Elektronische Patientenakte - Durchbruch oder Flop?
Hintergrund - Deutschlandfunk- 1,351 views
- 3 Jan 2021
Es war ein langer Prozess: Seit 1. Januar ist die Elektronische Patientenakte nun Gesetz. Gesetzliche Krankenversicherungen müssen sie verpflichtend einführen. Patienten können entscheiden, ob ihre Daten darin erfasst und gespeichert werden sollen. Bedenken wegen der Datensicherheit gibt es dennoch. Von Nikolaus Nützel www.deutschlandfunk.de, Hintergrund Hören bis: 19.01.2038 04:14 Direkter Link zur Audiodatei
Deutschlandfunk Hintergrund. Durchbruch oder Flop? Die elektronische Patientenakte geht an den Start. Sendung von Nikolaus Nütze also wenn das Lesegerät.
Muss ich meinen Ausweis rein reinschieben. Dann muss ich einen sechsstelligen Pin eingeben.
Andreas Liebhat ist das, was man einen technikaffinen Arzt nennen kann. Er ist im Vorstand eines der ältesten Artzt Netze in Deutschland. Im Norden Nürnberg sind darin mehr als 130 Mediziner in 65 Praxen zusammengeschlossen. Auch auf den Start der elektronischen Patientenakte ist Liquids vorbereitet. Der Hausarzt weiß, was zu tun ist, wenn ein Patient seine Daten in der Praxis über einen sogenannten Connector gemeinsam mit dem Arzt eingeben und sortieren möchte.
Dann muss der Patient seine Karte rein schieben, muss ebenfalls einen sechsstelligen Kimmt eingeben, dann darf ich irgendwelche Dinge machen. Und wenn ich dann aber was App speichere, dann muss ich einen zweiten sechsstelligen Pin eingeben, der quasi meine Signatur ist.
Mit Beginn dieses Jahres ist ein Vorhaben Wirklichkeit geworden, das bis ins Jahr 2003 zurückreicht. Eine Zusammenstellung wichtiger Gesundheitsdaten von einem Notfall Datensatz, indem zum Beispiel lebensbedrohliche Allergien verzeichnet sind bis zu einem digitalen Impfpass. Eine elektronische Patientenakte könnte Leben retten und Milliardensummen sparen. So versprach es die SPD-Politikerin Ulla Schmidt, als sie das Projekt als damalige Gesundheitsministerin auf den Weg brachte. Seitdem hat die Führung des Ministeriums viermal gewechselt. Der amtierende Ressortchef Jens Spahn von der CDU zeigte sich im Sommer 2020 bei der Vorstellung des Gesetzes zuversichtlich, dass in der deutschen Gesundheitsversorgung eine neue Ära anbricht, wo die Zeiten vorbei sind, wo man selbst im Kopf haben musste, welche Medikamente man denn jeden Tag nimmt.
Die Zeiten vorbei sind, wo man selbst die Röntgenbilder, die MRT Bilder mitbringen musste, auf CD-ROM oder im großen Umschlag. Die Zeiten vorbei sind, wo es am Ende immer auf Papier Rezepte gibt, sondern die gibt's in Zukunft eben als elektronische Rezepte, als Rezept. All das macht für die Patienten und für alle, die sie behandeln, den Alltag leichter. Das und das ist das Entscheidende bei hoechsten Datenschutz.
Auch viele der gesetzlichen und privaten Krankenversicherer waren in den vergangenen Jahren überzeugt, dass die Patienten die Möglichkeit einfordern, Daten digital speichern zu können. Sie haben deswegen angefangen, mit Software-Unternehmen eigene Lösungen zu entwickeln. Diese freiwilligen Angebote tragen allerdings nicht den Namen elektronische Patientenakte, sondern elektronische Gesundheitsakte. Die Privatversicherung Allianz Gotha und Barmen Unia bieten gemeinsam mit rund 20 gesetzlichen Kassen ihren zusammen rund 18 Millionen Versicherten eine App mit dem Namen WiWi an. Die größte bundesweite Kasse, die Techniker Krankenkasse, hat für ihre fast elf Millionen Versicherten eine Gesundheitsakte namens TK Seife im Angebot.
Wenn man Ärztinnen und Ärzte fragt, ob ihre Patienten diese Angebote ihrer Versicherer nutzen, bekommt man allerdings oft die gleiche Antwort, die der Nürnberger Hausarzt Andreas Liebhat gibt.
Erstaunlicherweise hatte ich da noch niemanden, der danach gefragt hat, dass er da irgendwie Befunde haben wollte oder mir darin Befunde gezeigt hat.
