Transcribe your podcast
[00:00:04]

Hallo und herzlich willkommen bei Handelsblatt Today. Wir sprechen Börsen täglich von Montag bis Freitag über wichtige Nachrichten und ihre Bedeutung für die Finanzwelt. Heute ist Mittwoch, der 31. März und mein Name ist Lena BoJack.

[00:00:33]

Na. Deutschland modernisiert sein Wertpapier recht. Wertpapiere sollen bald digital begeben werden. Papiere Urkunden sind damit wohl out. 10Jahre. Tja, what a love to see the plan.

[00:01:05]

Und tatsächlich scheint dieser Plan, den die Bundesregierung zugegeben schon viel länger hegt und auf dessen Umsetzung die Finanzwelt eigentlich schon seit 2019 wartet, nun endlich Realität zu werden. Die Bundesregierung hat einen Gesetzesentwurf vorgelegt, zu dem nun vor einigen Tagen eine parlamentarische Anhörung stattgefunden hat. Zunächst einmal geht es bei der Digitalisierung der Wertpapiere nur um Schuldverschreibungen, also noch nicht um Aktien, Anleihen und Co.. Aber weder diese vorläufige Einschränkung noch die arge Verzögerung tun der Freude über den ersten wirklichen Schritt in Richtung digitaler Wertpapiere einen Abbruch.

[00:01:46]

Denn für Experten ist ganz klar und es ist wohl selten, dass sich alle so einig sind Digitale Wertpapiere sind eine Revolution für den Kapitalmarkt. Wahnsinn, oder? Jetzt muss man dieses komplizierte Thema bloß noch durchdringen, soviel kann ich Ihnen sagen. Es dreht sich rund um die Blockchain. Die Technologie tritt in direkte Konkurrenz mit den Börsen. Aber hat sie auch das Potenzial, diese Institutionen obsolet zu machen? Der richtige Mann für diese Frage ist mein heutiger Interview. Gast Unser hauseigener Blockchain Experte Felix Holtmann erdrosselt das ganze Thema für uns, auf das viel größere Wellen schlägt, als man zunächst erahnen mag.

[00:02:31]

Digitale Wertpapiere könnten nämlich nicht nur unsere Art zu handeln umkrempeln, sondern Deutschlands gesamtwirtschaftlich einen ordentlichen Schub geben.

[00:02:46]

Nun folgt aber zunächst einmal unser täglicher Markt Bericht Was heute auf den Märkten los ist, weiß unser Finanz Redakteur Peter Köhler Peter. Der DAX hat wieder Rekorde gejagt. Wie geht das jetzt nach den Rekorden weiter für den DAX?

[00:03:01]

Ja, Lena, das stimmt. Also nach dem Sprung über die Rekordmarke von 15 000 Punkten ist im DAX jetzt ein bisschen die Puste ausgegangen. Denn die Anleger haben vor dem langen Osterwochenende halt ein paar Gewinne mitgenommen. Das ist grundsätzlich auch eigentlich eine richtige Strategie. Aber die zugrunde liegende Zuversicht, die ist unverändert groß, meinen auch die meisten Beobachter. Denn die Anleger bauen eben auf eine starke Konjunkturerholung nach der Coruña Krise. Diese Euphorie ist weiterhin da. Und der DAX?

[00:03:31]

Der war heute mit vier und zehn tausend neun hundert fünf und neunzig Punkten am frühen Nachmittag, ungefähr da, wo er gestern auch war. Und auf europäischer Ebene, da waren die Aktien auch nur marginal niedriger. Und diese Bremse Faktoren oder sagen wir mal die Belastungen Faktoren wie eben das Infektionen geschehen und auch die Verzögerungen bei der Impfkampagne. Das sehen die Anleger natürlich auch. Aber sie sagen sich, das wird am Ende in ein paar Monaten vorbei sein.

[00:03:58]

Nun lass uns im zweiten Teil nochmal auf den Lieferdienst Deliveroo schauen. Dessen Börsengang ist nicht so gut gestartet. Warum? Was ist da passiert?

