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Deutschlandfunk Hintergrund. Portugal statt Deutschland Die Erziehungshilfe für Problem belastete Jugendliche im Ausland. Eine Sendung von Katrin Sanders und Anika Reker. Mit Boot Camps oder der Doku-Soap Die strengsten Eltern der Welt hat das nichts zu tun. Projekt stellen im Ausland, in denen Jugendliche aus Deutschland betreut und begleitet werden. Solche Maßnahmen können Jugendämter bewilligen. Doch die Angebote mit besonders intensiver Begleitung sind in Polen, Spanien oder Kirgistan die große Ausnahme bei den Hilfen zur Erziehung. Gabriel lebt seit rund einem Jahr auf dem Gelände des Vereins progressiv, der sich in Portugal und Problem belastete Jugendliche aus Deutschland kümmert.

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Ich kenne keine Grenzen mehr. Ich kann mich selber stoppen, wenn ich irgendwas mache. Wenn jetzt das Tier springt vom Baum, aber dann habe ich auch das Gefühl jetzt, dass das viel zu hoch ist. Und dann klappt das runter. Ich springe nicht einfach.

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Sagt der Zwölfjährige, der eigentlich anders heißt. Früher wäre er gesprungen für den Kick, für die Grenzerfahrung. Seine Geschichte erzählt Gabriel, während er in Gummistiefeln durch ein Tal nahe der Kleinstadt Almodóvar im Süden Portugals stampft. Umgeben von grünen Hügeln stehen hier zwischen orangen Bäumen mehrere kleine Holzhäuschen, in denen Gabriel und derzeit zwei weitere Jugendliche untergebracht sind. Maximal fünf Plätze gibt es.

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Das sind hauptsächlich traumatisierte jugendliche Jugendliche mit verhaltenes Problematiken, mit bestimmten Persönlichkeitsstörungen z.B. hyperaktive Kinder und Jugendliche oder Jugendliche mit Asperger-Syndrom, Autismus, Spektrum, Störung, Jugendliche mit Borderline-Störung, erklärt Dorit Brandauer.

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2007 hat die deutsche Sozialpädagogin den Verein Progress in Portugal gegründet, um Jungen und Mädchen eine Chance zu geben, wenn Hilfsangebote zu Hause in Deutschland ausgeschöpft sind. Auch Gabriel ist in Deutschland bereits durch viele Einrichtungen gegangen. Niemand kam dort mit dem damals sehr aggressiven und streitsüchtigen Jungen zurecht, erzählt Lea Niemann, die als pädagogische Koordinatorin bei Processor in Portugal arbeitet und Gabriel seit seiner Ankunft dort begleitet.

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Gabriel, das ist ein typisches Kind aus einem groß vernachlässigten Elternhaus halt. Viele Eltern, wo das so extrem ist, können einfach keine Sorge tragen. Seine Mutter konnte es von Anfang an nicht. Und sein Vater hat immer mal wieder Interesse gehabt, konnte aber selber seine innere Stabilität nicht halten. Familie ist eigentlich gar nicht vorhanden. Das macht natürlich auch was mit einem Jugendlichen. Nicht diese persönliche Zuwendung zu haben, diese spezielle Liebe zu haben. Die Ruhe.

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Die reizende Umgebung. Der Abstand zu Deutschland. All das habe massiv dazu beigetragen, dass Gabriel sich innerhalb eines Jahres extrem verändert habe. Psychisch und auch körperlich. Als er vor einem Jahr in Portugal ankam, wog er nur 29 Kilo bei einer Größe von ein Meter fünfzig. Dass er wieder richtig essen kann und fast zehn Kilo zugenommen hat, liegt seiner Meinung nach an der frischen Luft und den Aufgaben, die er hier täglich erledigen muss.

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Mehr mit der Hand arbeiten, mehr Sachen machen, rumrennt, Gras wegmachen, Zement machen, Oliven pflücken. Unsere eigenen Terrassen machen.

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Die deutschen Jugendämter, die für diese Hilfen zuständig sind, zahlen für die intensive Betreuung im Ausland Tagessätze zwischen 250 und 400 Euro pro Kind. 6 bis 800 Kinder und Jugendliche werden im Auftrag deutscher Jugendämter im Ausland betreut. Und das klappt meistens gut. Doch es gab in der Vergangenheit auch Fälle, in denen es schlecht lief mit einer Reform des Kinder und Jugend. Stärkung des Gesetzes sollen deshalb bald neue Regeln für die Projekt Stellen im Ausland gelten. Mehr Kontrolle der Träger und unangekündigte Besuche verspricht Bundesfamilienministerin Franziska Giffey von der SPD.