Tatsächlich beziffert etwa die Allianz Private Krankenversicherung die Zahl der Kunden, die die Gesundheitsakte WiWi nutzen, auf mehrere Tausend bei 600 000 voll Versicherten. Entspricht das einem Anteil von rund einem Prozent? Die Techniker Krankenkasse berichtet über rund 250 000 Nutzer ihres Angebots namens TK Safe. Das sind gut zwei Prozent der knapp elf Millionen Versicherten der TK. Die Sprecherin der Kasse, Sylvia Wird hofft, dass das Projekt neuen Rückenwind bekommt, wenn es mit Beginn dieses Jahres für Kassen und Ärzte Pflicht wird, mit elektronischen Patientenakten zu arbeiten.
Allerdings warnt sie vor zu großen Erwartungen.
Also für unsere Versicherten ändert sich zunächst nicht so viel. Denn es ist ja so, dass das nicht der Big Bang ab dem 1.1. ist, sondern dass die Patientenakte so gedacht ist, dass es ein integrativer Prozesses und die Funktionen nach und nach kommen werden.
Ein iterative Prozess, also ein Prozess, in dem sich schrittweise etwas ändert, ist die elektronische Patientenakte. In der Tat. Zunächst müssen alle gesetzlichen Kassen ihren Versicherten eine App fürs Smartphone oder Tablet anbieten, mit der sie Gesundheitsdaten sammeln können.
Das bedeutet, sie haben dann automatisch eine Übersicht z.B. über ihre verordneten Medikamente, über Arztbesuche, über Diagnosen, Behandlungen, Krankenhausaufenthalte oder Impfungen. Sie können also einfach nachschauen Wann war ich zum letzten Mal beim Zahnarzt oder wann hab ich zum letzten Mal ein Antibiotikum genommen?
Solche Informationen einzutragen ist aber zunächst Aufgabe der Patienten. Dass auch Ärzte. Und Ärzte, die elektronische Patientenakte bestücken und untereinander Daten ihrer Patienten austauschen, soll zunächst nur in einem Probebetrieb in ausgewählten Praxen in Berlin, Bayern und Nordrhein-Westfalen getestet werden. Erst ab Anfang Juli sollen alle Kassenärzte und Psychotherapeuten verpflichtend an die sogenannte Telematik Infrastruktur angeschlossen sein. Dieses mit besonders hohen Sicherheitsstandards ausgestattete Datennetz ermöglicht es, Daten aus der Patientenakte abzurufen und in sie einzutragen oder elektronische Rezepte auszutauschen. Ab dem Jahr 2022 folgen weitere Funktionen, wie etwa ein digitales Zan Bonus Heft, indem dokumentiert wird, ob Patienten die jährlichen Vorsorgeuntersuchungen wahrgenommen haben.
Auch der Mutterpass, das Kontroll Heft für Kinder, Früherkennung, Untersuchungen und der Impfpass sollen ab 2022 digital genutzt werden können. Nach Ansicht der Sprecherin der TK Sylvia wird ist das überfällig.
Ich denke, es ist sehr anachronistisch, dass wir quasi einfacher beim Online-Shopping schauen können, wann unsere Lieferung da ist und was wir als letztes bestellt haben. Als dass es möglich ist, dass wir unsere Gesundheitsdaten sichern, zentral in einem Ort gespeichert haben und auch entsprechend nachschauen können. Und vor allem auch darüber verfügen.
Dafür, dass es bei der Einführung der elektronischen Patientenakte zu jahrelangen Verzögerungen gekommen ist, gibt es viele Gründe. Zunächst sollten Verbände von Ärzten, Krankenkassen, Apothekern und Kliniken das Projekt im Auftrag der Bundesregierung voranbringen. Doch in der Gesellschaft namens gematik, die die Verbände dafür einrichteten, gab es ständig Konflikte und Blockaden. Die wollte Bundesgesundheitsminister Spahn beenden, indem er Mitte 2019 den Staatsanteil in der Gematik auf eine Mehrheit aufstockt. Nicht per Beschluss beenden konnte die Bundesregierung allerdings die technischen Probleme bei den Firmen, die sich um die Entwicklung der notwendigen Apparate kümmern sollten.
Und auch die Diskussionen über die Datensicherheit konnte die Regierung nicht per Beschluss beenden. Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Ulrich Kelber, formulierte im vergangenen Sommer eine Grundsatzkritik an den Zugriffsrechte auf bestimmte Informationen. Kelber, dessen Behörde bundesweit über die Einhaltung von Datenschutzregeln wacht, stört sich vor allem an einem Versicherte können zum Start der Patientenakte ihre Gesundheitsinformationen nur entweder allen Ärzten zugänglich machen können oder gar keinem.
