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Geheimakten Peggy Der Rätselhafte ist der Kriminalfall in Deutschland. Die Bürger in und um Lichtenberg finden keine Ruhe. Das ungewisse Schicksal von Peggy bewegt alle hier.

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Seit 2001 ist der Fall. Ungelöst ist bis heute.

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Sie haben den Schuldigen gebraucht, hin und wieder einen richtigen Fund bekommen. Nein, was ist mit den umgewandt?

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Antenne Bayern Podcast Geheimakten Peggy. Die Geschichte eines Skandals als Episode 14 Der Skandal. Willkommen zu Geheimakten Peggy, dem Podcast von Antenne Bayern. Ich bin Kordula Sanft aus der Antenne Bayern Nachrichtenredaktion und bei mir ist mein Kollege Christoph Lemmer und wir würden uns natürlich wie immer über eine gute Bewertung freuen.

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Am liebsten natürlich die vollen 5 Sterne Geheimakten.

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Peggy Es ist die 14. Episode, in der wir die Geschichte des Falz Peggy erzählen. Die Geschichte eines neunjährigen Mädchens aus Oberfranken, das im Jahr 2001 spurlos verschwand. Diese Episode heißt Der Skandal. @Christoph In der letzten Folge ging es um den Prozess und um das Urteil lebenslange Haft wegen Mordes. Da wäre der Skandal doch eigentlich schon vorbei.

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Ja, aber der Skandal ging jahrelang immer weiter und geht möglicherweise noch immer weiter. Auch heute noch. Niemand wusste ja im Jahr 2004 im Detail, was an diesen Ermittlungen alles angreifbar war. Das lag trotz des Endes des Prozesses bereits eine Ahnung in der Luft, aber eben mehr auch nicht.

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Nun kann man diese erste Ahnung irgendwie greifbar machen. Ein Ereignis, das die ganze Sache danach ins Rollen brachte.

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Ja, das kann man. Und zwar in Form eines Leserbriefes in der Franken Post am 10. Mai 2004. Das war nur wenige Wochen nach dem Motel. Und dieser Leserbrief hat es in sich.

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Hören wir uns mal einen Auszug daraus an. Das Gericht hat die Zeugen, die für den Angeklagten ausgesagt haben, indirekt der Falschaussage und Konspiration beschuldigt. Warum wurden diese Zeugen dann nicht angeklagt, wenn sie angeblich gelogen haben sollen? Weil man dann hätte beweisen müssen, wie es wirklich war. Ich kenne den Angeklagten seit seiner Geburt als einen gutmütigen, höflichen Menschen, da es ihm trotz seines von Gutachtern bescheinigten IQ von 67 Punkten gelungen sein soll, alle Ermittler hinters Licht zu führen.

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Bleibt die eine Frage stehen Sollte man sich um deren Chiko Sorgen machen? Die Justiz vollführt einen Rückschritt nicht nur ins Dritte Reich, sondern ins Mittelalter. Das gesamte Verfahren lief ab mit Familien, nein, Sippen, Verurteilung. Nahezu die gesamte Bevölkerung einer Stadt wurde zu Helfershelfern abgestempelt. Noch sind der schwarze Kittel und die grüne Uniform kein Monopol und auch keine Garantie für Gesetzestreue, Anstand und Moral. Er hat so richtig auf den Putz gehauen. Ja, aber es war ja trotzdem nur ein Leserbrief in einer Zeitung.

[00:03:04]

Aber wenn er mit Konsequenzen. Den hat auch die spätere Betreuerin des Verurteilten gelesen. Die schrieb dann selber auch einen Leserbrief und unterzeichnete den ganz frech einfach im Namen einer dann noch gar nicht existierenden Bürgerinitiative. Und das Fehlen an einem der Redakteure auf und statt eines abdruckte. Als Leserbrief wurde dieser Leserbrief eben als redaktioneller Artikel verarbeitet. Und dieser Artikel, der loggte dann weitere Leute an, die trafen sich dann über die Jahre immer wieder und diskutierten den Fall und beschafften sich nach und nach Akten.

[00:03:34]

Ja, die waren es dann auch, die die Wiederaufnahme des Prozesses dann Jahre später in Auftrag gaben und damit dann letztlich sogar Erfolg hatten.

[00:03:42]

Ja, und dann gab ja noch kurz nach dem Urteil ein Ereignis, das zunächst kaum einer bemerkt hat, das aber in der Folge viele Diskussionen ausgelöst hat.

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Ja, das war die Einrichtung einer Grabstätte für Peggy. Die war deshalb ungewöhnlich, weil es sich um ein leeres Grab handelt. Als das Urteil gesprochen wurde, da hatte das Gericht zwar einen Mann wegen Mordes verurteilt, aber es gab eben keine Leiche. Genau genommen war es eh nur eine Vermutung, dass Peggy tot sei. Wissen konnte das tatsächlich noch niemand.

[00:04:12]

Und eingerichtet hat dieses Grab Peggy ßen Mutter und das hat dann einigen Wirbel verursacht. Zunächst mal bei der Kirchengemeinde, zu der sie ging und auf deren Friedhof sie das Grab bekam. Das ist die jubilierte Kirche in Nordheim. Nordheim ist von Lichtenberg ungefähr 20 Kilometer entfernt und dort erschien kurz nach dem Urteil per GI's Mutter und bat den Pfarrer Matthias Rückert darum, dort ein Gedenken für Peggy einrichten zu können. Und der Pfarrer? Der erinnert sich da auch noch dran.

[00:04:40]

Die Gestaltung wurde eigentlich von der. Initiiert geht er immer über einen Steinmetz, da wo das alles aufbaut. Es wäre wichtig, uns angeschaut haben, war schon da, das ging ja relativ gut damals für uns. Und dann war es sehr schwierig für uns zu sagen Jetzt war mal wieder alles weg. Soviel muss eigentlich nicht geben.

[00:05:01]

Das sei so schnell gegangen. Da sei die Gemeinde dann schwer überrascht gewesen, wie die Grabstelle fertig war, denn es war am Ende eine richtige Grabstelle geworden und nicht nur irgendwie ein Gedenkstein oder sowas. Nur eben eine leere Grabstelle ohne sterbliche Überreste. Und gut möglich, dass Pegnitz, Mutter und der Pfarrer sich da auch irgendwie missverstanden haben. Jedenfalls empfanden einige aus der Gemeinde die Grabstelle für Peggy als makaber. Es gab Ärger und der Pfarrer musste es irgendwie erklären, dass die Irritationen da waren.

