nötig dabei heraus war ein schwieriges Thema. Und gänzlich verhindern lässt es sich dann eben nicht, dass die Angehörigen auch irgendetwas mitbekommen. In diesem Fall. Ist glaube ich, auch wichtiger, den Tatverdacht zu entkräften, als auf der anderen Seite den Familienfrieden in den Vordergrund zu rücken.

[00:27:27]

Sie deuteten schon anders. Auch jemand aus dem Umfeld des Opfers als Täter in Frage kam. Worauf stützen Sie das? Zunächst einmal Bei jedem Tötungsdelikt geht es in erster Linie oder vielfach auch um irgendwo eine Beziehung und insofern wird natürlich auch das Umfeld des Opfers genauestens überprüft. Hier kamen einige besondere Momente noch hinzu, die schließlich zu einem Verdacht gegen den damaligen Freund des Opfers führte. Zu Anfang hat man uns von diesem Freund überhaupt nichts erzählt. Das heißt, die Prostituierten, die das Opfer fanden, haben nichts davon berichtet, dass es einen Freund gab.

[00:28:09]

Sie haben nichts davon berichtet, dass dieser Freund eigentlich am Thad Abend das Opfer abholen und wieder mit nach Braunschweig bringen wollte. Sie haben ihn völlig verschwiegen. Erst durch andere Ermittlungen in der Bruch Straße bei weiteren Prostituierten und Kolleginnen kam heraus, dass es da einen Freund gab. Dabei stellte sich erst heraus, dass der eigentlich am Abend das Opfer abholen wollte. Ihn gefahren am Bus. Aber wie gesagt, uns hatte man davon nichts gesagt. Im Gegenteil, da hat man uns regelrecht belogen gehabt, dass es da niemanden gäbe.

[00:28:43]

Das weckt natürlich erst einmal einen gewissen Verdacht. Warum macht man das? Warum wird er so völlig rausgehalten hier aus der Geschichte?

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Gibt es daran etwas, also auch enge Freundinnen oder aus dem Kollegenkreis des Opfers? Wir haben da haben gelogen und haben behauptet, er hätte keinen Partner gehabt.

[00:29:02]

Genau so und das war für uns eigentlich auch überhaupt nicht nachvollziehbar im Nachhinein, weil die wussten natürlich, wir ermitteln hier wegen Mordes. Es geht um den Mord an einer Kollegin. Und dennoch hat man uns von Anfang an nicht die Wahrheit gesagt. Es gab noch einen weiteren Punkt Es war beim Auffinden der Leiche auch noch ein Mann dabei, den man uns auch anfangs völlig verschwiegen hatte, aus eigentlich gar nicht nachvollziehbaren Gründen. Man befürchtete dann irgendwo Na, der könnte wegen vielleicht Förderung der Prostitution mit drangekriegt werden, weil der fuhr als Cay Faktor die Busse immer hin und her und hat sie dann auch immer sauber gemacht und hat sie mit Öl aufgefüllt und sonst irgendetwas.

[00:29:38]

Was denken Sie war warum logen die Freundinnen der Kolleginnen, dass es irgendwo nur schwer nachzuvollziehen?

[00:29:45]

Zum einen sind diese Frauen so geimpft über ihr Milieu, über ihre Freunde, vielleicht auch Zuhälter. Ja nichts zu sagen und ja, kein Wort zu verlieren und nichts zu sagen der Polizei, was nicht vorher in irgendeiner Form abgestimmt war. Es gibt auch ein natürliches Misstrauen des Milieus gegenüber der Polizei. Immer weil man befürchtet, wir würden den irgendetwas Böses wollen. Wollen wir aber absolut nicht. Dann geht es sicherlich auch im Weiteren. Aber das hat eigentlich mit den Freunden nichts zu tun.

[00:30:18]

Immer um Diskretion, um Anonymität. Aber warum gerade in diesem Fall? Bier zu Anfang so dermaßen belogen wurden, lässt sich für mich auch heute noch nicht eindeutig klären und nachvollziehen. Wir haben das nachher mit den Prostituierten auch erörtert. Wir haben sogar zwei festgenommen wegen Strafvereitelung, wegen Verdachts der versuchten Strafvereitelung, weil sie uns ebenso angelogen hat und dadurch in falscher Ermittlungsrichter gebracht haben. Eine dieser Zeuginnen hat dann später mir mal berichtet, sie hat gesagt Naja, wir haben erst dann, als wir gemerkt haben, wie intensiv sie eigentlich ermittelt und dass sie uns hier ganz normal behandelt wie jeden anderen auch und nicht etwa na ja, da ist ja nur eine Prostituierte ermordet worden und ihr kümmert euch sowieso nicht drum.

[00:31:03]

Erst als wir gemerkt haben, mit welcher Vehemenz ihr diesem Fall nachgeht, da haben wir eigentlich Vertrauen geschöpft und sind offen und ehrlich mit euch umgegangen. Also das waren schon so Momente, wo man gesagt hat Was soll das eigentlich?

[00:31:16]

Wir ermitteln hier wegen eines Mordes an einer Kollegin und man belügt uns von vorne bis hinten. Dadurch geriet auch der Freund zunächst mal doch ganz heftig in Verdacht. Und was ergaben Ihre Ermittlungen in seine Richtung? Also zunächst einmal war es so, dass uns dann auch noch von einem Streit berichtet wurde, den es angeblich am Tag vorher gegeben hätte zwischen diesem Freund und unserem Opfer. Das war dann aber wohl mehr eine Kabylei hetzen als einen Streit. Ja und dann setzten unsere Ermittlungen da nochmal ein und dabei stellten wir dann fest, dass er am Thad Abend etwa noch gegen 23 Uhr 20 Abus des Opfers war.

[00:31:54]

Das machte ihn natürlich nun um so verdächtiger und wir haben ihn sehr, sehr eingehend überprüft. Das führte sogar dazu, dass vom Gericht eine Telefonüberwachung bei ihm damals angeordnet wurde. Wir haben das eine ganze Zeit durchgezogen, haben ihn auch observieren lassen, eine ganze Zeit. Das heißt, er musste schon etliche Maßnahmen über sich ergehen lassen, bis hin zu mehrfachen Vernehmungen. Bis wir dann auch zu dem Schluss kam, aufgrund bestimmter Umstände, dass er nicht der Täter sein durfte.

[00:32:26]

Aber im Nachhinein betrachtet die schiebt das hier einfach schon mal ein. War er möglicherweise vor Ort, als der Täter noch im Bus war? Ok, das heißt, er ist erst hingefahren und er sah aus dem Zustand des Busses. Audi hat gerade Kundschaft und ist dann wieder abgedeckt.

