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Zur Behandlung von Staatsfeinden Krankenhaus der Stasi.

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Ein flaches, zweistöckiges Gebäude auf dem Gelände des ehemaligen Untersuchungsgefängnis in Berlin-Hohenschönhausen. Rund 450 000 Besucherinnen und Besucher kommen jedes Jahr in die Gedenkstätte, um zu erfahren, wie das Ministerium für Staatssicherheit der DDR seine Häftlinge behandelte. Tausende waren hier inhaftiert, die mit dem Gesetz der DDR oder besser gesagt mit der Stasi in Konflikt geraten waren. Nicht alle waren gesund, denn darunter waren auch fast alle DDR-Bürger, die versucht hatten zu fliehen und dabei verletzt wurden, etwa weil sie auf eine Mine getreten waren oder angeschossen worden.

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Wer zu krank war, um die Untersuchungshaft in seiner Zelle zu überleben, kam in das Haft. Krankenhaus in Hohenschönhausen.

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Im Krankenhaus wurden von 1959 bis 1989 insgesamt zwei tausend sechs hundert vier und neunzig Personen Häftlinge medizinisch versorgt, davon 377 mehrfach. Die kamen entweder aus dem Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen, also praktisch gegenüber. Die kamen direkt von der Grenze, wo sie sich die Verletzungen zugezogen hatten. Oder sie kamen aus anderen Untersuchungsgefängnis und aus der gesamten DDR.

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Stefan Donat ist Forschungsleiter der Gedenkstätte. Auch 30 Jahre nach dem Mauerfall seien viele Fragen rund um das Krankenhaus offen, sagt er. Was hat die ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motiviert? Wie sind die Gefangenen medizinisch versorgt worden? Und nicht zuletzt wurde die Medizin im Krankenhaus als Verhörmethoden eingesetzt.

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Wir können bisher nicht überprüfen, ob es gezielt medizinische Behandlungen durchgeführt hat oder ob in einem überdurchschnittlich hohen Ausmaß Kunstfehler passiert, sondern aufgrund des mangelnden Ausbildungsstand des Personals. All diese Dinge stehen im Raum. Die werden von ehemaligen Häftlingen auch immer wieder vehement vorgetragen.

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Es habe bislang nicht genug Geld für die Aufarbeitung gegeben, sagt Dons. Dazu komme, dass die Aktenlage schlecht sei. Nur verhältnismäßig wenige Dokumente des Zentralen Medizinischen Dienstes der DDR sind für die Forschung aufbereitet. Auf die Hilfe ehemaliger Stasi-Leute konnte die Gedenkstätte bislang nach eigenen Angaben nicht zählen. Kontakt. Anfragen an Medizinerinnen und Mediziner hätten diese rundweg abgelehnt, sagt Dons. Die Erinnerungen der ehemaligen Häftlinge sind teils sehr detailliert, aber nach 30 Jahren teils auch verschwommen, manchmal widersprüchlich, nicht zuletzt, weil im Haft Krankenhaus wie im Zellentrakt nebenan höchste Geheimhaltung galt, sagt Stephan.

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Auch um solche Dinge gegenüber der übrigen DDR-Bevölkerung und dem Medizinischen Dienst der DDR geheim zu halten, das möglichst wenig über diese grausamen Verletzungen, die an der Grenze geschehen sind, davon möglichst wenig nach außen gedrungen ist.

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Die Geheimhaltung begann schon bei der Einlieferung vom Zellentrakt bis zum Haft. Krankenhaus sind es zwar nur ein paar Schritte, doch die Gefangenen einfach über den Hof zu führen, genügte den Ansprüchen an die Geheimhaltung nicht, wie das Beispiel von Hans Schulze zeigt. Er wurde im September 1986 in Hohenschönhausen inhaftiert. Zwei Tage nach seiner Einlieferung in das Untersuchungsgefängnis wurde er wieder in einen gefangenen Transporter, einen sogenannten Barkasse, geführt.

