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Shteyngart Morning Briefing Podcast einen wunderbaren Guten Morgen, mein Name ist Dagmar Rosenfeld und ich freue mich, sie in den Tag begleiten zu dürfen. Heute ist Freitag, der 13. November. Beimischungen Zwang. So hat der Nationalökonom Karl Schiller jegliche Form von Quote genannt Beigemischt hat Markus Söder seiner Partei, der CSU, schon einiges, seit er den Vorsitz übernommen hat. Wenn man so will, ist die CSU unter Söder eine Mischehe aus Vater Staat und Mutter Erde eingegangen.

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Oder wie er selbst formuliert Die Bewahrung der Schöpfung ist eine Ur Tugend gewesen aus Bayern und der CSU raus. Und ich freue mich sehr, dass wir daran wieder anknüpfen. Pionier zu sein für das Thema Bewahrung der Schöpfung, Erhalt der Natur, aber auch Schutz unserer Heimat.

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Manche sagen, Söder sei mittlerweile grüner als es die satten Sommer Wiesen im Allgäu sind und manche nennen seinen Kurs sogar linksliberal. In dieses Bild passt, dass Söder nun eine gesetzliche Frauenquote für Vorstände in Dax-Unternehmen fordert.

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Ich bin für die Frauenquote. Das Argument Wir können nicht vorschreiben, ob in einem DAX Vorstand eine Frau ist. Das finde ich ein so schwaches Argument.

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Ich denke, wir müssen ein Signal setzen, weil es auch eine Vorbildfunktion für die vielen, vielen jungen Frauen unserem Land, das die CSU als Partei der Marktwirtschaft unternehmen vorschreiben will, wie sie ihre Personalauswahl zu treffen haben, ist bemerkenswert. Noch bemerkenswerter ist allerdings Markus Söder verlangt den Konzernen ab, was er selbst nicht zustande gebracht hat. Denn Söder ist im vergangenen Jahr krachend damit gescheitert. In der CSU eine verbindliche Frauenquote auch für die Kreisverbände einzuführen.

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Die SPD hat 1988 die Frauenquote eingeführt. Wo steht die SPD denn heute? Genau dort, wo wir nicht hinwollen.

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Das war eine von vielen Gegenstimmen auf dem CSU-Parteitag. Dass Söder nun trotzdem auf eine politisch verordnete Quote in Dax-Vorstände setzt, sagt daher weniger über Söders Frauenbild als über Söders Selbstbildnis. Er ist sich seiner Führung absolut sicher. Und die Umfragen, die ihn als Wunsch Kanzlerkandidaten der Deutschen ausweisen, geben ihm Recht. Und hier kommt dann auch das Merkel hafte in Söder zum Vorschein. So gewann Angela Merkel mit ihrem Kurs als Parteivorsitzende in der Bevölkerung an Zustimmung. Bei den eigenen Leuten aber verlor sie zunehmend an Rückhalt.

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Diesen Führungsstil kann man aus Perspektive der Partei durchaus als inhaltliche Zwangs Beimischung bezeichnen. Aus der Perspektive Söders kann man es aber auch Weg ins Kanzleramt nennen. Unsere weiteren Themen heute Fast 3200 Menschen müssen aktuell auf Intensivstationen in Deutschland wegen Coruña behandelt werden. Das sind so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Der Krankenpfleger Alexander Lorde kümmert sich um schwer erkrankte Clovis 19 Patienten. Er spricht gleich über den Klinikalltag und über seine Enttäuschung von der Politik.

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Die Politik hat gerade in Bezug auf unsere Berufsgruppe und auf unsere Wirklichkeit bei der Arbeit den Sommer total verschlafen. Also ich habe nicht das Gefühl, dass da irgendetwas getan wurde, um sich diese Situation jetzt vorzubereiten.

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Wir sprechen außerdem über Popstar Phil Collins, der sich in einem Rosenkrieg mit seiner Ex befindet und welche Rolle die Körperhygiene in diesem Schlagabtausch spielt. Und Sie hören von einem deutschen Priester, der dachte, seine Mutter rufe ihn an. Und dann plötzlich den Papst am Telefon hatte. Dem medizinischen Personal im Allgemeinen und den Krankenschwestern und Pflegern im Speziellen wurde in der Pandemie sehr oft und sehr intensiv gedankt mit Applaus vom Balkon und mit Applaus im Bundestag oder in gefühligen Spots aus dem Bundesgesundheitsministerium.