[00:32:43]

Naja, vielleicht nicht gerade Kundschaft, aber es hätte sein können. Also ich muss vielleicht zum Ablauf nochmal sagen, es war so, dass die Prostituierten in Bussen und hier unser Opfer eben auch noch diese Busse wurden nachts wieder eingesammelt und einen zentralen Abstellplatz gebracht. Häufig war es aber auch so, dass die Busse dort an Ort und Stelle am Parkplatz stehen blieben und von dem Call Factor dann später eingesammelt und an den Platz gebracht wurden. Und für diesen Abend war es so verabredet, dass eigentlich der Freund der Ilona sie abholen sollte.

[00:33:17]

Er ist auch nach Gifhorn gefahren und hat den Parkplatz aufgesucht, es mit seinem Auto auf den Parkplatz gefahren. So schilderte er es später selbst. Hat den Bus total dunkel vorgefunden. Das war schon etwas ungewöhnlich. Hat gut, ist angeblich nicht ausgestiegen und ist direkt wieder weggefahren, weil er davon ausging, dass bereits eine der anderen Kolleginnen seine Freundin mit nach Braunschweig genommen hätte. Und insofern kann es sein, dass zu diesem Zeitpunkt durchaus der Täter noch im Fahrzeug war.

[00:33:51]

Es kann aber auch sein, dass er gerade weg war. Und was hat ihn genau entlastet? Ja, wir haben keine entsprechenden Spuren an ihm gefunden. Das heißt, er hatte keinerlei Verletzungen oder sowas. Wobei Abwehr Verletzung hätten auch nicht unbedingt sein müssen, weil wir auch beim Opfer keine gefunden haben. Aber es gab ja auch so eigentlich für ihn kein Motiv, seine Freundin umzubringen. Er war nicht unmittelbar aus dem Milieu kommen, sondern er war da auch so ein bisschen reingerutscht und hatte auch so ein bisschen Cay Faktor Funktion.

[00:34:24]

Und dabei hat er ja die Ilona kennengelernt und da hatte sich eine Beziehung entwickelt und er war nicht der klassische Milieu Angehörige. Aber auch so war er bislang überhaupt nicht durch Gewalttätigkeiten oder sonstige Dinge in Betracht gekommen. Und seine ganze Verhaltensweise, auch seine Aussagen in der Vernehmung, passten eigentlich nicht in das Bild eines Mörders. Und wie gesagt, es gab auch keine Spuren. Es gab keine sonstigen Beweismittel. Er war nie zu diesem Zeitpunkt, bis wir einen tatsächlichen Täter hatten, nie gänzlich raus aus den Augen.

[00:34:59]

Aber es gab eben auch nichts, was ganz konkret auf ihn als Täter hinwies.

[00:35:03]

Das deutet sich an Mit den Zeugenaussagen kommen Sie jetzt nur nicht mehr weiter. Sie haben in zwei Richtungen ermittelt. Beide Male stellten sich die Spuren als Truck Spur heraus. Jetzt mussten Sie sich wohl auf den Tatort Spuren konzentrieren. Ist ein solcher Tatort nicht der Alptraum für für einen Ermittler, dass es auf engstem Raum Unfassbar viele Menschen gehen rein und raus. Es gab zu Geschlechtsverkehr intimsten Situationen. Die Menschen sind nackt, die ziehen sich aus. So einen Wagen muss ja voll sein mit mit Spuren, die von jedem kommen könnten.

[00:35:36]

Tatsächlich ist ein solcher Tatort natürlich besonders schwierig, was die Spuren Lager anbelangt. Es gibt eine Menge an Spuren. Ich will das vielleicht hier ein bisschen begrenzen auf die, die nachher wirklich eine Relevanz hatten. Wobei auch die Schwierigkeit schon darin besteht, festzustellen, was es tat irrelevant und was nicht. Zunächst einmal wird alles gesichert, was irgendwo zu finden ist. In diesem Fall war es auch so, dass wir noch in der Nacht mit der Spurensuche angefangen haben. Die hat sich aber auch noch über den gesamten nächsten Tag hingezogen.

[00:36:07]

Das eigentlich ein kleiner Bus, aber es dauert dann eben doch alles unheimlich lange. Finger, Spuren spielen dabei eine große Rolle. Spielen natürlich auch Fasar Spuren eine Rolle, spielen Mikro Spuren insgesamt Rolle. Und es spielen vor allen Dingen auch Sperma Spuren, damit DNA-Spuren ne Rolle. Nun müssen wir uns allerdings erst mal nochmal wieder in das Jahr 1991 zurückversetzen, d. h. DNA spielte damit damals noch nicht so die riesen Rolle, wie es heute ist. Mit kleinen Hautschuppen oder sowas konnten wir damals noch nicht arbeiten.

[00:36:38]

Allerdings schon über das Sperma ließ sich ein vollständiges DNA Profil auch damals schon feststellen. Auf Finger spuren war noch nicht ganz so einfach, weil es das automatisierte Fingerabdruck Identifizierung EU-Verfahren in den Anfängen gab, aber eben auch noch nicht in der Ausprägung, wie wir das heute natürlich kennen.

[00:36:58]

Also das ist schon so Ein Tatort ist in gewisser Weise der Horror, weil alles erst einmal gesichert werden muss, weil man zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch nicht weiß, was ist Tat relevant und was kann vor allen Dingen einmal Tat relevant werden. Will da vielleicht sowieso nochmal zwei Einzelheiten schildern. Beispielsweise wurde dieser Bus beleuchtet über eine Leucht Staab Lampe. Diese Lampe wurde betrieben von einer zweiten Batterie. Diese Batterie stand im Beifahrer Raum. Als wir an den Tatort kamen, hing diese Leuchte.

[00:37:32]

Das war einfach so der offenstehende Autobatterie mit Kabel raus und da war dann die Lampe angeschlossen und war ein ganz normaler Autobatterie.

[00:37:39]

Die im Fußraum auf der Beifahrerseite stand. Die Leuchtstofflampen, die dazu gehörte. Die hing in dem Bereich zwischen der Fahrerkabine und der Liege Staedte.

[00:37:53]

Und zwar war dort ein kleiner Vorhang angebracht, der einfach so mit einem kleinen Seil dort angebracht war. Und an diesem Seil hing diese Lampe. Die war aber aus und was auffällig war war das an der Batterie ein Pol abgeklemmt war. Das heißt hier hätte man die Lampe ausgeschaltet. Es gab auch noch ein Schalter an der Lampe, aber ausgeschaltet über den Pool an der Batterie. Warum? Weshalb war das da? Und das ist natürlich schon ein Punkt, dass wir an diesen Stellen gesucht haben, ob sich dort irgendwelche Spuren befinden, weil die Prostituierten hatten uns berichtet.

[00:38:28]

Das ist das normale Verfahren. Die Lampe hängt vorne am Spiegel, wenn kein Kunde da ist. Damit man dann auch die Prostituierter auf den Besitz gesehen hat. Und wenn dann ein Kunde kam, wurde er durch die Beifahrertür nicht durch die Beifahrertür, sondern durch die Seitentür durch die Schiebetür eingelassen. Die Lampe wurde mit nach hinten genommen. Also spielte diese Leuchte für uns eine gewisse Rolle. Ein normaler Kunde hat im FÃhrer Bereich einfach nichts zu Sutta überhaupt nichts zu suchen.