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Ich wurde aus meiner Zelle wieder in den Pacers gebracht und dachte Die bringen mich von hier aus irgendwie in die Charité. Und dann ist er Baggers hier. Mal sagen zehn Minuten über. Ich dachte, die sind auf dem Weg zur Charité. Aber nein, man wollte irgendwie Tarn, oder es ist und ist dann hier vor die Tür fahren. Und dann wurde ich nur schnell durch diese Tür ins Krankenhaus gebracht.

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Hans Schulze war kein DDR-Bürger. Er lebte in West-Berlin und betreute als Pharmareferenten das DDR Geschäft für einen westdeutschen Chemiekonzern. Zweimal jährlich besuchte er dafür die große Leipziger Messe problemlos mit einem Visum für die DDR. Doch der Kontakt zu einer Frau, einer Agentin, wie sich später herausstellen sollte, wurde ihm zum Verhängnis. Bei der Wiedereinreise nach West-Berlin wurde er an der Grenze verhaftet und in Hohenschönhausen eingesperrt. Drei Wochen nach seiner Inhaftierung notierte ein Stasi-Mitarbeiter in seiner Akte Hier steht und meldet sich mit Schmerzen in der linken Brust.

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Hans Schulze wurde im Haft Krankenhaus lediglich ambulant untersucht. Seine Schmerzen seien laut der ärzte auf die nervliche Belastung der Haft und Vitaminmangel zurückzuführen gewesen. Er habe daraufhin ein Vitaminpräparate bekommen, sagt er. Sei er froh gewesen, dass er nicht stärker auf die medizinische Behandlung angewiesen war. Das war wirklich wie im tiefsten Mittelalter, wenn man das je gesehen hat. Da waren Riesenunterschied, wenn man Kliniken in West-Berlin oder in der Bundesrepublik gesehen hat. Das war ein ganz anderer STANDARD als hier.

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Das war ja alles noch viel provisorischer, viel älter. Das war schon komisch gewesen. Da hat man Zutrauen, muss ich sagen.

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Wer heute durch das Krankenhaus geht, kann nur noch überreste des damaligen Betriebs besichtigen. In den Behandlungszimmer im Erdgeschoss stehen große silberne Metall, Wannen. Ein paar Zimmer weiter die überreste eines Röntgengeräte und ein Gynäkologie Stuhl mit einem fixie. Jogurt an der Ablage. Darunter sammelt sich eine kleine öbf Witze. üBer allem liegt der markante, muffige Geruch eines alten DDR Krankenhauses. Ein Stockwerk darüber befindet sich ein hellblau gekachelte Operationssaal. In der Mitte steht ein OP-Tisch, über den eine große runde Lampe ragt.

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Die Lampe. Da habe ich Horror. Vorab schon, wenn man es sieht. Das ist die schlimmste Gruselfilm, den es gibt. Also operiert werden wollte ich nicht.

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Eike Rade Wahn wurde 1985 in das Krankenhaus in Hohenschönhausen eingeliefert. Dem vorausgegangen war eine monatelange Leidensgeschichte. Sie begann mit ihrer Festnahme in Rumänien. Mit ihrer damals großen Liebe, wie sie sagt, und einem Freund wollte die gelernte Krankenschwester kurz nach ihrer Ausbildung Ende November 1984 durch die Donau in die Freiheit schwimmen. Mitten in der Nacht sollte es losgehen.

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Wir waren schon in der Donau gestanden und wollten los. Ich hatte nur noch eine Flosse anzuziehen. Die Männer waren schon bis zum Hals drin, bis zur Hüfte, und dann wurde auf uns geschossen. Und dann war es vorbei.

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Rumänische Grenzsoldaten nahmen sie fest. Stundenlang hätten sie barfuß an einen Zaun gekettet, in der Kälte gestanden, berichtet Rademann. Die damals 20-Jährige wurde in die Untersuchungshaftanstalt nach Potsdam überführt. Von dem Fluchtversuch und der psychischen Belastung gezeichnet, erkrankte sie schwer. Doch statt einer medizinischen Behandlung war sie über Wochen und Monate hinweg Erniedrigungen und sexuellen übergriffen ausgesetzt.

