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Herzlich willkommen zu Handelsblatt Today. Wir sprechen von Montag bis Freitag über aktuelle Nachrichten und ihre Bedeutung für die Finanzwelt. Heute haben wir Mittwoch, den 7. April und ich bin Mary Abdelaziz Zoo.

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Also ganz egal, in welche Richtung wir schauen. Rückblickend im Hier und Jetzt und zumindest was derzeitige Prognosen betrifft, auch mit Blick in die Zukunft stehen alle Börsen Zeichen in Frankfurt auf Rekord. Die derzeitige Feierlaune dürfte wohl keinem entgangen sein. Aber für alle, die beim Zählen nicht mehr ganz mitgekommen sind. Es waren mal ebenso neuen Rekord Stände, die der deutsche Leitindex alleine im März gestemmt hat. Aber auch ein Blick ins letzte Geschäftsjahr der DAX 30 zeigt Trotz Pandemie und entsprechenden Belastungen für die Wirtschaft wurde in den Unternehmen insgesamt nur 3,9 Prozent weniger als 2019 erwirtschaftet.

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Und so stehen momentan auch für dieses Geschäftsjahr alle Zeichen auf Erfolgskurs. Wenn wir in die Prognosen von Analysten blicken, werden dort für dieses Jahr teils sogar Rekordgewinne erwartet. Ulf Sommer Viele von Ihnen kennen ihn schon ist unser Unternehmens Redakteur und Aktien Analyst hier beim Handelsblatt. Er hat die erste Börsen Liga in den letzten Tagen auf Herz und Nieren geprüft und mögliche Gewinner für dieses Jahr identifiziert. Natürlich unter Berücksichtigung potentieller Markt Risiken. Wer also vorhat, in der kommenden Zeit in Einzelwerte zu investieren, der ist hier heute genau richtig.

[00:01:51]

Und bevor wir uns die Zukunft der DAX 30 im Detail anschauen, blicken wir erst einmal tagesaktuell auf das Börsengeschehen. Meine Kollegin Andrea Können hat heute die Infos für uns Andrea. Heute gibt es mal keinen neuen DAX Rekord zu berichten. Aber langweilig wird es an der Börse ja nie. Was ist dir denn heute besonders aufgefallen? Ja, bei den europäischen Aktien war das vor allem ein Wert. Und zwar ETF. Die Aktie des französischen Versorgers stieg heute um bis zu 11 Prozent auf 12 Euro 49.

[00:02:23]

Das ist der größte Tageszeitung seit 12 Jahren. Und Grund dafür sind Gerüchte, wonach die EDF komplett verstaatlicht werden könnte. Die französische Regierung will demnach die Minderheitsaktionäre herauskaufen, um EDF anschließend umzubauen. Analysten von z.B. der US-Bank Citi haben die Aktie jetzt bereits auf Kaufen hochgestuft. Die Analysten betonen aber, dass das Risiko groß ist und das Ganze jetzt doch eher in Richtung spekulative Wette läuft. Wenn wir schon bei Spekulationen sind Was macht eigentlich der Bitcoin? Um den ist es in den vergangenen Wochen etwas ruhiger geworden.

[00:02:58]

Aber genau das sorgt jetzt für neue Spekulationen. Die Analysten der US-Bank JP Morgan haben für den Bitcoin, der zuletzt um die 57 000 Dollar kostete, ein Kursziel von 130 000 Dollar ausgerufen. Die Analysten meinen, weil die Schwankungen der digitalen Währung abgenommen haben. Wird der Bitcoin für institutionelle Investoren attraktiver und zu einer Alternative für Gold? Bis es soweit kommt, müssten sich aber auch die Schwankungsbreiten jetzt bei Gold und Bitcoin angleichen. Und bis dahin ist noch ein weiter Weg.

[00:03:32]

Ja, wobei der Goldpreis, der schwankt ja im Moment auch ziemlich. Er zuletzt unter Druck geraten.

[00:03:37]

Ja, das ist richtig, Mary. Seit seinem Allzeithoch im August von zwei tausend fünf und siebzig Dollar ist der Goldpreis kräftig abgerutscht. Aktuell kostet er 1740 Dollar. Aber das war eben ein langer Weg. Der Goldpreis bewegt sich weniger erratisch als der Bitcoin. Und es gibt auch immer noch genug Analysten, die betonen, dass Gold und Bitcoin eben nicht zu vergleichen sind. Die LBBW hat den Bitcoin neulich als eine Art Monster bzw. konkret als Frankenstein Kreatur bezeichnet, weil die digitale Währung Charakterzüge von Rohstoffen, Geld und Wertpapieren vereint und damit für Investoren eben doch sehr schwer einzuschätzen ist.