[00:38:56]

Er kommt da eigentlich überhaupt nicht hin, weil der wird nur durch die Seitentür reingelassen. Dann fanden wir Natürlich haben wir nach nach Sperma gesucht, nach Kondomen gesucht, um festzustellen, wer war denn überhaupt an dem Abend als Kunde bei unserem Opfer? Und vielleicht nochmal Wer war denn der letzte Kunde? Weil der letzte Kunde ist natürlich auch per se schon mal Verdächtiger. Dazu fanden wir einen Mülleimer vor. Das war so ein normaler Treten Mülleimer 10 Liter Fassungsvermögen und in diesen Mülleimer war normalerweise so ein kleiner Plastikmüll Sack angebracht, so wie man sie auch kennt.

[00:39:33]

Dieses Pergament ähnliche Papier ganz normal wie Haushalts üblich. Diesen Müllsack haben wir auch gefunden, allerdings nicht in den Mülleimer, sondern der Stand neben dem Mülleimer und innerhalb des Mülleimer wiederum fanden wir. Wir haben sie dann Condon Pakete genannt. Das heißt, wir fanden insgesamt 4 Kondome, die wiederum eingepackt waren in Haushalts Papier. Also so von einer Haushalts Rolle abgerissene Papier Stücke. Damit waren die Kondome eingewickelt. Übliches Vorgehen der Prostituierten natürlich die Streifen dem Freier die das Kondom über, nehmen es auch nach dem Geschlechtsverkehr wieder ab, wischen ihnen dann auch noch mit einem Tuch so ein bisschen ab, machen ihnen sauber, knödeln das ganze zusammen und ab damit in den Mülleimer.

[00:40:21]

Also wir hatten vier solcher Kondome, Pakete und auch noch zwei weitere Tücher ohne ein Kondom darin.

[00:40:30]

Und jetzt galt es festzustellen Wer ist denn vielleicht der letzte Kunde gewesen anhand dieser Kondome? Wir haben auch die Haushalts Rolle, von der diese Papier Stücke abgerissen worden waren dort vorgefunden und haben jetzt die Haushalts Rolle genommen und haben unsere Kondome Pakete genommen und sind damit zu unseren Wissenschaftlern beim Landeskriminalamt gefahren und haben gesagt So jetzt guckt euch doch bitte mal diese pasch Stücke an welches Blatt Papier ist wann von der Rolle gerissen worden und lässt sich daraus die Reihenfolge rekonstruieren? Und kann er daraufhin dann eventuell sagen welches der letzte Kunde war?

[00:41:04]

Wir kennen alle diese Rollen, die perforiert sind und wenn man sie abreißt entstehen individuelle Abriss Kanten. Da ist keine Kante wie die andere und man lässt sie dann natürlich durch genaues gegen einander legen. Unter dem Mikroskop kann man genau feststellen, welche Kante zu welcher gehört und daraus ließ sich auch tatsächlich die Reihenfolge ließ sich feststellen. Allerdings war es dann nicht so, dass zu dem Condon Paket 1 genau der Papier Abschnitt 1 und 2 passte, sondern die gingen durcheinander.

[00:41:38]

Das heißt, im Paket 1 war plötzlich 3 und 6 zusammen, beispielsweise. Also es gab keine ganz festgelegte Reihenfolge, was dafür sprach, dass vermutlich diese Papiers Stücken vorher schon abgerissen wurden und als kleiner Stapel da bereit lagen und dann jeweils genommen wurde sie so wie sie gebraucht wurden. Leider ließ sich also konkret die Reihenfolge nicht bestimmen. Welcher Kunde war der erste, welcher war der letzte anhand dieser Dinger? Und es gab eine weitere Besonderheit. Das fehlte auch etwas in der Reihe.

[00:42:12]

Es ließ sich nicht hundertprozentig alle nachvollziehen und in die genannte Reihenfolge zu bringen, sodass also irgendwo auch mindestens ein Papier steht. Wahrscheinlich sogar zwei Papier Stücken, weil vorne und hinten die Anschlüsse nicht passten fehlten. Und haben Sie der Leiche Spuren gefunden? Ja, Ihnen weiterhelfen sowohl eine Leiche als auch der gesamte Bereich, wo die Leiche liegt oder sowas. Das wird im sogenannten Klebe Verfahren abgeklebt. Da werden Micros Spuren gesichert. Man weiß von Anfang an nicht, ob diese Spuren etwas bringen und zweitens weiß man auch nicht, womit man sie vergleichen soll.

[00:42:53]

Auf der anderen Seite finden sich dann innerhalb dieser Klebe Stücke noch häufig Fasern, Spuren und Fasern, beispielsweise von Bekleidung. Die lassen Spuren zurück und die konnten wir dann später immer wiederum mit Tatverdächtigen vergleichen. Wenn wir jemanden hatten, haben wir die Bekleidung sichergestellt, die da in Frage kam und haben diese Fasern mit den am Tatort gefundenen vergleichen lassen. Und auf diese Art und Weise hatten wir sowohl an der Leiche als auch im näheren Umfeld der Leiche eine Menge an Fasern Spuren.

[00:43:28]

Aber die sollten dann später durchaus noch Relevanz bekommen.

[00:43:31]

Vorerst war eine Spur besonders ausschlaggebend für sie. Richtig.

[00:43:35]

Eine Spur bekamen dann allerdings auch erst im April, also etwa sechs Monate nach der Tat, eine riesengroße Bedeutung. Das war nämlich eine Finger Spur. Wir hatten an dem Müllbeutel, in dem die Kondome vorgefunden waren, in einem speziellen Verfahren auch eine Vakuum Impfung. Vier Spuren sichtbar gemacht, die dann fotografisch sichern können und hatten die auch zur Auswertung an unser Landeskriminalamt geschickt.

[00:44:06]

Warum fanden Sie genau diese Spur so spannend? Sie müssen sich das so vorstellen Wenn wir an einem Tatort Finger Spuren finden, dann vergleichen Berlin natürlich mit den Leuten, die Tatort berechtigt sind. Also hier in erster Linie natürlich mit dem Opfer, aber auch mit anderen Personen, die normalerweise sich durchaus am Tatort aufhalten und dort etwas berühren. Und wenn diese Personen alle ausgeschieden sind als Spuren Verursacher, dann kriegen diese Spuren natürlich auch nochmal wieder eine andere Bedeutung und andere Bewandtnis.