[00:04:08]

Ja, also der erste Börsen Tag für Deliveroo war wirklich ein Debakel. Die Aktie fiel um mehr als 30 prozent gegenüber dem Ausgabepreis. Und dafür gibt es mehrere Faktoren. Wohl der wichtigste ist, dass die Mitarbeiter, die Kuriere, die Fahrradfahrer, dass die mit ihren Arbeitsbedingungen unzufrieden sind und das in der Branche auch die Belohnung und Entlohnung sehr schlecht ist. Und vor diesem Hintergrund drohen in der kommenden Woche Demonstrationen der Kuriere. Das war dann zum Börsen der BÜN natürlich eine schlechte Nachricht.

[00:04:42]

Und dann muss man auch sehen, dass bereits notierte Mitbewerber wie Just Eat, Take Away oder auch Delivery Hero, die haben seit Monaten auch keinen so guten Lauf. Hintergrund ist hier einfach die Annahme, dass wenn der Lockdown vorbei ist und die Restaurants wieder aufmachen, diese Lieferdienste weniger gefragt sind, als es heute der Fall ist. Aber insgesamt muss man einfach sagen Die Investoren schauen in Zukunft viel mehr auf die sogenannten Esgeht Kriterien. Das heißt, sie schauen Wie benimmt sich das Unternehmen, wenn man jetzt ökologische und soziale Maßstäbe anlegt?

[00:05:15]

Und ich glaube, da hat Deliveroo noch einiges zu tun.

[00:05:19]

Dann haben wir heute wieder viel gelernt. Ganz herzlichen Dank, Peter. Ich danke Euch. Bis dann. Tschüss.

[00:05:29]

Gleich geht es los mit unserem großen Interview. Vorab habe ich aber noch eine Empfehlung für Sie. Altersvorsorge, Eigenheim, Finanzierung oder einfach der nächste Urlaub. Gründe, Geld anzulegen, gibt es viele. Mit dem Newsletter Handelsblatt Geldanlage erhalten Sie jede Woche aktuelle Empfehlung zum Thema Geldanlage von Deutschlands bedeutendster Wirtschaftsredaktion. Damit sind Sie bestens für die Herausforderungen der Finanzwelt gewappnet. Informieren Sie sich jetzt unter Handelsblatt Dot com Flesh Geldanlage oder in den Shownotes.

[00:06:08]

Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber wenn ich das Wort Blockchain höre, dann denke ich automatisch an Kryptowährungen wie Bitcoin. Dabei steckt hinter der Technologie noch weitaus mehr Potenzial. So macht die Datenbank es etwa möglich, Wertpapiere zu digitalisieren. Und genau das bezeichnen viele als Revolution am Kapitalmarkt. Ein scheinbar sehr wichtiges Thema also, über das ich nun mit unserem Blockchain und Krypto Experten Felix Holtmann spreche. Felix Fangen wir ganz von vorne an. Was sind digitale Wertpapiere und wie unterscheiden sich diese von herkömmlichen Wertpapieren?

[00:06:47]

Ja, digitale Wertpapiere sind Wertpapiere, die auf Basis einer dezentralen Datenbank Technologie herausgegeben werden. Die Technologie, die kennen wir meistens unter dem Begriff Blockchain. Das ist jetzt die Blockchain. Die Blockchain ist eine Datenbank, die praktisch nicht Felsch bar ist und die von verschiedenen Akteuren dezentral verwaltet wird. Die ist voll virtuell, voll digitalen unterscheidet sich von unserem bisherigen System der Wertpapier Begehungen. Aktuell ist es ja so, dass Wertpapiere tatsächlich noch der Name sagt, dass der Papierform bedürfen.

[00:07:20]

Jetzt können wir ja alle in unserem Broker, in unserer bei unserer Online Bank Aktien handeln und haben nie mehr eine Papier Aktie in der Hand. Aber bei einem Zentral verwahre so heißt das offiziell in Deutschland ist das die Clear Stream, eine Tochter der Deutschen Börse. Da liegen tatsächlich noch Wertpapiere sogenannte Sammel Urkunden für Aktien in Papierform herum. Die werden auch nicht mehr bewegt, aber die bilden immer noch die Basis, auf der Unternehmen Aktien ausgeben dürfen. Und das soll sich dann in Zukunft mit digitalen Wertpapieren ändern.