[00:04:15]

Andrea, ganz herzlichen Dank für deinen Parson Update Ich danke.

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Und bevor wir gleich ins große Interview starten, hier noch ein kurzer Hinweis auf ein weiteres spannendes Handelsblatt Produkt Altersvorsorge, Eigenheim, Finanzierung oder einfach der nächste Urlaub.

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[00:05:06]

Nach hausinternen Berechnungen haben die 30 größten deutschen Konzerne im abgelaufenen Geschäftsjahr mit ein hundert sieben und zehn komma sieben Milliarden Euro nur Achtung 3,9 Prozent weniger als im vor Krisenjahr 2019 erwirtschaftet. Also das hat doch mal Anerkennung verdient. Wenn wir bedenken, dass Coruña die Welt und auch die Wirtschaftswelt immer noch in Schach hält, ob es denn dieses Jahr genauso erfolgreich weitergehen könnte? Das besprechen wir jetzt mit unserem Unternehmens Redakteur Ulf Sommer Ulf. In Anbetracht dessen, dass die Weltwirtschaft letztes Jahr Pandemie bedingt extrem gelitten hat, sind knapp 4 prozent weniger Gewinn als 2016.

[00:05:45]

Eigentlich ein erstaunlich gutes Ergebnis für die 30 Dax-Konzerne. Wie erklärst du das?

[00:05:51]

Ja, das ist wirklich erstaunlich. Ganz erstaunlich. Das hat natürlich Gründe. Vor genau einem Jahr gegen Deutschland gingen weite Teile Europas in den ersten scharfen Lockdown. Damals traf es anfangs so gut wie alle Unternehmen. Die Nachfrage brach ein, Lieferketten wurden unterbrochen. Ja, und da brachen auch die Gewinne im zweiten Quartal bei allen mehr oder weniger ein. Aber, und das ist eben das Entscheidende im dritten Quartal erholten sich die allermeisten Konzerne, weil sie von der ganz starken Auslands Nachfrage, insbesondere aus China profitierten.

[00:06:25]

China bekam ab dem dritten Quartal die Pandemie sehr gut in den Griff. Zum großen Teil mit Maßnahmen, die wir uns in westlichen Demokratien gar nicht vorstellen können und auch nicht wollen. Aber die Pandemie wurde erfolgreich eingedämmt und dazu kam ein zweiter Markt Amerika, wo die Nachfrage ebenfalls hoch blieb. Ja, weil Amerika sich gar nicht so sehr um die Eindämmung der Pandemie kümmerte wie Europa. Und schlussendlich profitierten die Dax-Konzerne davon, dass sie viel, viel mehr Umsätze im Ausland als im Inland erwirtschaften.

[00:06:58]

Um genau zu sein Drei Viertel ihrer Erträge steuert das Ausland bei. Und das sind eben überwiegend starke Auslandsmärkte. Nur ein Viertel der Heimatmarkt. Insofern ja, muss man sagen, Deutschlands Wirtschaft Gesamtwirtschaft spiegelt sich bei den Dax-Konzernen nicht wieder.

[00:07:15]

Ja, also auf China möchte ich auf jeden Fall auch später noch eingehen. Lasst uns aber erst einmal kurz darüber sprechen, wie du auf dieses Ergebnis gekommen bist. Also lass uns doch gern mal teilhaben an deiner Rechnung.

[00:07:24]

Ja gut, dass du danach fragst. Sind diese 4 prozent Rückgang, von denen du zurecht brichst, diese 4 prozent Rückgang gegenüber den Gewinn 2019. Die beruhen auf Gewinne vor Steuern, Zinsen und ganz wichtig einmal Aufwendungen, einmal Aufwendungen. Das sind 2020 in aller Regel Abschreibungen gewesen. Einige Konzerne haben sich von Milliarden Altlasten und überteuerten Firmenwert befreit, indem sie sie bilanziell einfach abgeschrieben haben. Allein bei Bayer waren das über 10 Milliarden Euro, insgesamt gut 30 Milliarden Euro bei ja bei wenigen Konzernen Bayer, BASF, Conti, Heidelberg Mensch und beim DAX Neuling Siemens Energy.