[00:05:32]

Selbstverständlich das Leugnen. Und dass wir natürlich dann auch so ein bisschen auf den Leuten mit.

[00:05:42]

Und wie hat Peggy Mutter das erklärt? Ja, das hab ich sie gefragt. Und darauf hat sie auch geantwortet. Schon vor längerer Zeit, nämlich 2012, als ich die Beitrag Serie über den Fall Peggy für Antenne Bayern produziert habe. Genau zu dieser Zeit ist die Mutter auch ziemlich heftig attackiert worden und zwar von dieser Bürgerinitiative, die sich für den Verurteilten einsetzte. Diese Initiative warf der Mutter vor, sie wisse mehr über den Tod ihrer Tochter, als sie preisgebe.

[00:06:05]

Es gebe Zweifel, dass Peggy überhaupt tot sei und dass die Mutter das Grab für Peggy einrichtete. Das sei verdächtig. Und dass sie den 7. Mai 2001 als Todestag auf den Grabstein setzen ließ, das könne sie gar nicht wissen, weil die Leiche ja noch gar nicht aufgetaucht sei. Und dann wurde da mal behauptet, Peggy lebe in Tschechien, dann immer wieder in der Türkei, dann, sie lebe irgendwo anders in Deutschland. Besonders krass war die wirklich frei erfundene Version, ein Mädchen in Weimar sei in Wahrheit Peggy und lebe da unter einem neuen Namen weiter.

[00:06:36]

Dieses Mädchen in Weimar, das gibt es wirklich. Das wurde damals von einigen selbsternannten Privatermittler aus dem Kreis dieser Bürgerinitiative regelrecht gestalkt. Die lauerten ihr z.B. vor der Schule auf. Da musste die Polizei einschreiten und jedesmal sollte per Gizmodo irgendwas damit zu tun haben. Die Bürgerinitiative hatte sich richtig auf die Mutter eingeschossen. Das hat zeitweise schlimme Ausmaße gehabt. Ich habe Bagis Mutter 2012 darauf angesprochen, zu einer Zeit, als es richtig hochkochte und die Mutter glaub ich auch mir gegenüber misstrauisch war und irgendwie gedacht hatte, ich hing nur noch mit denen zusammen, die da so über sie reden, was aber nie der Fall war.

[00:07:11]

Das war in der Konsequenz aber auch erst hinterher klar. Jedenfalls hat sie mit mir gesprochen. Sie hat meine Fragen beantwortet und hier ist, was sie dazu gesagt hat zu diesem Grabstein. Von Gericht heißt es Mein Kind ist tot. Das ist der Stand nach dem Urteil. Wir sagte auch mit meinem Psychologen damals in Zusammenarbeit ist dieser Stein, ist dieser Ort entstanden für mich. Ja, ich verstehe.

[00:07:43]

Im Moment muss ich Ihnen auch ganz ehrlich sagen, ich verstehe das irgendwo nicht, dass sich jetzt jeder, dass es sich alles um und um diesen, um diesen Stein dreht.

[00:07:54]

Normalerweise stehen gerade unten in Bayern sind ganz viele, wenn wenn ein Kind z.B. oder egal ob Kind Erwachsener diese Unfall stellen, überall steht ein Kreuz am Weg. Das haben wir hier bei uns, auch wenn irgendwo was ist, nur an dem Datum. Das Datum steht doch fest. Am 7.5 2001 ist mein Kind verschwunden. Laut Prozess. Laut dem Urteil heißt es Mein Kind ist am 7. 5. Wie Sturm muss man so sagen umgebracht worden. Wie Sturm. Finde ich jetzt ein bisschen humaner ausgedrückt, wenn ich sage, dass sie gestorben ist an diesem Tag.

[00:08:40]

Zugleich sagte die Mutter in demselben Gespräch auch noch etwas anderes, was eigentlich nicht zu dem Grabstein und dem Today's Termin passen will.

[00:08:46]

Hören wir uns doch das an. Es ist ja immer noch nach wie vor die Frage Wo ist mein Kind? Und ich möchte mein Kind einfach wiederhaben.

[00:08:54]

Da hatte sie recht, als sie das sagte. Wie gesagt, im Jahr 2012, das war noch Jahre vor dem wieder Aufnahmeprozess und noch länger vor dem Auffinden der sterblichen Überreste ihrer Tochter. Und in dem Gespräch äußerte sie andererseits auch noch Hoffnung. Ich habe die Hoffnung, wenn es zu einem Wiederaufnahmeverfahren kommen sollte, das ich ganz einfach meine Tochter wieder kriege. Und dass die Fragen zum Verbleib meiner Tochter geklärt werden.

[00:09:27]

Christoph Ich wage ja kaum, da jetzt so rein zu fragen. Aber ich finde, dass das schon ein bisschen widersprüchlich klingt. Also einerseits ein Todesdatum auf dem Grabstein, andererseits die Hoffnung, PEGI wieder zu kriegen.

[00:09:38]

Das ist ja auch widersprüchlich. Dazu muss man aber sagen Diese Widersprüchlichkeit, die hat sich bei GUIs Mutter nicht selber ausgedacht, die ist damit konfrontiert worden, und zwar vom Staat, die eine staatliche Stelle, nämlich das Gericht hat dir gesagt, Peggy sei tot. Und auch der Staatsanwalt hat es im ersten Prozess ja ganz deutlich formuliert, dass er von Der Tod überzeugt sei. Aber es gab zugleich noch Jahre später andere staatliche Stellen. Die haben so getan, als sei Peggy am Leben.

[00:10:02]

Und die Mutter hat damals auch keinen Totenschein bekommen. Und was sie sonst über Behörden verhalten sagt, das klingt. Gruselig, finde ich, können wir dann nochmal weiterreichen. Ja, es geht z.B. bei Lewis, dass er bei mir gemeldet ist, dass dann z.B. wie jetzt die Wähler Post kommt, weil sie ist ja über 18, sie kann ja wählen, das zum einen dann zum Beispiel von der Krankenkasse kommt Post, dass er ja die Schule beendet hätte, ob sie jetzt vorhat, ne ne Ausbildung anzufangen oder ob sie studieren möchte.