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Zeiten wie diese zeigen uns, was für ein Land wir sind, wie viel Kraft wir haben, wie wir zusammenhalten, wie wir gemeinsam anpacken. Wir stehen vor der größten Bewährungsprobe seit der Wiedervereinigung. Sie zu bewältigen, beginnt mit Wertschätzung und Anerkennung für diejenigen, die in diesen Zeiten Verantwortung für die Gesundheit und die Versorgung von uns allen tragen. Den vielen Millionen Menschen in unserem Gesundheitssystem.

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Aber mal abgesehen von warmen Worten hat sich sonst etwas getan für die Pflegekräfte. Zumal die erste Welle und der erste Lockdown auch schon wieder rund ein halbes Jahr her sind. Wie ist die Situation auf den Intensivstationen? Einen Einblick gibt uns Alexander Jordy. Er ist 24 Jahre alt, Krankenpfleger auf einer Intensivstation in Niedersachsen. Und er ist SPD-Mitglied. Deutschlandweit bekannt geworden ist Alexander Jordan, als er der Kanzlerin bei einer Wahlveranstaltung in die Parade fuhr.

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Ergo nahmen Frau Merkel und im Artikel 1 des Grundgesetzes steht Die Würde des Menschen ist unantastbar. Jetzt habe ich es in einem Jahr ungefähr ein bisschen mehr ist es schon jetzt im Krankenhaus und im Altenheim erlebt, dass diese Würde tagtäglich in Deutschland tausendfach verletzt wird. Ich finde, das ist ein Zustand, der ist nicht haltbar. Es gibt Menschen, die liegen stundenlang in ihren Ausscheidungen. Das sind Menschen, die haben dieses Land aufgebaut nach dem Weltkrieg. Die haben dafür gesorgt, dass wir diesen Wohlstand haben, den wir heute haben.

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Die Pflege ist so überlastet und sie sind seit 12 Jahren an der Regierung und haben in meinen Augen nicht viel für die Pflege getan. Es gibt Schichten, da ist man mit 20 Patienten pro Pflegekraft und das kann nicht sein. Warum führen Sie nicht endlich eine Quote ein, wo man sagen kann sag ich mal einer Pflegekraft betreut maximal so und so viele Patienten. Das muss doch in einem Land wie Deutschland möglich sein. Guten Morgen, Herr Jordy.

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Guten Morgen, Herr Jolle. Deutschlandweit werden derzeit mehr als 3000 Corona Patienten auf Intensivstationen betreut und das sind mehr als auf dem Höhepunkt der ersten Welle. Auch Sie arbeiten ja in der Intensivpflege. Erzählen Sie uns doch mal, wie ist die Lage auf Ihrer Station?

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Man merkt im Moment schon, dass es wieder deutlich mehr wird. Wir haben seit April covert Patienten auf unserer Station. In der ersten Welle hatten wir, glaube ich, fast die ganze Station voll mit Kogel Patienten. Jetzt teilen wir uns jetzt gerade noch mit einer anderen Intensivstation im Haus ein bisschen auf, aber es wird jetzt definitiv wieder mehr. Wir hatten die längste Zeit immer so ein, zwei Patienten. Jetzt haben wir sechs Patienten und bekommen auch jeden Tag Anfragen von anderen Kliniken.

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Wenn ich mir als Laie eine solche Intensivstation vorstelle, dann stelle ich mir viel Technik, viele Geräte vor, die die Arbeit erledigen. Erzählen Sie doch mal, was macht ist so intensiv für eine Pflegekraft, auf einer solchen Station zu arbeiten. Wie sieht Ihr Alltag aus? Was machen Sie?

[00:07:03]

Also der technische Aspekt, den Sie erwähnen, der ist ja durchaus richtig. Es ist nur leider nicht so, dass Sie vieles erledigen, sondern dass wir eben diejenigen sind, die Pflegefachkräfte auf den Intensivstationen, die ich sage mal 80, 90 Prozent der Bedinungen dieser Geräte übernehmen. Sei es beispielsweise das Beatmungsgerät per Fusion, über die Medikamente ganz langsam intravenös verabreicht werden oder Infusionen pumpen. Wir sind diejenigen, die das alles managen, die das im Blick behalten, die bei Alarm davor sofort drauf reagieren und gerade sowas.