Das hat zur Folge, dass man eben keineswegs mehr frei und individualisiert entscheiden kann, welcher Leistungserbringer, also welcher Arzt z.B. welche Informationen sieht. Ist es nicht möglich, bestimmte Informationen vor einigen Ärzten zu verbergen, anderen sie zu geben? Damit entsteht eine elektronische Patientenakte, die nicht das Beste für die Versicherten bietet.
Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz hatte deswegen noch kurz vor dem Start der elektronischen Patientenakte schwerwiegende Bedenken.
Ich komme zu dem Ergebnis, dass dieser Vorgang tatsächlich ein Verstoß gegen die Datenschutzgrundverordnung ist.
Kelber ermahnte deshalb die Krankenkassen im November dafür zu sorgen, dass bei der Einführung der Patientenakte nicht gegen europäische Regeln zum Datenschutz verstoßen wird. Damit kamen die Kassen aber in ein Dilemma. Bundestag und Bundesrat haben sie per Gesetz verpflichtet, die Patientenakte auf eine bestimmte Weise einzuführen. Und die technischen Voraussetzungen, um die Zugriffsrechte in der Patientenakte so zu gestalten, wie es nach Ansicht des Bundesdatenschutzbeauftragten das Europarecht vorsieht, werden erst in etwa einem halben Jahr geschaffen sein. Als Ausweg aus diesem Dilemma haben sich der Datenschutzbeauftragte und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen Ende November darauf geeinigt, dass die Kassen online umfangreiches Infomaterial bereitstellen, damit die Versicherten wissen können, worum es geht.
Die entsprechende Broschüre umfasst nicht weniger als 21 DIN-A4-Seiten Text. Es gibt allerdings auch Fachleute, die die Intensität der Bemühungen um den Datenschutz nicht mehr nachvollziehen können.
Im internationalen Vergleich ist Deutschland am Restriktiveren, was die Auslegung von Datensicherheit und Datenschutz angeht. Das ist ja beides wichtig. Das ist ja überhaupt kein Zweifel. Aber die Datenschutzgrundverordnung, die gilt ja in allen EU-Mitgliedsländern. Nach unserer Wahrnehmung gibt es kein Land, das sie so eng auslegt wie wir.
Ferdinand Gerlach ist Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Universität Frankfurt am Main und Vorsitzender des Gesundheits Sachverständigenrates der Bundesregierung. Im November hat er gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern auf Anregung der Barmer Krankenkasse ein Thesenpapier dazu erstellt, was Deutschland aus der Coruña Krise lernen sollte. Für den Chef des Sachverständigenrates gibt es beim Thema Digitalisierung eine klare Erkenntnis Sie hätte viel helfen können, um die Pandemie besser einzudämmen. Etwa wenn die Coruña Waren App ihren Nutzern wirklich Orientierung bieten würde. Aber auch, dass es noch keine elektronische Patientenakte gibt, hält Gerlach für ein Armutszeugnis.
Ich will dazu sagen Es ist fahrlässig und ethisch bedenklich, wenn man Daten missbraucht. Aber es ist auch fahrlässig und ethisch bedenklich, wenn man vorhandene Daten nicht bestmöglich nutzt. Wir könnten die Pandemie besser beherrschen. Wir könnten auch Krankheiten besser diagnostizieren und behandeln, wenn wir die vorhandenen Daten besser nutzen würden.
Die gleiche Einschätzung hat Boris Augusti vom RWI Leibniz-Institut in Essen. Der Gesundheitsökonom sieht Deutschland beim Thema Digitalisierung des Gesundheitswesens im Vergleich zu anderen Ländern viele Jahre im Rückstand.
Wenn Sie es vergleichen mit Ländern, die da weiter vorangeschritten sind, vor allem im skandinavischen Bereich Estland, Dänemark, dann haben wir noch einen großen Weg vor uns. Aber wir müssen natürlich mal beginnen.
Er selbst habe in Dänemark erleben können, dass Patienten mit großer Selbstverständlichkeit digitale Gesundheitsakte pflegen, mit denen sie verschiedene Ärzte über ihre Krankengeschichte informieren, erzählt auch Gursky. Allerdings sei das Gesundheitssystem etwa in Dänemark weit stärker zentral vom Staat geregelt als hierzulande. Deutschland hat über hundert gesetzliche und 50 private Krankenversicherer. Es gibt 17 Kassenärztliche Vereinigungen. Eine mehr, als es Bundesländer gibt. Denn Nordrhein-Westfalen hat zwei KV. Dazu kommt noch die Kassenärztliche Bundesvereinigung. Es gibt 17 Landesärztekammern und die Bundesärztekammer.