[00:10:34]

Da ist dann ganz einfach die Sache, ob sie sich selber versichern möchte oder ob sie dann, wenn sie studiert, weiter bei mir versichert bleiben möchte.

[00:10:43]

Dann z.B. beim Umzug geht es weiter, dass mal auf der Meldestelle das man das angeben muss. Wie gesagt dann der Schulbesuch damals, dass ich Post bekommen habe, in welche Schule ich denn weiterführende Schule ich Peggy an mich anmelden möchte.

[00:11:03]

Ja, so zieht sich das wie ein roter Faden durch das ich ja eigentlich sogar auch bei meinem Vermieter und da sie ja mit gemeldet ist das wäre ja dann ein 4 Personen Haushalt und dementsprechend müsste ich dann ja waser die ganzen die ganzen Nebenkosten die anfallen nicht. Er Ja dann. Für eine vierte Person eigentlich zahlt wären. Also das Gericht sagt, Peggy sei tot. Die Schulbehörde sagt, die Mutter solle Peggy zur Schule anmelden. Das Einwohner AMMD schickt Peggy eine Wähler Bescheinigung und das zu einer Zeit, als Peggy schon 11 Jahre verschwunden war.

[00:11:44]

Das ist wirklich verrückt. Da ist nicht die Mutter verrückt, da ist der Staat verrückt. Und was soll die Mutter denn da glauben? Dass sie tot ist? Wie das Gericht sagt, dass sie nicht tot ist? Wie man aus dem Verhalten der anderen Behörden schließen soll. Und dann zugleich diese Angriffe aus der Bürgerinitiative man muss sich das wirklich mal vorstellen verliert diese Frau ihre Tochter und Jahre später wird sie für vermeintliche Verfehlungen in ihrem Privatleben, die niemanden etwas angehen, öffentlich angegriffen.

[00:12:07]

Ehrlich gesagt, ich finde auch das skandalös.

[00:12:23]

Geheimakten Peggy von Antenne Bayern Christoph Du hast in den letzten Monaten auch wieder versucht, den Fall weiterzubringen und vielleicht doch noch zu einer Lösung beizutragen.

[00:12:33]

Gibt's dazu denn was Neues für diesmal nur eine Kleinigkeit. Die Staatsanwaltschaft hat auf meine Anfrage zu dem Geschäftsmann in Ostdeutschland geantwortet.

[00:12:41]

Also den Mann, den wir in der letzten Folge vorgestellt haben. Genau. Der Mann, von dem eine Nachbarin von PGs Familie sagte, er gebe ihr jederzeit Geld, wenn sie welches brauche. Ich wollte wissen, ob die Polizei diesen Mann einmal vernommen hat. Die Staatsanwaltschaft hat es bestätigt. Das haben sie. Ich wollte außerdem wissen, ob Sie die Finanzen dieses Mannes untersucht haben, also ob Sie ermittelt haben, ob er damals nach Bagis verschwinden, eine größere Summe Geld flüssig gemacht hat.

[00:13:06]

Die Antwort der Staatsanwaltschaft Nein, das haben Sie nicht untersucht. Diese Antwort würde ich als Eingeständnis eines Versäumnis werten. Die Polizei hat zu diesem Mann keine Finanzer Ermittlungen durchgeführt. Das wäre angesichts der Aussage der Nachbarin von Birgits Familie aber notwendig gewesen. Diese betreffende Aussage der Nachbarin, aus der sich das ergibt, die liegt mir auch vor. Für mich ist an dieser Stelle Endstation. Der Geschäftsmann selber wollte mit mir nicht reden. Der Rest der Familie auch nicht.

[00:13:34]

Na gut, also soviel dazu. Zurück zur Entwicklung des Falls nach dem ersten Urteil. Wobei es ja schon bemerkenswert ist, dass wir hier einen Kriminalfall haben, der erst nach dem Urteil richtig eskalierte und nicht vorher, wie das ja normal wäre. Und da hattest du ja auch schon die Anfänge geschildert.

[00:13:51]

Zu dem Verurteilten muss man sagen, dass er geistig behindert ist und zwar so schwer, dass eine gesetzliche Betreuerin hat. Früher nannte man das Vormund. Betreuerin ist dasselbe. Klingt halt nur anders. Und die Gründerin dieser Bürgerinitiative? Die hat sich mit Unterstützung der Eltern des Verurteilten gerichtlich als Betreuerin einsetzen lassen. Und das ist sie bis heute. Und sie hat mit ihren Mitstreitern begonnen, ja Akten zu sammeln und über etliche Jahre Ungereimtheiten zu diskutieren.

[00:14:16]

Naja, ich kann mich an die Zeit auch noch erinnern, da es immer wieder mal auch kritische Artikel. Da wurde immer wieder gezweifelt, ob dieses Urteil denn richtig war. Und auch wir von Antenne Bayern haben natürlich darüber berichtet und da wurde auch immer wieder die Betreuerin zitiert.

[00:14:30]

Aber so richtig heiß wurde es nie, weil die Betreuerin und ihre Mitstreiter eben immer wieder auch über das Ziel hinausgeschossen sind, z.B. mit ihren Vorwürfen gegen Peggy Mutter oder bis in die jüngste Zeit auch mit laut geäußerten Zweifeln z.B. daran, dass die sterblichen Überreste von Peggy, die ja inzwischen eben doch gefunden wurden, wirklich zu Peggy gehören. Und wenn ich das als persönliche Einschätzung sage, da hat manches schon ein leicht verschwörungstheoretischen Touch. Also viele Anstöße der Bürgerinitiative, die waren absolut richtig.

[00:14:59]

Aber anderes passte eben nicht.

[00:15:01]

Ja, aber das hat sich ja dann doch wieder geändert. Irgendwann kam der Fall ja dann doch wieder in den Schlagzeilen.

[00:15:06]

Ja, genau das war dann ab dem Jahr 2011 2012. Da war Peggy dann 10 Jahre und mehr verschwunden. Und eines Tages, da wandte sich die Betreuerin des Verurteilten an den Frankfurter Rechtsanwalt Michael Euler. Der erinnert sich ja.