[00:07:53]

Die Papier Erfordernis soll wegfallen und auch einige der Akteure in der Mitte, die aktuell noch gutes Geld an diesem herkömmlichen Modell verdienen, die fallen weg. Aber da sprechen wir ja vielleicht noch drüber.

[00:08:06]

Spannend. Die Umwelt wird sich bedanken. Lass uns das bitte einmal genauer betrachten. Wie genau läuft denn die Emission eines digitalen Wertpapier? Vielleicht auch hier wieder im Gegensatz zu der eines herkömmlichen Gerth Papiers ab?

[00:08:18]

Ja, bei einem herkömmlichen Wertpapier ist es so. Meinetwegen. Wir gründen eine Firma, eine Aktiengesellschaft, die wird an der Börse notiert und möchte diese als dieGesellschaft neue Aktien ausgeben. Dann werden bei klärst Scheme sogenannte Sammel Urkunden hinterlegt. Die belaufen sich dann gleich auf eine große Anzahl von Stück Aktien, die dann digital ausgegeben werden können, sozusagen auf Basis dieser Sammel Urkunde. Wir haben aber mehrere Akteure, die da dazwischen geschaltet sind. Wir haben zum einen den zentral fahrbarer Kirschbäume, wir haben die Banken, die die Aktien ausgeben.

[00:08:53]

Wir haben die Banken, die gleichzeitig die Aktien für die Kunden verwahren und noch einige weitere Akteure, die da dazwischen geschaltet sind und den ganzen Prozess mit begleiten. Das sind Anwälte, das sind Berater und andere. Und diese Liste an Akteuren, die kann deutlich verkürzt werden, wenn wir digitale Wertpapiere auf Blockchain Basis ausgeben. Im einfachsten Fall wäre das dann so, dass eine Firma, die ihre Gesellschafter Anteile digital ausgeben möchte, sich zum Beispiel an ein großes bestehendes Blockchain Netzwerk anschließt.

[00:09:29]

Zum Beispiel das ist Terium Netzwerk oder ein anderes, dann noch zu schaffendes Netzwerk und dann ganz einfach digital über einen algorithmischen Code die eigenen Gesellschafts Anteile in dieser dezentralen weltumspannenden Blockchain speichert, ausgibt und den Kunden dann einen Code zuteilt, mit dem sie auf diese Anteile zugreifen können, mit denen sie sie also praktisch verschieben können, verkaufen können, verleihen und so weiter. Wir hätten dann also keine Bank mehr, die helfen müsste, diese Aktien, diese, diese Firmenanteile überhaupt auszugeben, werden keine Bank mehr, die dem Kunden helfen müsste, diese Aktien zu kaufen oder zu verkaufen.

[00:10:12]

Und wir hätten kein zentral fahrbarer mehr, der diese Aktien oder die Sammel Urkunden in Papierform verwahren müsste und auch ein paar weitere Akteure würden wegfallen.

[00:10:23]

Bleiben wir mal bei den sich verändernden Akteuren. Werden Wertpapiere dann bald nicht mehr über die Börse, sondern über die Blockchain gehandelt? Habe ich das richtig verstanden? Absolut richtig.

[00:10:33]

Genau. Die Börse ist der große Akteur, den wir bisher noch sozusagen weggelassen haben in unserem Beispiel. Man kann ja Aktien direkt handeln, sozusagen über einen Broker, über die eigene Bank. Aber der der übliche Weg ist, dass Aktien an der Börse gehandelt werden. Genau. Die Börse ist ja letztendlich nichts anderes als ein Marktplatz. Auf der Börse kommen Verkäufer und Käufer von Aktien zusammen, finden dort einen gemeinsamen Marktpreis, einigen sich auf die Bedingungen, unter der diese Aktien Handel stattfinden soll, unter der das Geschäft abläuft und.

[00:11:08]

Führen ihnen dann im Anschluss durch und theoretisch ist es natürlich möglich, über eine Blockchain Lösung direkt miteinander in Kontakt zu kommen. Also Verkäufer und Käufer direkt miteinander in Beziehung zu setzen, wodurch sich dann eine Deutsche Börse oder eine New Yorker Börse oder eine Börse in London oder eine andere! Die zwischengeschaltet wäre, nicht mehr bräuchte.

