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Der Anschlag vom 22. Juli 2016 in München bin jeden Tag am Grab. Jeden Tag. Vielleicht könnte man einen Dienst Hubschrauber der Merkel bei der Landung angreifen.

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Es handelte sich nicht um einen Amoklauf, sondern um einen rassistischen rechtsextremistischen Terroranschlag. Am 22. Juli 2016 ermordete der 18 jährige David Sohn Bolly neun Menschen. Fast alle Jugendliche, sämtliche Opfer waren nichtdeutscher Herkunft. Türken, Araber, Sinti. Die Tatwaffe stammt aus dem Dark Web, aus einem Netz von Neonazis, Reichsbürgern, Kriminellen. Der Anschlag und wie er überhaupt möglich wurde ein Antenne Bayern Podcast von Christoph Lemmer Folge 2 Der 22. Juli 2016.

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Willkommen zurück! Im ersten Teil unseres Podcasts haben wir uns mit der heikelsten Frage beschäftigt, dem man sich im Zusammenhang mit dem Amok Anschlag am Olympia Einkaufszentrum in München stellen kann. War der Täter wirklich nur ein Einzeltäter? Gab es Mitwisser oder sogar mit Täter? Und wussten Ermittlungsbehörden vorab von seinen Plänen? Denn der Mann, der München einen Abend und eine Nacht lang in Angst und Schrecken versetzte, hatte seine Tat über ein Jahr lang geplant und dabei mit zahlreichen Leuten Kontakt aufgenommen, versehentlich sogar mit verdeckten Ermittlern.

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Davon ahnt am Morgen des 22. Juli 2016 niemand etwas. Es ist ein strahlender Sommertag. Viele Menschen sind draußen. Es ist Freitag, Wochenende, Eisdiele. Auf der Wiese liegen David Sohn Bullys, an diesem Tag zu Hause und sitzt in seinem Zimmer. Münchner Innenstadt, Dachauer Straße, sechs von sieben Etagen.

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Sohn Bohle loggt sich bei Facebook ein unter dem Namen Selina Akim. Eine Salina gibt es nicht. Die hat sich Symbole ausgedacht und den Account mit geklauten Fotos aus dem Netz gestaltet.

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Er schreibt Kommt heute um 16 Uhr Mecki am OEZ. Ich spendiere euch was, wenn ihr wollt, aber nicht zu teuer. 12 Uhr 24 Songbook.

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Sie schreibt eine SMS an seinen Freund Abdullah R. Er möge um 16 Uhr zum OEZ kommen. Abdullah schreibt zurück. Warum? Symbole antwortet zum Reden.

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Zwischen 13 und 14 Uhr spricht Zombie Ali über die Sprach Konferenz Software, Teamspeak Bett, Lucas R und Tarek C.

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Übers Internet bedroht er die beiden. Er werde sie erschießen. Auch sie forderte er auf, um 16 Uhr bei McDonald's zu erscheinen.

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Anschließend beginnt er auf WhatsApp einen Chat mit Maximilian Schell. Auch den will Sambo die überreden, zu McDonald's zu kommen. Maximilian bricht den Chat. Nach einer guten halben Stunde ab.

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Sondern macht sich auf den Weg und geht nach draußen. Was er am frühen Nachmittag erledigte, können die Ermittler nicht restlos klären. Möglicherweise trägt er das Münchner Wochenblatt aus. Da war er Bote. Das war ein Nebenjob für ihn. Um 15 Uhr ist er wieder zu Hause und duscht.

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10 Minuten später startet er seinen PC, um 15 Uhr 26 formatiert er die Festplatte Nummer 3 seines Systems und löscht alle Daten auf dieser Platte. Um 15 Uhr 38 öffnet er eine Wahid Datei mit dem sperrig langen Namen. Ich werde jetzt jeden deutschen Türken auslöschen, egal wer punct dog.

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Als die Datei geöffnet ist, schreibt er die Worte.

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Das Mobbing wird sich heute auszahlen. Das Leid was mir zugefügt wurde, wird zurückgegeben. Dann fährt er seinen Computer wieder herunter. Kurz vor 16 Uhr verlässt er die Wohnung und kehrt nie wieder zurück. 16 Uhr 5 Sonderliches Freund Abdullah Erbe tritt in McDonald's. Er kauft sich ein Eis und geht wieder raus. 16.10. David Songbook fährt mit dem Fahrrad am McDonald's vor. Er trifft auf Abdullah. Die beiden trennen sich. David betritt allein das Restaurant. Er geht hoch in die erste Etage, in die Toilette.