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Wenn Kinder und Jugendliche ins Ausland in eine Einrichtung der Erziehungshilfe geschickt werden, dann ist es sehr notwendig, dass es eben auch dort Kontrollen vor Ort gibt, die wir verbindlich vorschreiben. Und wir schreiben außerdem vor, dass wenn eben die gesetzlichen Anforderungen nicht eingehalten werden. Das ist ganz klar nur eine Reaktion darauf geben kann. Nämlich die unverzügliche Beendigung der Maßnahme.

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Ob das am Ende so konsequent wie versprochen gelingen kann, hänge allerdings vom Kleingedruckten in der reformierten Gesetzes Fassung ab, sagt Lorenz Bahr, Leiter des Landesjugendamt des Rheinland. Die weitaus größte Mehrheit der Träger von Ausgleichsmaßnahmen sei seriös und zuverlässig. Doch das war nicht immer so, sagt Lorenz Bahr.

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Das ist bestimmt 15 Jahre her, da gab es einen echten Markt in den aufnehmenden Ländern, wo eben die Träger hier Kinder aufgenommen haben, ohne vor Ort letztlich schon einen Mitarbeiter zu haben und sich vor Ort dann eben irgendeinen Mitarbeiter gesucht haben. Ich erinnere mich an Gespräche mit Trägern, die mir wirklich sagten wie auf dem Marktplatz. Das war besorgniserregend und insofern ist es auf jeden Fall zu begrüßen, dass auch jetzt mit dieser SGB VIII Reform, wenn auch nicht in Hülle und Fülle, wie wir uns das vorgestellt hätten, aber doch eine deutliche Verbesserung auch mit Blick auf diese auslasse Maßnahmen formuliert wird.

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Es ist eben das Anliegen, dass der Schutz und der STANDARD von diesen Auslands Maßnahmen vergleichbar ist zu den Maßnahmen in Deutschland und dass früher auffällt, wenn davon abgewichen wird, sagt auch Angela gemessert.

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Sie ist stellvertretende Geschäftsführerin der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft Jugendhilfe AG J. Bis zum Sommer soll der Reformentwurf gesetzt werden. Dann würde auch im Ausland gelten, was bei Heimunterbringung in Deutschland bereits Pflicht ist. Anbieter in Rumänien, Kirgistan, Spanien oder Portugal bräuchten dann eine Betriebserlaubnis und die Kinder und Jugendliche müssen im Ausland von Profis begleitet werden, also von Fachkräften für Soziale Arbeit.

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Angelas gemessert und wie wir als DJ finden besonders gut, das deutlich nochmal hervorgehoben wird, dass jeder Auslands Maßnahme in enger Kommunikation mit den zuständigen Behörden in Deutschland erfolgen muss. Das heißt, die Jugendämter werden verpflichtet, sich selbst vor Ort, also im Ausland, tatsächlich von der Qualität der Maßnahme zu überzeugen. Und das müssen sie nicht nur vor dem Staat, sondern auch, bevor eine Hilfe dann dort verlängert wird. Davon versprechen wir uns tatsächlich einen genaueren Blick auf die Auslands Maßnahmen.

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Die Reform des Kinder und Jugend Stärkung des Gesetzes ist somit eine Ansage, die sich vor allem an die 576 Jugendämter richtet, in deren Auftrag Kinder und Jugendliche im Ausland betreut werden. Sie müssen sich künftig vor Ort selbst ein Bild machen, was dort wirklich geleistet wird. Die Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen, kurz IGF, hält das für notwendige Anforderungen, um die Rechte und das Wohl junger Menschen bei Auslands Maßnahmen besser als bisher zu gewährleisten. Es habe genug Skandale um problematische Erziehungs Einrichtungen im Ausland gegeben, bei denen mit Kindern Kasse gemacht worden sei, betont Professor Dirk Nüsschen von der ICF.