[00:11:30]

Heißt ja für die Börsen automatisch die müssen jetzt irgendwas tun, damit sie nicht obsolet werden. Wie werden bzw. müssen sich die Börsen denn verändern?

[00:11:38]

Ja, die Börsen sagen selbst natürlich Wir werden immer gebraucht, wir werden auch in Zukunft gebraucht. Bestes Beispiel ist vielleicht der Klassiker der kryptogeld. Das ist der Bitcoin, die weltgrößte Kryptowährung, der Bitcoin. Der wird ja schon heute nicht an Börsen gehandelt. Bitcoin kann ganz einfach über die Blockchain selbst transferiert werden und braucht schon heute keine Papiere Urkunde mehr, die bei einem Zentral warer liegen muss, die dann eben z.B. der Deutschen Börse gehört. All das gibt es ja heute schon nicht mehr.

[00:12:12]

Dennoch braucht man natürlich auch für den Bitcoin eigentlich einen Marktplatz, auf dem Menschen sich finden, die miteinander handeln wollen. Es gibt da mehrere Marktplätze. Es gibt große US Anbieter wie Kraken zum Beispiel oder Coinbase. Es gibt den deutschen Marktführer Bitcoin Tee aus Herford und andere und diese stellen letztendlich einfach einen Marktplatz bereit, wo sich Bitcoin Käufer und Verkäufer treffen und gemeinsam einen Preis finden. Und da sagen jetzt sich natürlich viele Börsen, diese Marktplätze, die werden auch in Zukunft gebraucht.

[00:12:48]

Die werden natürlich auch bei digitalen Wertpapieren gebraucht. Ein Marktführer hier in Deutschland ist da die Börse Stuttgart. Das ist ja die einzige regionale Börse neben der übermächtigen Frankfurter Börse, die immer noch eine gewisse Rolle spielt, nicht mehr nur ein Schatten ihrer selbst ist, wie die Konkurrenten in Hamburg zum Beispiel oder München. Und die Stuttgarter Börse hat sich ganz früh als Privatanleger Börse positioniert und will das auch im Crypto Bereich machen. Die Börse Stuttgart hat mit der Bisons App einen Marktplatz geschaffen, auf dem Bitcoin und andere Kryptowährungen gehandelt werden mit BSZ Dax.

[00:13:25]

Einen ähnlichen Marktplatz für professionellere Akteure. Und die sieht sich zum Beispiel auch in den besten Startlöchern, eben für einen möglichen Handel von digitalen Wertpapieren in der Zukunft. Ganz genauso gilt das natürlich auch für die Frankfurter Börse. Was für die Börsen natürlich wichtig wird, ist Sie sind in Zukunft eben weniger institutionalisiert, sozusagen Teil des Marktes oder sogar wie im Fall der zentral für warer gesetzlich vorgeschrieben Teil des Marktes, sondern sie müssen noch stärker als bisher um ihre Kunden kämpfen.

[00:13:56]

Sollte es zum Durchbruch der digitalen Wertpapiere kommen Sie müssen noch kundenfreundlicher werden, sich noch bessere Angebote überlegen. Das heißt, auch die Börsen müssen rechtfertigen, warum sie eigentlich weiterhin einen so großen Teil des Marktes bestimmen und warum sie eigentlich auch weiterhin die Gebühren erhalten sollen, die sie in Zukunft bekommen. Also auch hier der Legitimationsdruck, der steigt, je digitaler und virtueller dieser Markt wird.

[00:14:21]

Ich sehe schon, das wäre fast sogar mal ein Thema für sich. Ganz spannend, ganz disruptiv. Nun ist es ja so Du hast es auch schon angesprochen. Dank der Online Broker besteht ein Aktienkauf im Prinzip eigentlich schon jetzt bloß aus einem Klick. Da frage ich mich welche Vorteile bieten denn digitale Wertpapiere allgemein für Anleger, so sie denn dann kommen?