[00:44:34]

So erzählen die Freier auch zu den Tatort berechtigten Personen im weitesten Sinne. Ja. Hatten wir in diesem Fall allerdings nicht, weil wir haben keinen dieser Freier ermitteln können. Aber im weitesten Sinne schon. Wenn wir jetzt einen Freier gehabt hätten, der nachweislich um 22 Uhr oder sowas oder vor 22 Uhr da war, dann wäre er ja insofern berechtigter gewesen und wäre auch ausgeschieden worden.

[00:44:55]

Und fanden Sie jemanden, zu dem dieser Fingerabdruck passte?

[00:44:58]

Tatsächlich bekamen wir im April 1995 dann vom Bundeskriminalamt den Hinweis auf eine Person, der tatsächlich als Spuren Verursacher für diese Spur am Müllbeutel identifiziert worden war. Das war natürlich für uns eine sehr, sehr interessante Person, auf der anderen Seite muss man sagen, die Spur allein war auf keinen Fall ausschlaggebend, um zu sagen Wir haben jetzt den Täter. Aber es kamen dann weitere Umstände hinzu. Bei der Ermittlung nämlich zu dieser Person, die dazu führten, dass er dann doch zum Tatverdächtigen wurde.

[00:45:39]

Was war es, was sie da elektrisierte? Dieser Mann saß zu dem Zeitpunkt, als wir die Mitteilung bekamen, wegen einer Vergewaltigung in Haft. Das heißt, er war allerdings schon Jahre vorher zu fünf Jahren und 7 Monate Freiheitsstrafe wegen einer Vergewaltigung begangen in Sachsen-Anhalt verurteilt worden, hatte sich dann auf der Flucht befunden und war im Februar 1995 festgenommen worden und befand sich seitdem in Haft. Aber das war nicht der einzige Punkt, sondern der eigentlich noch ausschlaggebende Punkt war. Er war damals festgenommen worden im Bereich Salzwedel und Salzwedel liegt nicht ganz weit weg vom armen See und die Kollegen aus Salzwedel konnten weiterhin berichten, dass im Zuge der Fahndung nach ihm damals auch festgestellt worden war, dass er in Arend See bei einer Frau gewohnt hatte.

[00:46:31]

Und damit hatten wir natürlich einen weiteren Bezug zum Fundort der Tasche des Opfers, sodass wir letztlich auch noch einen Durchsuchungsbeschluss für seine Haft Zelle. Denn wie gesagt, er saß zu dem Zeitpunkt in Haft beantragt haben und auch erlassen bekommen haben und es wurde auch gleichzeitig Haftbefehl wegen Mordes gegen ihn erlassen.

[00:46:51]

Das heißt, sie haben einen verurteilten Vergewaltiger, der zum Tatzeitpunkt auf der Flucht war und damit auf freiem Fuß war. Was haben Sie sonst noch über diesen Mann in Erfahrung gebracht? Bevor wir an ihn herangetreten sind, haben wir versucht, möglichst viel über seine Persönlichkeit in Erfahrung zu bringen, das auch, um in einer entsprechenden Vernehmung dann auch darauf vorbereitet zu sein. Er war groß geworden in der ehemaligen DDR. Seine Eltern hatten sich schon im Alter von fünf Jahren getrennt und er war dann mehr oder weniger bei den Großeltern aufgewachsen wurden.

[00:47:26]

Aber auch schon ab der dritten Klasse gab es große Probleme in den Schulen und er war dann in der Folge in mehreren Heimen untergebracht. Und auch da gab es immer wieder Schwierigkeiten. In jungen Jahren fiel er dann erstmals auch polizeilich auf, weil er immer Mopeds klaute, um später dann Autos klaute, unter anderem mit einem der gestohlenen Fahrzeuge einen Verkehrsunfall verursachte, bei dem eine Frau zu Tode kam. Dafür wurde er damals auch schon verurteilt und er rutschte dann immer weiter ab ins Milieu.

[00:48:00]

Das heißt, er arbeitete als Türsteher in einem Bordell artigen Betrieb. Und in dem Zusammenhang ist es auch zu der Vergewaltigungs Geschichte willkommen. Und aus der Ermittlung seiner Persönlichkeit wurde sehr deutlich, dass er fast ein frauenverachtende Bild hatte, das insbesondere auch Prostituierte für ihn war auch keine große Rolle spielten, sondern das waren einfach Frauen, die man benutzen konnte. So will ich das mal! Zugleich suchte er den Kontakt. Zugleich war er ständig in dem Milieu unterwegs. Und von daher wussten wir in etwa, was in einer Vernehmung auf uns zukommen würde.

[00:48:38]

Und wie reagiert er bei der Vernehmung?

[00:48:40]

Also wir haben ihn selbst aus der JVA. Er saß damals in Naumburg.

[00:48:46]

In einer JVA haben wir ihn abgeholt und haben ihm zunächst auf der Fahrt noch nicht konkret gesagt, worum es ging. Parallel dazu seine Zelle durchsucht und haben Tamim dann in Gifhorn selbst erst den Tatvorwurf eröffnet. Das Gespräch vorher war eigentlich während der Fahrt recht locker. Und da hat sich auch durchaus ein gewisser Kontakt entwickelt. Aber als ich ihm dann den Tatvorwurf eröffnet habe, da sind ihm wirklich die Gesichtszüge entglitten. Das kann man wirklich so sagen. Er hat die Augen weit aufgerissen.

[00:49:20]

Er ist richtig blass geworden. Er hat den Mund aufgerissen. Der konnte sekundenlang überhaupt nichts sagen, nicht reagieren. Er war völlig geplättet und hat ein völlig anderes Verhalten an den Tag gelegt, als wir das aus den vorhergehenden drei Stunden, die wir vorher zusammen waren, kannten. Also es war schon sehr, sehr auffällig, dass er schockiert war, dass wir ihm diesen Tatvorwurf machen konnten. Muss man wirklich so sagen?

[00:49:46]

Also ich meine der seine, wenn einem vorgeworfen wird, man hätte eine, eine, einen Menschen umgebracht, eine Frau umgebracht. Dass man da schockiert ist, ist ja jetzt erst mal keine außergewöhnliche Reaktion.

[00:49:56]

Doch die Art und Weise, wie er reagierte im Verhältnis zu dem, was er vorher gezeigt hatte, war schon auffällig. Wir haben vorher unter anderem während der Fahrt auch über einen Raubüberfall gesprochen, den er 1993 auf ein Ehepaar in Bereich Wolfsburg begangen hatte, zu dem er zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht verurteilt war, noch nicht vernommen worden war. Da war das die Reaktion, eine völlig andere und ganz anders. Also ich denke schon. Also für mich war es auffällig und ich habe schon mehrere Mordverdächtigen auch vernommen und ihnen auch den Tatvorwurf dann eröffnet.

[00:50:31]

Also dieses Verhalten war sehr, sehr auffällig. Er rechnete ganz offensichtlich nicht, dass man ihn mit dieser Tat in Verbindung bringen konnte und er leugnete.