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Es war ja immer so, dieses Stichwort Beatmungsgerät. Ja, wir haben ja viele Beatmungsgerät in Deutschland. Man darf sich so ein Beatmungsgerät nicht wie ein Kaffeevollautomaten vorstellen, wo man den Patienten anschließt. Und das Gerät ist super intelligent und macht das alles alleine. Sondern das ist eine hochkomplexe Sache, wo wir regelmäßig dann z.B. Blut beim Patienten abnehmen, um zu gucken Wie ist es Sauerstoff, wie ist das Kohlenstoffdioxid im Blut? Wie ist der pH-Wert des Blutes? Und noch ganz andere Faktoren, nach denen wir dann diese Blutentnahme beurteilen und dann entsprechend auch die Beatmung Parameter wieder anpassen.

[00:08:12]

Und bei so einer Beatmung kann man auch sehr, sehr viel falsch machen und auch eine Lunge sehr schnell und sehr nachhaltig schädigen. Das heißt, da braucht man Erfahrung für da braucht man eine gute Einarbeitung, da braucht man Hintergrund und Theorie wissen und das ist alles sehr, sehr komplex. Und wir müssen sehr viele Parameter und Einstellungen gleichzeitig im Blick behalten und auch immer den Blick drauf behalten, um Veränderungen rechtzeitig zu erkennen und Gefährdungen für den Patienten zu vermeiden.

[00:08:40]

Und die körperliche Anstrengung wird die jetzt noch vermehrt dadurch, dass sie ja Schutzkleidung tragen müssen? Ganzkörper, Schutzkleidung, Maske den ganzen Tag? Was macht das körperlich mit Ihnen?

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Das ist definitiv auch nochmal ein wichtiger Faktor. Jetzt ist es so, dass wir bei uns beispielsweise die Klimaanlage so umgestellt haben, dass die Luft aus den in die Zimmer, in die Patientenzimmer sozusagen rein gesogen wird. Dadurch funktioniert die Kühlung aber nicht mehr. Also funktioniert im Prinzip nicht mehr wie eine richtige Klimaanlage. Und dadurch, dass da ganz viele Geräte drinstehen stehen, bildet sich über die Zeiten gute Wärme in diesen Zimmern. Und ich habe durchaus schon Dienste in Zimmern gehabt und da haben wir Thermometer teilweise drin, wo 31 Grad waren.

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Und dann trägt man tatsächlich diesen Schutz Kittel, der von außen Wasser undurchlässig ist. Man trägt diese eine Haube oder eine Schutzbrille oder irgendwas in der Art. Eine P Maske. Das heißt, das Atmen ist schon ein bisschen schwerer. Dadurch ist da was anderes als ein einfacher Mund Nasen Schutz. Und das führt dazu, dass man im Prinzip zwei Schritte im Zimmer macht und anfängt zu schwitzen. Und man steht ja dann teilweise wirklich 3, 4 oder noch länger an Stunden in diesem Zimmer und muss da wirklich viel, viel Arbeit leisten.

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Auch körperlich, aber vor allem auch eben Denkarbeit. Was dann aber auch schwierig ist, wenn man morgens um 3 Uhr da drin steht, nachdem man schon acht Stunden gearbeitet hat, es ein und dreißig Grad sind. Man schwitzt und das sind wirklich harte Arbeitsbedingungen im Moment und das merkt man auch, das schlaucht wirklich. Man kommt nach Hause und ist wirklich einfach fertig von der Arbeit.

[00:10:15]

Jetzt gibt es ja auch noch die Debatte, dass man die Personal Untergrenze, also die maximale Zahl an Patienten, die ein Pfleger betreuen darf oder soll, dass man die aussetzen will, damit ein Pfleger noch mehr Patienten als ohnehin schon betreuen kann. Reicht die Kraft beim vorhandenen Pflegepersonal aus, um das nochmal zu stemmen? So wie seine ersten Welle auch war? Da hat man auch diese personale Untergrenze ausgesetzt. Schaffen Sie das ein zweites Mal? Nein, definitiv nicht.