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Ich habe eine Erkältung bekommen, dann so eine Woche zuvor und nie behandelt. Ich habe dann einen Kollegen gehabt, ich hatte ein Blasenentzündung. Ich habe, das Ohr war entzündet oder die Ohren.

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üBer Wochen habe sich ihr Kopf angefühlt, als würde er jeden Moment zerspringen, sagt sie. Irgendwann platzte das entzündete Trommelfell, und Eiter lief aus dem Ohr heraus.

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Und dann haben sie begriffen Jetzt muss man wirklich was machen, weil ich glaube, sterben lassen wollten, sie mich dann auch nicht gerade waren wurde in das Krankenhaus in Hohenschönhausen überstellt.

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Sie kam anfangs alleine in eine Doppelzone, nur mit Glasbau, Steinen statt Fenstern, einem Waschbecken und einem Bett. Erst Jahre später erfuhr sie, wohin sie gebracht worden war.

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Mir fehlen drei Wochen, fehlen mir einfach in meinem Leben, wo ich mich da aufgehalten habe. Es ist ein komisches Gefühl, heute immer noch nicht zu wissen. Wo war ich?

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Drei Wochen, wie in der Stasi Untersuchungshaft üblich wurde. Gerade waren auch im Krankenhaus vollkommen isoliert. Ihr einziger Kontakt bestand aus den Stasi Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in weißen Kitteln. Doch die blieben ihr gegenüber größtenteils stumm. Von anderen Gefangenen sah sie nichts und hörte sie nichts. Lediglich ein Geräusch erkennt sie wieder.

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Es stammt von einem Brett, das an Schienen an der Wand gegenüber den Zellen befestigt ist und sich heute nur noch schwer von Zelle zu Zelle schieben lässt.

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Zelle gehört aber nicht. Was ist denn das? Haben die das zugeschoben, die über den Gang, die Medikamente verteilt oder Verbandsmaterial? Und wo sie ihre Akten so drauf hatten, dass alles so reingeschrieben war, Kasse gemacht haben oder Medikamente gegeben haben.

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Tatsächlich konnte sich gerade Waren ein Stück weit erholen, bevor sie zurück in die Untersuchungshaft Potsdam geschickt wurde.

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Ich hatte zu Anfang die ersten Tage immer noch diesen Reflex, wenn die Centurion aufging, dass ich gleich saß und aufstehen wollte und dann ein paar Tage gedauert. Das machte ich ja schon wochen. Monatelang. Sofort aufspringen. Und nee, wir durften hier liegenbleiben.

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Aufzuspringen wäre für Ralf Wolfenstein zumindest in den ersten Tagen seiner Haftzeit im Krankenhaus keine Option gewesen. Der damals 22 jährige Grenzsoldat hatte 1967 versucht, bei einem Patrouille Eingang in den Westen zu fliehen. An einer Grenzzäune an der innerdeutschen Grenze im Harz rannte er los. Er war bereits auf dem Gebiet der Bundesrepublik. Da wurde Wolf von seinem Vorgesetzten, der ihm nach gerannt war, niedergeschossen. Zurück auf das Gebiet der DDR geschleift und an Mitarbeiter der Stasi übergeben. Nach einer Notversorgung wurde er mit vier Schusswunden in das Hohenschönhausen Krankenhaus gebracht.

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Er bekam am Krankenbett allerdings nicht nur medizinisches Personal zu Gesicht.

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Das sind zwei herangekommen. Natürlich zu viel, ohne sich vorzustellen. Aber in jedem Fall bei der ersten Begegnung. Haben Sie mir den Haftbefehl vorgelesen und bei diesen Punkten wieder mehr verlesen worden, bin ich natürlich nach der Verlesung zu Boden gegangen, als ich meine Lackschuhen. Das hab ich nicht alle hat, etwas derart massiv mir angedroht wurde bzw. Frau gerufen wurde.