[00:15:23]

Es begab sich, dass ich einen Anruf erhielt von der Betreuerin meines damaligen Mandanten. Die kam auch mehr oder minder durch Zufall auf mich. Ich hatte mich damals schon so ein bisschen auf Wiederaufnahmeverfahren eingestimmt. Es ist eine Spezial Materie. Im Strafrecht wird auch nicht von vielen Strafverteidigern bearbeitet und von einem ehemaligen Mandanten hatte diese Betreuerin erfahren, dass ich mich mit Wiederaufnahmeverfahren auseinandersetze. Daraufhin hat sie wie gesagt Kontakt zu mir aufgenommen und ich habe sie in die Kanzlei eingeladen. Sie wollte mir unbedingt einen Fall präsentieren.

[00:16:10]

Sie kam dann auch mit ihrem Ehemann zu mir und fragte mich, ob ich was mit dem Fall Peggy anfangen könne. Ich habe damals gesagt, so adhoc fiel mir nichts zu ein. Der Fall Peggy war in den Medien gewesen, zu einem Zeitpunkt, da war ich selbst noch gar nicht Rechtsanwalt. Ich hab den Fall natürlich damals auch in der Presse verfolgt gehabt. Dem konnte sich ja eigentlich niemand entziehen. Das ging ja tagelang wirklich durch die Presse, zumal da ja auch diese Tornados flogen, die Nachtheil nach diesem Mädchen gesucht haben.

[00:16:46]

Und ich hab dann bei Google zunächst mal den Namen eingegeben gehabt Peggy Mord. Und das erste, was kam, war dieses Bild von diesem Mädchen mit den blauen Augen. Und dann dämmerte es auch mir, was das für ein Fall gewesen ist. Und dann hab ich erst einmal die Betreuerin erzählen lassen. Sie sagte zu mir Sie bittet mich mal um knapp eine Stunde meiner Zeit. Sie will mir diesen Fall mal präsentieren und auch das, was sie schon selbst ermittelt hat.

[00:17:19]

Und dann habe ich sie eine Stunde lang erzählen lassen. Und es gab da Momente, wo es mir dann teilweise eiskalt den Rücken runter gelaufen ist. Schon anhand ihrer Schilderungen, was da damals alles schiefgelaufen ist in diesem Verfahren. Und man muss halt wissen, es gibt viele Mandanten, die erzählen dem Anwalt erst mal die tollsten Geschichten. Wenn man dann ein bisschen tiefer bohrt und dann nachforscht, hält man fest Das sind alles irgendwelche Luftnummern. Aber die Betreuerin verstand es tatsächlich, mich dann auch auf Anhieb zu überzeugen, weil alles das, was sie mir gesagt hat, konnte sie direkt vor Ort anhand von Akten belegen.

[00:17:59]

Sie hat also Ordner weise Akten dabei gehabt und hat auch relativ schnell Zugriff drauf und hat mir gesagt, sie solle das, was gerade gesagt habe, da und da und da steht's. Und dann fragte sie mich eben, ob ich den Fall übernehmen würde. Und ich hatte ihr damals erklärt, dass gerade vor dem Hintergrund des Umfangs dieser Akte das sind nach meiner Erinnerung über 15 000 Seiten Ermittlungsakte gewesen. Habe ich gesagt Das ist ein Fall, den kann kein Rechtsanwalt, wenn es nicht ordentlich honoriert wird, mal so ad hoc bearbeiten, habe ich gesagt.

[00:18:38]

Der Fall hört sich spannend an. Ich gucke mir den gerne an, aber es wird dauern.

[00:18:45]

Und ich habe dann angefangen, diesen Fall hobbymäßig mit tatkräftiger Unterstützung von der Betreuerin, also neben meinem Hauptberuf sage ich mal zu bearbeiten.

[00:18:59]

Eine gewaltige Aufgabe, wie sich herausstellte. Und Anwalt Euler erinnert sich auch, wie er von der Staatsanwaltschaft von Anfang an ausgebremst wurde.

[00:19:10]

Man muss natürlich zunächst einmal sich die Akte komplett beschaffen. Da fing es schon an, hatte man mir schon Steine in den Weg gelegt seitens der Justiz in Hof. Das heißt, die Akten befanden sich dort nach wie vor bei der Staatsanwaltschaft und normalerweise so, dass man als Anwalt Akten schriftlich anfordert und man die dann in die Kanzlei geschickt bekommt. Was nicht so? Da bekam ich ein nettes Schreiben der Staatsanwaltschaft, die mir aufgaben, dass ich diese Akten doch bitte ausschließlich persönlich abholen sollte und diese Akten auch persönlich wieder zurückbringen müsse, sodass ich tatsächlich zunächst einmal den weiten, beschwerlichen Weg auf mich nehmen musste, nach Hof zu fahren.

[00:19:52]

Die Akten in Empfang zu nehmen, die dann hier erst einmal entsprechend zu kopieren. Man kriegt ja relativ kurze Fristen, nur bis diese Akten wieder zurück gelangen müssen, zur Staatsanwaltschaft oder zu Gericht. Ja und dann fing man hier erst einmal an, diese Akten komplett einzuscannen. Also nicht zu kopieren. Ich habe die hier verkannt. Hat dann auch eine entsprechende Volltextsuche gehabt in diesen Akten. Wie gesagt, es waren über 15 000 Seiten. Und dann gingen die Akten wieder zurück nach Hof.

[00:20:24]

Und dann saß man hier zunächst einmal. Zum einen mit den Ausarbeitungen einer Betreuerin und mit einem relativ großen Stapel Akten, die zwar fast gent waren, die waren dann auf einer CD drauf. Das heißt, das hat man erst einmal nicht so gesehen. Wie umfangreich das ist. Aber ich hatte ja allerorten bei mir im Büro stehen gehabt. Wir haben gerade mit Müh und Not in ein Auto bekommen und hatten dann entsprechend die Ordner aufgereiht bei mir im Büro. Das war eine relativ lange Schlange an Ordnern, die da so nebeneinander standen.

[00:20:58]

Dann ging es darum, die erst zu verkennen, dass man überhaupt richtig mit diesen Akten arbeiten konnte. Und ja, und dann gingen, wie gesagt, die eigentliche Arbeit zunächst einmal los.

[00:21:10]

Also 15 000 Seiten Akten lesen. 15000 Seiten? Genau. Aber jetzt muss man sich diese 15 000 Seiten nicht etwa als sortiert und geordnet vorstellen, sodass da alles klar wird beim Lesen, sondern ganz im Gegenteil.