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Ein Beispiel Rumänien im Jahr 2019. Das Jugendhilfe Projekt in Marabu Resch gerät unversehens in die Schlagzeilen. Vier dort betreute deutsche Jugendliche beschweren sich über angebliche Ausbeutung durch die Heimleitung vor Ort. Sie seien medizinisch schlecht versorgt, zur Arbeit gezwungen und teilweise verprügelt worden, so die Jugendlichen gegenüber rumänischen Behörden. Darunter auch ein Mädchen, für das das Jugendamt Remscheid zuständig ist. Tom Küchler, der zuständige Abteilungsleiter, erfährt von dem Vorfall aus der Presse.

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Das hat ja anscheinend eingeschlagen wie eine Bombe. Wenn da die mit Hubschrauber und ECA oder was weiß ich, wie die heißen dort das Gelände stürmen und alle mitnehmen. Da muss ja eine wahnsinns Dynamik dahinter gesteckt haben. Aber gut, das ist jetzt so gelaufen, wie es gelaufen ist. Ein krasser Fall.

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Rumänische Behörden verhafteten die Heimleitung, einen Deutschen, der als Hauptverdächtiger galt und vier Rumänen. Bis heute ist vieles unklar. Zum Beispiel auch, ob der Verdacht stimmt, dass die Heimbetreiber Gelder rechtswidrig genutzt haben. Der Träger weist die Vorwürfe zurück und verweist auf die anderen Jugendlichen aus dem Projekt, die der Kritik ihre Mitbetreut öffentlich widersprochen haben. Doch das Mädchen aus Remscheid bleibt bei seiner Darstellung. Tom Küchler vom Jugendamt Remscheid unterstellt ihr keine Falschangaben. Seine Einschätzung zu dem Vorfall zeigt, wie sensibel dieses Arbeitsfeld ist und dass Abbrüche und Konflikte dazugehören.

[00:09:25]

Sagen wir mal so Diese Beschwerde von den Jugendlichen, die ist gekommen, die haben sich beschwert. Aber das ist ja jetzt nicht, als wir uns das fremd. Also Jugendliche beschweren sich in Heimen Einrichtungen oftmals über die Sache, weil eben natürlich auch Grenzen aufgezeigt werden, weil sie natürlich nicht eins zu eins mit ihrem Willen sich durchsetzen können, wenn sie irgendwas machen sollen. Und ich glaube, dass es dort auch so war, dass dort Widerstände sich aufgebaut haben. Und dann sind sie nach außen transportiert worden, in die Ortschaften.

[00:09:52]

Ich glaube ich da an Dritte gewandt und dann ist es natürlich sehr ernst genommen wurden und sofort als Tatsache dargestellt worden. Man hätte das auch anders hinterfragen können. Was ist denn da wirklich passiert?

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Viele Kinder haben oft eine lange Jugendhilfe Karriere hinter sich, sagt Tom Küchler. Er meint damit einen langen Weg durch die Erziehungshilfe, vielfach wechselnde Heim Aufenthalte, manchmal Jugendpsychiatrie, Suchtmittel oder erste Straffälligkeit. Wenn Jugendämter da an die Grenzen ihrer Möglichkeiten kommen, scheint der Neustart sinnvoll im Ausland, möglichst weit entfernt von einer problematischen Szene, in der sich der Jugendliche aufhält. Nur zwei bis drei solcher Maßnahmen im Ausland bewilligt das Jugendamt Remscheid pro Jahr. Dass sich Anbieter und Jugendamt vorab schon kennen, kommt selten vor.

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Bei der Kontaktaufnahme ist man oft auf Vermittlung angewiesen, sagt Tom Küchler.

[00:10:50]

Entweder durch Erfahrungen im Team, auch diese persönlich in Augenschein Name ist wichtig. Oder wir starten über die Sammelstelle von diesen Auslands Maßnahmen um eine Anfrage mit einer kurzen Skizzierung des Einzelfalles. Und dann kommen Angebote zurück. Und dann ist es natürlich immer so ein bisschen davon abhängig, wo ist was frei. Also es ist ja nicht so, als könnten wir uns da alles mögliche aussuchen. Und es geht auch nicht um Land. Es geht schon nach dem Träger und dem Konzept.

[00:11:16]

Also bei diesen Maßnahmen ist es wie bei allen anderen Jugendhilfe Maßnahmen so, dass es da gute Projekte gibt und weniger gute, sagt Lorenz Bahr, der Leiter des Landesjugendamt des Rheinland.

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Werden die neuen Regeln im Kinder und Jugend stärkeres Gesetz helfen, die weniger Guten zu erkennen? BA warnt vor falschen Erwartungen. Er hätte sich zum Beispiel mehr Entschlossenheit bei den geplanten erweiterten Aufsichtspflicht der Jugendämter gewünscht.