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Danach kommt er wieder nach unten vor die Tür und trifft wieder auf Abdullah. Er schnappt sich sein Fahrrad. Die beiden gehen zusammen Richtung Jugendtreff Boomerang. David, Sohn, Bolivar, Abdullah zeigen, was er in seinem Rucksack hat. Aber es sind Leute in der Nähe. Die beiden gehen zurück Richtung OEZ. Vor der U-Bahn an der Hanauer Straße trennen sich die beiden. David Sonderlings schließt sein Fahrrad auf dem Vorplatz vor dem OEZ an einen Baum. Da ist es 17 Uhr 5!

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Zur gleichen Zeit telefoniert Tarek C. Mit David Sohn Bullys Vater Tarek, der von David mittags bedroht wurde. Er teilt dem Vater mit, David habe über Facebook mehrere Leute angeschrieben und aufgefordert, zum McDonald's zu kommen.

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17 Uhr acht. David geht wieder in den McDonald's. Er steigt wieder die Treppe hoch in den ersten Stock und verschwindet wieder in der Toilette. In den nächsten 12 Minuten geht er immer wieder durch das Restaurant. Einmal setzt er sich kurz in die Nähe des Tisches, an dem wenig später mehrere Jugendliche beisammen sein werden. Er verlässt das Restaurant für einen Moment und kommt wieder zurück. Ab 17 Uhr 20 treffen Jugendliche ein, die sich oben auf der Terrasse an einem Tisch zusammensetzen.

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Die 14 jährige Carmela, Roberto, Jan, Selcuk, Bennett, Janosch und Sabine Husain und seine Schwester Gulf kommen dazu. Außerdem Daniel und sein Bruder Robin. Giuliano kommt mit einem Freund Florian. Ob die Jugendlichen der Einladung dieser Selina folgten, ist ungeklärt. Ermittler und die Eltern halten es für unwahrscheinlich. Allerdings hat bis dahin keiner der Jugendlichen etwas zu essen bestellt. Zur gleichen Zeit schickt Davids Vater seinem Sohn eine SMS und fragt Wo bist du? Kurz vorher hatte er vergeblich versucht, David anzurufen.

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731 David geht wieder im Burgerladen hin und her und schaut sich um in einem Ermittlungs Bericht der Polizei heißt es aus rechtlichen Gründen nur sinngemäß wiedergegeben.

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David Symbole wollte wohl die Lage checken, um einen Überblick zu bekommen, welche seiner potentiellen Opfer sich nun im McDonald's aufhielten. 17 Uhr 50? David Gondoliere betritt wieder die Toilette zum letzten Mal. 17 Uhr, 51 Minuten, 30 Sekunden. David Zoon Bolek kommt aus der Toilette. Er hält eine Pistole in der Hand. Er schießt.

[00:07:39]

Mindestens 18 Schüsse, wie die Polizei später ermittelt. Die ersten Jugendlichen rutschen, getroffen von der Bank auf den Boden. Die Polizei kann teilweise detailliert rekonstruieren, was genau passierte.

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Janosch saß schräg auf der Bank mit dem Rücken zum Gang. Er schaute zu seinem Sitznachbarn Jan. In der rechten Hand hatte er ein Handy. Jan wurde als Erster getroffen. Er sagte zusammen und blieb zusammengekauert mit dem Kopf auf der Bank liegen. Während der schießt, soll son Bully gerufen haben.

[00:08:10]

Wegen euch musste ich sieben Jahre in Deutschland leiden. Drei Zeuginnen sagen, sie hätten gehört, wie David Songbook ruft Allahu akbar, Allah ist unser Gott.

[00:08:20]

Der Zeuge Florian ÄV widerspricht in seiner Aussage, David kondoliert, habe gar nichts gesagt, während der Schoss. Eine Mitarbeiterin von McDonald's ruft den Notruf der Polizei an. Sie sagt, ein arabisch aussehender Mann sei im Laden und schieße um sich. Sie meinen Sohn Bolly, der vielleicht irgendwie ähnlich aussehen mag wie ein Araber, aber iranischer Herkunft ist, der sich für einen Arier hält, der Hitler verehrt. Der eigentlich Ali hieß, aber seinen Namen auf David änderte. Dann rennt David die Treppe herunter und verlässt den McDonald's auf die Hanauer Straße.