[00:21:26]

Sie hatten sich mal als Anwalt hätten und lesen mal 15 000 Seiten Gerichtsakten, wenn Sie die einmal durchgelesen haben. Nun fangen Sie ja gerade wieder von vorne an, weil sie gar nicht mehr wissen, was im ersten Band gestanden hat. Und es war eine unsägliche Arbeit vor dem Hintergrund, dass diese Akte seinerzeit weder durch Polizei noch durch Staatsanwaltschaft ordnungsgemäß aufbereitet worden ist. Wir haben da wirklich eine Akte gehabt, wo man sich gefragt hat, ob die sich mal in einem sortierten Zustand befand und die Ermittlungsbehörden oder die Staatsanwaltschaft hergegangen ist und alle Seiten bunt durchgemischt hat, einfach nur ums Verteidigen oder Gerichten schwer zu machen, den Überblick zu behalten.

[00:22:15]

Während Anwalt Euler sich durch die Akte arbeitete, interessierten sich dann auch Medien wieder stärker für den Fall Peggy. Das war dann 2012 und da spielten wir von Antenne Bayern, das kann man schon so sagen eine ganz besondere Rolle.

[00:22:28]

Ja, die Antenne Bayern Exclusiv Reportage, das war ja eine Serie mit Beiträgen von dir. Eine ganze Woche lang mit mehreren Beiträgen täglich in den Nachrichten und im laufenden Programm. Das war wirklich außergewöhnlich, muss man sagen. Lass uns da doch nochmal kurz ein paar Passagen daraus anhören.

[00:22:47]

Antenne Bayern Redakteure haben monatelang intensiv recherchiert und erstaunliche Widersprüche und auch neue Erkenntnisse gefunden.

[00:22:54]

Die Ermittler haben uns unter Druck gesetzt, um Aussagen zu widerrufen, wenn sie nicht ins Konzept passen. Normalerweise. Denn in den Fall der kleinen Peggy aus Lichtenberg in Oberfranken, die vor mehr als elf Jahren verschwunden ist, kommt wieder Bewegung. Zwei Kinder haben damals Peggy noch Lichtenberg gesehen, als sie angeblich schon nicht mehr am Leben sein sollte.

[00:23:13]

Der Anwalt des Verurteilten, Ulf Kulaken, will den Prozess noch einmal neu aufrollen lassen. Dabei stützt er sich auch auf die Ergebnisse unserer Antenne Bayern Recherchen.

[00:23:23]

Rechtsanwalt Michael Euler plant, neue Beweise vorzulegen, die bisher nie vor Gericht gelandet sind.

[00:23:30]

Ich kann mich an diese exklusive Reportage wirklich noch gut erinnern. Aber was ich bis heute nicht weiß Wie kam die eigentlich zustande? Ich weiß noch, Christoph, dass du damals monatelang unterwegs warst. Ab und zu im Sender mit dem Chefredakteur gesprochen hat, das dann unsere Produktions Abteilung mit viel Aufwand deine Beiträge hergestellt hat und dass dann ein ganzer Wochenplan für diese Serie in unseren E-Mails landete. Aber wie kam es dazu?

[00:23:55]

Es kann deshalb, weil die Programmdirektoren nicht beauftragt hatte, das Thema von Grund auf zu recherchieren. Und sie hat praktisch alle Mittel freigegeben, damit ich das ohne Zeitdruck machen konnte. Nicht anders als jetzt übrigens auch. Oder vergangenes Jahr, als ich die Hintergründe des Terroranschlags am Münchner Olympia Einkaufszentrum recherchiert habe und das als erste Geheimakten Podcast Serie produzieren konnte. Also wirklich eine ungewöhnliche Vorgehensweise. Ich kenne auch keinen anderen Sender, weder öffentlich rechtlich noch privat, wo ein Reporter so arbeiten kann.

[00:24:22]

Und das war ja auch riskant. Als ich angefangen habe, da hatte ich wirklich keine Ahnung, ob diese Recherche zu irgendetwas führt. Da hat die Justiz in Oberfranken ja immer noch eisern behauptet, das Urteil von 2004 sei korrekt gewesen und habe. Sogar in der Revision vor dem Bundesgerichtshof Bestand gehabt, haben ja sowieso konsequent versucht, jeden als Spinner dastehen zu lassen, der Zweifel an diesem Urteil geäußert hat. Also wie ich dich angerufen hatte, ich hatte das Gefühl, die behandeln mich jetzt auch, als ob ich irgendwie so ein Verschwörungstheoretiker wäre.

[00:24:48]

Aber ich habe einfach nur meine Fragen gehabt und ich hatte wirklich handfest begründete Zweifel und diese wollten die einfach nicht wahrhaben. Aber dann gab's in meiner Recherche den Durchbruch. Ich hab dann ein Detail aufgeklärt bekommen. Da war dann wirklich glasklar, dass dieses Urteil nicht stimmen konnte. Na dann lass mal hören.

[00:25:12]

Lichtenberg in Oberfranken. Juni 2012. Ich bin unterwegs zu Jörg D. Der war damals ein Schulkamerad von Peggy Jörg D. Und sein bester Freund waren nach der Verschwinden wochenlang immer wieder von der Polizei vernommen worden. Die beiden sagten aus, sie hätten Peggy am Nachmittag am Martok Platz in der Stadtmitte getroffen. Wenn das stimmt, dann musste das Urteil falsch sein, denn das Gericht hatte geruhte, dass Peggy am Mittag zwischen 13.15 und 13.45 ermordet worden sein musste. Davor war sie in der Schule.

[00:25:48]

Danach hatte der Verurteilte ein Alibi. Die beiden Buben sahen Peggy aber zwischen 14 Uhr, 45 und 15 Uhr, und zwar lebend. Über Wochen hatte die Polizei Jörg T. Und seinen Freund immer wieder vernommen. Die beiden wurden in ihren Aussagen aber immer detaillierter. Und dann, am Ende dieser Vernehmung Serie wieder, riefen beide plötzlich alles, was sie bis dahin ausgesagt hatten. Sie bezeichneten alles Vorherige als Lüge. Das kam mir komisch vor. Ich wollte wissen, wie das zustande gekommen war.

[00:26:19]

Zuerst diese detaillierten Aussagen, die auch immer übereinstimmten und dann plötzlich der Widerruf.

[00:26:28]

Ich habe Jörg D. Ausfindig gemacht und will ihn ein Fachfragen eröffnet. Ich frage Was habt ihr damals wirklich gesehen?