[00:50:42]

Er hat dann im weiteren Verlauf der Vernehmung, die ja tat ich nur bestritten, sondern er hat zunächst einmal bestritten, überhaupt in Form gewesen zu sein. Er sei noch nie bei einer Prostituierten in gefahren gewesen. Er sei vielleicht mal durch die Foren durchgefahren, aber er hätte sich dort noch nie irgendwo aufgehalten. Und Arnon selbst als ich ihm dann vorgehalten habe, dass wir eindeutige Spuren hätten, die belegen würden, dass er am Tatort war, hat er gesagt Das könnte es nicht sein und das auf keinen Fall.

[00:51:14]

Und dann kam auch so das erste Mal so ein Ausspruch und ich habe auch niemanden umgebracht. Er hat vorher auch nie von umgebracht oder von Töten oder sonstwas gesprochen. Klar, wir haben eben Mord vorgeworfen. Es war klar, es ging dabei um eine Tötung. Aber das war auch schon so ganz auffällig, weil das kam dann stereotyp immer wieder. Ich habe niemanden umgebracht, ich habe niemanden umgebracht. Und es waren schon Auffälligkeiten, auch in der Vernehmung.

[00:51:38]

In dieser Phase vorhanden war seine Spur auch unter den Sperma Spuren zu finden, die sie gesichert hatten.

[00:51:43]

Nein, sein Sperma haben wir nicht gefunden. Das heißt, wir haben kein von Kondom von ihm am Tatort gefunden.

[00:51:49]

Entlastete ihn das nicht. In gewisser Weise entlastete es ihn.

[00:51:54]

Aber auf der anderen Seite auch nicht, weil wir schon davon ausgehen mussten. Erstens Der Täter hat den Müllbeutel in der Hand gehabt und hat möglicherweise sein Sperma, sein Kondom entfernt, um auch seine Spuren zu verwischen. Und zum anderen war es aber auch so, dass der Täter nicht unbedingt Geschlechtsverkehr mit dem Opfer gehabt haben muss. Denn bestimmte Situationen am Tatort sprachen eher dafür, dass es nicht zum GV gekommen sein konnte. Sie haben ihn zuerst nicht gesagt, welche Spuren von ihm gefunden wurden am Tatort.

[00:52:29]

Wann haben Sie es ihm dann genauer gesagt? Dein Fingerabdruck ist am Müllbeutel gefunden worden. Wie hat er darauf dann reagiert? Dann kann er ja nicht mehr leugnen.

[00:52:39]

Also zunächst einmal haben wir ihm nur gesagt, dass wir, nachdem er Ableugnen hatte, überhaupt bei der Prostituierten in Gefahr gewesen zu sein, dass wir einen Fingerabdruck von ihm am Tatort gefunden haben. Wir haben ihm zu dem Zeitpunkt nicht gesagt, wo dieser Fingerabdruck gefunden wurde, sondern nur am Tatort. Daraufhin hat er dann letztlich eingeräumt, bei der Prostituierten gewesen zu sein. Er hat dann auch geschildert, dass er ganz normal das Geschäft mit ihr angebahnt hätte, dann nach hinten und dass es zur Durchführung des Geschlechtsverkehrs in Rheydter Stellung gekommen sei.

[00:53:13]

Und dann war er anschließend wieder abgehauen und hätte auch sein Präservativ nicht mitgenommen vom Tatort auf entsprechende Frage. Na, dann haben wir im Laufe der mehreren Vernehmung ist nicht nur einige Wesen, mehrere Vernehmungen in deinem Traum noch gefragt, wo er denn meint, dass er seine Fingerabdrücke hinterlassen haben könnte. Und daraufhin hat er uns verschiedene Begebenheiten geschildert. Ich hab von einer Leuchtstoffröhren gesprochen, die normalerweise vorne hing und die die Prostituierte mit nach hinten nahm, um dort Licht zu haben.

[00:53:46]

Er gab an, er hätte diese Lampe von vorne mit nach hinten genommen, bevor es zum Geschlechtsverkehr gekommen sei, weil es ihm da hinten zu dunkel gewesen sein. Er ging wohl davon aus, dass wir an dieser Lampe Finger Spuren gefunden hatten. Das war aber nicht der Fall. Und so hat er weitere Gegenstände bezeichnet, wie auch das kleine Kondom Kästchen, die er eingefügt hat, aber nicht den Müllbeutel. Den hat er von sich aus nicht benannt. Erst später, als wir ihm dann vorgehalten haben, dass wir genau dort seine Spuren gefunden haben, hat er immer wieder auch das Recht stereotyp gesagt Das weiß ich nicht.

[00:54:23]

Ich weiß nicht, ob ich da angefasst habe. Er hat dann ganz vieles so dargestellt, dass er sich nicht mehr erinnern könnte, ob er da angefasst hat oder nicht. Das war immer wieder neu. Das weiß ich nicht, das weiß ich nicht. Das kann ich nicht mehr sagen. Es kann sein. Das waren immer wieder so seine Äußerungen. Er konnte sich an viele Details, die sich vor der eigentlichen Tat Handlung abspielten, erinnern. Da hat er sehr genau geschildert, wie das Geschäft angebahnt wurde, wie er in den Bus gekommen ist, wie das Opfer bekleidet war, wie das Opfer aussah.

[00:54:53]

Er konnte sich auch erinnern, was er da nachgemacht hat, aber den eigentlichen Kernbereich, um den es ging, da wollte er sich an nichts mehr erinnern können und hat immer wieder nur recht stereotyp, wie gesagt behauptet. Das weiß ich nicht mehr, das kann ich nicht mehr sagen. Das kann sein oder es kann nicht sein. Also es war schon sehr auffällig in dieser Vernehmung, wie wir es kennen und so genannter Struktur Bruch dazwischen, offensichtlicher Wahrheit und offensichtlicher Lüge.

[00:55:19]

Und es war ja eigentlich auch der Bereich. Also wenn er behauptet, er sei einfach als Freier dort gewesen, war das der Bereich, der für ihn am interessantesten gewesen wäre. Der Sex, den er hatte, angeblich.

[00:55:29]

Und genau über diesen Bereich wollte er nichts. Im Gegenteil, er hat behauptet, er hätte sich nur auf die liege Staedte gesetzt, die Hose nur bis zu den Knien runter gelassen und dann sei der Geschlechtsverkehr in der Reiter Stillung durchgeführt worden.

[00:55:47]

Bezahlt haben will er 50 D-Mark. Die anderen Prostituierten haben uns alle übereinstimmend und auch sehr glaubwürdig erzählt, dass das so auf keinen Fall gewesen sein könnte. Wenn man 50 Euro 50 D-Mark damals den Geschlechtsverkehr vereinbart hat, dann war es normal Stellung. Und wenn Geschlechtsverkehr in Rheydter Stellung durchgeführt wurde, dann war es ganz klar, dass dafür ein Aufpreis genommen wurde. Und das haben uns alle Prostituierten bestätigt. Und genauso wie er es geschildert haben, sagten alle kann sich diese Situation nicht abgespielt haben.