[00:08:59]

Es ist jetzt 17 Uhr 52, er geht rechts Richtung Elektronikmarkt Saturn. Er hält seine Pistole in der Hand. Er ist Linkshänder. Er hebt den linken Arm, lädt die Waffe durch, zielt und schießt. Also Krankenflügel, diesmal feuert er mindestens 16 Schüsse ab. Ganz offen steht er da, ohne Tarnung, ohne Verstecken, steht einfach da und schießt. Man sieht ihn, man hört ihn. Auch vorbeifahrende Autofahrer bekommen mit, was da passiert.

[00:09:44]

Ich bin mit dem Auto von oben rauf gekommen und habe gesehen, wie die Leute gelaufen sind.

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Links und rechts Schiffe, Kurven, physische teilweise umpolen, die Leute weglaufen und Entdeckungen, Entdeckungen auf dem Bürgersteig rennen, die Menschen in Panik auseinander laufen, laufen.

[00:10:11]

Die Nachricht über die Schüsse im OEZ verbreitet sich in Windeseile. Es dauert nur Minuten und die Nachrichtenredaktion von Antenne Bayern erfährt davon. Chef vom Dienst ist zu dieser Zeit Arno Siegesmund.

[00:10:25]

Ich kann mich noch sehr gut erinnern. Und dann haben uns kurz nach sechs, also kurz nach 18 Uhr, erste Meldungen erreicht. Teilweise telefonisch, teilweise auch über Twitter. Da haben Leute gesagt Hier im OEZ, im Olympia Einkaufszentrum in München wird geschossen. Da ging natürlich bei uns erst einmal alle Alarmglocken an. Wir haben sofort bei der Polizei angerufen. Die Polizei hat uns dann gesagt Das haben wir auch gehört. Wir sind unterwegs mit mehreren Fahrzeugen Richtung OEZ, können aber nichts weiteres bestätigen.

[00:10:58]

Die Redaktion schickt auch selbst Reporter zu Metz Bayern Reporter Constantin König ist einer von ihnen.

[00:11:05]

Werde ich auch nie so schnell vergessen. Und zwar war ich eigentlich geistig schon im Feierabend, auch auf dem Weg nach Niederbayern zu meinen Eltern. Aber dann kommt der Anruf. Es war so, ich glaube kurz vor oder kurz nach sechs vom Arno aus der Nachrichtenredaktionen sagt zu mir. Wir haben hier Infos. In München wird geschossen. Du musst da unbedingt hinfahren.

[00:11:25]

Vor dem Olympia Einkaufszentrum lässt sich David Stromboli von nichts beirren. Er spaziert heraus, schaut sich um, hebt seine Waffe, zielt, schießt. Die Panik der Menschen lässt ihn scheinbar kalt. Er wirkt gelassen und souverän. Er hat was von einem Profikiller. Ein Augenzeuge.

[00:11:45]

Ich finde, dass er sehr gut geschossen hat. Also seine Stellung, seine Waffen Haltung. Also ich, nachdem ich das erste Mal, dass ich sowas live erlebe. Ich hab das erste Mal Schüsse gehört und ich habe selber Angst bekommen. Ich wollte nicht zu Auge zu Auge kommen, weil wenn er mich sehen würde, würde ich halt auch vielleicht nicht hier sein.

[00:12:05]

Antenne Bayern Reporterin Katharina Mut ist jetzt auch vor Ort. Sie hat sich auf der Algo Tankstelle an der Trieb Straße postiert, 360 Meter Luftlinie vom OEZ entfernt. Dort harren zahlreiche Angehörige aus, deren Freunde oder Kinder im Gebäude sind und über deren Schicksale draußen noch niemand etwas weiß.

[00:12:27]

Die haben überhaupt auf Reaktionen von außen gewartet. Die wussten ja nicht was was draußen los ist oder ob es mehrere Täter sind. Ob das einer ist. Wie die denn suchen? Und ich muss zugeben, ich war total überrascht, weil die waren an sich eigentlich fast ruhig. Immer wenn sie was von ihnen bekommen haben, ging es ihnen eigentlich ganz gut. Und der eine, dessen Verlobte immer OEZ war, der hat unbedingt eine Aufgabe gebraucht und kam dann zu mir und meinte, ob er mir irgendwie helfen kann.

[00:12:56]

Und der hat einfach gesagt, ihr braucht irgendwas zum Ablenken und hat dann mein Handy aufgeladen, mein Laptop gehalten. Dann hat es angefangen zu regnen, dann hat er seine Jacke drüber. Also es war irgendwie ganz, ganz eigenartig. Genau.

[00:13:09]

David Son Voli geht auf der Hanauer Straße nach Süden. Er schießt in Richtung des Saturn Marktes. Dort stehen mehrere Menschen beisammen. Die Polizei rekonstruiert auch hier wieder aus rechtlichen Gründen sinngemäß wiedergegeben.