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Und das Interessante ist ja auch Man muss sich anschauen, wer macht denn diese Vorschläge immer, diese Untergrenzen auszusetzen? Meistens diejenigen, die überhaupt nicht davon betroffen sind. Und das, finde ich, ist schon das Problematische, wo ich auch die strukturellen Probleme sehe, dass unsere Berufsgruppe Pflege bei solchen Diskussionen einfach zu wenig vertreten ist, also dass wir da zu wenig institutionell irgendwie eine Stimme haben, die auch dann dagegen anspricht, beispielsweise jetzt in Form einer Bundes Pflege, kann man dann auch mal sagen könnte Nein, das geht definitiv nicht.

[00:11:14]

Das sind dann leider häufig die Kolleginnen und Kollegen der Ärzteschaft, die dann sagen Ja gut, dann müssen wir diese Grenzen eben ein bisschen aufweichen. Das funktioniert definitiv nicht. Es ist natürlich von Intensivstation zu Intensivstation unterschiedlich, wie aufwendig die Therapie ist. Aber wenn ich das jetzt beispielsweise bei uns sehe wir haben ja diese speziellen Lungen Ersatz Verfahren mit dieser AEC Mos, also wo Blut sehr viel Blut aus dem Körper herausgeholt wird über einen Kanüle und dann außerhalb des Körpers sozusagen die Lungenfunktion ersetzt wird und dort mit Sauerstoff angereichert und Kohlenstoffdioxid eben rausgeholt wird aus dem Blut.

[00:11:49]

Es sieht so ein so ähnlich aus wie eine Herz-Lungen-Maschine. Das sind so Sachen. Das ist hochkomplex, da muss man immer ein Auge drauf haben. Und wenn ich drei Patienten hätte, ich wüsste ehrlich gesagt nicht, wo ich die Zeit hernehmen sollte für einen dritten Patienten. Also es ist nicht so, dass ich dann weiß ich nicht, irgendwie eine halbe Stunde Händchen halten mit dem Patienten oder ein paar Gespräche oder so. weglassen könnte. Darum geht es schon lange nicht mehr.

[00:12:13]

Es geht darum, dass sich ganz elementare, ganz essentielle Dinge nicht mehr tun könnte. Man muss regelmäßig Blut abnehmen beim Patienten, um zu gucken. Stimmt die Gewinnung, stimmen die Elektrolyte. Wie sieht es mit der Glukose im Blut aus? Wie ist die Oxy Gummiring? All solche Sachen. Das muss ich immer im Blick behalten. Dann müssen ganz viele Medikamente gegeben werden. Es laufen ganz viele Medikamente gleichzeitig, die zur Aufrechterhaltung der Sedierung, also dass der Patient sozusagen schläft ist, die zur Aufrechterhaltung des Blutdruck sind.

[00:12:43]

Teilweise haben die Patienten dazu noch ein Herzversagen. Ganz viele Sachen auf einmal. Und davon ist jetzt nichts, wo ich sagen könnte Okay, das kann jetzt ein bisschen warten, das mache ich später oder Das lasse ich jetzt mal weg, weil das könnte den Patienten schon in Gefahr bringen. Und am Ende muss man aussagen. Es geht nicht nur um die Patienten, sondern es geht am Ende auch um uns. Das wird häufig auch vergessen. Gerade wenn man jetzt guckt, wie z.B. in Niedersachsen mit der Verordnung, dass wir bis zu 60 Stunden arbeiten können und 12 Stunden Dienste legal sind.

[00:13:13]

Wenn man guckt, dass in den Epidemie Gesetzen teilweise versucht wurde hineinzuschreiben, sowohl in Niedersachsen, auf Bundesebene als auch in NRW. Dass man versucht hat, dort hineinzuschreiben, dass wir auch gegen unseren Willen im Krankenhaus zur Arbeit gezwungen werden können. Das es Gott sei Dank am Ende gescheitert. Aber da sieht man das häufig. Vergessen wird, dass es nicht immer nur um die Patienten geht, sondern dass auch wir in diesen Schutz kritteln und diejenigen, die die Arbeit dort leisten, Menschen sind, die genauso ein Recht auf körperliche Unversehrtheit haben und auch ein Recht darauf, dass unsere Gesundheit geschützt wird.