[00:08:09]

Diese Abschreibungen, ja, die reduzieren das Eigenkapital. Das ist richtig. Aber es fließt kein Bargeld ab, also kein Cashflow aus dem Unternehmen ab. Insofern belasten Abschreibungen das operative Geschäft nicht. Insofern ist es durchaus gerechtfertigt, auch mal so eine Zahl zu erheben. Eben, dass man die Abschreibung ausklammert. Ganz anders sieht es aus, wenn ich mir für 2020 den Nettogewinn anschaue, also das, was wirklich unter dem Strich als Reingewinn übrigbleibt. Ja, dann beträgt der Rückgang 2020 gegenüber 2019 nicht 4 prozent, sondern sage und schreibe 50 prozent.

[00:08:45]

Also ein Einbruch um die Hälfte. Maßgeblich dafür verantwortlich. Nicht das operative Geschäft, nämlich das lief gut, sondern eben die gerade geschilderten Abschreibungen.

[00:08:55]

Ja, verstehe. Dann lass uns jetzt nochmal den Blick nach vorne richten, denn die Prognosen für viele Dax-Konzernen sind ja jetzt sogar nochmal angehoben worden. Welche Konzerne betrifft das denn jetzt genau?

[00:09:06]

Ja, also Analysten heben die Gewinne Prognosen für etliche Konzerne kräftig an. Allein den vergangenen drei Monaten stiegen diese Prognosen für Volkswagen, Infineon und BASF um über 10 Prozent. Bei Daimler sind es sogar 40 Prozent. Ja, beim DAX Titel Festo stiegen die Gewinne Schätzungen sogar um 60 Prozent nach oben.

[00:09:28]

Und die Gründe dafür? Ich nehme an, Konjunkturaufschwung, der erwartet wird. Ja, genau. Also die Nachfrage steigt vor allem aus den USA, aus China. Verantwortlich ist aber vor allen Dingen die gesamte Weltwirtschaft, die dieses Jahr so stark anzieht wie seit zehn Jahren nicht mehr. Ja, und wo Nachfrage steigt, da erhöhen sich sogleich auch oft die Weltmarktpreise für viele Produkte. Es ist schön abzulesen bei der Chemie, also bei Unternehmen wie BASF und Coverstory. Da steigen einfach die Weltmarktpreise für bestimmte chemische Grund Produkte.

[00:10:00]

Davon profitieren eben so ganz zyklische Unternehmen wie Koo Festo. Also das sind. Empfindliche Unternehmen, die profitieren davon ganz außerordentlich. Oft sind es nachholt Effekte, weil die Wirtschaft monatelang im Stillstand verharrte und Aufträge jetzt nachgeholt werden. Das führt zu Sonderkonjunktur.

[00:10:20]

Und jetzt hast du ja sogar fünf weitere Unternehmen identifiziert. Ulf Die Tatsache, den höchsten Nettogewinn das finde ich Wahnsinn! Den höchsten Nettogewinn in ihrer gesamten Unternehmensgeschichte erwirtschaftet haben. Das sind Vonovia, die Deutsche Post, SAP, Linde und die Deutsche Börse. Was bitte ist deren Betriebsgeheimnis? Kann er jetzt nicht nur daran liegen, dass gewisse wirtschaftliche Rückstände wieder aufgeholt werden und alle in Konjunktur Aufschwung erwarten?

[00:10:44]

Oder dass eine große, schöne Betriebsgeheimnis? Das gibt es wohl nicht. Aber es gibt ja, es gibt bei allen Unternehmen irgendwie so ein Betriebsgeheimnis. Vonovia Ja, die profitieren seit Jahren von steigenden Mieten, steigenden Hauspreise. Die Gewinne steigen bei Vonovia Jahr für Jahr, so auch 2019 und 2020. Coruña und die Pandemie spielen da gar keine Rolle. Linde Ja, die produzieren Industrie Gase. Und seit der Fusion mit dem amerikanischen Wettbewerber Praxi er läuft das Geschäft einfach noch viel, viel besser, weil Prag sehr viel mehr als Linde noch auf Rendite auf Margen achtet.