[00:13:24]

Mehrere Personen flohen in Panik nach Süden Richtung Hanauer Straße. David Davidson Bolly schoss gezielt auf die Flüchtenden.

[00:13:32]

Eine Kugel trifft ein Vorüberfahren des Auto und durchschlägt das Fenster der Beifahrertür. Der Fahrer bleibt unverletzt. Son Bulli zielt erneut und schießt mindestens dreimal auf ein Auto, das den Saturn Parkplatz verlassen will. Dabei trifft er Hussein, der vor der Einfahrt steht.

[00:13:52]

Sohn Bolly schoss auf Hussein und traf ihn. Hussein fiel und blieb auf der Seite liegen. Er versuchte noch, sich vom Täter wegzubewegen, was misslang. David Sohn Eboli ging zu Hussein und schoss einmal aus kurzer Entfernung auf ihn.

[00:14:06]

Dabei soll Sohn Bully gerufen haben Selber schuld. Die haben mich gemobbt. Gleich danach schießt son Bulli auf Daniel und trifft ihn in den Bauch. Reglos bleibt er auf dem Gullideckel liegen. Vor dem Obststand auf dem Gelände erschießt er Schäffler und trifft einen Mann am Bein. Zwischen Obststand und U-Bahn wird eine Mutter von Kugeln in die Unterschenkel getroffen.

[00:14:30]

Mit ihrem Mann und ihren drei Kindern flüchtete sie auf dem Fußweg hinter die Büsche und schließlich in den Saturn Markt.

[00:14:36]

Die nächste Kugel trifft Juliano. Ich begegne später seiner Großmutter. Mein Name ist Kollmann.

[00:14:46]

Gisela geht, um meinem Enkelsohn zu lernen. Kohlmann, der beim Attentat ums Leben gekommen ist, im Einkaufszentrum.

[00:14:53]

Ihr Enkel Juliano kann getroffen noch zirka fünf Meter stolpern, fällt dann um und stirbt. David Bowie redet auf seine Opfer ein. Als Zeugenaussagen sind überliefert. Sieben Jahre habe ich das mitgemacht. Ich habe gewartet. Sieben Jahre. Ich habe gemacht, was ich seit acht Jahren tun wollte. Ihr Ärsche seid selber schuld.

[00:15:17]

Ihr habt mich gemobbt, wie Giuliano noch stirbt. Da werden die Schüsse des David Zoon Bully und seine sterbenden Opfer schon zum Stoff für Facebook-Posts, Twitter, Tweets oder Youtube-Videos. Terror ist seit Wochen das große Thema Terror, Islamismus, Flüchtlinge. Die Debatten sind erbittert und teils vergiftet. Noch weiß zwar niemand näheres über den Amok Täter am Münchner Olympia Einkaufszentrum, aber seine Tat fällt in eine aufgeheizte Stimmung. Schon seit Jahresbeginn gibt es eine außergewöhnliche Serie von Terroranschlägen.

[00:15:57]

Hannover, 26. Februar 2016 Eine 15-Jährige greift Bundespolizisten mit einem Messer an. Istanbul, 19. März 2016 Bei einer Bombenexplosion sterben sechs Menschen, unter ihnen der mutmaßliche Bombenleger. 36 werden verletzt.

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Nur drei Tage später. Brüssel, 22. März 2016 Islamistische Terroristen greifen Flughafen und mehrere Metrostationen an. 39 Tote und 340 Verletzte. Essen 16. April 2016 In einem Sigg Tempel in der Ruhrgebiets Stadt explodiert eine Bombe. Drei Verletzte. Tel Aviv, 8. Juni 2016 Palästinenser schießen um sich, töten vier Menschen und Verletzten.

[00:16:42]

36 Orlando, Florida, 12. Juni 2016 Mit einem Sturmgewehr dringt ein Islamist in einen schwulen Nachtclub ein, tötet 49 Gäste und verletzt 53. Die Tat sorgt weltweit für Schlagzeilen.

[00:16:57]

Manu will Frankreich, 13. Juni 2016 Ein Islamist ersticht einen Polizisten und eine Polizei Sekretärin.