[00:26:36]

Er antwortet Also ich weiß, dass ich mit Kumpels und nur eben im Steven auch unten am Bekker und Name Peggy einsteigen in ihr Auto.

[00:26:44]

Aber warum dann habt ihr eure Aussagen widerrufen, nachdem ihr wochenlang immer detaillierter genau das ausgesagt habt? Die Polizei habe ihn noch einmal vernommen und behauptet, sein Freund habe seine Aussage zurückgenommen, antwortet Jörg.

[00:27:00]

Ja, das war so, dass die Polizei uns einzeln vernommen haben, also ohne Elternteil oder sonst irgendetwas. Ganz alleine habe ich natürlich aus Angst, weil ich ja noch klein waren. Hab gedacht, bevor ich Ärger mit der Polizei bekommen. Aber ich sag ja, das war eine Lüge.

[00:27:14]

Und dasselbe habe die Polizei zur selben Zeit mit seinem Freund auch gemacht. Ja, das ist wirklich unglaublich.

[00:27:21]

Beide Zeugen, die damals noch kleine Jungs waren, wurden unter Druck gesetzt und es wurde ihnen jeweils erzählt, der andere habe die Aussage zurückgenommen, was ja auch nicht stimmte.

[00:27:31]

Das war der Punkt, an dem ich gesagt habe Hier stimmt wirklich was nicht. Und das ist nicht nur irgendein Gerede.

[00:27:52]

Geheimakten Peggy Episode 14 Der Skandal. Die Aussagen dieser beiden jungen Jörg D. Und seines Freundes erinnert sich auch Anwalt Euler noch gut und auch daran, wie er selber nach unserer Berichterstattung die Spur aufgenommen hat.

[00:28:07]

Die haben Skizzen angefertigt, sind getrennt voneinander vernommen worden, wohlgemerkt, haben Skizzen angefertigt, haben gezeigt, wo der Mercedes stand, wo die P. Eingestiegen ist. Die konnten sehr detailliert beschreiben, dass sie beispielsweise auf dem Rücksitz Platz genommen hatte, man diese zu umklappen musste. Also alles eine Beschreibung, wo man sie sagt. Zwei kleine Jungs von 9 10 Jahren tätig können sich sowas nicht ausdenken, schon gar nicht absprechen. Zumal. Welchen Grund sollten die denn da gehabt haben, der Polizei so einen Unfug zu erzählen?

[00:28:39]

Aus der Akte wäre die Aussage dieser beiden Buben allerdings bestenfalls mit viel Glück zu rekonstruieren gewesen. Im Jahr 2012, als Euler selber noch sein Material sichtete. Da hab ich ihn am Telefon mit dieser von der Polizei manipulierten Aussage der beiden Jungen konfrontiert und das war seine Reaktion damals am Telefon.

[00:28:59]

Aus der neuerlich getroffenen Aussage von dem Herrn Donat ergibt sich natürlich jetzt ein weiterer Wiederaufnahme Grund für das gesamte Verfahren. Darüber hinaus muss man sich wirklich fragen Wie hat die Polizei damals die Vernehmungen geführt? Also hier in diesem konkreten Fall jetzt muss man tatsächlich davon sprechen, dass hier Aussagen durch die Polizeibehörden passend gemacht worden sind.

[00:29:30]

Und natürlich haben wir auch jetzt noch einmal darüber gesprochen und so erinnert sich der Anwalt heute, da bin ich aber auch erst relativ spät darauf aufmerksam geworden, weil man muss wissen, sämtliche Zeugenvernehmungen in der Akte. Wir erinnern uns über 15 000 Seiten Akte, die befanden sich nicht unmittelbar hintereinander in der Arktis an die Wand verstreut. Und diese Zeugenvernehmungen befand sich wie eine Vernehmung. Ich sage jetzt mal in Band 4, die von dem zweiten Jungen in Band 6, der Widerruf war dann irgendwo in Band 15 von dem einen Jungen.

[00:30:02]

Der andere Junge hat es in Band 18 widerrufen und das muss man sich erst einmal zusammensuchen. Und um dann einen Zusammenhang herzustellen, muss man erst einmal alle Aussagen sortieren, die in entsprechender Reihenfolge bringen. Hintereinander sortieren. Was weiß ich anfangs sagte Man kam sich vor, als hätte man mit dieser gesamten Ermittlungsakte einmal Memory gespielt und alle Seiten durchmischt.

[00:30:26]

Und als ich dann mir dieses Bild verschafft habe, die Aussagen nebeneinander gelegt, habe ich ihm gesagt Hier stimmt irgendetwas nicht, hier stimmt irgendetwas nicht, sagt also auch der Anwalt.

[00:30:37]

Und der ist dann auch nach Lichtenberg gefahren und hat mit den beiden Jungs gesprochen und er erinnert sich, was sie ihm sagten.

[00:30:46]

Und dann erzählten sie mir eine Geschichte. Da stellen sich mir heute noch die Nackenhaare auf. Die sagten Nee, nee, das, was wir erst erzählt haben bei der Polizei, das stimmte. Wir sind dann ein Jahr später nochmal zur Polizei geholt worden. Soweit wir uns erinnern, waren unsere Eltern nicht dabei. Auch ein Kuriosum in der Akte steht drin. Erschienen mit den Eltern bei der Polizei. Die Eltern sagen mir heute Nein. Wir waren dann nicht mehr dabei.

[00:31:12]

Wir haben das überhaupt nicht gewusst, dass sie nochmal vernommen worden sind. Und dann schildern die Jungs etwas. Was ein Unding eigentlich ist Die Polizei ist hell gegangen und hat dem ersten gesagt Wir wissen schon, dass du gelogen hast. Dein Freund hat uns nämlich schon gestanden, dass ihr euch das ausgedacht habt. Jetzt sag uns, dass du auch gelogen hast. Uns gibt's hier eine Menge. Leider. So ein kleiner Bub von 10 Jahren. Was macht er in der Situation?

[00:31:43]

Der sagt natürlich. Okay. Ja, er hat nicht gestimmt. Daraufhin war natürlich dieser Entlastungszeugen kein Entlastungszeugen mehr. Der war verbrannt. Genauso wars.

[00:31:57]

Beide Jungen wurden darum im ersten Prozess erst gar nicht als Zeugen angehört.