[00:11:23]

Ja, der ganze Weltmarkt, der teilt sich jetzt durch diese Fusionen im Grunde nur noch auf vier Anbieter auf. Preise sind dadurch absolut verlässlich, Konjunktur unabhängig und dasselbe, also relativ Konjunktur. Unabhängig ist auch das Geschäft von SAP. Auch bei SAP lief es 2020 zumindest was den Nettogewinn anging, sehr, sehr gut.

[00:11:47]

Gut also Konjunktur unabhängiger Unternehmen sind in diesem Fall das Geheimnis. Aber Deutsche Post und Deutsche Börse hast jetzt vergessen hat es da. Gibt es da noch andere Gründe?

[00:11:57]

Ja, da es tatsächlich etwas wirklich Gemeinsames, nämlich Sie profitieren beide von einer Sonderkonjunktur, die die Post wie jeder fast jeden Tag vor seinem Haus sehen kann, profitiert von der Corona bedingten Pakete Fluth. In der Krise bestellen einfach immer mehr Menschen im Internet, weil die Läden dicht haben und davon profitiert nicht nur wie oft beschrieben Amazon, sondern eben auch die Post mit ihren wahnsinnig vielen Paketen. Das Paket Geschäft ist sehr, sehr viel einträglicher als das stagnierende Brief Geschäft und höhere Pakete.

[00:12:29]

Preise, die seit Jahresanfang gelten, befeuern die Gewinne bei der Post zusätzlich. Und von einer Sonderkonjunktur profitiert auch die Deutsche Börse nämlich. Da gab es erst einmal im März vor einem Jahr den den Corona Crash, als der DAX massiv einbrach. Und dann ging es steil steil bergauf mit den Kursen mit Rekord Kursen zum Jahresende. Ja, und diese ganz wahnsinnig stark schwankenden Kurse, die wir 2020 erlebt haben, die sind für die Deutsche Börse einfach immer gut, weil es bei hohen Schwankungen steigen auch in der Regel immer die Umsätze, also die Zahl der Aktien, Käufe und Aktien Verkäufe.

[00:13:06]

Und damit verdient die Börse ihr Geld. Das ist so ein bisschen. Ja, man kann das im Grunde vergleichen. Wie beim Roulette, wo die Bank immer der Gewinner ist und die gewinnt umso mehr, je mehr bei einem Spiel einfach mitmachen.

[00:13:18]

Das klingt logisch und auch wirklich optimistisch. Und dennoch stehen dem Ganzen ja jetzt auch ein paar Risiken gegenüber. Wir haben sie in den letzten Wochen auch immer wieder angesprochene Inflation zu sorgen, steigende Renditen, der Handelsstreit zwischen China und den USA. Und ich finde, wir dürfen trotzdem nicht müde werden, immer wieder darauf hinzuweisen. Deshalb die Frage an dich Kann es sein, dass manche Analysten na ja, sich von der vielleicht derzeitigen Euphorie Welle so nenne ich es jetzt mal vielleicht einfach blenden lassen.

[00:13:47]

Nee, was die Gewinne Schätzungen angeht, das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Also in der Vergangenheit war es sogar immer so, dass die Analysten gar nicht schnell genug hinterher kamen, ihre Gewinne Prognosen nach oben anzupassen, wenn die Wirtschaft durchstartet. Umgekehrt kamen Analysten oft nicht schnell genug hinterher, ihre Prognosen nach unten zu setzen, wenn die Wirtschaft einbrach. Allerdings da gebe ich dir Recht. Die Börsen und Anleger, die wissen um dieses Anpassungsprobleme. Das heißt, die Börsen haben bereits sehr, sehr, sehr viel mehr mit steigenden Kursen vorgelegt, als Analysten mit ihren Gewinn Schätzung hinterher kam, weil sie um dieses Problem wissen.

[00:14:23]

Und da ist möglicherweise was die Aktienkurse angeht, schon zu viel passiert.

[00:14:29]

Verstehe ich dich jetzt richtig? Du meinst, Anleger schauen gar nicht mehr so sehr auf die Gewinne? Schätzungen Richtig.

[00:14:34]

Die Anleger gehen einfach davon aus, dass die Unternehmensgewinne in diesem Jahr sowieso ganz stark steigen und sogar noch stärker steigen werden, als von Analysten prognostiziert. Ja, genau das signalisieren die Rekorde. Kurse der vergangenen Tage Rekord Kurse gleich Rekordgewinn ja, 2021 ja. So einfach ist das im Prinzip im Prinzip.