[00:14:43]

Großer, großer, großer Bedingungen bieten sie natürlich die Chance, dass Anleger dadurch einfach Geld sparen. Wir haben schon darüber gesprochen. Akteure fallen weg, zwischengeschaltete Akteure fallen weg, die entweder bisher im bisherigen System technisch nötig sind oder sogar gesetzlich vorgeschrieben sind. Und das bietet Anlegern die Chance, in Zukunft noch schneller und noch günstiger zu handeln und dadurch auch einfach Geld zu sparen.

[00:15:10]

Herr Geldsparen, bei der Geldanlage, das ist immer ein gutes Argument, würde ich sagen. Jetzt sind Privatanleger allerdings nicht die einzigen, die von der Digitalisierung der Wertpapiere profitieren. Sie verändert auch die Kapitalbeschaffung für kleine und mittlere Unternehmen.

[00:15:25]

Das ist absolut richtig. Und das ist eine Hoffnung, die tatsächlich viele haben, die sich politisch jetzt vor allem einsetzen für den Durchbruch des digitalen Wertpapier in Deutschland. Weil bisher ist es so, dass es für Startups in Deutschland für junge Unternehmen bekanntlich höchst schwierig ist, an Geld zu kommen. Deutschland ist ein Markt mit einer unterentwickelten Aktienkultur. Das heißt, die Deutschen sparen bisher überwiegend nicht in Aktien. Das ist für junge Firmen ein Problem. Junge Firmen kommen in Deutschland besonders schwer an Venture Capital, also an Risikokapital, was ihnen beim Aufbau des eigenen Geschäftsmodells hilft.

[00:16:06]

Viele. In Deutschland müssen, wenn sie innovativ digital unterwegs sind, wenn sie besonders disruptive Geschäftsmodelle haben, in die USA ausweichen, um überhaupt an das nötige Funding zu kommen. Und das ist ja tatsächlich auch für Deutschland gesamtwirtschaftlich ein Problem. Jetzt ist die Hoffnung, dass mit digitalen Wertpapieren das anders wird, dass es für junge Unternehmen einfacher wird, schneller wird, günstiger wird, eben weil die vielen Akteure, über die wir ja schon gesprochen haben, wegfallen. Mit digitalen Wertpapieren an frisches Geld zu kommen und das könnte dann auch kleinen und mittleren Firmen helfen, sich über den Kapitalmarkt zu finanzieren und unabhängiger zu werden von staatlicher Förderung, Anschubfinanzierung und auch von Bankkrediten, die ja heute immer noch den Hauptteil der Geldgeber in Deutschland darstellen.

[00:16:59]

Und das bringt natürlich wiederum neue Investitionsmöglichkeiten für Anleger mit sich. Die können dann nämlich unter Umständen eher in junge Unternehmen investieren, zu denen sie vorher keinen Zugang gehabt hätten. Felix Jetzt wollen wir natürlich ausgewogen berichten. Daher nun meine obligatorische Frage Fallen dir auch Nachteile ein?

[00:17:21]

Ja, die Frage ist gut. Sie müssen wir stellen, die sollten wir auch stellen. Natürlich gibt es grundsätzlich auch Risiken auf diesem Markt. Wie gesagt, der ist noch in einem embryonalen Stadium. Ich meine, das dazugehörige Gesetz ist noch nicht einmal verabschiedet. Also alles, was wir jetzt sagen, ist noch unter einem deutlichen Vorbehalt sozusagen zu sehen. Aber es ist natürlich so, dass mit dem Wegfall von zwischengeschalteten Akteuren natürlich auch Sicherheitsnetze wegfallen. Der beste Beispiel ist auch hier wieder der Bitcoin beziehungsweise der Crypto Markt.

[00:17:58]

Wenn man mit Bitcoin handelt und man möchte sich komplett auf die Blockchain verlassen, man möchte keine zwischengeschalteten Akteure, also Beispiel keine Bank, die für einen die eigenen Bitcoins verwahrt, dann ist man am Ende eben auch völlig auf sich selbst zurückgeworfen, was die Sicherung dieser Anlagen anbetrifft. Das heißt ganz praktisch Wer z.B. den Zugangscode zu seinem Bitcoin Wallet, zu seinem Bitcoin Portemonaie verliert oder wessen Rechner braucht, auf dem dieser Zugangscode gespeichert ist, der geht im Zweifel ein hohes Vermögen ganz einfach verlustig.