[00:17:05]

28. Juni 2016 Istanbul. Islamistische Selbstmordattentäter töten im Flughafen 45 Menschen und Verletzten 239.

[00:17:15]

Nizza, Frankreich. 14. Juli 2016 Ein Islamist rast mit einem LKW in die Menschenmenge an der Strandpromenade. Er ist außerdem bewaffnet und schießt um sich. Die Bilder gehen um die Welt. 86 Menschen sterben, unter ihnen der Attentäter. 303 werden verletzt. Würzburg, Bayern, 18. Juli 2016 Ein afghanischer Flüchtling greift in einer Regionalbahn Fahrgäste mit einer Axt und einem Messer an. Fünf verletzte Sek. Beamte erschießen den Attentäter.

[00:17:49]

Würzburg, das war am Montag derselben Woche. Plötzlich ist der Terror ganz nah hier in Bayern und jetzt am Freitag Terror in München am Olympia Einkaufszentrum. Die sozialen Netzwerke überschlagen sich.

[00:18:07]

David Songbook überquert die Hanauer Straße auf der Fußgängerbrücke zum Haupteingang des OEZ. Er geht hinein, bei den Rolltreppen schießt er viermal auf Diamant. Die Ermittler notieren dazu wieder aus rechtlichen Gründen nur sinngemäß wiedergegeben Davidson Bulli soll noch auf Diamant geschossen haben, als er schon auf dem Boden lag.

[00:18:29]

Er zielte auf den Kopf und traf. Der Mann schleppte sich noch bis zum Geschäft Foot Locker. Dort starb er. Die Zeugin KP war währenddessen bei ihm und hielt ihn.

[00:18:39]

Und auch hier schmäht der Mörder seine Opfer. Er ruft. Darauf habe ich sieben Jahre gewartet. Ihr habt mich sieben Jahre gemobbt. Jetzt ficke ich euch alle. Jetzt ficke ich euch. Alle Türken in Deutschland. Ich bin kein Kanake. Ich bin Deutscher. Ich hasse euch Moslems. Ihr habt den Tod ins Land geholt. Son Bulli schießt unablässig weiter um sich. Mehrere Kugeln beschädigen die Dekoration von Geschäften im Einkaufszentrum. Panisch fliehen die Menschen aus dem Gebäude.

[00:19:21]

Die gemacht wurden in einem der Geschäfte starren zwei Verkäufer durch die Fenster auf den Gang.

[00:19:42]

Sie sehen rennende Menschen. Dann Stille. Dann drei Polizisten mit gezogenen Waffen, die sich gegenseitig halten. Die Dreiergruppe schleicht vorbei. Einer der Polizisten schaut voran. Ein anderer sichert nach hinten. Alle drei halten Pistolen im Anschlag. Wo sind sie hingegangen?

[00:20:13]

David Songbook li. verlässt das Hohe Lied Z. Über einen Durchgang zum Parkhaus. Auf der Brücke zum Parkhaus II schießt er auf eine Frau, trifft sie aber nicht aus dem Polizei Protokoll. Auch hier aus rechtlichen Gründen nur sinngemäß.

[00:20:27]

Davidson Bolly verschoss sämtliche Kugeln in seiner Waffe. Dann nahm er die Pistole in die rechte Hand, holte das leere Magazin heraus, nahm neue Patronen aus der linken Hosentasche und steckte sie in das Magazin rückwärts.

[00:20:41]

Sich immer wieder umschauen. Durchquerte er das Parkdeck weiter um sich schießend. An der aufwÃrts Rampe wechselt er das Magazin seiner Pistole. 1759 vor der aufwÃrts Rampe trifft er auf einen Mann, mit dem er ein paar Worte wechselt. Dann tritt er wieder auf das freie Parkdeck. Das sieht der Anwohner Thomas S., der von seinem Balkon der fünften Etage das Parkdeck überblickt. Thomas S. sieht David Zoon Bolly mit seiner Pistole und er brüllt zu ihm herunter. Der Sohn seines Nachbarn steht ebenfalls auf dem Balkon und nimmt mit seinem Handy auf.

[00:21:17]

Wie Thomas S. mit Sohn Bullys streitet. Die Aufnahme lädt er auf YouTube hoch.

[00:21:26]

Ha, ha, ha, ha, ha, ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha!

[00:21:43]

Ich weiß, sagt er. Er hat im Schußwaffe Montana sehr viele Kinder der Telematik geladen. Ich wollte jetzt wissen, wie die Bullen da studiert haben. Irgendwie schon. Ich bin Deutscher. Du bist wirklich so ein Wichser. War. War hier geboren worden. Wart ihr zwei? Der Hals beginnt. Wiederholung. Ich warte, bis die Behandlung gehört. Er tut hier. Ich habe nichts getan. Ich hab die Schnauze voll. Wichser.

[00:22:24]

Wo bist du?

[00:22:28]

Wir sind genau so ne Art!