[00:14:56]

Aber Grund für die starken Zahlen sind ja nun auch die Wir haben es. Ja, du hast es ja schon gesagt die rasche Erholung in weiten Teilen der Industrie, vor allem in den USA und vor allem in China. Allerdings, das muss man, glaube ich, an der Stelle erwähnen. Gerade jetzt nehmen die Spannungen zwischen Europa und China wegen der verhängten Sanktionen bezüglich der ganzen Uiguren Debatte ja wieder zu. Also ja, wie schätzt du das ein? Das ist doch auch schon wieder ein Risiko, oder nicht?

[00:15:20]

Da das Schulrecht, Spannung, Konflikte, Unwägbarkeiten, Risiken. All das spielt einer Börse im Moment eine völlig untergeordnete Rolle. Der Markt will einfach nach oben. Ja, da passen so Konflikte mit China, wie sie in nächster Zeit meines Erachtens eher zu als abnehmen werden. Ja, die passen einfach nicht in die positive Börsenblatt, wie wir sie im Moment sehen. China spielt an der Börse eine große Rolle, ja, aber bislang immer nur absolut positiv, nämlich immer nur in Form des China Booms in Form steigender Aufträge aus China und in Form von steigenden Gewinnen bei den deutschen Unternehmen.

[00:16:00]

Auch ganz interessant nach der Finanzkrise 2009. Da war es ja auch schon so, dass das China Geschäft letzten Endes die Dax-Konzerne getrieben hat. Würdest du sagen, der Erfolg deutscher Konzerne ist zunehmend abhängig von China?

[00:16:14]

Ja und seit 2009 ist diese China Abhängigkeit, wie du sie beschreibst. Seit 2009 ist die sogar noch gestiegen. Damals verkauften die Autohersteller jedes Sechste. Vielleicht war es jedes fünfte Auto in China. Also ich spreche von den drei deutschen Herstellern Daimler, BMW, Volkswagen. Bei VW war es damals vielleicht schon jedes vierte Auto, aber heute ist es mehr als jedes dritte Auto. Also die Abhängigkeit von China ist groß und noch viel größer geworden. Damals wie heute boomt die Wirtschaft in China.

[00:16:47]

Ja, und insofern hilft die Abhängigkeit dabei, dass sich die Gewinne vieler Dax-Konzerne so rasch erholen, wie sie sich jetzt eben erholen.

[00:16:56]

Und ich frage mich gerade, wenn man mal so ein bisschen überlegt und sich die Geschäftsmodelle so anschaut. Und wie du schon sagst Der Absatz gerade bei der innerhalb der Autobranche, gerade bei VW ist enorm gestiegen in China. Da fragt man sich ja schon, ist man sich dieses Risikos einfach nicht wirklich bewusst? Als VW, als Volkswagen? Oder spielt man das Spiel einfach so lange wie es geht mit dem Risiko, dann irgendwann halt einfach einbüßen zu müssen? Was glaubst du?

[00:17:22]

Ja, also ich glaube, dass die Unternehmen sich dieses Risiko schon bewusst sind. Aber andererseits spielen sie das mit, solange es geht. Und die Vergangenheit zeigt auch immer, es ging auch immer irgendwie. Selbst wenn die Risiken hoch waren oder höher waren. Das Spiel ging immer weiter. Und ja, so ein Unternehmen wie VW kann jetzt nicht einfach sagen, weil die Risiken da sind, halten wir uns da stärker zurück, um da nicht uns nicht so abhängig zu machen.

[00:17:49]

Nee, so funktioniert das nicht. Also die, die das sind ja auch Aktionäre, die dazu drängen, dass man in China die Geschäfte macht und die werden ja auch sehr, sehr erfolgreich gemacht. Und so läuft das einfach.

[00:17:59]

Ja, sie spielen mit und sie bauen es aus. Also ich meine, ich verstehe natürlich, dass absoluter lukrativer Markt macht total Sinn und gleichzeitig ist ja dann auch wieder die Frage. Es gibt ja offensichtlich auch keine guten Alternativen, keine guten Alternativen, Absatzmärkte, im Moment bessere.

[00:18:15]

Und sagen wir mal so der chinesische Absatzmarkt ist einfach der mit Abstand beste. Der amerikanische mag es auch gut, aber der chinesische ist einfach noch sehr viel besser und lukrativer.