[00:56:21]

Konnten Sie seine seinen Aufenthaltsort zur Tatzeit eingrenzen?

[00:56:27]

Das war mehr als schwierig. Er befand sich zu diesem Zeitpunkt auf der Flucht. Er hätte normalerweise am 30.10. erinnere nochmal Tatzeit. Dritter, Elfter. Er hat am 30.10. hätte er seine Strafe für die Vergewaltigung antreten müssen, hat er aber nicht angetroffen, sondern hat sich auf die Flucht begangen. Auch da haben uns dann alle Zeugen irgendwo erst einmal durchaus etwas Falsches gesagt. Aber wir konnten durchaus einige harte Faktoren ermitteln. So hat er sich nämlich am ersten 11ten ein Auto auch unter falschen Personalien angemietet, was er eigentlich hätte am 4.11. zurückbringen müssen.

[00:57:05]

Da hat er dann aber fernmündlich eine Verlängerung mit dem Autovermieter ausgemacht. Er hat uns sehr umfangreiche Angaben gemacht, wo er sich in den Tagen aufgehalten haben will, unter anderem auch in Hamburg, auf der Reeperbahn, in einem Hotel. Aber auch da waren alle Freunde. Alle Bekannten befinden auch zu dem Hotel in der Reeperbahn. Es war ausgesprochen schwierig, diese Daten überhaupt nachzuvollziehen, weil ja keiner so richtig die Wahrheit sagen wollte oder aber auch teilweise nicht mehr konnte.

[00:57:36]

Das war natürlich zwischenzeitlich auch ein halbes Jahr vergangen, bis wir diese Nachforschungen anstellen konnten und und und.

[00:57:41]

Warum wurden sie auch dort belogen? Das waren ja Leute, die jetzt mit dem eigentlichen, mit der eigentlichen Tat nix zu tun hatten und die sich in engem freundschaftlichen Verhältnis zu dem Verdächtigen standen.

[00:57:53]

Ja, wir bewegten uns dort überwiegend, sag ich mal auch so im halbseidenen, im halb kriminellen Milieu.

[00:58:01]

Auf der einen Seite war es auf der Reeperbahn das Hotel, was dann angeblich keine Unterlagen mehr hatte bzw. die sich beim Steuerberater befinden wollte. Da hat man wohl ganz offensichtlich diese Übernachtungen auch schwarz gemacht. Und das gleiche war bei Freunden. Er wollte in Nordrhein-Westfalen auch bei Freunden gewesen sein und sich dort aufgehalten haben. Die haben uns zu Anfang auch alle nicht die Wahrheit gesagt. Aber auch da soll er auf einer Baustelle gearbeitet haben. Also hier ging es auch um Schwarzarbeit und sowas dabei.

[00:58:27]

Aber die Leute hatten auch alle ein schlechtes Gewissen und es war alles auch so im halb kriminellen oder auch ganz kriminellen Bereich. Und da ging es dabei auch darum, das Auto, was er sich angemietet hatte, unter falschen Personalien verschwinden zu lassen und zu verschieben, weil es ja unter falschen Personalien angemietet war. Also da ging es schon auch um kriminelle Machenschaften und wahrscheinlich auch noch um mehr kriminelle Machenschaften, als wir letztlich aufgedeckt haben. Da spielten Einbrüche in armen SE in der Zeit, als er sich dort aufgehalten hat, auch noch eine Rolle.

[00:58:58]

Also da waren so einige Dinge und deshalb hat man mit uns zu keinem Zeitpunkt der Ermittlungen da offen kooperiert.

[00:59:05]

Das ist auch auch typisch für die Ermittlungen, ihn bei diesen Delikten und in diesem Milieu, dass jeder irgendwie eine oder viele dann irgendwie noch ein kleines Kleindealer Deal am Start haben, der auffliegen könnte, wenn sie sich einlassen zu so einer Sache, die gar nichts damit zu tun hat, aber erheblich bedeutender ist.

[00:59:23]

Das war auffällig, obwohl wir auch in den Ermittlungen immer wieder betont haben, wir ermitteln hier wegen Mordes. Das andere interessiert uns im Moment erstmal gar nicht. Das führte aber nicht dazu, dass man offen mit uns kooperierte, sondern da waren ganz offensichtlich weitere Straftaten im Hintergrund, auch wirklich kleinere Straftaten. Schwarzarbeit hat uns in diesem Zusammenhang wirklich überhaupt nicht interessiert. Aber man war nicht bereit, offen mit uns zu sprechen, weil eben jeder ein bisschen Dreck am Stecken hatte.

[00:59:52]

Wie können Sie denn da arbeiten als Ermittler? Dieses ist Schwarzarbeit, hat sie nicht interessiert. Darf man denn da als Ermittler ein Auge zudrücken, wenn man sagt Okay, ich ermittle jetzt in einer viel größeren Sache und mir ist es wichtig, dass du mir ganz klar sagst Was war das andere. Da lasse ich dich jetzt in Ruhe. Du musst jetzt keine Angst haben. Mir geht's um diese Sache. Kann man so überhaupt arbeiten als Ermittler?

[01:00:13]

Nein, ein Auge zudrücken in dem Sinne nicht. Wir haben offiziell Delikte, bei denen wir tätig werden müssen. Das würden wir auch machen, darum geht es nicht. Aber das ist natürlich schon so. Was ich frage und was ich dann vielleicht nicht frage, ist natürlich schon so ein bisschen meinem Ermessen unterlassen. Und wenn ich dann nicht genau frage, was ich auf der Baustelle gemacht habe, dann frage ich das eben nicht so genau. Und da habe ich schon einen gewissen Ermessensspielraum, gerade auch wenn es um Ordnungswidrigkeiten geht, wenn es um Straftaten geht.

[01:00:45]

Ist dieses am besten allerdings auf Null geschrumpft, dann müssen wir tätig werden. Und dann? Das war auch kein Zweifel dran.

[01:00:51]

Wie gelingt es Ihnen denn, Vertrauen zu schaffen in dem Milieu? Also jetzt auch, auch wenn Sie jetzt mit dem mit den Kolleginnen des Opfers sprechen?

[01:01:00]

Ja, das ist immer recht schwierig. Ich habe es immer so versucht, dass ich mit ihnen ganz normal umgegangen bin, wie mit jedem anderen Kunden, mit dem wir zu tun haben, auch. Das heißt, Sie sind für mich nicht in irgendeiner Form Menschen zweiter Klasse, minderwertig oder sonst was. Sondern ich habe sie ganz normal, höflich und freundlich behandelt wie jeden anderen auch. Und das ist, glaube ich, in diesem Fall auch ganz gut gelungen. Und das haben uns die Prostituierten auch hinterher gesagt, dass sie in dem Moment anfingen, Vertrauen zu uns zu fassen, als sie merkten Mein lieber Scholli, die legen sich hier ins Zeug, um den Fall aufzuklären.