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Von da an sei er alle zwei Tage am Krankenbett vernommen worden. Die Anklagepunkte waren so schwerwiegend wie konstruiert. Er habe als Spion für den Feind gearbeitet und mit seinem Fluchtversuch die beiden deutschen Staaten an den Rand eines Krieges gebracht. Die Vernehmer drohten ihm mit jahrelanger Haft. Unter dem Einfluss, welcher Medikamente er bei den Vernehmungen stand, das weiß er bis heute nicht.

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Ich bin unter Schmerztabletten. Ich weiß nicht, wie lange das gewesen ist. Ich weiß überhaupt nicht, ob ich nie erfahren, was man mir da alles so alles verpasst hat, was ich habe schlucken müssen. Da konnte ich mich gar nicht wehren. Auf Fragen wurde mir nicht geantwortet, sondern das war eine Begegnung, die vollkommen ohne folgen.

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Immerhin sagt er heute, seine Schusswunden seien zufriedenstellend versorgt worden. Doch der Fall von Ralf Wolfenstein wirft die Frage auf, ob und inwiefern das medizinische Personal den Vernehmer und zugearbeitet hat. Die medizinischen Maßnahmen seien Teil der Vernehmung Strategie gewesen, sagt Forschungsleiter Stefan Donat.

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Das heißt, hier wurde nicht eine medizinische Behandlung den Kranken zuteil, sondern sie wurden hier nach den Maßgaben des MfS behandelt. Das konnte im Einzelfall einen Unterschied ausmachen. Das kann doch nicht die medizinische Behandlung zur Verfügung gestellt wurde, die man einem Kranken außerhalb von Haft träumen hätte zuteil werden lassen.

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Auskunft über Abläufe, Absprachen und die eigene Motivation könnte das ehemalige Personal geben und somit wesentlich zur Aufarbeitung des Kapitels Haft Krankenhaus beitragen. Etwa 28 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehörten laut der Gedenkstätte zum ärztlichen Personal. Zusätzlich beschäftigte das Ministerium für Staatssicherheit laut einer Personalakte regelmäßig auch medizinisches Personal aus anderen Krankenhäusern. Informationen über die Ausbildung und Hinweise auf die Einstellung der Festangestellten geben die sogenannten Kada Akten. Darin berichten Mitarbeiter und Vorgesetzte über ihre Kolleginnen und Kollegen im Krankenhaus. Darin heißt es etwa über Bernhard Landes, der von 1969 bis 1974 das Krankenhaus leitete.

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Er sei gelernter Maurer und habe eine Sanitäter Ausbildung, Landes vermerkt im Jahr 1975 wiederum über einen anderen Kollegen, den Arzt Herbert Vogel.

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In seiner bisherigen Dienstzeit hat Genosse Dr. Vogel wiederholt unter Beweis gestellt, dass er sich in der Aufgabenerfüllung stets primär von der Erfüllung politisch operativer Aufgaben leiten lässt.

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Zwei Jahre später heißt es in einem streng geheimen Vermerk über den Arzt Bei allen Entscheidungen, medizinische Maßnahmen in Diagnostik und Therapie räumt er den politisch operativen Aspekten stets den Vorrang ein. 986 wird er mit zahlreichen Orden, Prämien, Armbanduhren und Titeln versehene Arzt zum Leiter des Krankenhauses und verfasst laut seiner Akte selbst Beurteilungen. Mit den Gutachten eines Psychiaters, der bereits seit 1978 im Haft Krankenhaus arbeitet, ist Vogel offenbar sehr zufrieden. Der Genosse sei sich der politischen Bedeutung seiner Arbeit bewusst, schreibt er.

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Das zeigt sich auch in seiner Mitarbeit zur Lösung operativer Fragestellungen im Zusammenwirken mit der Linie 9 und anderen operativen Dienst Einheiten für die sogenannte Linie Neun arbeiten die Vernehme des Ministeriums für Staatssicherheit.