[00:11:45]

Die Jugendämter sollen sich nach dem Gesetz müssen, nicht aber sollen sich einen Eindruck vor Ort machen von der Maßnahme. Sie sollen sich belegen lassen, dass auch Fachkräfte die entsprechende Maßnahme vor Ort umsetzen. Und sie sollen leider nicht müssen. Das ist auch nochmal abgeschwächt worden. Auch eigentlich die Hilfe Planung mindestens einmal im Jahr vor Ort machen. Das hätte man auch stärker fassen können. Hätte aber natürlich zu erheblichen Mehrkosten für die Jugendämter geführt. Ich meine aber, es hätte sich gelohnt.

[00:12:16]

Immerhin der Entwurf für das Gesetz sieht vor, dass in Zukunft nur noch solche Träger Projekte Stellen im Ausland anbieten, die bereits in Deutschland ein Heim betreiben. Die Grundannahme ist Wer im Inland zuverlässig arbeitet, wird sehr wahrscheinlich auch bei der Umsetzung der Auslands Maßnahme zuverlässig sein. Doch Lorenz Bahr genügt diese Logik nicht umgekehrt. Was passiert, wenn es nicht der Fall ist? Dann können wir ja nicht eine Betriebserlaubnis für eine stationäre Einrichtung hier im Rheinland entziehen, nur weil im Ausland, in Spanien, Portugal oder wo auch immer die betriebene Einrichtung nicht nach dem geltendem Recht umgesetzt wird.

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Da müssen wir schon eine Menge Belege mitbringen. So eine Betriebserlaubnis entzieht man nicht mal eben.

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China vertraue ich nicht ganz. Zurück beim Jugendhilfe Projekt Progress so in Portugal. 20 Kilometer weiter südlich von den Unterkünften der Jungen lebt die 16 jährige Alis in der Mädchen Wohngemeinschaft Alis. Auch sie heißt eigentlich anders, kümmert sich hier gemeinsam mit den anderen Mädchen um sechs Pferde. Die 16-Jährige leidet an einer emotionalen Störung, können schlecht Bindungen eingehen und ist extrem misstrauisch. Doch auch sie hat sich in Portugal verändert, hat gelernt, sich selbst zu reflektieren.

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Ich habe mich sehr unfreundlich verhalten. Ich habe Kinder gemobbt. Ich habe halt niemanden respektiert und auch ein bisschen aggressiv.

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Bis alles sich im Projekt richtig einleben konnte, hat es allerdings viel Zeit gebraucht. Mehrmals ist sie weggelaufen.

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Ich habe schon. Ich glaube, 19 Mal versucht ich zwar von sechseinhalb Stunden gelaufen. Einmal habe ich auch draußen übernachtet, aber ansonsten bin ich jedes Mal zurückgegangen, weil ich gemerkt habe, dass es nichts bringt.

[00:14:10]

Denn hier gibt es keinen Bahnanschluss, keine Shoppingmalls, keine alten Bekannten, nichts, wo man sich verstecken kann. Nur weites Land, das sei für Jugendliche wie alles sehr wichtig, sagt Progress Leiterin Dorit Brenndauer.

[00:14:25]

Der Vorteil von Auslands Maßnahmen ist eben auch, dass die Jugendlichen raus aus dem System sind, wo sie sind. Und das ist in Deutschland manchmal gar nicht machbar. Selbst wenn du einen Jugendlichen in einer Einrichtung in einem anderen Bundesland gibst, setzen sich in Zug und fahren zurück. Das ist im Ausland erschwert. Das heißt, die Jugendlichen müssen sich auf uns einlassen.

[00:14:44]

Unterstützend dazu geben die Jugendlichen am Anfang alles ab, was sie mit ihrem alten Leben in Deutschland verbindet. Handys, Laptops, Piercings und die eigene Sprache.

[00:14:56]

Wir sprechen hier Englisch in den Projekten. Die Jugendlichen verlieren dadurch auch ihren Straßen Slang. Weil wenn sie hier herkommen und mit ihrer gewöhnlichen Sprache nicht so agieren können, müssen sie sich ja erst mal auf eine neue Sprache einlassen und verlieren damit ihren Straßenszenen.