[01:01:39]

Die behandeln uns nicht, als wären wir hier der letzte Dreck, sondern im Gegenteil, die gehen mit uns völlig normal um. Wenn wir da hinkommen, kriegen wir auch erst mal ein Kaffee und werden ganz normal wie jeder andere auch behandelt. Und ich glaube, das war das Ausschlaggebende. Macht es Sie manchmal auch aggressiv? In so einer Situation es macht mich ärgerlich aggressiv. Ich glaube, Aggressivität liegt mir sowieso ein bisschen verloren. Es macht einen schon ärgerlich.

[01:02:03]

Und da haben wir den Damen allerdings auch ganz deutlich gesagt Ich hab's ja auch schon gesagt. Wir haben auch zwei von ihnen durchaus mal festgenommen wegen versuchter Strafvereitelung, weil es einfach nicht mehr auszuhalten war, dass wir in dieser Form belogen worden sind. Und das macht einen schon ärgerlich. Aber das haben wir ihnen dann auch ganz deutlich gemacht, indem wir gesagt haben, wir ermitteln hier in einem Mordfall eines Eine eurer Kolleginnen ist umgebracht worden. Es geht doch auch um euren weiteren Schutz.

[01:02:27]

Vielleicht haben es auch Serientäter zu tun und irgendeiner von euch ist die nächste, die von ihm getötet werden könnte. Ich denke, das alles zusammen hat dann letztlich auch dazu geführt, dass sie mit uns kooperierten. Und was hatten sie nun gegen ihren Verdächtigen in der Hand? Sie hatten sein auffälliges Verhalten in der Vernehmung Situationen sein, Lügen. Was hatten Sie sonst noch gegen ihn in der Hand? Fingerabdruck.

[01:02:51]

Also wir hatten zunächst einmal, wenn man wirklich sagte, ist es der Fingerabdruck gewesen. Es ist sein auffälliges Verhalten. Es ist natürlich auch die gefundene Tasche am Ahren See gewesen und sein Aufenthalt am Arend See, den wir auch genau zu dieser Zeit belegen konnten. Und es kam sein seine gesamtes Verhalten dazu. Es kam seine Persönlichkeit dazu. Es gab auch eine Messer Affinität bei ihm. Er hat eigentlich ständig Messer mit sich geführt und bei sich geführt. Und es gab dann eine Besonderheit, die wir ermitteln konnten.

[01:03:23]

Wir haben nämlich in seinen Effekten in der JVA auch ein Messer gefunden, von denen wir natürlich hofften, dass es das Messer war. Das war es nicht. Und er hat uns dazu auch gesagt, dass er das in Nordrhein-Westfalen auf seiner Flucht gekauft hatte. Wir haben auch das Geschäft ermitteln können, wo er es gekauft hatte, und demnach hatte er es kurz nach unserer Tat dort gekauft. Trotz seiner großen Messer Affinität hat er also kein Messer im Besitz gehabt, als er dort in Nordrhein-Westfalen gelandet ist, auf seiner Flucht.

[01:03:52]

Das war für uns auch ein weiteres, wenn auch schwaches Indiz dafür, dass irgendwo er war, jemand, der eine Maske bei sich haben.

[01:03:58]

Er war immer jemand, der ein Messer bei sich hatte. Da gab es ganz viele Begebenheiten. Oder gab es auch eine eine Person Personenkontrolle vorher der Polizei, wo drei Messer bei ihm im Auto gefunden worden sind. Und es haben uns auch alle Zeugen berichtet, dass er eigentlich immer ein Messer bei sich hatte. Also auch das war so ein ganz kleines Indiz. Aber es gab dann ein ganz gravierendes Indiz. Noch was wirklich? Ich sag mal so den Ausschlag mit gab, dass er letztlich auch verurteilt werden konnte.

[01:04:26]

Es gab Fasar Spuren am Tatort. Und zwar haben wir in der JVA seine Bekleidung sichergestellt und unter diesen Bekleidungs Gegenständen befand sich eine schwarze Hose mit einem auch etwas auffälligen Stoff. Diese schwarze Hose ist als Verursacher für zwei Fasar Spuren am Tatort eindeutig von den Wissenschaftlern festgestellt worden. Eine dieser Fasern fand sich im Gesicht des Opfers und die andere Faser fand sich neben ihrem rechten Oberschenkel auf der Liege Staedte. Das bedeutete so bei der Rekonstruktion, dass sie irgendwie musste das Gesicht mit der Hose in Kontakt gekommen waren.

[01:05:09]

Das könnte beim Knien neben dem Gesicht passiert sein. Das wiederum könnte im Zusammenhang mit einem Würge Akt bzw. Erstickung sackte zudrücken. Irgendwo im Bereich des Halses mit einem flächigen Gegenstand oder mit einem Kissen oder sowas passiert sein. Also das waren mit ausschlaggebende Punkte. Wie kommen Fasern der Hose von unserem Verdächtigen? Ins Gesicht des Opfers und auf die Bachstelze neben ihm, weil er dir beschrieben. Er hat sich die Hose bis zu den Knien runtergezogen und hat sich draufgesetzt und hätte anschließend GV in Rheydter Stellung gehabt.

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Da hätte er an ihr Gesicht keine Faser kommen können.

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Was ist Ihrer Meinung nach wirklich dort geschehen? Also nach meiner Auffassung geht es eher in Richtung Raubmord. Ich denke, dass er tatsächlich ganz normal den Geschlechtsverkehr mit dem Opfer vereinbart hatte, dann eingelassen wurde und es jetzt hier recht schnell zu seiner Raup Absicht kam, dass er nämlich Geld holen wollte, das er dann vortäuschte. Im Prinzip einen ein Sexualdelikt, indem er dem Opfer nachträglich die unter Bekleidung entfernte. Ich habe das anfangs mal gesagt, dass die unter Bekleidung auf dem Fuß des Opfers vorgefunden wurde.

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Das spricht eindeutig dafür, dass sie nachträglich entfernt wurde und nicht schon vor dem Ge fordernden hätte sie dort nicht liegen können. Und dass er dann alles durchsucht hat, um an Geld zu kommen. Und vermutlich hat dann der Freund des Opfers draußen mit dem Auto hupt und daraufhin hat er dann in überstürzter Eile das Weite gesucht, auch mit der mit der Tasche des Opfers.