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Einen anderen Psychiater, der 1988 an dass Haft Krankenhaus berufen und ein Jahr später zum Referatsleiter für Begutachtungen ernannt worden ist, kann der Deutschlandfunk ausfindig machen. Ein Interview lehnt der heute 75-Jährige am Telefon strikt ab. Nach der Wende sei die Berichterstattung von einer Hysterie geprägt gewesen, sagt der Mediziner. Der Reporter solle sich keine Mühe geben. Er sei überdies nur kurz im Haft Krankenhaus gewesen, und das sei alles so lange her, sagte er. Nach 1989 habe er zudem ein neues Leben angefangen.

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In dem Gespräch beantwortet er aber dann doch einige Fragen. Er selbst habe keine Gutachten geschrieben, sagt er. Warum? In seiner Stasi-Akte steht, dass er in den letzten Monaten des Haft Krankenhauses Referatsleiter für Begutachtungen war, könne er nicht sagen. Und die Zusammenarbeit mit den Fahnemann im Krankenhaus habe selbstverständlich die ärztliche Schweigepflicht gegolten, sagt er. Mit den Vernehmungen hätten lediglich seine Vorgesetzten, nicht aber die ärzte selbst Kontakt gehabt. Darüber hinaus sei das Krankenhaus ja nicht dazu da gewesen, die Gefangenen gesund zu pflegen, sondern lediglich wieder vernehmungsfähig zu machen.

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Verifizieren lassen sich diese Aussagen nicht, aber sie stehen im Gegensatz zu den Erfahrungen vieler ehemals Inhaftierter.

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Was bleibt von dem Krankenhaus, das die Stasi so geheim halten wollte? Tatsächlich blättert an vielen Stellen die Tapete von den Wänden. Die Feuchtigkeit, sagt Forschungsleiter Stefan Don't. Rund neun Millionen Euro haben Bund und Berliner Senat zuletzt für die Sanierung der gesamten Gedenkstätte zur Verfügung gestellt. Davon soll auch das Krankenhaus renoviert werden, um es weiterhin auch für die Aufarbeitung von DDR-Geschichte nutzen zu können.

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Dass diese Zeit, die sie hier vorne haben, nicht untergeht, sondern dass die eine Würdigung erfährt, dass die aufgearbeitet wird und dass diese Geschehnisse im Krankenhaus, im gesamtgesellschaftlichen Diskurs über die Aufarbeitung der Geschichte der DDR einen prominenten Platz findet, weil sich hier natürlich am Umgang mit Kranken auch der Charakter einer Staatsordnung zeigt.

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Die drei ehemals Inhaftierten, die in diesem Beitrag zu Wort kamen, wurden schließlich vor dem Ende ihrer Haftzeit von der Bundesrepublik freigekauft, obwohl ihre Gefangenschaft schon lange her ist. Bleibt die Auseinandersetzung damit für sie präsent und nicht leicht? Zum Beispiel für Eicke Rademann während des Interviews mit dem Deutschlandfunk. In ihrer ehemaligen Zelle im Krankenhaus ertönt plötzlich die Sirene.

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Ich hasse es. Das ist genau das, wovor ich Angst hatte, aber ich bin darauf gefasst. Vor ein paar Jahren hier das erste Mal war, ging das auch genau an, und da bin ich zusammengebrochen.

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Auch dieses Kapitel seiner Inhaftierung noch nicht abgeschlossen. Und das, obwohl er als Zeitzeuge aktiv ist und unter anderem die Geschichte seines Fluchtversuche immer wieder erzählt hat.

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Aber in diesem Krankenhaus nun, nach so vielen Jahren, das erste Mal da hinein? Das war schon so ziemlich alles hoch, was ich verdrängt bzw. verarbeitet zu haben.

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Das hat mich natürlich sehr, sehr stark bewegt.

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Neuerdings, laut einem sogenannten Buch, das im Berliner Landesarchiv liegt, ist der letzte Häftling erst rund zehn Monate nach dem Mauerfall am 10. August 1990 um 12 Uhr 15 entlassen worden.

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Das war der Hintergrund zur Behandlung von Staatsfeinden Dass Haft. Krankenhaus der Stasi eine Sendung von Timo Stückelberger Redaktion Ulrike Winkelmann.