[00:22:40]

Wir müssen unsere Cocos Hocherhobenen mit neuem Ziel besuchen, um erhoben zu werden, wie. Müssen gelebt haben? Nein, ich nicht.

[00:23:09]

Wir von David Songbook Bolly legt an und feuert Richtung Balkon.

[00:23:15]

Eine Kugel fliegt gegen die Balkon Mauer seines Nachbarn im vierten Stock. Sie prallt ab und trifft den Bewohner am Rücken. Ein Polizist zielt mit seiner Maschinenpistole auf sein Bolly und drückt ab. Seine Kugel geht daneben, Sohn Voli duckt sich und läuft quer über das Parkdeck nach Norden. Auf der Flucht verliert er seine beiden Handys.

[00:23:42]

Gerüchte machen in München die Runde. Nicht nur ein Täter sei unterwegs, sondern gleich drei Vor dem Olympia Einkaufszentrum springen Männer türkisch oder arabisch aussehend in einen roten Mercedes. Passanten alarmieren die Polizei. Ermittler rasen heran. Niemand hat sich das ganze Kennzeichen gemerkt. Einer der drei Polizisten entdeckt in Sichtweite eine Tankstelle. Ob die Überwachungskamera wohl auch auf die Distanz zum OEZ noch brauchbare Bilder liefert? Die Beamten lassen sich die Aufzeichnung geben. Tatsächlich Sie erkennen den Mercedes. Sie erkennen das Kennzeichen.

[00:24:20]

Binnen Minuten ist ihre Fahndung erfolgreich. Sie haben das Auto. Sie haben die Männer. Und sie können die Spur gleich abhaken. Die haben nichts mit dem Anschlag zu tun.

[00:24:35]

Es war nicht der einzige Fehlalarm Beim Polizei Notruf standen an diesem Abend des 22. Juli 2016 die Telefone nicht mehr still, erinnert sich Münchens Polizeisprecher Marcus Gloria Martins. Und die meisten Notrufe hatten gar nichts mit dem Amok Anschlag am OEZ zu tun, sondern kamen von Phantom Tatorten, also von Thum Tatort.

[00:25:00]

Das ist nur eine Wortschöpfung von uns. Zeichnet sich dadurch aus, dass wir eine ältere oder das ist jetzt im Rahmen des UAZ gekommen. Das hat so in der deutschen Kriminalgeschichte in dieser Intensität noch nie gegeben. Also wir hatten ab 19 Uhr fünf, 73 Tatorte im größeren Kontext, also nicht nur in der Münchner Innenstadt, sondern bis zum Flughafen und bis nach Dachau raus, wo wir das kommt. Jetzt kommt der entscheidende Punkt Notrufe hatten also Menschen, die tatsächlich die Hemmschwelle überwinden, 1 1 0 anzurufen, weil man man fragt sich immer Darf ich das?

[00:25:33]

Also passierte irgendetwas, dass die Polizei dich anrufe. Also Menschen, die angerufen haben und dann gesagt haben Und jetzt kommt was ganz Spannendes. Hier ist geschossen worden, immer und dann entweder und hier liegen Tote oder hier liegen Verletzte in 73 unterschiedlichen Fällen. Zwei Fälle davon waren übrigens behauptete Geiselnahmen hier in der Münchner Innenstadt. Und kein einziger dieser dieser sogenannten Phantom Tatorte hatte tatsächlich einen substanziellen Inhalt.

[00:26:00]

Noch nie zuvor gab es eine vergleichbare Lage. Hunderttausende Menschen hören Radio und vernetzen sich, sind fast live dabei Facebook, Twitter, YouTube, Instagram und vor allem, was die Polizei später bei der Aufarbeitung überrascht. WhatsApp.

[00:26:20]

Die Bilder, die sehr schnell herumgegangen sind. Das ist mal das bekannte McDonalds Video. Auch die Situation am Parkhaus, aber auch die ganzen Schnappschüsse und die ganzen Schnipsel im Bewegtbild oder so ein Foto von Fan von Situationen im Stadtgebiet. Die haben über WhatsApp eine unglaubliche Tei Rate bekommen also diesen sehr viral gegangen und zwar nur auf der Ebene dieser Messenger.

[00:26:43]

Die Nebenwirkungen bekommt die Polizei zu spüren. In Dachau ruft jemand den Notruf von meldet einen Mann mit einem langen Mantel. Unter dem Mantel trage er eine Langwaffen. Langwaffen, das war seine Formulierung. Die Polizei rückt an. Der Verdächtige ist schnell gefunden. Er trägt keinen langen Mantel, sondern einen Parka. Und bei sich hat er keine Langwaffen, sondern einen Besen. Am Flughafen ruft jemand 1 1 0 an, da sei ein Mann mit gezogener Pistole in einem Geschäft. Die Polizei rückt an.