[00:18:26]

Und wenn wir das China Risiko jetzt mal mit einkalkulieren würden, also unterstellen würden im worst case das Unternehmen mit starkem China Geschäft wegen der Anspannungen vor Probleme gestellt werden. Wer hat denn dann gute Chancen? Oder anders gefragt Welche Dax-Konzerne sind auch ohne China Geschäft dieses Jahr rekordverdächtig?

[00:18:44]

Gute Frage. Also bislang hab ich mich immer nur ja nur gefragt, bei wem die Gewinne am meisten einbrechen werden, wenn es in China oder mit dem China Geschäft zu Problemen kommen wird. Ja, das sind zuallererst die Autobauer Volkswagen, aber auch Daimler und BMW. Am meisten aber Volkswagen umgekehrt. Und das ist ja jetzt deine Frage. Umgekehrt gibt es aber auch ja gibt es auch etliche Unternehmen mit starkem Gesamt Geschäft ohne irgendwie von China abhängig zu sein? Stimmt, die gibt es.

[00:19:12]

Also SAP mit seiner Software zählt da ganz sicher zu Lindy mit seinen Industrie Gasen auch.

[00:19:18]

Ja, die Deutsche Börse hat die würde sogar profitieren, wenn es in China zu größeren Problemen kommen würde.

[00:19:24]

Ja, weil dann ganz sicher die Börsenkurse kräftig schwanken und einknicken würden. Und für dieses Geschäft der Börse, wie schon gerade eben geschildert, wäre das einfach nur gut, weil dann auch die Umsätze mit Aktien an den Börsen steigen werden. Ja und ganz ohne China Geschäft sind noch die Versorger E.ON und RWE. Auch die Deutsche Telekom, wenn ich mich nicht irre. Die Immobilien Konzerne Vonovia und Deutsche Wohnen sind auch komplett ohne China Geschäft. Also ja. Summa summarum es gibt eine Menge Unternehmen im DAX immer noch, die ohne China sehr sehr gut bestehen, weil sie in China eben so gut wie gar keine Geschäfte machen.

[00:20:02]

Nur eben bei diesen vielen Industriekonzerne. Also allen voran. Die Autobauer. Die können ohne China kaum noch ein globaler Player in der Weltwirtschaft sein. Das gibt's einfach nicht mehr.

[00:20:14]

Jetzt mal so ganz spontan kann auch seine korrigier mich, wenn ich jetzt völlig falsch liege. Wie ist es denn mit Indien als Absatzmarkt?

[00:20:21]

Ja, dieser indische Markt, der wird schon solange genannt als potentiell riesiger Absatzmarkt. Solange ich beim Handelsblatt bin und das ist seit genau 25 Jahren. Aber es blieb immer nur bei dem Potenzial. Der indische Markt ist riesig. Er hat ein riesiges Potenzial und bislang blieb es immer nur bei dem Potenzial. Und das Gleiche gilt in noch schärferer, in stärkerer Form für den afrikanischen Absatzmarkt. Also abgesehen von Südafrika blieb es auch da immer nur bei dem Potenzial.

[00:20:53]

Schauen wir mal. Vielleicht ändert sich das ja noch die kommenden Jahre. Wir sprechen auf jeden Fall darüber, wenn es so weit ist. Und an der Stelle schon einmal ganz herzlichen Dank für das Gespräch. Gerne.

[00:21:09]

Und das war's für heute von Handelsblatt Today. Redaktionsschluss war wie gewohnt um 16 Uhr. Diese Sendung wird produziert von Christian Heinemann und Alexander Foss. Konnten Sie aus dieser Folge etwas Positives mitnehmen? Dann würden wir uns sehr freuen, wenn Sie uns Ihre Stimme schenken. Handelsblatt Today ist für das Publikum Voting vom Deutschen Podcast Preis nominiert. Den Link finden Sie in der folgende Beschreibung. Einfach draufklicken und den Button drücken. Und Sie wissen ja, bei Fragen, Lob oder Kritik zu dieser Folge schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an zu Day at Handelsblatt.com Und jetzt wünsche ich Ihnen einen schönen Feierabend.

[00:21:49]

Oder wenn Sie uns morgens hören, einen guten Start in den Tag. Bleiben Sie gesund.