[00:32:02]

Die Polizei hat es tatsächlich geschafft, so gut wie sämtliche Belastungszeugen oder Entlastungszeugen aus dem Weg zu räumen.

[00:32:11]

Die Polizei nicht aus eigenem Antrieb gemacht? Oder ist die Polizei dazu eine Staatsanwaltschaft? Naja, ermuntert oder unter Druck gesetzt worden?

[00:32:20]

Also ich habe keine Hinweise gefunden, dass das auf Betreiben der Staatsanwaltschaft erfolgt ist. Das ist nach meinem Dafürhalten von der Polizei selbst ausgegangen. Aber man musste halt einen Täter präsentieren und die Geschichte passend machen.

[00:32:35]

Und wer das für sich genommen schon skandalös genug klingt es kommt eben dazu, dass die Behörden aktiv versucht haben, wenigstens die spätere Aufklärung zu verhindern. Etwa als Anwalt Euler versuchte, Kontakt zu dem V-Mann der Polizei aufzunehmen. Wir erinnern uns Der Mann, der mit dem Verurteilten im Fall Peggy gemeinsam in der geschlossenen Psychiatrie in Bayreuth saß und bei der Polizei behauptete, er habe ein Geständnis von ihm erhalten. Im Ermittlungsverfahren hatte der eine zentrale Rolle gespielt, und darum wollte der Anwalt mit ihm reden.

[00:33:08]

Aber das war gar nicht so einfach.

[00:33:10]

Ich habe ihn jedenfalls aufgesucht. Stand an der Pforte vom Bezirks Klinikum, hatte erbeten, dass ich als Anwalt diesen Peter Hofmann sprechen dürfe. Worauf es dann erst einmal hieß Den gibt's hier nicht. Es kann doch gar nicht sein. Nein, ein Peter Hoffmann haben wir hier nicht gesagt. Also entweder sucht ihr den jetzt bei euch oder wir holen die Polizei bzw. ich würde ganz gerne den Leiter hier sprechen, wo denn euer Peter Hoffmann abgeblieben ist. Ja, Moment, vergingen etliche Minuten und dann hieß es Ja, der ist hier auf Station XY Epsilon.

[00:33:52]

Nun können Sie natürlich besuchen und haben Sie mich zunächst zur falschen Station geschickt. Von da bin ich dann weitergeschickt worden und dann habe ich da etliche Minuten warten müssen, bis dann letzten Endes eine Ärztin mit einem Pfleger erschien. Und die sagten mir Herr Euler, der Hofmann ist bei uns. Ich komme jetzt, um Ihnen zu sagen, dass er sie nicht sehen möchte. Und ich hab auch extra hier den Pfleger XY mitgebracht als Zeugen dafür, dass das stimmt, was ich ihnen erzähle.

[00:34:33]

Also die ganze Situation war völlig grotesk. Ich hab dann gesagt Okay, ich kann natürlich nicht erzwingen, dass der mit mir spricht, aber ich bitte Sie, ihm mein Kärtchen zu überreichen.

[00:34:50]

Und auf dieses Kärtchen hab ich auf die Rückseite drauf geschrieben. Hallo Herr Hofmann. Schade, dass Sie nicht mit mir sprechen wollten. Es hätte sich für Sie gelohnt.

[00:35:04]

Und ich habe der Ärztin auch gesagt, dass ich überprüfen werde, ob er dieses Kärtchen bekommt. Dann bin ich gegangen. Mal wieder eine Fahrt völlig umsonst. Zunächst. Und dann? Es war an einem Samstag, habe ich einen Anruf erhalten. Bei mir auf dem Telefon. Ich hab als Strafverteidiger eine regelnde Ruf Umleitungen drin, dass man auch am Wochenende erreichbar ist, weil der eine oder andere Mandant kommt in ungeahnte Schwierigkeiten. Meistens Verhaftungen, sodass man als Strafverteidiger eigentlich rund um die Uhr irgendwie erreichbar sein muss.

[00:35:37]

Jedenfalls lesen Sie es ja. Hoffmann Hier ich erst mal überhaupt nichts mit anfangen, weil das wie gesagt drei Wochen später war. Weil ich Hoffmann, welcher Hoffmann. Ich wüsste ja schon, warum er anruft, sag ich ja. Es geht ja um seine Falschaussage. So war ich erst mal wie vom Donner getroffen, weil ich denk Falschaussage. Peter Hoffmann.

[00:36:06]

Tatsächlich war es ja so, dass. Ihm ein bisschen was zu Peggy erzählt hatte. Also das heißt, das war gar nicht so abwegig, dass er eben was gesagt hat. Aber jedenfalls schilderte mir der Peter Hoffmann dann in Folge, dass das, was er jedenfalls vor Gericht gesagt hat, nicht stürmte.

[00:36:24]

Nämlich, dass ihm gestanden hätte, dass er die Peggy gepackt und so lange gewürgt hätte, bis sie nicht mehr atmet.

[00:36:32]

Tornow war natürlich Knaller schlechthin. Ich hatte einen Zeugen, der gelogen hatte. Klassische Wiederaufnahme Grund.

[00:36:40]

Und genau so hat es der Peter Hofmann uns ja auch gesagt gehabt.

[00:36:43]

Hören wir uns das auch noch einmal an. Na ja, es war eigentlich eine Falschaussage gewesen, die so beging ich damals, als ich angestiftet habe, die Falschaussage zu machen, weil unter dem Vorwand, dass wir dann zur Staatsanwaltschaft gehen und dann gutes Wort einlegen für mich. Und als ich dann rauskam.

[00:37:04]

Im Sommer 2012 haben wir mit deiner Beitrag Serie bei Antenne Bayern den Fall Peggy dann in die Öffentlichkeit zurückgebracht und damit ging es ja dann erst richtig los.

[00:37:13]

Ja, genau kurz dann erfolgte das öffentlich rechtliche Fernsehen mit einem Film im Hauptabendprogramm zum Fall Peggy. Die Zeitungen stiegen wieder in das Thema ein und ja, ich bekam dann Anfragen für ein Buch zum Fall Peggy. Ich hab da noch Ina Jung kennengelernt, die spätere Co-Autorin, die schon lange an diesem Fall recherchiert hat, aber bis dahin nie etwas dazu veröffentlichen konnte. Und sie war im Gespräch mit dem Trümmer Verlag und hat mich dann gefragt, ob wir nicht gemeinsam ein Buchsteiner schreiben, statt jeder eines zum selben Thema.