[00:13:49]

Der Unterschied zur ersten Welle ist ja auch bei der ersten Welle wusste keiner. So genau, was auf uns überhaupt zukommt und das hat so ein Wir-Gefühl geschaffen und alle haben gesagt Wir stemmen jetzt diesen Kraftakt gemeinsam. Jetzt erleben wir das zum zweiten Mal und sie auf den Flegel Stationen Intensivstationen erleben das auch zum zweiten Mal. Verändert das die Motivation oder die Frustration? US-Grenze, die man auch hat?

[00:14:17]

Definitiv. Und vor allem habe ich auch das Gefühl, die Politik hat gerade im Bezug auf unsere Berufsgruppe und auf unsere Wirklichkeit bei der Arbeit den Sommer total verschlafen. Also ich habe nicht das Gefühl, dass da irgendwas getan wurde, um sich auf diese Situation jetzt vorzubereiten. Es wurde kein zusätzliches Pflegepersonal irgendwie rekrutiert oder zurückgeholt. Und selbst diese pflegen Bonus, der ja groß angekündigt wurde, dann erstmal nur für die Altenpflege kam und jetzt auch weniger Krankenhäuser verteilt wird, ist ja total gescheitert.

[00:14:48]

Wir beispielsweise haben sehr, sehr komplexe Patienten, die sehr lange bei uns liegen, sehr schwer krank sind und bekommen keinen Pflege Bonus für unser Krankenhaus, weil wir eine magische Zahl von 50 unterschritten haben, dadurch, dass wir eher schwerere Fälle bei uns hatten. Und deswegen bekommen wir diesen Bonus gar nicht. Obwohl wir das ganze Jahr über Covent Patienten versorgt haben und auch jetzt unsere Intensivstationen wieder voll damit sind, bekommen wir den nicht mal und das allein ist eine eine eine solche Symbolik auch von der Politik an unsere Berufsgruppe, dass ich das Gefühl habe, wir sind denen einfach nichts wert.

[00:15:22]

Und die haben immer noch nicht verstanden, wie dramatisch die Situation ist und bemühen sich nicht in ausreichendem Maße, um dem entgegenzuwirken.

[00:15:29]

Im Frühjahr ist immerhin noch sehr oft und sehr laut für sie geklatscht worden. Sie waren so wie Helden. Jetzt ist es schon ziemlich lange ruhig an den Fenstern und auch auf dem Balkon. Fühlen Sie sich auch von der Gesellschaft im Stich gelassen?

[00:15:45]

Also ich muss sagen, ich hab tatsächlich noch nie jemanden am Balkon klatschen gehört. Ich hab jetzt aber auch nicht das Bedürfnis, jemanden auf dem Balkon klatschen zu hören, weil ich gehe auch nicht in den Edeka und klatsche für die Kassiererin oder Klatsche für den DHL Boten, die auch eine verdammt harte Arbeit alle im Moment haben. Und ich freue mich natürlich. Und ich glaube, das ist auch das, was in der Gesellschaft mehrheitlich auch so die Denkweise ist, dass man sagt Wir haben mehr verdient und es muss mehr für das Gesundheitswesen getan werden.

[00:16:19]

Aber ich habe keine Erwartungshaltung gegenüber der Gesellschaft. Ich habe eine Erwartungshaltung gegenüber der Politik. Und die ist das, die die Rahmenbedingungen schafft, dass wir unsere Arbeit gut verrichten können und dafür eine faire Entlohnung bekommen. Und es macht für mich einen sehr großen Unterschied, ob jemand eine Privatperson ans Fenster geht und klatscht und das aus einem guten Willen tut oder ob das Politiker im Bundestag tun, weil das war nämlich für mich keine Geste des Dankes. Die sind da aufgestanden, haben geklatscht und applaudiert für unsere Leistung.

[00:16:48]

Aber die sitzen ja im Bundestag, in dem Ort, wo sie etwas verändern können, wo sie Gesetze beschließen können, die tatsächlich unsere Lebenswirklichkeit im Krankenhaus verändern, die die Finanzierung ändern können, die zusätzliche Mittel bereitstellen können. Und genau das haben sie nicht getan. Und dann können sie sich ihren Applaus. Also die Politikerinnen und Politiker im Bundestag tatsächlich auch sparen. Und gegenüber der Gesellschaft hab ich da keine Erwartung, dass die uns da irgendwie jetzt applaudieren oder nicht.

[00:17:16]

Das ändert tatsächlich wenig an unserer, an unserer Wirklichkeit, auf der Arbeiten am Ende unseres Gespräches.