Es gibt Apotheker, Kammern und daneben weitere Apotheker Verbände. Es gibt Krankenhausgesellschaft. Und damit ist die Liste der Verbände noch nicht zu Ende, stellt der Gesundheitsökonom Auggie Reski fest.
Ich lerne auch ständig neue kennen, nach fast 20 Jahren im Gesundheitswesen. Und da hat jeder so seine eigene Interessenslage. Und für manche davon ist die elektronische Patientenakte eher etwas, was sie nicht möchten. Es gibt auch viele, die sie wollen, aber es gibt halt widerstrebende Interessen. Deshalb überrascht es mich nicht, wenn es dann welche gibt, sozusagen die auf die Bremse treten.
Und es werde nicht nur etwa aus Datenschutzbedenken auf die Bremse getreten, glaubt Augusti. Der Gesundheitsökonom ist sicher, dass vor allem Ärzteverbände und viele einzelne Ärzte ebenso wie viele Krankenhäuser einen ganz bestimmten Effekt der Digitalisierung nicht sonderlich schätzen.
Dann haben sie ja auch Transparenz über das Versorgungs geschehen können dann auch plötzlich mal schauen, welche Versorgungs Maßnahmen was bringen und dann können sie auch gut von schlecht besser unterscheiden. Das ist nicht überall so erwünscht. Da hat man im deutschen Gesundheitswesen nicht so den Hang, sich in diesen sag ich mal Qualitäts Wettbewerb hineinzubegeben.
Ein Qualitäts Wettbewerb könnte allerdings einiges an Geldsparen, ist sich Gorski sicher. Wenn von den 300 Milliarden Euro, die jedes Jahr im deutschen Gesundheitswesen bewegt werden, nur 2 prozent eingespart würden, wären das schon 6 Milliarden Euro. Vor allem aber könnten Patienten besser behandelt werden, sagt Auggie Reski.
Das heißt dann eben auch weniger Fehler entstehen. Ich habe dann ja z.B. auch gerade von multi morbiden Menschen, die verschiedene Krankheit haben, alle Informationen vorliegen und kann dann auch erkennen, ob es vielleicht Komplikationen geben könnte, die man ohne Wissen dieser breiten Fülle an Information nicht kennen würde.
Tatsächlich bekamen die Pläne, eine digitale Patientenakte einzuführen, vor allem durch den Lipo bei Scandal vor rund 20 Jahren. Schwung bei Patienten, die sowohl den von Bayer entwickelten Blutfehde Senka Lipo Beinamen als auch bestimmte andere Medikamente. Ratten in tausenden Fällen schwere Wechselwirkungen auf Todesfälle wie die durch Lipo bei zu verhindern, war eines der Ziele, das sich die damalige Bundesregierung im ersten Gesetz zur Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte im Jahr 2003 gesteckt hatte. Und es sollte allgemein darum gehen, die Versorgung zu verbessern.
Dieses Ziel sei immer noch sehr wichtig, findet der Gesundheitsökonom Boris Augusti.
Wir könnten dann schauen, welche Behandlungen sind wie erfolgreich und könnten die weniger Erfolgreichen runterfahren und die Erfolgreichen hochfahren. Und das würde am Ende auch Leben retten.
Nicht nur Kosten sparen, sondern die Behandlungen verbessern und Leben retten. Auch der Vorstand der Allianz Privaten Krankenversicherung, Daniel Bahr, hofft darauf, dass die elektronische Patientenakte ganz neue Möglichkeiten eröffnet.
Und dann wird es wirklich richtig losgehen. Das wird der Busta sein für die Digitalisierung Gesundheitswesen.
Bevor er den Vorstandsposten in der Krankenversicherung Sparte der Allianz übernahm, war Bahr von 2011 bis 2013 Bundesgesundheitsminister. Als hauptberuflicher FDP-Politiker konnte er selbst Erfahrungen damit sammeln, wie schwierig es war, die Digitalisierung des Gesundheitswesens voranzubringen. Jetzt aber breche eine ganz neue Phase an. Ist er sicher.
Das ist wie mit einer Autobahn. Solange die nicht gebaut ist, kann auf der Autobahn auch noch nichts fahren. Aber sobald die Autobahn eröffnet ist, dann wird der Verkehr schon kommen. Dann werden die Leute die Vorteile davon sehen, dass sie auf der Autobahn schneller vorankommen. Vielleicht als es bisher auf der Landstraße der Fall war.