[00:18:36]

Alternative ist natürlich, er setzt auf einen zwischengeschalteten Akteur, eben z.B. eine Bank. So sind dann die eigenen Zugangs Schlüssel sicherer. Aber dann muss man natürlich eben auch wieder etwas mehr Geld dafür bezahlen. Und so ähnlich wie das am Markt für Bitcoin und andere Kryptowährungen ist, so ähnlich wird das auch am Markt für digitale Wertpapiere sein. Also diese ganze reine Lehre. Der Handel von Unternehmensanteile von Anleihen ausschließlich über eine Blockchain Lösung. Den werden wir so höchstwahrscheinlich gar nicht sehen.

[00:19:10]

Jetzt hast du gerade am Anfang dieser Antwort noch einmal das Gesetz angesprochen. Die Bundesregierung hat jetzt kürzlich den Gesetzesentwurf für die digitalen Wertpapiere vorgelegt. Eines verstehe ich aber noch nicht so ganz. Es gibt in Deutschland schon Fintechs, die sich darauf spezialisiert haben auf digitale Wertpapiere. Ist also nicht ganz neu. Was ändert sich also mit dem Gesetzesentwurf?

[00:19:33]

Was umfasst der das Recht genau. Es gab schon in der Vergangenheit Testläufe in den vergangenen Jahren, wo man das sozusagen mit einer Sondererlaubnis durch die Finanzaufsicht BaFin, also mit einer Absprache mit den zuständigen Behörden, schon mal geprobt hat. Das Ganze. Da gab's einige Beispiele, zum Beispiel des Berliner Fintech Bit Bond. Dessen Gründer Radoslaw Albrecht ist einer der ersten in Deutschland, die diese Idee vorangetrieben haben, die eben schon eine Inhaber Schuldverschreibungen über die Blockchain ausgegeben haben. Es gibt auch große Banken, die schon unter anderem mit Fintechs zusammen hier Testläufe durchgeführt haben.

[00:20:13]

Sie haben das in den letzten Jahren schon mal probiert. Das hat auch geklappt. Das hat aber noch keine Massenwirkung erzielt. Und das möchte jetzt die Bundesregierung eben ändern. Deswegen mit ihrem Gesetzentwurf, der heißt Achtung eigentlich Gesetzentwurf für elektronische Wertpapiere, nicht digitale Wertpapiere e WBG Beltran Dieses Wertpapier Gesetz, so heißt es offiziell, der soll jetzt eben die Erste Asset Klasse am Finanzmarkt vorbereiten für eine Begehung auf Blockchain Basis, oder der Gesetzentwurf sagt das nicht so genau auf Basis eines dezentralen Registers.

[00:20:48]

Welche Asset Klasse ist da jetzt gemeint? Achtung, da haben wir eine ganz große Einschränkung. Bisher soll das ausschließlich mit Inhaber Schuldverschreibungen gelten. Das ist ja ein ziemlich altes, ganz solides Finanz Asset, das bisher auch nur in begrenztem Umfang. Eingesetzt wird das oft auch nur eingesetzt wird im Handel zwischen Unternehmen und institutionellen Investoren am Finanzmarkt. Und diese Inhaber Schuldverschreibungen, die können eben jetzt in einem ersten Schritt laut dem ewig P&G so ist, denn dann verabschiedet wird, die parlamentarischen Anhörung dazu laufen ja gerade dann auf Blockchain Basis ausgegeben werden.

[00:21:30]

Was es damit noch nicht umfasst noch nicht umfassend, damit Aktien von Aktiengesellschaften, also der prominenteste Teil des Finanzmarkts, Anleihen, klassische Bonds von großen und kleinen Unternehmen und natürlich auch noch keine GmbH Anteile. Also bisher sozusagen wird das DPG noch nicht dazu führen, dass der Finanzmarkt revolutionär umgestaltet wird. Bisher wird es weiterhin die ganz normale Papier Urkunden Erfordernis für Aktien geben. Auch Anleihen und GmbH Anteile werden damit noch nicht handelbar auf der Blockchain. Es ist jetzt erst nur ein Testlauf.