[00:17:24]

Wo Sie sehr offen und sehr klar erzählt haben, wie die Situation in Ihrem Beruf ist, stelle ich mir die Frage und stelle Ihnen die Frage Wenn Sie nochmal die Wahl hätten, würden Sie sich wieder für diesen Beruf entscheiden. Also ich würde die Ausbildung definitiv nochmal machen, weil ich glaube, dass ich als Mensch sehr, sehr viel dadurch gelernt habe, man durchläuft in diesen drei Jahren Ausbildung die unterschiedlichsten Bereiche des Krankenhauses über Notaufnahme, Intensivstation, Geburtsstation. Man kommt in die Psychiatrie, in ein Altenpflegeheim.

[00:18:00]

Man sieht so viel in diesem Beruf, in dieser Ausbildung. Und man lernt verdammt viel über sich selbst, über den Menschen, vor allem auch über Kommunikation in den unterschiedlichsten Situationen. Und einem steht auch viel damit offen. Also ich kann immer noch total viel damit machen. Ich kann auf der Intensivstation arbeiten, in all den Bereichen, den ich genannt habe. Ich kann aber auch in bestimmten Behörden arbeiten. Ich kann auch mich über Studium in unterschiedlichste Weise fortbilden.

[00:18:26]

Und das möchte ich auch immer ganz klar herausstellen. Der Beruf Pflegefachkraft oder Pflege Fachmann Fachfrau ist ein unglaublich vielfältiger, interessanter und anspruchsvoller Beruf, der immer Zukunft haben wird. Wir werden immer Arbeit haben. Wir werden immer ein sicheres Arbeitsumfeld haben, in dem Sinne, dass wir keine Angst zu haben brauchen, unseren Job zu verlieren. Und es ist auch immer eine Arbeit, dieser sinnstiftend ist. Aber man muss eben Beruf und Arbeitsbedingungen auseinanderhalten. Und die Arbeitsbedingungen sind im Moment so, dass ich mir und auch ganz viele andere Kolleginnen sich nicht vorstellen können, das dauerhaft so weiterzumachen.

[00:19:04]

Und das ist eigentlich das Traurige daran. Das ist ein schöner Beruf, ist es aber leider für viele nicht möglich ist, ihn auf Dauer auszuüben.

[00:19:13]

Das ist ein sehr bedenkenswertes und nachdenkenswert Schlusswort. Herr J. Ich danke Ihnen ganz herzlich für dieses Gespräch. Gerne.

[00:19:22]

Und Dagmar. Was ist heute in der Hauptstadt los?

[00:19:26]

Im Dezember kommt nicht nur der Weihnachtsmann, sondern im Dezember kommen auch die Innenminister in Weimar zusammen. Dort werden sie über alles reden, was die innere Sicherheit Deutschlands gefährden kann. Mein Kollege Gordon Pinkie, der stellvertretende Chefredakteur von The Pionier, konnte vorab einen Blick auf die Tagesordnung des vertraulichen Treffens werfen. Guten Morgen, guten guten Morgen, Dagmar Gordon. Über was wird denn da in Weimar gesprochen werden?

[00:19:52]

Ein wichtiges Thema werden die Finanzströme von Rechtsradikalen und von Rechtsextremisten sein. Da geht es jetzt nicht mehr nur um das, was wir vielleicht noch von der NSU kennen, also die Banküberfälle, mit denen sich die NSU finanziert hat und ihren rechten Terror finanziert hat. Sondern jetzt geht es auch um Geschäfte, die erst einmal ziemlich legal erscheinen, also z.B. um Gastronomie, um Konzerte. Innerhalb der Gastronomie werden Schnitzel verkauft, eigene Biersorten, solche Dinge.

[00:20:18]

Wie kann denn die rechtsextreme Szene mit Schnitze Geld verdienen? Ja, das ist gar nicht so schwer. Also z.B. gibt es Gaststätten, die betrieben werden von Rechtsextremisten und die Freimann dann ihre Produkte, so dass sie besonders attraktiv werden für Kunden. Also z.B. gibt's da dann auf einmal ein Bier. Das heißt Reichs Bräu oder ein Schnitzel. Das heißt Hitler Schnitzel und wird für 8 Euro 88 verkauft. Das ist dann erstmal legal, zieht dann aber eben die Leute an, die das attraktiv finden und damit werden Einnahmen kreiert.