[00:27:22]

Da ist tatsächlich ein Mann mit einer Pistole, wohl ein ehemaliger Mitarbeiter, der Ärger mit dem Chef hat und ausgerechnet an diesem Abend den Chef mit Wut im Bauch zur Rede stellt und dazu eine Gaspistole mitbringt. Aus einem U-Bahn Wagen ruft jemand den Notruf an. Im Zug habe jemand geschossen, wohl mit einer Langwaffen. Es gebe Verletzte, womöglich Schlimmeres. Auch das. Ein Fehlalarm. Ein Gerücht. Jemand glaubt es. Und ruft 1 1 0! Und dann fliegen auch noch Hubschrauber Staffeln über München.

[00:27:58]

Sie passen ins Bild, obwohl sie mit dem Anschlag am OEZ tatsächlich nichts zu tun haben. Die Hubschrauber fliegen aus einem ganz anderen Grund über München. Ausgerechnet an diesem Tag.

[00:28:10]

Die Bundespolizei macht mit ihren Fliegern Staffeln regelmäßig Gebirgs Training, wo sie dann ihre Hubschrauberpiloten aus ganz Deutschland an ihren Stützpunkt in Oberschlau haben zusammen kommen. Und dann werden ganz viel Übung Szenarien rund zum alpinen Hubschrauber Flug geübt. Und genau zu diesem Zeitpunkt war ein solcher Lehrgang. Und dann fliegt dann halt eine grosse Formation mit 7 mit 12 Hubschraubern Richtung Berge. Das sieht jeder und es passt aber den Kontext Uhrzeit rein.

[00:28:40]

Am Boden sind 2300 Beamte unterwegs. Münchner Polizisten, Kollegen aus dem Umland, sogar aus Österreich rückt Verstärkung an. Die Polizei ist am Limit und auch der Polizeifunk ist am Limit.

[00:28:58]

Es gibt Schwierigkeiten bei der Koordination.

[00:29:01]

Wie führe ich plötzlich in einer Ad hoc Lage, die nicht vorbereitet ist, wo es zwar grundsätzliche Konzeptionen gibt, aber die, die noch nie mit so viel Leben gefüllt waren? Stichwort 2300 Einsatzkräfte? Wie führe ich die überhaupt? Wie funktioniert Kommunikation? Dass Funk eine ganz große Rolle spielt, ist hier klar. Dass der Funk auch hier an seine Grenzen kommt, ist auch klar. Weil unser Funk ist für den Alltag. Plus das konzipiert, was wir so bisher an Extremwerte hatten.

[00:29:32]

Sowas hatten wir noch nicht. Und man muss sagen, wir haben festgestellt, dass in der Spitze der Digitalfunk tatsächlich an seine Belastungsgrenzen gekommen ist. Aber er hat funktioniert und man muss im Gegenzug sich die Frage stellen Hätte denn unser guter alter Analog Funk in der gleichen Situation funktioniert? Und da sagen einige Fachleute Nee, hätte tatsächlich deutlich früher die Grätsche gemacht.

[00:29:52]

Die Polizei lässt den gesamten öffentlichen Nahverkehr stoppen. Der Hauptbahnhof wird evakuiert. Die Metropole München ist komplett lahmgelegt. Keiner kommt mehr rein. Wer drin ist, kommt nirgendwo hin. 18 Uhr 5 Amok Schütze David Sohn Bully ist jetzt auf der Flucht. Eine Zeugin sieht ihn aus seinem Gebüsch huschen. 18 Uhr 18 Ein Streifenwagen rast heran und stellt sich auf der Reichsstraße quer, als Sperre eine Zeugin sie den Amok schützen, aus dem Gebüsch fliehen.

[00:30:31]

Möglicherweise hat der Streifenwagen ihn aufgeschreckt und vertrieben. Dabei hatten die Beamten ihn gar nicht bemerkt. 18.30 Ein Zeuge meint Songbook. Sie seien einer fliehenden Menschenmenge mit gerannt und habe gerufen Da schießt ein Nazi!