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Eine Hypothese, die andere Hypothese ist aber genauso gut möglich, dass es tatsächlich zum GV gekommen ist und er anschließend Geld wiederhaben wollte oder es sonst irgendeinen welchen Gründen zum Streit gekommen ist. Für oder gegen einen Streit spricht allerdings, dass es überhaupt keine AFAIR Verletzungen beim Opfer gab, dass sie offensichtlich auch überhaupt keinen Widerstand geleistet hat oder nicht in der Lage dazu war, Widerstand zu leisten. Denn den tödlichen Stich, den sie bekommen hat, das haben die Dozenten damals eindeutig festgestellt, hat sie bekommen, als sie bewusstlos war, weil sie durch den vorhergehenden Würge Erstickung SACD nämlich bewusstlos war.

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Und dann wurde gezielt dieser Stich gesetzt. Also von daher gänzlich aufklären konnten wir nicht, was sich dort tatsächlich abgespielt hat. Auf der anderen Seite gab es aber auch überhaupt keinen Zweifel, dass wir den richtigen Täter hatten.

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Und dann kam es zur Anklage und zum Prozess folgte das Gericht im Ergebnis.

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Das Gericht hat den Verdächtigen und dann damit auch den Täter jetzt schuldig gesprochen. Er ist allerdings nicht wegen Mordes verurteilt worden, weil man nicht eindeutig die Motivlage klären konnte. Ansonsten ist man den einzelnen Indizien gefolgt und hat ihnen zu einer Freiheitsstrafe in Höhe von 13 Jahren verurteilt. Dazu kamen dann aber auch noch Strafen, die er sich vorher schon eingefangen hat. Wegen des schweren Raubes, wegen der Vergewaltigung und dem Gesamtzusammenhang als Gewalttäter ist gegen ihn auch noch Sicherungsverwahrung angeordnet worden.

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Wie gehen Sie als Ermittler mit einem solchen Erfolg aber in einem Indizienprozess um? Er ist ja nicht durch Beweise überführt worden, sondern nur die Indizien weisen sehr stark darauf hin. Das Gericht ist Ihrem Ergebnis und Ihrer Einschätzung gefolgt. Aber er ist nicht eindeutig überführt. Ist das unbefriedigend für Sie und bleibt da auch so ein kleiner Zweifel? Hoffentlich haben Sie nichts falsch gemacht.

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Wir hatten in diesem Fall zwar kein Geständnis, aber die Fülle der Indizien hat uns sicher gemacht, dass das mit dem richtigen Täter zu tun hatten. In diesem Fall bin ich absolut davon überzeugt, dass wir den richtigen Namen und habe da ordentlich auch überhaupt keine Zweifel gehabt, weil es ist eine solche Kette von Indizien, die auf ihn hindeuten und nicht zuletzt eben auch der Fingerabdruck und insbesondere die Fasern. Spuren am Opfer sind so deutlich, dass ich eigentlich zu keinem Zeitpunkt einen Zweifel hatte, hier den richtigen zu haben.

[01:09:38]

Natürlich macht man sich während der Ermittlungen ganz viele Gedanken und prüft sich auch selbst immer wieder. Deshalb auch diese ganz intensiven Ermittlungen, beispielsweise in Nordrhein-Westfalen, in seinem Umfeld auch ganz intensive Ermittlungen zu der Angabe Er hat ja gesagt, er sei schon um 19 Uhr vom Opfer weggefahren. Aber alle diese Dinge ließen sich widerlegen. Und bei einer Gesamtschau wäre es, während es viel zu viele Zufälle, die aufeinander kämen, wenn er nicht der Täter sein sollte, sodass ich in diesem Fall absolut keine Zweifel habe, dass wir den Richtigen erwischt haben.

[01:10:15]

Wir hatten ja schon eingangs drüber gesprochen, dass es das relativ häufig mit Fällen in presstituierten Milieu zu tun haben. Was kann man machen, um Prostituierte vor Verbrechen besser zu schützen?

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Aus Ihrer Sicht also das ist natürlich ein ganz, ganz Schmit schwieriges Thema. Wenn ich jetzt mal z.B. an die Tat, über die wir gesprochen haben, denke in diesem LAF Mobil auf einem einsamen Parkplatz. Die stehen natürlich auch an Ecken, wo eben nicht jeder sie sehen kann, wo sie auch ein bisschen geschützt und in Diskretion stehen wollen. Also es ist sehr schwierig, sich vor diesen Taten zu schützen. Sie machen schon selbst einiges. Wir beraten sie auch entsprechend.

[01:10:57]

Und es gab auch eine Phase nach solchen Tagen, dass dann etwas abgesetzt. Ein Bewegungs Fahrzeug quasi dastand. Aber es ist ein sehr sehr schwieriges Thema, weil es spielt sich natürlich auch alles in der Anonymität, in der Diskretion ab. Also direkt Schutz und gänzlich verhindern wird man so etwas nie können. Wir haben ja mittlerweile zumindest was den unmittelbaren gesundheitlichen Schutz anbelangt, neue Bestimmungen durch das Prostitutionsgesetz, dass die Freiheit zumindest auch Kondome tragen müssen. Das war ja auch bei weitem nicht immer der Fall.

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Und dadurch ist zumindest in der Gesellschaft so ein ja ein ganz klein bisschen vielleicht eine Wertschätzung gewonnen worden, dass man nicht mehr ganz so lax mit ihnen umgeht.

[01:11:46]

Das Prostitutionsgesetz sollte die Prostituierten ja auch zivilrechtlich. Besser schützen im Sinne von Dassel. Dass die Verträge nicht mehr als sittenwidrig gelten und dass sie dadurch auch aus der Halb Legalität besser rauskommen und sich deshalb auch nicht verbergen müssen. Er hat es diesen Effekt gezeigt.

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A Es hat sicherlich einen gewissen Effekt gezeigt, aber einen gewissen Effekt eher in der Gesellschaft, dass der Beruf als solches anerkannt ist und dass es eben keine sittenwidrigen Verträge mehr sind, sondern dass man das ja auch einklagen kann. Das führt vielleicht zu einem gewissen Wandel in der Einstellung der Menschen, aber einen unmittelbaren Ausfluss auf das tägliche Geschäft hat es, glaube ich, nicht gehabt. Ich glaube auch nicht, dass es bislang schon irgendwo Klagen gegeben hat, dass irgendjemand den Dirnen nun eingeklagt hatte.

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Also das nicht. Aber ich denke schon dadurch, dass man dieses Gesetz erlassen hat, dass es eine gewisse Wandlung gibt, dass die Gesellschaft insgesamt einsieht Menschenskinder, wir haben es ja eigentlich mit einem in Anführungsstrichen normalen Beruf zu tun. Und wir müssen auch entsprechend mit diesen Damen umgehen und sie eben nicht als zweitklassig oder sonst wie betrachten. Dass man offener auch der Prostitution nachgehen kann als Berufsbezeichnung. Damit ist es vielleicht ein bisschen aus dem Verborgenen heraus und aus der Anonymität heraus und es kommt zu weniger Übergriffen.

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Herr Schmidt, ganz herzlichen Dank für dieses sehr interessante Gespräch.

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Gern geschehen. Die Prüfung, die Prüfung. Audio Nau.