[00:20:46]

Und das alles findet eben in diesem privaten Betrieb dieser Person statt. Und damit ist es erst einmal legal. Aber dadurch, dass es jetzt relevant geworden ist als Finanzierungsquelle für Rechtsextremismus, beschäftigen sich die Innenminister damit.

[00:20:57]

Und was wollen die dann konkret tun? Erst einmal geht es darum, dass die Innenminister überhaupt sich darüber im Klaren werden, wie groß dieses Problem ist und was man dagegen tatsächlich machen kann. Es ist ja nicht so einfach, als wenn man gegen etwas wie Banküberfälle vorgeht, sondern jetzt muss man erst einmal sehen Wie gut sind die Rechtsextremisten organisiert. Was tun sie? Und da müssen alle Innenminister aus den einzelnen Ländern ihre Informationen zusammentragen. Eins steht schon fest In einem Jahr soll es einen Bericht geben und dann wird man sehen, wie man strukturiert gegen diese neue Form von Finanzierung von Rechtsextremismus vorgehen kann.

[00:21:30]

Was bestimmt kein Jahr dauern wird, ist, bis wir uns widersprechen.

[00:21:34]

Gordon Ja, ganz genau. Dagmar Und wer bis dahin noch mehr Informationen über das und viele andere Themen der Hauptstadt haben möchte Hauptstadt. Das Briefing ab heute bei uns wieder auf der Pioniere und Dagmar.

[00:21:45]

Was geht eigentlich gar nicht? Die öffentliche Demontage von Phil Collins. Betrieben wird sie von seiner Ex-Frau. Und die fährt dabei nicht nur die ganz Großen, sondern auch die ganz ekligen Geschütze auf. In einem Gerichtsaal Eintrag behauptet sie, dass sich Phil Collins ein Jahr lang nicht die Zähne geputzt habe. Außerdem soll er fast genauso lange auch nicht geduscht haben.

[00:22:08]

Knackig formuliert heißt es in dem Antrag. Sein Gestank war nicht mehr auszuhalten. Zwar ist es für einen Musiker des gehauchten Schmutzes Songs grundsätzlich gut, wenn etwas in der Luft liegt. Weniger gut ist es allerdings, wenn das Sein schlechter Atem ist. Und so fürchte ich, dass Phil Collins Lieder nun von so mancher Playlist verschwinden werden. Denn Against all odds am Ende wollen doch alle nur easy Lava sein.

[00:22:45]

Dagmar, was hat dich heute überrascht, wie das so abläuft, wenn unangekündigt Papst Franziskus anruft, so wie bei einem Priester in Köln? Überraschung 1 Franziskus ruft mit unterdrückter Nummer an. Offenbar sind nicht nur die Wege des Herrn unergründlich, sondern auch die Telefonnummer des Papstes. Der Kölner Priester jedenfalls wollte den Anruf erst einmal nicht annehmen, weil für gewöhnlich, gab er zu Protokoll, würde ausschließlich seine 62 jährige Mutter aus Neuss mit unterdrückter Nummer anrufen. Überraschung 2 Der Papst hat ein Glaubwürdigkeitsproblem.

[00:23:19]

Wie der Kölner Priester weiterhin berichtet, glaubte er zuerst an einen Scherz Anruf. Er habe nämlich Zitat viele Freunde, die gerne ihre Stimme verstellen. Überraschung 3 Um vom Papst angerufen zu werden, muss es nicht unbedingt dringend sein. Franziskus wollte mit dem Kölner Priester nur über einen Brief sprechen, den der Priester verfasst hatte und in dem es um die Priesterausbildung im Erzbistum Köln geht. Den Brief hatte er dem Papst bei einer zufälligen Begegnung in Rom überreicht. Der Priester rechnete mit der Antwort eines Sekretärs, sicher, aber nicht mit dem persönlichen Anruf von Franziskus.

[00:23:56]

Also wenn Sie demnächst von einer unterdrückten Nummer angerufen werden, sollten Sie unbedingt dran gehen. Es könnte der Papst am Telefon sein oder die 62 jährige Mutter des Priesters aus Köln. Bleiben Sie aufrecht irgendwie Ihre Dagmar Rosenfeld.