[00:30:48]

Wenig später sehen Anwohner wie David Zoon Bulli um das Haus Henkel Straße 5 herumläuft. Irgendwie kommt er hinein. Die Polizisten finden später eine Patrone im Treppenhaus. Ein Anwohner begegnet ihm im fünften Stock, schöpft aber keinen Verdacht. Ein weiterer Anwohner sieht ihn verschwitzt in der achten Etage. Er hockt vor seinem Rucksack. Offenbar. Dort wechselt er sein T-Shirt. Er trägt jetzt ein blaues Hemd mit der Aufschrift Schill. 19 Uhr 5. Ein Zeuge sieht Sonnenbrille auf dem Gehweg vor dem Haus.

[00:31:26]

Dann verliert sich seine Spur wieder. Bis heute weiß die Polizei nicht sicher, wo er danach steckt. Die Ermittler vermuten, dass er sich im Keller und in der Tiefgarage des Häuser Komplexes versteckt. Die Beamten klingeln an den Wohnungstüren und suchen Zeugen. 20 Uhr 26 Antenne Bayern Reporterin Kati Mut ist immer noch an der gut Tankstelle an der Trieb Strasse in Hörweite zu den Häusern der Henckel Straße.

[00:31:56]

Es war nur dieses typische Stimmengewirr, was man so im Hintergrund hört. Und auf einmal haben wir diesen Schuss gehört. Und in dem Moment dachte ich mir das ist. Ich hab nicht dran gedacht das die Polizei geschossen hat. Und dann kam auch 5 Minuten später kam ein Polizist, der meinte lass uns bitte mal kurz unter der Hand, aber wir glauben, dass sich einer der Täter war es damals noch hinter der Hecke in den Kopf geschossen hat. Und das war halt 2 Häuserreihen weiter.

[00:32:22]

Er hat sich zwar relativ erfolgreich zweieinhalb Stunden lang verborgen gehalten, ist aber letzten Endes bei dem Versuch, das Versteck zu verlassen von unseren Ratten, von unseren Interventions Kräften angetroffen worden. Und jetzt kann man sich überlegen, was hat ihn getrieben? Hat es ihn getrieben, dass er erkannt hat, dass er nicht weiterkommt, hat ihm seine emotionale Lage getrieben. Aber Fakt ist, er hat sich selbst gerichtet und auch das ist etwas, wo man sagen kann hätte er an dieser Stelle versucht, weiter auf Dritte einzuwirken oder hätte er die Kollegen angegriffen, hätte polizeiliche Präsenz dazu geführt, dass wir ihn hätten stoppen können.

[00:32:56]

Das Interventions Team, das war tatsächlich eine Gruppe von Verkehrspolizisten, die zur Verstärkung zum OEZ geschickt waren. Sie hätten David schon Eboli fast nicht erkannt wegen seines frischen T-Shirts. Aber einer der Beamten meint, den Rucksack zu erkennen. Die Polizisten nähern sich. Der Ertappte habe etwas gemurmelt, erinnern sich die Polizisten. Dann habe er in eine Tasche gegriffen, die Pistole herausgezogen. Habe sie sich an den Kopf gehalten und abgedrückt. Damit ist David Songbook wie der zehnte Tote dieses Tages, nachdem er neun Unschuldige ermordet hatte.

[00:33:42]

Robert 15 Jahre, Jan 14, Selcuk 15 Carmela 14 Chef, da 45 Jahre Diamant. 20 Hussain 17 Sabine. 14 Juliano 19 Jahre. Trauernde und verzweifelte Familien. Der Anschlag ist vorüber. Nichts lässt sich rückgängig machen. Für die anderen geht das Leben weiter. Nach und nach rollt der Verkehr wieder an. In München. Die Ermittler machen sich an die Arbeit. Woher stammt die Waffe? War David Songbook allein Täter? In welchem Umfeld bewegte er sich? Wir recherchieren über ein Jahr, sprechen mit Betroffenen, den Angehörigen ermordeter Jugendlicher, sammeln mühsam Informationen bei den Behörden, beschaffen uns interne Unterlagen.

[00:34:44]

Sie verraten viel. Auch über David Songbook, der als Ali geboren wurde. Über sein Leben, seine Herkunft, seinen Charakter und seine Motive.

[00:35:03]

Der Anschlag vom 22. Juli 2016 in München. Ich bin jeden Tag am Grab. Jeden Tag. Vielleicht könnte man einen Dienst Hubschrauber der Merkel bei der Landung angreifen.

[00:35:14]

Es handelte sich nicht um einen Amoklauf, sondern um einen rassistischen rechtsextremistischen Terroranschlag.

[00:35:21]

Geheimakten OEZ Ein Podcast von Antenne Bayern jetzt abonnieren. In der nächsten Folge der Ali, der sich David nannte.