[00:37:40]

Und das haben wir dann auch gemacht. 2013 kam das Buch dann raus und darüber gab's dann wieder auch massenhaft Berichterstattung in allen Medien. Print, Spiegel, Online war damit sogar bei SternTV. Also das war wirklich heftig, was damals passiert ist.

[00:37:55]

Und dann passierte etwas, was Journalisten sonst ja eigentlich nie passiert und fast nie der Fall kam tatsächlich wieder ins Rollen.

[00:38:03]

Es ist so irre gewesen, es wird wirklich nicht vergessen. Also ich schreibe eine Geschichte und ich schreibe das ein falsches Urteil getroffen worden ist. Und plötzlich fingen dann reale Ereignisse an!

[00:38:14]

Diesen dem Eindruck, den ich da erweckt habe, zu folgen, dass Kinder mit Lust Anwalt Olla die Wiederaufnahme tatsächlich fertig bekam und im April 2013 einreichte. Die Staatsanwaltschaft meinte dann in einer ersten Stellungnahme die Wiederaufnahme eines abgeschlossenen Strafverfahrens. Die sei schon vom Grundsatz her so gut wie ausgeschlossen und Oilers Antrag aus juristischer Sicht wenig relevant. Aber dann brach der Widerstand der Behörden doch genau zuerst bei der Polizei.

[00:38:40]

Die ermittelte neu, obwohl das Urteil noch Bestand hatte und es gar keinen Fall formell gab, und zwar zu der viel naheliegendere Spur nach Ostdeutschland, die wir in dem Buch ausführlich beschrieben haben, aber eben vermutlich zu spät.

[00:38:56]

Aber dann stieg auch die Justiz ein. Genau. Zuerst die Staatsanwaltschaft Bayreuth, die im November 2013 die Wiederaufnahme empfahl. Und nur wenige Tage später, am 9. Dezember 2013, ordnete das Landgericht Bayreuth die Wiederaufnahme an und das war jetzt definitiv eine Sensation. Im April 2014 begann dann der Wiederaufnahme Prozess. Verhandelt wurde an nur sieben Tagen und in dieser Verhandlung traten alle auf, die in unserer Beitrag Serie bei Antenne Bayern oder im Buch vorkamen, mit den selben Aussagen und Informationen.

[00:39:31]

Alle Fehler und Pannen der Ermittler wurden diesmal vor Gericht ausgebreitet und der Gutachter, der sich im ersten Prozess noch so sicher war, der ließ auf einmal Zweifel daran zu, dass das Geständnis des Angeklagten wirklich auf wahren Begebenheiten beruhe.

[00:39:46]

Tja, und am 8. Verhandlungstag dann das neue Urteil Freispruch.

[00:39:52]

Und zwar Freispruch aus tatsächlichen Gründen, wie Richter Eckstein sagte. Kein Freispruch aus Mangel an Beweisen, der oft fälschlich als Freispruch zweiter Klasse geschmäht wird, sondern Freispruch aus tatsächlichen Gründen, weil die Behauptungen aus dem Geständnis widerlegt seien. Weil die Schulfreunde Peggy noch am Nachmittag lebendig in der Stadt sahen, weil die Ermittler Zeugen suggestiv befragt hatten, weil das Gericht nicht glaubte, dass der Angeklagte und Peggy sich am Mittag des 7. Mai 2001 begegneten. Das Gericht bezweifelte sogar, dass Peggy wirklich auf den letzten Metern vor ihrem Zuhause verschwand.

[00:40:29]

Was bemerkenswert ist, denn genau das glauben die Ermittler heute wieder. Es ist wirklich bemerkenswert in der ersten Folge unseres Podcasts. Da ging es um die aktuellen Ermittlungen und um die Rückkehr der Polizei zu einer Tat Version, die im Video Aufnahmeprozess widerlegt wurde.

[00:40:42]

Ja genau. Apropos aktueller Stand Wie ist denn der aktuelle Stand der Ermittlungen? Gibt's da mittlerweile was Neues?

[00:40:48]

Naja, wir liegen da mit unserer ersten Episode noch ziemlich gut auf dem aktuellen Stand. Es gibt ein Ermittlungsverfahren nach wie vor gegen einen 41 Jahre alten Mann. Da geht es um den Verdacht der Mittäterschaft. Und dieses Verfahren basiert im Wesentlichen auf denselben Annahmen, auf denen des Gerichts. Ein erstes. Wie gesagt, als falsch anerkanntes und korrigiert das Urteil stützte. Die Staatsanwaltschaft hat mir jetzt auf eine frische Anfrage mitgeteilt, dass sich da nichts getan habe in den letzten Wochen und eine umfassende Einschätzung der Spuren noch nicht möglich sei.

[00:41:14]

Und zu dem Auto, mit dem per GUIs Leiche vermeintlich abtransportiert wurde, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Der Audi ist weiterhin hier sichergestellt. Eine abschließende Bewertung der Untersuchungen steht noch aus.

[00:41:26]

Das zieht sich also offenbar noch eine Weile hin. Das war die 14. Episode unseres Podcasts Geheimakten Pagé und gelöst ist der Fall bis heute nicht. Niemand weiß oder kann beweisen, was mit Peggy passiert ist.

[00:41:53]

Aber eines ist gewiss In diesem Fall haben Polizei und Justiz massive Fehler gemacht und bis heute sind sie nur eingeschränkt bereit, sie zu korrigieren. Das Landgericht Bayreuth hat das mit dem falschen ersten Urteil getan. Die Staatsanwaltschaft und die Polizei sind soweit noch nicht. Und nun war's das. Eine Kleinigkeit hat man noch. Nächste Woche sprechen wir mit dem Mann, der politisch verantwortlich war für den größten Teil der Ermittlungen im Fall Peggy. Auch für den skandalöses Teil dieser Ermittlungen. Ein Mann, der sich aber seiner Verantwortung stellt und der sich auch kritischen Fragen stellt, nämlich der damalige Innenminister Bayerns und Ministerpräsident a.D., Günther Beckstein.

[00:42:35]

Nächste Woche bis da.

[00:42:39]

Geheimakten Peggy Der Rätselhaftes, der Kriminalfall in Deutschland. Ein Podcast von Antenne Bayern. Jetzt abonnieren.