[00:15:16]

Das bringt auch einen weiteren Vorteil mit sich. In Englisch stünde im Abschlusszeugnis am Ende dann meist eine 1 oder 2 ein umso größerer Erfolg, wenn man bedenke, dass vor dem Auslandsaufenthalt viele der Jugendlichen gar nicht mehr Schulball gewesen seien, sagt Dorit. Brenndauer. Der zwölfjährige Gabriel hatte in Deutschland Lehrerinnen angespuckt und beschimpft und war von verschiedenen Schulen geflogen. Kaum vorzustellen, wenn man ihm beim Unterricht mit Lehrer Christian beobachtet.

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Dann schneiden wir diesen Zico in verschiedene Körper. Und was machst du da?

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Fünf Quader, fünf Prisma, Einzelunterricht und mindestens zwei Betreuer, die rund um die Uhr für maximal fünf Jugendliche im Einsatz sind. Dieser dichte Betreuungsschlüssel mache es möglich, dass Jugendliche mit einem besonderen Bedarf wie Gabriel oder Allies die Aufmerksamkeit bekommen, die sie brauchen. Das Jugendamt Düsseldorf kooperiere gern mit dem Träger, wie der Amtsleiter auf Nachfrage betont. Mehr als zehn Jugendliche lässt das Jugendamt derzeit im Ausland betreuen. Die Entwicklung, die die Kinder und Jugendlichen dort machten, zeige, dass es lohnt.

[00:16:30]

So sieht es auch Tom Küchler vom Jugendamt Remscheid aus. Marabu Suresh zieht er vorläufig nur den Schluss, mit diesem Anbieter nicht mehr zusammenzuarbeiten.

[00:16:41]

Auslands Maßnahmen an sich, finde ich, sind ein guter Weg. Wenn vieles nicht geht, dann doch nochmal die Kurve zu bekommen. Für die Jugendlichen.

[00:16:49]

Wenn es dabei allerdings zu Konflikten vor Ort kommt oder die Jugendlichen unzufrieden sind, sich beschweren oder Unterstützung brauchen, haben sie und die Eltern künftig einen Rechtsanspruch auf Beratung und Hilfe. So steht es im Gesetzesentwurf. Doch es könnte dauern, bis die notwendigen Ombudsstelle in allen Bundesländern auf die neue Aufgabe eingerichtet sind. Darauf weist Angelas Messer von der Arbeitsgemeinschaft Jugendhilfe AK Jott hin. Und die Jugendlichen müssen von ihrem Recht auch wissen, sagt die AK J. Sie mahnt daher konkrete Umsetzung Beschlüsse an.

[00:17:26]

Wenn das Kinder und Jugend Stärkung US-Gesetz zum Sommer hin gesetzt werden sollte.

[00:17:31]

In der Umsetzung von dieser Reform wird man sich überlegen müssen. Es gibt Ombudsstelle auch schon jetzt. Die sind nicht vorbereitet, auf einmal zu allen Hilfen zur Erziehung in Deutschland und im Ausland zu beraten. Da müssen zusätzliche Strukturen geschaffen werden und man muss sich die Frage stellen Wie können die Informationen über diese Ombudsstelle auch tatsächlich die Berechtigten erreichen? Da muss ganz sicher sogar Geld rein, sagt Gemessert.

[00:17:59]

Nur so könne es wirklich eine Verbesserung für die bis zu 800 Jugendlichen geben, die nach vielen persönlichen Umwegen in Auslands Projekten neu angefangen haben, darunter Alis und Gabriel, die ihre Chance in Portugal erkannt haben.

[00:18:15]

Ich wollte eigentlich nach Hause. Aber dann habe ich gewusst, dass du mir helfen wollen. Und dann hab ich mitgearbeitet. Bald schon hingekommen bin und alles weggenommen wird, merkt man halt okay, du musst dir Sachen verdienen, du musst alles wertschätzen und du musst halt gut mitmachen, weil sonst kommst du nicht weiter. Und das hat mich halt so verändert. Ich hab mich an die Regeln gehalten und ich lüge nicht mehr. Also nicht mehr. So oft hatten wir auch so eine Notsituation.

[00:18:39]

Ich bin freundlicher geworden und ich vertraue schneller Menschen. Das war der Hintergrund Portugal statt Deutschland. Die Erziehungshilfe für Problem belastete Jugendliche im Ausland. Eine Sendung von Katrin Sanders und Anika Reker. Redaktion Laura Esslinger.