[00:22:08]

Die Bundesregierung erhofft sich dadurch Einsichten. Und dann ist das Ziel in einem weiteren Schritt auch noch andere erste Klassen am Finanzmarkt für eine Ausgabe auf Blockchain Basis vorzubereiten. Aber das wird sicher noch einige Jahre dauern.

[00:22:24]

Und das, obwohl Deutschland eigentlich schon an seinem eigenen Zeitplan so ein bisschen hinterherhinkt. Nun ist das Echo, was digitale Wertpapiere angeht, relativ eindeutig, werde ich sagen. Viele Brancheninsider bezeichnen digitale Wertpapiere als Revolution, als Revolutionär. Felix, bist du derselben Meinung sicher?

[00:22:45]

Wie das so ist mit Revolutionen, was sich am Ende als echte Revolution erweist und was vielleicht nur als Revolution im Wasserglas, das weiß man immer erst hinterher. Grundsätzlich haben digitale bzw. elektronische Wertpapiere natürlich einiges an Potenzial. Sie haben das Potential, den bisher doch oft sehr bürokratischen, durch viele Akteure, die die Hand aufhalten, gezeichneten Finanzmarkt einfacher, schneller zu machen, günstiger zu machen und damit vor allem das ist ja vielleicht das der wichtigste Ansatzpunkt für junge Unternehmen und auch für kleinere Mittelständler, deren Finanzierung deutlich zu erleichtern und eben auch Privatanlegern einen Zugang zu geben zu Wachstums Unternehmen, zu jungen Firmen, die vielleicht mit einem höheren Risiko behaftet sind, die aber gleichzeitig vielleicht auch deutlich höhere Renditen ermöglichen, was er gerade in der aktuellen Niedrigzinsphase von Vorteil ist.

[00:23:45]

Also diese Chancen, die sehe ich durchaus. Was wir allerdings aussehen müssen, ist, dass es zum einen noch eine ganze Weile dauern wird, bis wir in Deutschland elektronische Aktien oder GmbH Anteile sehen. Und zum anderen müssen wir uns natürlich auch Bewusstsein. Diese Technologie, die erlaubt eine deutliche Effizienzsteigerung. An der Grundstruktur sozusagen des Finanzmarkts wird sie wahrscheinlich relativ wenig ändern. Das sehen wir ja schon anderweitig, eben am Markt für Kryptowährungen. Bitcoin und Co. sind eine revolutionäre Technik.

[00:24:22]

Wir haben in einem speziellen Bereich des Finanzmarkts deutlich etwas geändert, kommen auch immer mehr im Mainstream an, aber die Grundstruktur des Finanzmarkts und der dort agierenden Akteure, die Grundstruktur des Investieren, haben sie nicht umgeworfen. Und ich glaube, dass es auch in den kommenden Jahren nicht zu erwarten.

[00:24:44]

Felix Da hast du uns einen super Überblick über dieses doch sehr komplizierte Thema verschafft. Herzlichen Dank für deine Infos und deine Einschätzung. Und bis zum nächsten.

[00:24:59]

Redaktionsschluss für diese Folge war wie gewohnt um 16 Uhr. Herzlichen Dank an Christian Heinemann und Alexander Voss für die Produktion der Sendung zum Abschluss.

[00:25:08]

Liebe Zuhörer, möchte ich Sie gern dazu ermutigen, uns Ihre Meinung mitzuteilen. Wie hat Ihnen die Folge gefallen? Welches Thema möchten Sie unbedingt mal bei Handelsblatt Today hören? Und was können wir besser machen? Sie erreichen uns unter Today at Handelsblatt Punkt kommen. Übrigens ist unser Podcast für den Deutschen Podcast Preis nominiert und Sie können für uns abstimmen. Falls Handelsblatt Today also mittlerweile vielleicht Teil Ihrer täglichen Routine geworden ist, freuen wir uns riesig über Ihren Support, den Link zur Abstimmung.

[00:25:41]

Den finden Sie in den Shownotes. Ich wünsche Ihnen nun einen tollen Tag und verabschiede mich. Tschüss. Bis zum nächsten Mal.