Mit Ampeln für die privaten Krankenversicherer stehen an den Auffahrten zur Gesundheits Datenautobahn allerdings erst einmal Ampeln, die rotes Licht zeigen. Ihr Branchenverband war 2012 aus der Gesellschaft Gematik, die das Projekt entwickelte, ausgestiegen. Erst im April 2020 sind die Privatversicherung wieder zurückgekehrt. Deshalb konnten sie jahrelang nur von außen zusehen, wie die elektronische Patientenakte für Kassenpatienten vorbereitet wurde. So ist die Plastik Chipkarte, mit der alle gesetzlich Versicherten ausgestattet sind, ein wesentliches Element, um Zugang zur Telematik Infrastruktur zu bekommen, über die die Patientendaten künftig ausgetauscht werden sollen.
Doch Privatversicherte haben keine solchen Karten. Und der Allianz Vorstand Bahr will sie auch nicht einführen.
Die elektronische Gesundheitskarte, das ist eigentlich eine veraltete Technologie. Heute hat man keine Karte mehr. Heute hat man in der Tat Applikation oder digitale Lösungen auf dem Smartphone.
Die elektronische Patientenakte soll zwar möglichst stark über Smartphones und Tablets verbreitet werden, was auch Privatversicherten einen Zugang ermöglicht. Und die Akte soll in den nächsten Jahren Stück für Stück mit neuen Funktionen ausgestattet werden. Mediziner wie der Nürnberger Hausarzt Andreas Liebhat haben aber die Befürchtung, dass die Patientenakte dabei in vielerlei Hinsicht Stückwerk bleiben wird. Die Pfitz, der auch im Vorstand eines der größten Artzt Netze Deutschlands ist, hat zwar Verständnis dafür, dass das Thema Datenschutz großgeschrieben wird. Aber wenn die Patienten jederzeit ganz alleine ohne Rücksprache mit ihren Ärzten ihre Patientenakte verändern können, sieht er die Gefahr, dass wichtige Informationen entfernt werden.
Das sehe ich vor allem als Hausarzt, als Problem, weil ich da wirklich unter Umständen die Behandlung von mehreren Ärzten koordinieren muss. Und wenn ich nicht weiß, was der Psychiater für Medikamente verschrieben hat, dann habe ich auch keine Chance, das bei meiner eigenen Medikamenten Verordnung zu berücksichtigen, geschweige denn das dann noch zu kombinieren. Vielleicht mit der Medikamenten Verordnung von einem Urologen oder irgendwem anders.
Der Arzt könne seine Patienten natürlich immer fragen, ob alle Allergien oder alle Medikamente, die sie nehmen, in der elektronischen Akte vermerkt sind. Sagt liebhat. Aber genau das tue er jetzt ja auch schon.
Wofür brauchen wir dann eine Patientenakte, wenn sie genauso unvollständig bleibt wie das, was ich erfragen kann?
Liebhat? Erwarte deshalb nicht, dass in absehbarer Zeit eine allzu große Zahl seiner Patienten die neue digitale Akte nutzen wird.
Ich würde es auf die Patienten beschränken wollen, wo ich wirklich weiß, dass sie viele Artzt Kontakte noch außer zu ihrem Hausarzt haben und wo es wirklich sinnvoll ist, damit diese besser miteinander zusammenarbeiten können, dass sie da reinschauen können auf gemeinsame Daten.
Und obwohl er selbst viele Chancen in der Digitalisierung sieht und auch in seine Praxis eine eigene App nutzt, um mit seinem Patienten zu kommunizieren, ist liebhat in einer Hinsicht sehr zurückhaltend. Wirklich intime Informationen vermerkt er nicht in seinen digitalen Akten, die er in seine Praxis führt.
Das, finden wir, ist auch ein Stück weit Datenschutz. Das heißt, selbst wenn wir gehackt werden sollten, das ganz Intime, Persönliche. Daran kommt man nicht dran.
Und Lipitor glaubt, dass das viele seiner Kolleginnen und Kollegen ähnlich halten werden. Deshalb ist er überzeugt Die Digitalisierung wird immer wichtiger im Gesundheitswesen. Aber auch Karteikarten und Kugelschreiber werden noch lange zum Einsatz kommen.
Das war. Hintergrund, Durchbruch oder Flop Die elektronische Patientenakte geht an den Start. Eine Sendung von Nikolaus Nütze Redaktion Norbert Weber.